Alles Käse?

BLOG: Astronomers do it at Night

…und auch tagsüber
Astronomers do it at Night

Fragt man in der allgemeinen Öffentlichkeit astronomisches Grundwissen ab, trifft man immer wieder auf populäre Irrtümer wie das weit verbreitete “im Winter ist es kalt, weil die Erde dann weiter weg von der Sonne ist als im Sommer”. Auf der Suche nach dem Ursprung solcher Fehlinformationen trifft man häufig auf – schlimm genug – Lehrer, die es selber nicht besser wissen, und Bücher, den denen astronomische Sachverhalte schlichtweg falsch dargestellt werden. In diese unrühmliche Liste darf sich nun auch Käsehersteller Bel Deutschland (u.a. Leerdamer, Adler Edelcreme, Mini Babybel) einreihen. Sein sich speziell an Kinder richtender Brotaufstrich Kiri wird derzeit mit Lernspielen zu astronomischen Themen verkauft – bei denen fleißig falsche Vorstellungen in den Antworten kolportiert werden.

kiri_polarstern_cut

Das mit den 6000 mit bloßem Auge am Himmel sichtbaren Sternen mag man ja noch durchgehen lassen (tatsächlich bezieht sich die Zahl auf den gesamten von Nord- und Südhalbkugel der Erde aus sichtbaren Himmel, zu einem bestimmten Zeitpunkt von einem bestimmten Standort aus also etwa die Hälfte – ohne Lichtverschmutzung!) und bei den 200 Milliarden zieht man die Augenbrauen hoch (das ist die Zahl der Sterne in der Milchstraße, aber es gibt ja noch jede Menge weitere Galaxien, die ebenfalls Milliarden von Sternen enthalten), aber daß der Polarstern der hellste Stern am Himmel ist, ist in jedweder Hinsicht falsch. Seltsam auch, daß dann im Anschluß noch der Begriff Leuchtkraft fällt, mit dem kaum ein Kind etwas anfangen können wird.

kiri_mond_cut

Auch hier grober Unfug – wenn der Schatten der Erde auf den Mond fällt, haben wir eine Mondfinsternis, mit den Mondphasen dagegen hat das nix zu tun. Mal ganz abgesehen davon, daß die “Form” des Monds natürlich immer gleich bleibt (eine Kugel eben, die halt aus unterschiedlichen Richtungen beleuchtet wird und bei der dann eben auch mal ein Teil dunkel bleiben kann).

Warum man bei Bel Deutschland die Antworten auf die Quizfragen ausgerechnet so formuliert hat, bleibt ein Rätsel. Für eine saubere Recherche oder gar Rückfragen bei Fachleuten scheint jedenfalls keine Zeit gewesen zu sein. Besonders unglücklich ist hierbei aber natürlich, daß die Opfer dieser Aktion Kinder sind – wißbegierige junge Menschen, die wirklich etwas lernen möchten, und den Antworten, die bei diesem Spiel vorgegeben werden, leichtfertig glauben schenken werden.

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

43 Kommentare

  1. Schlimm, was da passiert. Da fragt man sich, wer für so etwas verantwortlich ist. Wer hat sich diese Antworten ausgedacht? Ich werde die Firma auf jeden Fall mal anschreiben.

  2. Oh, super 🙁
    Was ein Glück, dass ich im Supermarkt doch nicht zugegriffen habe. Sonst hätte ich das alles wieder grade biegen müssen.

  3. So erzieht man schon die Kinder zu kritischen Konsumenten. Ich stell mir vor: wenn man den Kleber mit der Überscfrift “Weißt Du, warum der Mond ab- und zunimmt” umdreht, steht auf der Rückseite die astronomisch richtige Erklärung und als Schlussatz: Kiri mit Sahne enthält gar keine Sahne sondern Sahneersatz aus Soja.

