Amateurastronomie und Schule – zwei Welten?

BLOG: Astronomers do it at Night

…und auch tagsüber
Astronomers do it at Night

Wir erinnern uns: 2009, das Internationale Jahr der Astronomie. Es gab unzählige Aktionen, Projekte, Ideen und Veranstaltungen, die die Astronomie in die breitere Öffentlichkeit tragen und ins Bewußtsein der Menschen bringen sollten. Die Protagonisten dabei waren vielerorts die Amateurastronomen. Volkssternwarten und Vereine – aber auch Einzelpersonen – waren und sind sehr engagiert, wohlgemerkt auch völlig unabhängig vom Label IYA.

Ein besonderes Augenmerk des Internationalen Jahrs lag darauf, Astronomie vermehrt in die Schule zu bringen, und das weltweit. In Deutschland war ein ganzes Quartal dem Themenkomplex Astronomie und Schule gewidmet, mit einem Schwerpunkt auf der Woche der Schulastronomie vom 9. bis zum 15. November 2009. Die Frage nach dem Stellenwert der Astronomie im Rahmen des Schulcurriculums wird nach wie vor kontrovers diskutiert und die Voraussetzungen dafür sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. In vielen Fällen hängt es allein vom Interesse des Lehrers ab, ob astronomische Inhalte überhaupt ihren Weg in den Unterricht finden.

Die Prämisse des IYA hatte viele Amateurastronomen ermutigt, erstmalig direkt auf die Schulen in ihrer Umgebung zuzugehen und ihre Mitarbeit und Unterstützung anzubieten, zum Beispiel in Form von Besuchen während der Unterrichtszeit, Vorträgen und Kursen zu bestimmten Themen oder natürlich Himmelsbeobachtungen. An dieser Stelle offenbarten sich nicht selten unüberwindbare Barrieren, oft sehr zur Enttäuschung der Amateure. Häufig liefen schon die Anfragen der Astronomen ins Leere. Dahinter steckte allerdings nicht notwendigerweise mangelndes Interesse von Seiten der Schulen, es fehlte meist einfach der richtige Ansprechpartner. Anderswo kam es zu durchaus erfolgreichen Veranstaltungen – eine wirklich tiefergehende Zusammenarbeit oder ein regelmäßiger Austausch ist allerdings nur in den seltensten Fällen daraus entstanden.

Heinz-Bernd Eggenstein stellt die Möglichkeit vor, Veränderlichenbeobachtung mit einfachen Mitteln in der Schule einzusetzen. Aufnahme von Markus Pössel

Woran liegt das? Amateure und Lehrer haben ganz unterschiedliche Herangehensweisen an den Themenkomplex Astronomie. Der Amateurastronom beschäftigt sich aus eigenem Interesse mit der Materie und setzt sich nach seinen Vorlieben Schwerpunkte wie zum Beispiel Sonnenbeobachtung oder Deep Sky Fotografie. Im Allgemeinen ist er gern bereit, seine Faszination und sein Wissen mit anderen zu teilen, er ist sich aber durchaus seiner Grenzen bewußt. Gerade in Bezug auf Kinder und Jugendliche betrifft das insbesondere auch seine didaktischen Kompetenzen.

Der Lehrer sieht daher, daß der Amateurastronom ihm nur bedingt dabei helfen kann, Astronomie in seinen Unterricht zu integrieren. Ein Beobachtungsabend mit Teleskop beispielsweise kann nur ein Einstieg sein, der die Schüler mit den Phänomenen des Himmels überhaupt erst vertraut macht, die es dann aber weiter zu ergründen gilt – im Rahmen des vorgegebenen Lehr- oder Bildungsplans. Astronomie paßt da an den unterschiedlichsten Stellen durchaus hinein, für die konkrete Umsetzung braucht der Lehrer allerdings Materialien, die er im Unterricht direkt einsetzen kann.

