Erneut Siegel in Jerusalem gefunden!

BLOG: Archäologische Spatenstiche

Anregungen zur Umwelt der Bibel
Archäologische Spatenstiche

Peter van der VeenMein Kollege Viktor Golinets hat in diesem Blog im Januar bereits von der Entdeckung eines Siegels aus der Grabung von Eilat Mazar auf dem Kamm der Davidstadt berichtet. Die Inschrift wurde anfänglich falsch als „Temech“ gelesen, danach aber einstimmig zu „Schelomit/ Schelomot“ korrigiert. Die Darstellung von zwei Männern am Altar wie auch der Stil der Inschrift legen eine Datierung in der neubabylonischen und frühpersischen Zeit (zwischen 600-400 v. Chr.) nahe. Vor wenigen Wochen entdeckte das Team um Professor Ronni Reich und Eli Shukron in der Nähe der Gihonquelle am Osthang der Davidstadt (wo vor 2 Jahren bereits zwischen 170-200 Tonverschlüsse aus dem frühen 8. Jh. v. Chr. entdeckt wurden) ein Siegel (und Fragmente von nicht näher identifizierten Tonverschlüssen) mit der Inschrift: „Gehört dem Rafijahu, dem Sohn Schallums“ (siehe Abb.). Beide Namen waren während der judäischen Königszeit verbreitet. Auch wurden zwei runde Markierungen (Kugelbohrungen) und ein Palmzweig in das Siegel eingraviert. Der Schriftstil lässt eine Datierung um 700 v. Chr. (also auf die Zeit der Könige Hiskia und Manasse) vermuten. Rafijahu war wahrscheinlich ein hoher aber bisher unbekannter Beamter gewesen. Die Benennung des Gottesnamen Jahu (Jahwe) identifiziert ihn eindeutig als Judäer.

Nun wurde vor wenigen Tagen unweit der Klagemauer in einer Grabung mit u.a. Überresten aus der ersten Tempelperiode ein Siegel aus Halbedelstein entdeckt. Die Druckseite des Siegels zeigt drei Flächen. In der oberen Bildfläche wurde eine Girlande mit Granatäpfeln eingraviert, während in den zwei unteren Schriftflächen der Name des judäischen Eigentümers, „Netanjahu, der Sohn des J’[a]osch“, zu lesen ist. Wieder handelt es sich um einen bisher unbekannten hohen Beamten und auch dieses Mal haben wir es mit Namen zu tun, die in der judäischen Königszeit gut belegt sind. Der Name des Vaters ist verwandt mit dem des Jo’schijahu, besser bekannt als Josia. Die Schrift datiert das Siegel auf das 7.- frühe 6. Jh. v. Chr.: Building Remains From The Time Of The First Temple Were Exposed West Of The Temple Mount (March 13, 2008)

Strichzeichung oben mit freundlicher Genehmigung von G. M. Grena.

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Peter van der Veen hegt seit seiner Jugend großes Interesse an der Geschichte und Archäologie der Bibel. Er ist Leiter einer deutschen Arbeitsgruppe für Biblische Archäologie und arbeitet seit seiner Promotion über antike Beamtensiegel (Uni Bristol, 2005) an mehreren Forschungsprojekten zur Archäologie des alten Israel.

3 Kommentare

  1. Woher…

    …weiß man eigentlich, dass es sich um einen hohen Beamten handelte? Allein aus der Tatsache, dass er ein Siegel besaß oder gibt’s da noch mehr?

  2. Beamten Siegel

    Mehrere Überlegungen wie der klare Stil der Buchstaben, die Ikonographe (Granatsäpfel), Onomastikon (Namen die vor allem in Priesterfamilien usw. vorkommen), wie auch der Fundort (Elitenviertel in Jerusalem, und Nähe zum Tempelberg) und eben die Tatsache, dass sich nur wenige Leute ein Siegel leisten konnte (und auch für Schriftdokmente einsetzen konnten), legen nahe, dass wir es hier mit hohen Beamten zu tun haben.

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