    • Oh Karl, dieser Saturn-Transit ist wirklich genial. 😀
      Aber ich kann mir vorstellen, das man interessante Antworten bekommt, wenn man Leuten das Bild zeigt und fragt, was sie davon halten, bzw. was daran falsch ist.

  4. Fragt an Erwachsene: Wer hat die Kugelgestalt der Erde entdeckt?
    Häufigste Antwort: Galileo!
    Eine Folge der Hugo Boss Werbung.

  5. Habe gerade den Bel-Verbraucherservice angeschrieben. Mal sehen, ob sich jemand melden wird.

    Hallo liebe Kiri Lernspiel-Gruppe,

    ihr habt Euch da wieder mal richtig astronomisch verhauen mit eurem Wissen über die Entstehung der Mondphasen. Ich habe darüber vor langer Zeit ein Erklärungsvideo gemacht, wie diese in Wirklichkeit entstehen: http://www.youtube.com/watch?v=bnSMSkueiTE

    Da der Kiri Brotaufstrich ja ein Kinderprodukt ist und die Verpackung von lesenden, wissbegierigen Kindern dann auch gelesen wird, bitte das nächste mal zuerst ein Buch aufschlagen.

    Im diesem Sinne: Öfter mal den Kopf einschalten
    Euer Peter Lustig

  6. Was für ein Unsinn, der Mond ändere seine Form. Dafür sollte man die Verantwortlichen über den Rand der Erdscheibe schupsen. 🙂

  7. Ist das der echte Peter Lustig, Held meiner Kindheit, der da die Kosmologs liest? *Tränchen ausdrück*

    Carolin: Danke dass du das Thema aufgreifst. Für mich ist dieses miserabel recherchierte “Lernspiel” ein Zeichen dafür, wie gering die Firma ihre Kunden wertschätzt. Ist fast egal, was da auf den Karten steht, Hauptsache das Zeuch wird gekauft.

  8. Naturwissenschaftliche Bildung hat in Deutschland traditionell keine große Bedeutung, denn für die Bildung haben wir ja Goethe. Für die RTL-Generation ist ungefähres Wissen da völlig ausreichend. Und der “soliden Halbbildung” kommen nun einmal keine Zweifel daran, ob das eigene Wissen denn auch stimmen könnte. Man müsste mal erfahren können, wie viele Eltern sich an diesem “Wissen” stören.

  9. Da hier am Rande auch die Sache mit den Lehrern angesprochen wird – zum Thema “Lehrerfortbildung”, selbst wenn sie von renommierten Instituten durchgeführt wird, könnte ich jetzt durchaus auch etwas sagen. Aber das lasse ich heute mal lieber.

    Ich werde mich auch mal mit dieser Firma in Verbindung setzen. Ich hoffe schon, dass die sich bei konstruktiver Herangehensweise (beispielsweise würde ich die Leute da nicht gleich duzen und auch nicht anpflaumen) offen zeigen. Immerhin haben die ja wohl etwas investiert und die Reputation ihres Produkts wird ihnen nicht ganz egal sein.

  10. In vielen Kinderbüchern ist auch die Mondsichel falsch abgebildet.
    Die Licht-Schattengrenze auf einer Kugel muss immer ein Großkreis sein,
    von dem man immer nur eine Halb-Ellipse sehen kann.

    http://members.chello.at/karl.bednarik/MONDSICH.PNG

    Eratosthenes-Nachweis für die Scheibenwelt (diese Zeichnung stammt leider nicht von mir):

    http://members.chello.at/karl.bednarik/Eratosthenes.jpg

    Partielle Mondfinsternis auf der Scheibenwelt:

    http://members.chello.at/karl.bednarik/PARMONFI.JPG

  11. Pingback:Kosmischer Käse, eine mathematische Metapher und Open Access – Astrodicticum Simplex

  12. @Bednarik

    “In vielen Kinderbüchern ist auch die Mondsichel falsch abgebildet.”