Die Bemühungen von Lehrern und Amateurastronomen laufen also in gewisser Weise aneinander vorbei. Tatsächlich kann (und soll!) ein Amateurastronom die Aufgaben eines Lehrers nie zu 100% übernehmen. Woran es aber hapert, ist die Verzahnung dieser beiden Wirkungskreise, nämlich daß sich Lehrer von den oftmals guten Ideen der Amateure inspirieren und bei der Entwicklung didaktischen Materials tatkräftig unterstützen lassen. Gleichzeitig bekäme der Amateurastronom einen besseren Einblick in die Arbeitsweise des Lehrers, von dem auch seine eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Schülern profitieren würden.

Um diese Kluft zu überbrücken, hatte ich für das Haus der Astronomie in Heidelberg am 20. November 2010 astronomieinteressierte Lehrer und Amateurastronomen aus ganz Deutschland zu einem Kennenlern-Workshop eingeladen. Dem Aufruf gefolgt waren viele, sowohl Lehrer als auch Amateure – zuviele, als daß jeder wirklich mit jedem in Gespräch kommen konnte. Das wiederum zeigt natürlich aber auch, daß von beiden Seiten grundsätzlich Interesse da ist, gemeinsam etwas zu bewerkstelligen.

Daß das konkret doch schwieriger ist als ich gedacht hätte, ist für mich die wichtigste Erkenntnis der abschließenden Diskussionrunde des Tages. Ideen und Anregungen gab es viele, aber auch die unterschiedlichen Ausgangspunkte beider Gruppierungen wurden deutlich. Auf der einen Seite stehen die Amateurastronomen, die sich einfach nur wünschen, daß ihr Angebot an die Schulen besser wahrgenommen und in Folge häufiger genutzt wird. Auf der anderen Seite die Lehrer, die an vielen Fronten kämpfen – da wären die Verkürzung der Gymnasialzeit und die damit einhergehende Reduzierung des Schulstoffes, methodische Vorgaben wie kompetenzbasiertes und kontextorientiertes Lernen oder die Einführung von naturwissenschaftlichen Verbundfächern anstelle der klassischen Fächer Physik, Chemie, etc. – und deren Möglichkeiten oft begrenzt sind.

Während der Diskussionsrunde. Aufnahme von Matthias Rückemann

Zwei Dinge haben sich als entscheidend herauskristallisiert: Zum einen bedarf es einer Kommunikationsstruktur, mithilfe derer Lehrer ihre Fragen direkt an die Gemeinschaft der Amateurastronomen richten können und wo sie auch mit fundierten Antworten rechnen können. Während die einhellige Meinung der anwesenden Amateure war, daß man hier auf die Diskussionsforen der beiden großen Astronomieportale astronomie.de und Astrotreff mit ihren vielen aktiven Nutzern zurückgreifen sollte, ist die Forenkultur unter Lehrern allerdings derzeit noch weitaus weniger verbreitet. Entscheidend dafür ob die Lehrer ein solches Medium auch annehmen, wird die Qualität des Angebots sein. Speziell zur persönlichen Kontaktaufnahme gilt es, eine aktuell gehaltene Datenbasis zu schaffen, der man entnehmen kann, welches Know-how jemand bieten kann, um sowohl überregional Experten zu finden, die aus der Ferne helfen können, wie auch lokal eine Zusammenarbeit vor Ort zu realisieren.

Der zweite Punkt betrifft die Bündelung bereits vorhandener Initiativen und die Sammlung von Materialien. Denn vieles gibt es eben bereits, aber es verliert sich in den Weiten des www. Hinzu kommt, daß jemand der danach sucht, es auch finden muß. Eine zentrale Linksammlung bietet sich an, zum Beispiel über die Seite Astronomie in Deutschland, dem Nachfahren der deutschen Webseite des IYA. Aber auch das Haus der Astronomie selbst ist hier gefordert, denn es ist gerade für Lehrer eine wichtige Anlaufstelle, die solche Informationen bereitstellen sollte.

