Falcon 9 Erstflug gelingt

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Erfolg für Elon Musk und sein Unternehmen Space X bereits im ersten Anlauf. Der Jungfernflug der Falcon 9, der ersten auf rein privater Basis entwickelten Großrakete der Welt, gelang auf Anhieb. Die Entwicklung der Falcon 9 dauerte nur in etwa 30 Prozent der Zeit die eine Raumfahrtbehörde oder ein klassischer kommerzieller Auftragnehmer für ein solches Unterfangen benötigen, und die bislang verbrauchten Entwicklungsbudgets dürften etwa bei 25-30 Prozent herkömmlicher Werte liegen.  
 

Falcon 9: Sekunden nach dem Verlassen der Startrampe

Einige aufwendige Tests, die in der institutionell beauftragten kommerziellen  Raumfahrt üblich sind, hat Elon Musk einfach auf den Erstflug verlegt. So führte er beispielsweise keinen Vakuumtest mit dem Zweitstufentriebwerk durch, ein äußerst aufwendiger und extrem kostenintensiver Erprobungsschritt der bei Regierungsbeauftragungen üblich ist.

Mit dem Erfolg war daher keinesfalls zu rechnen gewesen. Bedeutende Unternehmen der Raumfahrtindustrie und Raumfahrtorganisationen sind schon bei den Jungfern-Einsätzen neuer Trägerraketen gescheitert. Historisch gesehen liegt die Erfolgsrate bei Erstflügen bei unter 50 Prozent. Auch Elon Musk war von vielen Experten der Misserfolg vorhergesagt worden. Er selbst hatte seine Prognosen äußerst konservativ angesetzt.

Falcon 9: Eingehüllt in einen so genannten "Shock Collar"

Der Planwert für die angestrebte Umlaufbahn war eine Kreisbahn in 250 Kilometern Höhe. Erzielt wurde eine elliptische Bahn mit einem Perigäum von 235 Kilometern und einem Apogäum von 276 Kilometern.

Der Flug war keineswegs problemfrei, wie dieser Film deutlich zeigt. Im Moment des Abhebens trat ein Rollkontrollproblem auf, ausgelöst wahrscheinlich durch ein verzögertes Ablösen der Nabelschnur.

Die Stufentrennung erfolgte offensichtlich mit sehr geringen Toleranzen, möglicherweise kam es auch zu einem Kontakt zwischen erster Stufe und dem Merlin-Triebwerk der Oberstufe.

In der zweiten Hälfte der Brennzeit der zweiten Stufe arbeitete offensichtlich das Rollkontrollsystem nicht mehr, und es begann sich eine immer höhere Drehrate aufzubauen.

Die Bergung der ersten Stufe – ein Meilenstein von allerdings nachgeordneter Bedeutung – gelang nicht, wie von Musk und seinen Ingenieuren erhofft. Sie brach offensichtlich beim Eintritt in die dichteren Luftschichten auseinander.

Dass der Träger trotzdem den Orbit erreichte, und die angestrebten Bahnparameter mit relativ großer Genauigkeit traf, zeigt die Robustheit des Gesamtsystems, das offensichtlich auch Fehlfunktionen verkraften kann.

Bei dieser Mission bestand die Nutzlast aus einem funktionslosen Dummy der Dragon-Kapsel, einem unbemannten Versorgungsmodul für die Internationale Raumstation und die künftige Hauptnutzlast der Falcon 9. Eine funktionsfähige Testeinheit soll beim nächsten Testflug im Spätsommer mitgeführt werden.

Nach diesem erfolgreichen Erstflug dürfen wir in den nächsten Tagen und Wochen mit Sicherheit aber auch mit der Ankündigung von Startaufträgen aus dem kommerziellen Satellitensektor für SpaceX rechnen.

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Ich bin Raumfahrt-Fan seit frühester Kindheit. Mein Schlüsselerlebnis ereignete sich 1963. Ich lag mit Masern im Bett. Und im Fernsehen kam eine Sendung über Scott Carpenters Mercury-Raumflug. Dazu der Kommentar von Wolf Mittler, dem Stammvater der TV-Raumfahrt-Berichterstattung. Heute bin ich im "Brotberuf" bei Airbus Safran Launchers in München im Bereich Träger- und Satellitenantriebe an einer Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik tätig. Daneben schreibe ich für Print- und Onlinemedien und vor allem für mein eigenes Portal, "Der Orion", das ich zusammen mit meinen Freundinnen Maria Pflug-Hofmayr und Monika Fischer betreibe. Ich trete in Rundfunk und Fernsehen auf, bin Verfasser und Mitherausgeber des seit 2003 erscheinenden Raumfahrt-Jahrbuches des Vereins zur Förderung der Raumfahrt (VFR). Aktuell erschien in diesen Tagen beim Motorbuch-Verlag "Interkontinentalraketen". Bei diesem Verlag sind in der Zwischenzeit insgesamt 16 Bücher von mir erschienen, drei davon werden inzwischen auch in den USA verlegt. Daneben halte ich etwa 15-20 mal im Jahr Vorträge bei den verschiedensten Institutionen im In- und Ausland. Mein Leitmotiv stammt von Antoine de Saint Exupery: Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge zu verteilen und Arbeit zu vergeben, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten unendlichen Meer. In diesem Sinne: Ad Astra

1 Kommentar

  1. Die Nasa und die Privaten

    Man kann Obama vorwerfen, er habe die grossen Visionen bemannter Raumfahrt mit Flügen zum Mond und Mars, jedenfalls über den Erdorbit hinaus, begraben oder mindestens in die ferne Zukunft verschoben. Der Entscheid, den privaten Raumfahrtunternehmen eine wichtigere Rolle zu geben, war jedenfalls richtig.

    Die Nasa selbst sollte bewährte Technologie den Privaten übergeben mit dem impliziten Auftrag, sie zu kommerzialisieren und deutlich billiger zu machen. Die Nasa selbst sollte sich vor allem zukunfstsweisenden Projekten widmen.

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