    Das würde ich aber jetzt nicht mit den oben angeführten Falschinformationen gleichsetzen. Kinder zeichnen ja auch Kopffüßler. Die Sichel ist keine spezifische Mondphase, sondern eben “der Mond”, synthetisch rund und sichelförmig zugleich.

    • Kinderbücher sind Bücher von Kindern, eher selten Bücher von Kindern. Was Kinder malen, ist eine Sache, an Kinderbücher legt man andere Maßstäbe an. Sicher haben Sie Recht mit Ihrem Hinweis darauf, dass es bei einer Monddarstellung oft um den Erkennungswert geht. Leider aber sieht man grob falsche Darstellungen des Mondes auch bei Büchern für Kinder, die eine didaktische Intention verfolgen, beispielsweise beim Band zum Mond aus der Serie Was ist Was.

      Jetzt wird gleich wieder einer sagen, das sei gar nicht schlimm, das können die Kids auch später noch lernen, und das Abendland geht nicht unter, wenn in einem Buch mal was Falsches steht.

  13. @Bednarik
    In Kinderbüchern können Tiere auch sprechen. Aber ich denke, das hat mit dem Thema hier nichts zu tun.

  14. Ich habe heute Antwort auf meine Mail bekommen.

    Ich wollte erst den Wortlaut hier zitieren, habe aber leider vergessen, dafür die Erlaubnis einzuholen. Aber jeder, der schon mal so eine Antwort auf eine kritische Anfrage bekommen hat, weiß ja sowieso, wie so etwas aussieht.

    Das übliche Geschwurbel, wir haben ihre Kritik weitergeleitet, wir bedauern es sehr, wir werden es uns zu Herzen nehmen, leider sind alle Packungen bereits ausgeliefert, so dass wir leider nichts mehr ändern können, usw., usw..

    Naja, wenigstens haben sie überhaupt geantwortet. Ich hoffe nur, dass sich so viele Menschen über diese Aktion beschweren, dass die verantwortlichen Leute anfangen zu denken und sich in Zukunft überlegen, wen sie für eine Marketingkampagne bezahlen.

  15. Es gibt tatsächlich auch heute – im Zeitalter von Wikipedia – noch Wissensvermittler, die sich nicht schlau machen, bevor sie etwas lehren. Zu den obigen Sätzen

    Fragt man in der allgemeinen Öffentlichkeit astronomisches Grundwissen ab, trifft man immer wieder auf populäre Irrtümer wie das weit verbreitete “im Winter ist es kalt, weil die Erde dann weiter weg von der Sonne ist als im Sommer”.

    habe ich folgendes erlebt. Die Grundschullehrerin meines Sohnes vermittelte genau das “im Winter ist es kalt, weil die Erde dann weiter weg von der Sonne ist als im Sommer” obwohl es im Klassenzimmer ein Schülerlexikon gab in dem das richtig erklärt wurde.
    Um das Wissen einiger Pädagogen scheint es nicht gut zu stehen. Nicht selten vermitteln sie etwas Falsches einfach weil sie ihr eigenes Wissen nicht hinterfragen.. Der Spiegel dieser Woche bringt das Beispiel einer Grundschullehrerin, die “Tieger” mit ie an die Wandtafel schrieb, selbst habe ich erlebt wie ein Lehrer “her” und “hin” falsch verwendete. Meiner Meinung nach ist das ein Zeitphänomen. Heute zählt in Bezug auf Wissen und Wissensvernittlung die Quantität und nicht die Qualität. Auch in den Grundschulen, wo man den Schülern immer noch etwas mehr beibringen will anstatt dass man Ihnen beibringt wie man lernt und wie man sich vergewissert ob eine Vermutung zutrifft oder nicht.