Insofern nehme auch ich jede Menge Anregungen aus dem Workshop mit – nicht nur was es organisatorisch bei einer solchen Konferenz besser zu machen gilt, sondern auch, welche Veranstaltungen wir am Haus der Astronomie in Fortführung des Tages anbieten sollten. Eine wundervolle Idee ist da zum Beispiel die, "richtige" Workshops in viel kleinerem Rahmen zu speziellen Themenbereichen zu gestalten, auf denen Lehrer und Amateure gemeinsam didaktisches Material entwickeln. Der Grundstein für eine solche Zusammenarbeit ist gelegt, bauen wir ein Haus darauf!

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

19 Kommentare

  1. Hallo, Caro, vielen Dank für Dein Engagement. Die gleiche Erfahrung habe ich auch machen müssen. Mein angebot, eine Astro-AG zu übernehmen, stieß am Tag der offenen Tür meines ehemaligen Gymnasiums nicht auf die Euphorie die ich mir erhofft hatte… Ein Austausch- Forum wäre sehr wünschenswert. Auch ein link zu Vorbereitungsmaterial, dass durchaus auf die Jahrgangsstufen abgestimmt ist, wäre gut.

  2. @Mattias

    Was du schilderst, ist ein klassisches Paradebeispiel. Ein Amateurastronom macht ein Angebot, und die Reaktion der Schule bleibt eher reserviert. Dabei hattest du vermutlich sogar noch den Vorteil, daß dich als ehemaligen Schüler der Schule vielleicht noch der eine oder andere Lehrer persönlich kennt – und trotzdem.

    auch die Gründe dafür sind in gewissem Maße einleuchtend: Zum einen hat man es als Außenstehender in einer Schule immer schwer, das ist völlig unabhängig vom Thema Astronomie. Wenn jemand etwas in den Räumen anbietet, dann wirkt das nach außen wie ein offizielles Angebot der Schule. Dementsprechend muß die Schule gewährleisten, daß inhaltlich und fachlich alles seine Ordnung hat – was (übertriebenermaßen) hieße, daß eigentlich immer jemand von der Schule dabeisitzen müßte. um sicherzugehen, daß du nicht Astrologie statt Astronomie in der AG machst.

    Was du da bräuchtest, wäre eben ein entsprechender Vertrauensvorschuß – oder eine Art “Gütesiegel”. Auch hier sehe ich einen Ansatzpunkt, denn am HdA bilden wir ja auch Lehramtsstudenten in Astronomie aus. Warum also nicht umgekehrt Amateurastronomen “in Lehramt ausbilden”? In einem entsprechenden Kurs zum Beispiel hätte ein Amateur die Gelegenheit, sich sein Fachwissen offiziell anerkennen zu lassen und gleichzeitig auch noch zu lernen, wie man mit Schülern umgeht.

    Ein anderes Problem für deine AG ist ganz profan: Sie fände mit ziemlicher Sicherheit in deiner Freizeit, also außerhalb der regulären Schulzeit statt. Da stellt sich dann die Frage des Zugangs zum Schulgelände, der Versicherung der Schüler während sie mit dir arbeiten oder aber wie sie im Anschluß nach Hause kämen.

  3. wieso an Schulen?

    Ich würde vorschlagen, solche Astronomie-AG’s nicht als Bestandteil normalen Unterrichts, sondern als freiwillige Ergänzung anbieten. Falls Schulen keine Räume dafür zur Verfügung stellen, wäre die nächstgelegene Uni/FH vermutlich kooperationsbereit. Mir ist die Zielgruppe Ihrer AG-Ideen unklar: Sie schreiben nur von Gymnasien? Den Hinweis auf das Fehlen guter Informations-/linksammlungen halte ich für berechtigt, z.B. pflegte der “New Scientist” früher eine für die schnelle Planung von Projektchen mit unterschiedlichster Schülergruppen sehr nützliche Linksammlung, die leider abgeschafft wurde. Eine Frage nebenbei: Der lange zurückliegende Eindruck von van der Waerden’s “Anfänge der Astronomie” läßt mich immer mal wieder mit dem Gedanken spielen, z.B. babylonische Astronomie als Thema einer AG auszuprobieren. Gibt es dazu bereits Erfahrungen?

