Blog-Teleskop reloaded – Ausgabe #67

BLOG: Astronomers do it at Night

…und auch tagsüber
Astronomers do it at Night

Zugegebenermaßen: Im Jahr 2010 bin ich blogtechnisch doch etwas schreibfaul gewesen. Keine Sorge, ich mache jetzt keine vollmundigen Versprechungen (obwohl gute Vorsätze dieser Art ja nicht ganz unangebracht wären), die ich dann wenn’s schiefläuft aber doch nicht halten kann. Hier soll es um das Blog-Teleskop gehen, das alle zwei Wochen Rückschau auf das Treiben der deutschsprachigen Astronomie-Bloggerszene hält und das im Mai 2009 und im Januar 2010 auch hier bei mir zu Gast war. Ende Dezember letzten Jahres hatte ich mir überlegt, daß es eigentlich mal wieder an der Zeit wäre, eines zu übernehmen. Zu dem Zeitpunkt schien bereits ein Blog-Teleskop ausgefallen zu sein. Blog-Teleskop-Erfinder Florian Freistetter schrieb mir dann aber, daß er die Aktion höchstwahrscheinlich einstellen würde, weil das Blog-Teleskop nie so gelaufen war, wie er sich das vorgestellt hat. Vor einer Woche verkündete er dann ganz offiziell das Aus für das Blog-Teleskop.


Nun war es daraufhin nicht gerade so, daß ein Aufschrei durch die Bloggerszene ging, mit Protesten und dergleichen. Aber immerhin, einige durchweg traurige Stimmen gab es schon, auch von dem einen oder anderen ehemaligen Ausrichter des Blog-Teleskops. Warum also nicht einfach versuchen, es am Leben zu erhalten? Ich mache also einfach mal den Anfang und schaue mal, was sich kürzlich so getan hat in der astronomischen Bloggerwelt.

Als allererstes möchte ich euch ein neues Astronomie-Blog vorstellen: Astroholls Blog. Nur wenige Tage bevor ich bei Florian anfragte, wurde es eröffnet. Autor Manfred Holl ist in der Amateurszene wohlbekannt, seit vielen Jahren schon ist der Hamburger in vielen Bereichen der Astronomie aktiv. Die Beiträge die er bisher verfaßt hat, sind ein Kaleidoskop seiner Interessensgebiete, zum Beispiel die Geschichte der Astronomie, Raumfahrt oder Sonnenbeobachtung. Manfred ist aber auch fleißiger Bücherleser und stellt uns "Der neunte Kontinent" und "Sonne, Mond, Planeten beobachten und fotografieren" vor. Außerdem hat er ein Auge auf das astronomische Fernsehprogramm, sein TV-Astro-Guide ist schon lange legendär.

Auch dem Thema 2012 und seiner Resonanz in gewissen Medien widmet sich Manfred. Florian dagegen stellt nicht nur fest, daß das mit dem Weltuntergang schon 1999 nicht geklappt hat, sondern räumt auch mit der Angst vor der bevorstehenden Supernovaexplosion der Beteigeuze auf, die in den vergangenen Tagen wieder hochgekocht ist. Mit dem gar nicht so mysteriösen Vogelsterben befaßt er sich bei der Gelegenheit auch gleich. Und dann war da eigentlich auch noch eine Youtube-Perle in Sachen Tod aus dem All und astronomisches Grundwissen, die aber inzwischen irgendwie verschollen ist. Überhaupt gab es bei Florian diesmal eine ganze Reihe sehenswerter Videos, aber auch viel spannendes aus der aktuellen Forschung zu lesen, zum Beispiel wie man eine bislang unentdeckte Begleitgalaxie der Milchstraße finden könnte oder die Beobachtung eines Asteroiden, der bei einer Kollision aus der Vesta herausgerissen worden sein könnte.

Ein anderer Dauerbrenner bei Florian ist ja bekanntlich die Astrologie, er wird nie müde nachzuweisen daß sie Unfug ist. Da reicht schon eine statistische Analyse der Wortzusammensetzung von Horoskopen. Denen widmet sich auch Maria Pflug-Hofmayr in Meta-Physik.