  16. Wo ist eigentlich das Problem?

    Ob es 200 Milliarden oder 200 Milliarden mal 200 Milliarden Sterne gibt, ist für Kinder und auch die meisten Erwachsenen unwichtig. Und wie die Mondphasen wirklich entstehen, kann man immer noch lernen, wenn man sich tiefer interessiert. Ich kenn Kinder, deren Weltrauminteresse von Captain Kirk angestoßen wurde. Kein Mensch erwartet lexikalisches Wissen auf Käsepackungen. Statt sich über astronomischen Stuss aufzuregen, wäre es besser, seine Zeit zu nutzen generell Kinderwerbung anzugreifen.

    Gruß, Thomas

    • @Thomas
      Du hast mit Sicherheit Recht, daß Werbung, die sich speziell an Kinder richtet, generell kritisch hinterfragt werden sollte. Ich halte zum Beispiel auch die Webseite kiri-spass.de, auf der besagter Käsehersteller nicht nur Rezepte sondern auch kleine Online-Spiele zu seinen Produkten ganz klar für Kinder aufgemacht hat, für mehr als nur überflüssig.
      Ich bezweifle übrigens arg, daß der Werbeeffekt von dem Quiz ausgeht – wenn dann eher von den Leuchtsternen. Aber wenn schon ein Lernspiel auf der Packung abdrucken, warum dann wie Horst sagt nicht gleich mit richtigen Antworten?

    • Sicher gibt es Leute, denen das egal ist, und die astronomische Fakten für Stuss halten. Aber was hat das mit dem Thema zu tun? Wenn etwas in wissenschaftlichem Gewand daherkommt und den Anspruch erhebt, Fakten (asu der Astronomie oder einer anderen Wissenschaft) zu vermiteln, dann sollten diese Fakten auch stimmen. Mann kann schon davon ausgehen, dass Kinder, die so etwas lesen, davon ausgehen, dass das so stimmt, und nicht, dass es grob falsch und haarsträubender Unfug ist.

      Da ist eigentlich das Problem.

  17. @Thomas
    Und worin würde das Problem bestehen, etwas richtiges auf Käsepackungen zu drucken, anstatt etwas falsches?
    Warum sollte man Kindern etwas falsches beibringen, mit dem Argument, sie können (könnten!) später ja immer noch lernen, wie es wirklich ist?
    Sollten wir Kindern dann vielleicht auch beibringen, dass 2+2=5 ist? Macht doch nichts, sie können es später doch immer noch richtig lernen, falls sie sich für Mathematik interessieren, oder?

    Falsch ist falsch.
    Und bevor man Kindern etwas falsches erzählt, sollte man lieber gleich den Mund halten. Und wenn Firmen “Wissen” vermitteln wollen, bzw. mit so einer Aktion mehr verkaufen wollen, dann sollten sie wenigstens sorgfältig arbeiten und nicht irgendwelchen Unsinn verbreiten.

    Es fehlt wirklich nur noch Frage (und die passende Antwort), wie weit es bis zum Rand der Erdscheibe ist.

    • Es hätte die Firma ja nun wirklich nichts gekostet, die richtigen Antworten herauszufinden. Auf meinem Schreibtisch sind schon mehrere Skripte von Kinderbüchern oder Artikeln für Kinderzeitschriften gelandet, die ich korrekturgelesen habe. Mir ist nicht bekannt, dass dafür irgendeine Summe geflossen wäre, zumindest ganz sicher nicht an micht. Bestenfalls habe ich ein kostenloses Belegexemplar gekriegt.

      Es kann also keine finanziellen Gründe für diesen Fail geben. Das wäre ja ohnehin absurd. Im vergleich zu dem, was so eine Werbeaktion kostet, wären die Kosten für die Informationsbeschaffung und -verifizierung, selbst wenn sie nicht Null wären, komplett irrelevant.

      Komplett unverständlich, das Ganze.

    • Das ist so ungefähr die sinnloseste Antwort überhaupt. Das Überleben unserer Kultur hängt von einer ganzen Menge Dinge nicht ab. Darf man jetzt über solche Dinge diskutieren, die für die Luktur überlebenswichtig sind? Wer bestimmt das … Sie etwa?