  4. Zum Thema

    Hallo Carolin,
    Kompliment zu dieser Zusammenfassung. Gerade die abschliessende Diskussion habe ich so wie Du verstanden. Es gibt bereits viele Foren im Internet, nur wenige wissen davon. Leider gibt es nur wenige Amateurastronomen die didaktisches Wissen mitbringen. Und da sollte man ansetzen. Zum einen kann man Amateurastronomen darüber informieren, wie man an Schulen die Astronomie als AG, WU, WPU oder Projektwoche installieren kann, dazu sollten sie auch über Material verfügen und den Umgang mit den Schülern lernen. Das ist nicht so einfach, was ich aus eigener Erfahrung weiss. Man muss einiges tun um die Schüler bei der Stange zu halten. Wenn das nicht gelingt, kann es schnell zu Frust beider Seiten, bemühter Amateurastronom auf der einen Seite und gelangweilte Schüler auf der anderen Seite.
    Auf alle Fälle sollten wir dranbleiben.

    Gruß
    Oliver

  5. Workshop

    Hallo Caro,

    sehe das ebenfalls wie Oliver, vielen Dank für Dein grosses Engagement!
    Ich bin ja selber Amateurastronom und bei Vorträgen (gerade für Kinder oder Schüler) vor die Frage gestellt, was kann ich als astronomischer oder physikalischer Background vorraussetzen. Mein Vortrag sollte ja weder langweilen noch überfordern. Mit Frust ist Keinem geholfen.

    Aus diesem Grund sehe ich mich auch ausserstande, irgendwelche Unterrichtsmaterialien anzufertigen. Ich kann nur darstellen, was ich mache bzw. machen kann.

    Ich denke der Workshop (und auch seine möglichen Fortsetzungen) könnte da Hilfe geben

    Gruss

    Peter

  6. Wokshop

    Hallo Carolin,

    das Treffen am Samstag war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Deshalb erst einmal danke an Dich für die Organisation und die Einladung.

    Wie ich das sehe und wie in Deinem Artikel schon angesprochen wurde, muss nun zuerst eine zentrale Anlaufstelle geschaffen werden auf der alle Informationen gebündelt sind.

    Wir Amatuerastronomen sollten nicht müde werden den Kontakt zu Schulen herzustellen. Die Lehrer wiederum sollten in der Lehrerschaft für die Astronomie werben.

    Ich bin gespannt wie sich das weiter entwickelt.

    Grüße
    Albert Heller

  7. Ein Haus der *deutschen* Astronomie?

    Auf dem Workshop – v.a. in der Schlussdiskussion – wurden dem Haus der Astronomie (als virtuellem Gastgeber) seitens der Besucher viele “Hausaufgaben” aufgegeben, die die Koordination der Astrodidaktik-Szene in ganz Deutschland betreffen. Die wurden auch wohlwollend zur Kenntnis genommen, wie mir schien (jedenfalls hat Herr Pössel alles mit einem Recorder aufgenommen :-).

    Auf der Homepage des Hauses findet sich nun die Formulierung, es sei für “die astronomische Öffentlichkeitsarbeit im Heidelberger Raum und darüber hinaus” gedacht, und auch in früheren Pressemitteilungen wurde der regionale Aspekt zumindest hervorgehoben. Ergibt sich die Frage: Besteht überhaupt – strukturell, personell und auch im Sinne des Hauptsponsors KTS – die Möglichkeit, hier z.B. die (mit einigem Aufwand verbundene) Pflege eines benutzerfreundlichen und bundesweiten Zentralregisters für Astrodidaktik aller Art einzurichten?

