Thuraya 3 ist 2008 die Nummer 1

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Erleichtertes Aufatmen beim Sea Launch Konsortium. Nach einer Service-Unterbrechung von fast einem Jahr in der Folge des katastrophalen Fehlstarts vom 31. Januar 2007, bei dem seinerzeit auch die Odyssey-Startplattform schwer in Mitleidenschaft gezogen war, gelang gestern der Start von Thuraya 3 ohne Probleme. Der arabische Mobilfunksatellit ist damit das erste Raumfahrzeug, das in diesem Jahr in den Weltraum entsendet wird.

 Mehr Bilder zu diesem Start finden sie hier

Das RD-171 Energomash Zweikammer-Haupttriebwerk der in der Ukraine gebauten Trägerrakete vom Typ Zenith 3 SL erwachte um 12:49 Uhr mitteleuropäischer Zeit zum Leben. Sekunden später hob die Rakete mit einem Schub von 7.300 Kilonewton ab und flog genau nach Osten in Richtung der 4.000 Kilometer entfernten amerikanischen Westküste. Für den Start war die Odyssey-Plattform etwa auf Höhe der Hawaii-Inseln stationiert, knapp unterhalb des Äquators auf 154 Grad westlicher Länge.

Die Trennung von den beiden ersten Stufen, noch über dem Westpazifik, erfolgte plangemäß, ebenso die erste Brennphase der Block DM-SL Oberstufe, die den Satelliten wenige Minuten nach dem Liftoff zunächst auf eine Parkbahn in einem niedrigen Erdorbit absetzte.

Eine weitere Zündung brachte den 5.100 Kilogramm schweren Kommunikationssatelliten dann auf die geplante geostationäre Transferbahn. Genau 99 Minuten nach dem Verlassen der Startplattform gab die dritte Stufe den Satelliten schließlich frei und beendete damit die insgesamt 25. Mission einer Sea Launch Zenith 3 SL.

Die danach erzielten Orbitparameter waren ein Perigäum von 738 Kilometern, ein Apogäum von 35.650 Kilometern und eine Inklination von 6.2 Grad zum Äquator.

Nur Momente nach der Trennung von der Block DM erfasste eine Bodenstation in Kalifornien die ersten Telemetriesignale des Satelliten.

Am 31. Januar letzten Jahres war es durch einen Fremdkörper in der Oxidator-Turbopumpe im Moment des Abhebens zu einem Leistungsabfall des Triebwerks gekommen. Die Rakete verlor daraufhin Schub, fiel in den Flammenschacht und explodierte. Die Startplattform wurde durch diesen Unfall erheblich beschädigt und in der Folge verlor Sea Launch eine Reihe von Startaufträgen an die Konkurrenz.

Der von Boeing gebaute Thuraya 3 wird in den nächsten Tagen mit dem Bordantrieb auf die endgültige geostationäre Bahn gebracht. Seine Arbeitsposition wird sich auf 98,5 Grad östlicher Länge über dem östlichen indischen  Ozean befinden. Danach wird der Satellit Mobilfunkdienste im arabisch-asiatischen Raum abwickeln. Thuraya 3 ist in der Lage über 25.000 Mobilfunk-Telefonate gleichzeitig zu vermitteln.

Wenn alle Antennen und Solargeneratoren entfaltet sind, wird Thuraya 3 erhebliche Dimensionen aufweisen. Die große netzartige Entfaltantenne hat einen Durchmesser von über 15 Metern und die Spannweite der Solargeneratoren beträgt mehr als 40 Meter von einem Ende zum anderen. Thuraya 3 ist der dritte Satellit den Boeing für das in den Arabischen Emiraten ansässige Unternehmen Thuraya gebaut hat. Ein vierter Satellit befindet sich derzeit in Produktion.

Der nächste Einsatz für Sea Launch ist derzeit für den März geplant. Dann soll DirecTV 11, ein weiterer Satellit aus den Boeing-Werkshallen, in den Orbit gebracht werden.

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Ich bin Raumfahrt-Fan seit frühester Kindheit. Mein Schlüsselerlebnis ereignete sich 1963. Ich lag mit Masern im Bett. Und im Fernsehen kam eine Sendung über Scott Carpenters Mercury-Raumflug. Dazu der Kommentar von Wolf Mittler, dem Stammvater der TV-Raumfahrt-Berichterstattung. Heute bin ich im "Brotberuf" bei Airbus Safran Launchers in München im Bereich Träger- und Satellitenantriebe an einer Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik tätig. Daneben schreibe ich für Print- und Onlinemedien und vor allem für mein eigenes Portal, "Der Orion", das ich zusammen mit meinen Freundinnen Maria Pflug-Hofmayr und Monika Fischer betreibe. Ich trete in Rundfunk und Fernsehen auf, bin Verfasser und Mitherausgeber des seit 2003 erscheinenden Raumfahrt-Jahrbuches des Vereins zur Förderung der Raumfahrt (VFR). Aktuell erschien in diesen Tagen beim Motorbuch-Verlag "Interkontinentalraketen". Bei diesem Verlag sind in der Zwischenzeit insgesamt 16 Bücher von mir erschienen, drei davon werden inzwischen auch in den USA verlegt. Daneben halte ich etwa 15-20 mal im Jahr Vorträge bei den verschiedensten Institutionen im In- und Ausland. Mein Leitmotiv stammt von Antoine de Saint Exupery: Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge zu verteilen und Arbeit zu vergeben, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten unendlichen Meer. In diesem Sinne: Ad Astra

2 Kommentare

  1. Himmlische Telekommunikation

    Übrigens: schon gewusst, dass THURAYA das arabische Wort für die Plejaden ist?!
    🙂

  2. Arabische Plejaden

    Liebe Susanne,

    das war mir nicht bekannt. Ein wirklich schöner Name.

    Vielen Dank für den Hinweis.

    ASTRA

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