      Wenn Ihnen das Tjema Astronomie egal ist oder wenn Sie die Diskussion für uninteressant halten, warum beteiligen Sie sich dann daran? Sicher gibt es anderswo Themen, deren Wichtigkeit auch nach Ihren Maßstäben diskussionswürdig ist.

    • @Thomas
      Noch einmal die Frage mit der Bitte um eine Antwort:
      Wo liegt der Vorteil, bei solchen Aktionen Unsinn zu verbreiten, anstatt richtige Antworten zu geben?
      Zu teuer? Niemand da, der Ahnung hat? Kein Bock, zu recherchieren?
      Dann sollte man es einfach sein lassen.

      Und zu dem Argument, dass es ja nur Käsepackungen sind:
      Laut Aufdruck soll es sich um ein “Lernspiel” handeln. Da ist es doch nicht zu viel verlangt, dass man (die Kinder) dadurch auch etwas lernen können, oder? Stattdessen wird hahnebüchener Unsinn verbreitet.
      Man kann nur hoffen, dass niemand, der mal in Not ist und sich nachts orientieren muss, sich daran erinnert, dass “der Polarstern der hellste Stern am Himmel ist”. Der Arme wäre hoffnungslos verloren. 😉

  18. Für mich ist die falsche Darstellung eines einfachen astronomischen Sachverhalts, wie sie auf den Kiri-Packungen vorkommt, vor allem symptomatisch dafür, dass viele Leute ihr eigenes Wissen nicht richtig einschätzen können. Sie wissen nicht wirklich was sie wissen und was sie nur vermuten.
    Man sollte einmal einen Fragebogen zusammenstellen mit lauter “Kinderfragen” und zufällige Passanten um Antworten dazu bitten. Wäre sicher erhellend.

    • Solche Fehleinschätzungen der eigenen Kenntnisse findet man nach meiner Erfahrung eher im Bereich der Medizin oder bei Aufregerthemen wie der Umwelttechnik oder der Kerntechnik. Also bei Sachen, bei denen jeder eigentlich der Meinung ist, es ginge ihn persönlich etwas an. Bei der Astronomie und Mathematik ist die verbreitete Meinung doch eher die, dass man das alles zwar nicht weiß, dass man es aber auch nicht wissen muss oder vielleicht sogar überhaupt nicht wissen sollte, weil das nur was für Nerds ist. Ich erlebe eigentlich nicht so oft, dass Leute bei astronomischen Themen an Selbstüberschätzung leiden. Eher umgekehrt, wenn man da ein bisschen fragt “Na komm, das weißt du doch, denk mal an ….”, dann kommt manchmal doch raus, dass da schon etwas Wissen vorhanden ist.

  19. Ist das Ihre übliche Reaktion, wenn Ihnen andere Positionen nicht in den Kram passen, Herr Khan? Ich empfehle, die Kommentarfunktion hinzunehmen und Beitragende nicht zu beschimpfen. Ob Ihr Stil nun besser ist als meiner, überlasse ich den anderen Lesern. Und ob meine Antwort sinnlos ist, ebenso.

    Hallo Herr Maleki,
    meine persönliche Antwort wird mit der Ihrigen übereinstimmen (Zu teuer etc.). Nur meine Konsequenzen sind andere. Mir fällt lediglich das Missverhältnis zwischen Ursache und „Aufregepotential“ auf. Wenn ein Kind nach der Lektüre der Käsepackung so etwas glaubt, wird es wahrscheinlich nicht von Eltern und anderen Erwachsenen korrigiert. DAS ist das wahre Trauerspiel. Vor Allem finde ich bemerkenswert, wie die Gemüter bei solch banalen Fragen hochkochen. Das ist nicht nur in diesem Kreis entlarvend.
    Ich wollte das eigentlich gar nicht diskutieren, sondern nur eine Anmerkung platzieren. Angesichts der Reaktionen war die wohl auch gar nicht so schlecht.