    Allein das Zusammenführen und die (u.U. gezielte tiefe) Verlinkung jener deutschsprachigen Webseiten zur Astronomie, die ein Lehrer (oder auch anderer Didaktiker) direkt gebrauchen könnte, am besten noch mit kurzer Erläuterung, was es wo gibt, wäre eine Heidenarbeit. Aber genau so etwas würden sich nicht nur die Teilnehmer des Workshops zu Weihnachten (na gut: Weihnachten 2011, nach der Fertigstellung des Gebäudes 🙂 wünschen …

  8. \exists VEGA

    1. Ich habe bereits als Schülerin und Hobbyastronomin meiner Schule die Astronomie gebracht. Die Lehrer nahmen das dankbar an…

    2. …die öffentlichen Sternwarten und Planetarien auch.

    3. Daher engagierte ich mich bis zu diesem Sommer in der VdS für diese Rubrik: Ich schuf ein VdS-Jugendreferat, denn die größte dt. Vereinigung von (Hobby)Astronomen (gibt’s nunmal mehr als Profis) hat das Anliegen “Astronomie in die Schulen” seit 1953 als §2.2 in ihrer Satzung. das “VdS-Jugendreferat” oder mittlerweile kurz “VEGA” genannt, ist ein Konglomerat von jungen Hobby-AstronomInnen, die ihre wissenschaftlichen Interessen gern an andere weitergeben. Daher würde ich empfehlen, dass Ihr, liebe Caro, Euch vllt auch mal mit diesen engagierten Nachwuchs-Hobby-Astros arrangiert: Ich bin ja nun (glücklicherweise) nicht mehr dafür zuständig, aber Ihr könntet Euch gewiss mit meinen Nachfolgerlingen in Verbindung setzen. 🙂

    Viel Spaß bei der weiteren Jugendarbeit in und außerhalb der Schule!

    Gruß,
    Susanne

  9. @T

    Astronomie-AGs stehen ja schon generell außerhalb des regulären Unterrichts. Sie richten sich an einen Kreis von Interessierten, während der allgemeine Unterricht allen Schülern gleichsam zugute kommt.

    Beides ist wichtig, astronomisches Grundwissen im Unterricht und Vertiefungsmöglichkeiten. Sobald AGs aber komplett außerhalb des schulischen Rahmens angeboten werden sollen, steht man als externe Einzelperson mit Sicherheit vor größeren organisatorischen/rechtlichen/versicherungstechnischen Problemen – und man wird nur selten die Unterstützung einer Schule dafür gewinnen. Am einfachsten hätte es da immernoch ein Verein über eine Jugendgruppe. Tatsächlich spüren die meisten Astronomievereine den Mangel an Nachwuchs deutlich. Jugendarbeit in Vereinen und Schulastronomie stehen aber schnell auf einem völlig anderen Blatt!

  10. @Oliver und Peter

    Das ist der entscheidende Punkt. Auf der einen Seite hat man engagierte Amateurastronomen, die versucht haben in den Schulen aktiv zu werden, aber in der Praxis gescheitert sind – sei es weil sie keinen Draht zu den Schülern gefunden haben oder weil ihnen schlicht die notwendige Methodik fehlte, den Schülern etwas beizubringen. Dann gibt es da noch diejenigen, die sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gar nicht erst zutrauen.

    Jeder sollte genau nach seinen Fähigkeiten und seinem Interesse zum Thema Astronomie in der Schule beitragen, nicht mehr und nicht weniger. Wobei es eben vieles gibt, das man lernen kann, eben zum Beispiel das Vorwissen abzuschätzen, das ein Schüler einer bestimmten Altersstufe mitbringt. Didaktische Methoden sind kein Geheimnis. Angehende Lehrer lernen diese Dinge schließlich auch.

