Astrogeo Netzschau: Wüstenstrom ohne Leitung, Mars mit Klimawandel

Desertec, die für Europa solarelektrifizierte Sahara, ist am Straucheln. Und das aus Gründen, die nicht gerade neu sind: Politische Instabilität galt ja von Anfang an ein Grund gegen die große Stromgewinnung in Nordafrika, wo der Islamismus voranschreitet. Jetzt alledings ist ein europäischer Staat schuld: eine geplante Stromleitung zwischen Marokko und Spanien droht zu scheitern, weil Spaniens Regierung die nötige Unterstützung nicht beitragen will. Der eigentliche Grund: Spanien ist Nettostromexporteur nach Marokko. Neue Leitungen für zusätzlichen Transport von Windstrom ins sowieso krisengeschüttelte Spanien wäre deshalb eher ein wirtschaftlicher Nachteil.

Nachtrag zum franzäsischen Militäreinsatz in Mali (mein Blogeintrag): Ali Arbia nimmt hier die Islamistenszene der Region auseinander. Dass hier einfach nur Krieg gegen islamistische Terroristen geführt wird, hält er für viel zu einfach. Und es geht auch um diverse Rechnungen, die diverse Nordafrikaner mit Frankreich noch offen haben.

(CC-BY 2.0 Kevin Lim)
(CC-BY 2.0 Kevin Lim)

Was passiert wenn ein besonders explosiver Vulkan ausbricht, also eine plinianische Eruption stattfindet? Die Ursache liegt weit unter der Erde und hängt mit entgasendem Wasser aus dem Magma zusammen. Hier wird das sehr schön beschrieben – und auch das Cola-Mentos-Experiment kommt vor!

Geologen schlagen Alarm. Wir haben schon bald keine Steine mehr.

Marsianisches

Das irdische Klima schwankt in Zyklen von vielen Jahrtausenden. Verantwortlich dafür sind die Milankovic-Zyklen, also periodische Wackelbewegungen rund um die Eigendrehung der Erde und ihre Bahn um die Sonne (hier verbloggt). Dass auch der Mars solche Wackelbewegungen hat, war schon länger klar. Jetzt hat ein amerikanisch-französisches Forscherteam neue Modelle gerechnet und kam zu dem Schluss: Die meisten Flusstäler und Anzeichen für fließendes Wasser auf der Marsoberfläche entstanden in extrem kurzen Wärmephasen. Dagegen dürften die dann folgenden Kältephasen viel länger gewesen sein – unpraktisch für die Entwicklung von Leben. Und auch der Begriff Wärmephase ist relativ. – Auf dem frühen Mars gab es kurzfristig so viel Schmelzwasser wie an der Küste der Antarktis – und vielleicht auch etwas mehr, vergleichbar mit dem Süden Grönlands. Wenn denn die Modelle stimmen. Dafür fehlen eigentlich noch harte Daten aus dem Sediment, die Curiosity jetzt liefern kann.

Apropos Marsklima: Es gibt ein neues Citizen Science-Projekt – nach Galaxy Zoo und anderen ist jetzt der Mars dran. Einige zehntausend Freiwillige hat die Wissenschaftlerin schon gefunden, die jahreszeitlich Veränderungen auf Bildern des Mars Reconnaissance Orbiters suchen sollen. Das Projekt heißt passenderweise PlanetFour.

Wer braucht einen Hammer, wenn er einen atomgetriebenen, Laser-tragenden Monstertruck mit Traktorreifen hat, der über Stock und Stein fährt und dabei alles kurz und klein schlägt? fragt die Gale Gazette. Gut, schlagen kann Curiosity nicht, aber der Einsatz seines Bohrers steht unmittelbar bevor (hier zusammengefasst). Danach ist das letzte Instrument in Betrieb genommen und die eigentliche Wissenschaftsmission kann beginnen.

Stellt euch vor, ihr fahrt mit dem Auto von Madrid nach Moskau – in einem Canyon. Troy McConaghy hat Acht Fun Facts über das Valles Marineris zusammengetragen, den größten bekannten Canyon des Sonnensystems auf dem Mars.

Astronomisches

Die NASA hatte einen recht großen Mondlandesimulator vor Apollo 11, mit einem ziemlich großen, naturalistisch gestalteten Mond (Bilder!). Das 2-Millionen-Dollar-Gerät wurde allerdings bald wieder demontiert, als klar wurde, dass die Landenavigation nicht die schwerste Aufgabe der Mission war, sondern das Rendezvous mit dem Servicemodul im Orbit. So steht es jedenfalls in diesem Blogeintrag.

Die indische Mondmission (samt dem geplanten Lander) muss wohl ohne Russland auskommen. Offiziell wurde Indiens Raumfahrtagentur noch nicht informiert. Derzeit restrukturiere Roskosmos sein interplanetares Programm, das nach dem Verlust von Fobos-Grunt letztes Jahr stark getroffen ist.

Florian Freistetter besucht das größte Teleskop Deutschlands und fotografiert nicht nur den Riesentubus, sondern auch Nachspeise und wissenschaftliche Kekse.

Zuletzt: Warum sollten Astronomen gegen Fracking sein? Wegen der Lichtverschmutzung. Auf den neuen „Erde bei Nacht“-Aufnahmen eines US-Satelliten sieht man nämlich neben den großen Städten ein ziemlich großes und erstaunlich helles Schiefergas-Bohrfeld in North Dakota.

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Karl Urban wäre gern zu den Sternen geflogen. Stattdessen gründete er 2001 das Weltraumportal Raumfahrer.net und fühlt sich im Netz seitdem sehr wohl. Er studierte Geowissenschaften und schreibt für Online-, Hörfunk- und Print-Publikationen. Nebenbei podcastet und bloggt er.

3 Kommentare

  1. Einbürgerungstest für SciLogs-Blogger?

    Selten so ein arrogant-abgehobenes dümmliches Geschwafel gelesen. Gibt es eigentlich Qualifikationsanforderungen für SciLogs-Blogger oder reicht eine einfache Vitamin B-Empfehlung?

  2. Als arrogant..

    .. sehe ich Ihren Kommentar an, Geoman.
    Pikarls Beiträge sind nun mal meist keine fertig ausformulierten Artikel zu einem einzigen Thema, die man bequem runterlesen kann, sondern man muss/kann sich den Hintergrund anhand der umfangreichen links selber “erarbeiten”.

    Dafür erhält man eine Palette von relevanten astrogeo-Themen aus pikarls Fundus, durch die man sich bei Interesse weiterklicken kann. Und das find ich gut!

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