    Das war es von meiner Seite. Gruß und Schönen Tag

    • Was soll das jetzt? Niemand hat Sie beschimpft. Es hat auch niemand die Frage gestellt, wessen Stil besser ist. Allerdijngs sollte man auch nicht anderen vorschreiben, dass Sie über ein Thema nicht zu diskutieren haben, weil es angeblich nicht wichtig negug sei. Das entscheidet immer noch jeder selbst, und nicht Sie für die anderen.

      Es gibt natürlich bei allem immer noch Sachen, die schlimmer sind. Dass Erwachsene es auch nicht besser wissen als Kinder, mag zwar sein, aber wieso führt das zu der Konsequenz, dass es kein Problem sei, wenn bei einem vorgeblichen Lernspiel wissenschaftlich falsche Antworten gegeben werden?

      Na egal, ich muss nicht verstehen, was Sie eigentlich wollen.

  20. @Thomas
    Klar, kann das jeder sehen, wie er will.
    Ich für meinen Teil finde es allerdings überhaupt nicht banal, wenn Kindern etwas falsches beigebracht wird, nur weil irgendwelche Marketingfuzzies keine Lust hatten, für ihr Geld vernünftige Arbeit abzuliefern. Wäre wohl zu anstrengend gewesen. Hauptsache, die Kohle wird überwiesen. Und die Auftraggeber waren offenbar selber zu dumm, um die Fehler zu erkennen oder sie hatten schlichtweg kein Interesse an ihrer eigenen Werbeaktion.

  21. Wenn die Frage nach dem hellsten Fixstern, nach der Sonne, am Himmel, über 500000€ bei “Wer wird Millionär” für einen guten Zweck entscheidet (Nina Hagen bei Günter Jauch), sollte man sich doch mal Gedanken über die richtigkeit der Antworten machen.

    • Nicht unbedingt. Das ist eine Frage, die unvorbereiteten Laien gestellt wird. Man kann von Laien keine astronomischen Kenntnisse erwarten. Gestern war die Venus unglaublich hell am Abendhimmel zu sehen. Es fiel einigen Leuten an der Bushaltestelle auf, an der ich stand und es entwickelte sich ein Gespräch. Aber keiner kam auf die richtige Antwort. Und selbst, als ich sagte: “Na, die Venus, Sie wissen schon.” – kein Aha.

      Ein Lernspiel sollte vorbereitet sein und es müsste auch mal jemand gegengelesen haben, der sich auskennt. Eben weil es mit hoher Wahrscheinlichkeit auf vielleicht interessierte, aber nicht mit Vorwissen ausgestattete Leser trifft. Eben weil die Leser, wenn es Kinder sind, auch nicht von ihren Eltern die richtige Antwort hören werden, denn die wissen es auch nicht.

      Astronomie ist eben kein Stuss. Stuss ist eine Quizfrage der Art, wer 1972 den ESC gewann. Wenn man das nicht weiß, ist es egal. Wenn aber eine elementare naturwissenschaftliche Frage nicht beantwortet werden kann, dann ist das nicht deswegen schlimm, weil diese eine Sache nicht gewusst wurde, sondern weil das Nicht-Wissen dieser fundamentalen Sache auf eine klaffende generelle Wissenslücke hinweist.

      Und, hat Nina Hagen die richtige Antwort gewusst?

  22. Leider nein. Der private 50:50 Joker von Nina Hagen, ein 1€ Stück, kannte die Antwort. Da Günter Jauch die Antwort ( Sirius) aber auch nicht kannte und von einer Antwort abriet, blieb es bei 500000€ für einen guten Zweck.

    • Das passt.