    Natürlich braucht es auch ein gewisses Talent in Umgang mit Kindern und Jugendlichen, man muß sich in Schüler hineinversetzen können etc. Ich würde aber behaupten, viele Amateurastronomen unterschätzen dahingehend ihre Fähigkeiten.

  11. @Daniel

    Ich muß deinen Befürchtungen zustimmen – die Möglichkeiten des Hauses der Astronomie sind begrenzt. Schon jetzt hat unser kleines Team viele Aufgaben, die es zu bewältigen gilt, und mit der bevorstehenden Fertigstellung des Gebäudes werden es nicht weniger werden.

    Das ändert aber meiner Meinung nach nichts daran, daß das besprochene angegangen werden muß – wenn nicht von uns, von wem dann?

    Tatsächlich wäre nichts kontraproduktiver als Datenbanken, Verzeichnisse und Linklisten anzulegen, die dann nicht gepflegt werden. Allein schon aus Gründen der Effizienz stehe ich daher voll und ganz dahinter, vorhandene Strukturen anderswo zu nutzen und wenn möglich auszubauen. Insofern sind auch wir auf die Unterstützung aller angewiesen, bei dieser Sache mitzuwirken.

    Eine nicht unbedingt unrealistische Option wäre es allerdings durchaus, mit der Idee einer Person, die sich auschließlich konkret dieser Angelegenheit widmet, an potentielle Stifter und geldgebende Stellen heranzutreten um zusätzliches Personal zu bekommen.

  12. @Susanne

    Wie oben schon in der Antwort an T. angedeutet, sind astronomisch motivierte Jugendarbeit und Schulastronomie zwei verschiedene Paar Schuhe.

    Das Problem ist ja nicht, daß es zu wenig Leute gibt, die bereit sind hier mitzuwirken. Motivierte Amateure, sei es organisiert in Volkssternwarten und Vereinen oder als Einzelpersonen gibt es genug, auch ohne weiteres Zutun. Da sind wir schon lange einen Schritt weiter. Wichtig wäre eben, ihnen das Rüstzeug an die Hand zu geben, daß aus diesem Engagement mehr wird als reine Interessensbekundung oder methodisches Scheitern.

    Unser Hauptaugenmerk liegt auf der konkreten Unterstützung der Lehrer, die wesentlich mehr von der Zusammenarbeit mit den Amateuren profitieren könnten als wie sie es zur Zeit tun – und umgekehrt.

  13. Alle URLs vom (und zum) Workshop …

    … sind jetzt in meinem Rückblick verlinkt. Das Zusammenstellen hat prompt bestätigt, wie wichtig eine “Meta-Webseite” zu Astronomie und Didaktik ist: Das speziell für Lehrer gedachte und moderierte Forum des Astrotreffs ist nämlich nicht mal auf deren Frontpage verlinkt. Wie soll da ein in astronomischen Forenkreisen ungeübter Lehrer je hin finden? Der Pagerank bei Google ist jedenfalls verheerend …

  14. Vielleicht wäre es eine Idee ein kleineres Treffen mit Amateurastronomen und Lehrern zu machen, die schon Erfahrung haben.

    Eine entsprechende Idee werde ich mal bei der nächsten VS der DGSA einbringen.
    Gruß
    Oliver

  15. Perlentaucher zum Thema:

    “… einen entscheidende Station in der Geschichte der Entstehung von Text – vom Kodex zur interaktiven Datei. (Sein) Hauptbeispiel für einen kooperativ erstellten Text ist das Galaxy Zoo-Projekt, bei dem Forscher Laien aufriefen, ihnen bei der Klassifizierung Hunderttausender per Satellitenteleskop fotografierter Galaxien zu helfen. “Die Forscher haben es durch ihr Crowd Sourcing vermocht, eine Welle des Altruismus auszulösen. 300.000 enthusiastische Amateure haben durch Betrachtung und Einordnung körniger Fotografien innerhalb von Monaten eine Arbeit vollbracht, für die ein Team von Wissenschaftlern Jahrzehnte gebraucht hätte. Ihre einzige Belohnung war das Gefühl, an einem großartigen Projekt beteiligt gewesen zu sein.” (link)