      Günter Jauch hatte unlängst auch noch nie etwas vom Doppler-Effekt gehört, fand seine Wissenslücke aber nicht unbedingt alarmierend. Das ist auch irgendwie kennzeichnend: Wenn jemand fälschlich irgendwo behaupten würde, der Erlkönig sei von Schiller, oder der Mann mit dem Goldhem von Dürer, würde sich Hohn und Spott über ihn ergießen und er würde sich schamrot Asche aufs Haupt streuen. Jauch konnte sich gar nicht einkriegen, als eine Kandidatin mal nicht über bayrische Barockkirchen Bescheid wusste.

      Wenn aber einer beispielsweise mit dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik nichts anfangen kann oder mit den Newtonschen Axiomen oder bei der Berechnung der Fläche eines Dreiecks versagt – viel fundamentaler geht’ s ja schon nicht mehr – dann ist es uncool, das als Problem zu bezeichnen. Zumindest ist Herr Jauch dann auf einmal sehr tolerant.

      Wenn Nina Hagen Sirius nicht kannte, dan hat sie doch keinen direkten Draht zu Aliens. Ich bin schwer enttäuscht. Na, vielleicht kannte sie ja nur den sirianischen Namen von Sirius,

      • Dazu noch eine Anekdote:
        Vor einigen (inzwischen sogar vielen) Jahren hatte er in seiner Sendung mal die Frage, wo man die Magellanschen Wolken findet (am Nordpol, auf dem Mond, im Weltraum, in der Stratosphäre). Ob der Kanditat die Frage richtig beantwortet hat, weis ich nicht mehr, aber hängen geblieben ist, dass Herr Jauch danach erklärt hat, dass ihn astronomische Themen nicht wirklich interessieren, weshalb er die richtige Antwort auch nicht wusste.
        Ach ja, warum das inzwischen sogar viele Jahre her ist: Die Sendung war kurz nach den olympischen Sommerspielen in Sydney, anno 2000. Ich hätte ihn da am liebsten gefragt, ob der die nicht gesehen hat, als er in Sydney war um von Olympia zu berichten. – Ich hätte mir die Gelegenheit jedenfalls nicht entgehen lassen!

  23. Wenn Kinder schon mit falschen Informationen “gefüttert” werden und diese falschen Informationen auch noch von Erwachsenen bestätigt werden, ist es kein Wunder, dass in unserem Grundwissen Lücken sind. Bei “Wer wird Millionär” ist meistens bei den Astronomiefragen Schluss.
    Der “kleine Wagen”, der jetzt am Abendhimmel zu sehen ist sind übrigens die Plejaden im Stier und nicht das Sternbild kleiner Wagen.

    • Das Traurige ist, dass Astronomie eigentlich die Leute anzieht. Wenn ich irgendwo das Teleskop aufbaue, ist sofort jemand zur Stelle, der durchgucken will und alle möglichen Fragen stellt. Die Frage “Warum machen Sie das eigentlich?” kommt aber nie – es scheint also jedem von vorneherein klar zu sein, dass man da durchaus etwas Sinnvolles tut. Ich habe auch nie wirkliche Enttäuschung festgestellt, nicht mal bei supercoolen Jungs oder verkicherten Girlies. Irgendwie fanden sie den Blick in die Weiten des Alls dann doch zumindest “krass”, wenn nicht gar “voll krass”. Bei jüngeren Kindern ist das Interesse eher noch größer,

      Es hat schon seinen Grund, warum die auf dem Käse ein astronomisches Lernspiel gewählt haben. Sie hätten ja auch was mit Tieren machen können oder mit Ländern. Umso unverständlicher, dass sie dass dann dermaßen an die Wand gefahren haben. Mir ist immer noch nicht klar, wie die das geschafft haben.

      Wenn jemand die Organisation eines simplen Lernspiels schon nicht packt, dann reißt der doch sonst auch nichts. Üblicherweise sind Firmen in solchen Fällen knallhart – schwupp, ist wieder ein Name auf der Rightsizing-Liste.

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