  16. Vom Weg zum Wissens in der Schule…

    Hallo,

    nach Lektüre des voranstehenden Artikels erscheint mir ein Aspekt noch erwähnenswert:

    Frau Liefke verwies in Ihrer Darlegung sehr anschaulich auf den Aspekt, dass die Zugänglichmachung des Wissenspools der Amateurastronomen und die Sicherung der Angebotsqualität für die suchenden Lehrkräfte eine der wesentlichen Schnittstellenaufgaben ist. Diese Aufgabe zu lösen wird sicherlich eine der Kernaufgaben der Zukunft sein, wenn man dem Label “Wissenschaft in die Schulen” in der Fläche näher kommen will, zumindestens was die Astronomie angeht.

    Angesichts eigener Erfahrungen in der Familie mit dem Wissenshandling in den verschiedenen Schulformen vermag ich mir aber nur mit Schwierigkeiten vorzustellen, dass dies einen Ausweg aus einer anderen Problemsituation schafft: Der realtiv unkreativen Verhaltensweise eines großen Teils des heutigen Lehrkörpers. Die sehr dicht gepackten Lehrpläne lassen vielen Lehrern in ihren Augen nur noch sehr wenig Spielraum zur Entwicklung eigener Lehrkonzepte, vieles wird einfach den Lehrvorgaben der Schulbehörden entnommen und mehr oder weniger fantasielos in den Unterricht umgesetzt. Das mag dem Ideal eines “effitienten” Schulsystem geschuldet sein, was immer man darunter verstehen mag, es bewirkt aber eine zunehmende Uniformität der Schulwelten aus der nur wenige Schulen einen Ausweg finden.

    In meinen Augen wird daher eines der “Hauptschlachtfelder” einer Initiative, die eher dem akademischen Wissensbegriff verbunden ist, darin liegen, Lobbyarbeit zu betreiben, möglicherweise auch mit einem Blick nach Amerika, wo der ‘public outreach’ der Institute deutlich populärer ist, um den zuständigen Bildungspolitikern beizubringen, dass die Vermittlung eines umfassenden Weltverständnisses auf populärwissenschaftlichem Niveau nicht ‘unproduktiv’ ist sondern vielmehr der Einstieg in das Interesse an Bildung und damit ein probater Ausweg aus der zunehmenden Bildungsferne.

    J. Woker

  17. Wie kommt Wissenschaft in die Schule?

    Der Artikel von Carolin Liefke zeigt in meinen Augen eine der wesentlichen Schnittstellenaufgaben auf, die bislang nicht gelöst sind, um die bestehende Lücke zwischen Amateurastronomie und Lehrkörper zu überbrücken.

    Mir erscheint es aber wichtig auf eine andere in meinen Augen wichtige Thematik hinzuweisen:
    In den letzten Jahren erleben wir eine zunehmende Ausdünnung der Wissensvermittlung in der Breite des Bildungssystems unter dem populistisch anmutenden Schlagwort “lernen was wirklich gebraucht wird”.

    Der Erfolg dieser Vorgehensweise ist nicht nur die Reduzierung tiefgründiger Bildung auf wie auch immer definierte Eliten der Lernenden unter Zurücklassung des Restes der Jugend, sondern auch eine zunehmende Zwangsuniformoerung der Bildung in den Regelbildungswegen, was m.E. nicht in den höheren Schulen endet sondern zunehmend auch die Hochschulen erreicht.

    Eine substanzielle Umkehr in der Bildungspolitik hin zu einem umfassenden Bildungsbegriff der die jungen Menschen zu eigenem Interesse am Wissen führt und vom geistigen Konsumverhalten weg- und zu aktivem Lernen hinführt tut in meinen Augen Not!

Schreibe einen Kommentar