Und wenn wir schonmal beim Thema Unsinn sind, dürfen Verschwörungstheorien aller Art natürlich nicht zu kurz kommen. Während sich die Kollegen bei Relativ Kritisch mit Hartwig Thim und Otto E. Rössler altbekannten Crackpots zuwenden, werfen Alexander Stirn in Alles was fliegt und Michael Khan in Go for Launch einen Blick auf die seltsamen Auswüchse, die die Wikileaks-Veröffentlichungen der Botschaftsdepeschen in den Medien so treiben. Da wird nämlich aus dem Projekt HiROS, an dem auch das DLR beteiligt ist, mal eben schnell ein Spionagesatellit, und fertig ist der Skandal. Im selben Atemzug kommen dann auch noch deutsch-französische Ressentiments an die Oberfläche.

Michael hat auch noch die neue Supererde Kepler 10b im Angebot, die sich natürlich auch Planetologin Ludmila Carone in Hinterm Mond gleich links näher anschauen muß. Auch Daniel Fischer, der uns in Skyweek 2.0 wie gewohnt mit einem riesigen Straus an gesammelten Neuigkeiten, Bildern und Links versorgt, befaßt sich damit. Andere Exoplaneten wie Gliese 581g dagegen sind bekanntermaßen auf dem absteigenden Ast. Jan Hattenbach hat in den Himmelslichtern jedenfalls schonmal die Grundstückspreise im Blick.

Das Highlight für die Kosmologen war die Vorstellung der ersten Ergebnisse von Planck, die wir uns sowohl bei Relativ Kritisch bei als auch bei Solscape anschauen können. Daß Satelliten, die eigentlich einen Blick in die Weiten des Kosmos werfen sollen, manchmal auch ganz irdische Sachen ins Blickfeld bekommen, zeigt das Beispiel Terrestrial Gamma Ray Flashes, die mit Fermi beobachtet wurden. Bei dieser Gelegenheit wird auch mal wieder deutlich, daß sich auch der Blick über den Tellerrand der Astronomieblogs hinaus lohnt, um lesenswerte astronomische Beiträge zu finden, zum Beispiel zu Mente et Malleo von Gunnar Ries. Mit dem Klassiker Pale Blue Dot hat auch Biologe Martin Ballaschk in Detritus etwas astronomisches im Angebot.

Bei den mehr amateurastronomisch orientierten Blogs habe ich die partielle Sonnenfinsternis vom 4. Januar knapp verpaßt. Der Clear Sky-Blog stellt uns nach längerer kreativer Schaffenspause Astronomie-Apps für das iPad vor. Trotzdem scheint Autor Stefan Gotthold vom Schlechtwetterfrust übermannt worden zu sein: Als Ersatzbeschäftigung hat er sich eine Ameisenfarm zugelegt. Frank Leiter von Asterythms dagegen hat einige Jupiter- und Sonnenaufnahmen zustandegebracht.

Was fehlt noch zum großen Rundumschlag? Na klar, Science Fiction. Und so freuen sich Florian und Andreas "Astrofan80" Schnabel auf die digital überarbeitete Version von Raumschiff Enterprise. In diesem Sinne zum Schluß noch ein wenig Eigenwerbung, denn von mir gabs zwar in den letzten zwei Wochen keinen Blogbeitrag, dafür kann man mich seit heute Abend bei den Kollegen vom Podcast Die Fantastische Woche zum Thema Exoplaneten hören.

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

5 Kommentare

  1. Die Ausgabe Nr. 68

    Hallo Carolin,

    danke für die #67. Die nächste Ausgabe reservieren wir dann für RelativKritisch. Zu lesen ab 6. Februar auf unserem Blog.

    Grüsse galileo2609

  2. Jene Dinge vermisst man doch am meisten, wenn sie nicht mehr da sind.

    So ist das oft im Leben und meistens gibt es dann kein zurück mehr. Die Dinge sind auf ewig verloren. In diesem Falle ist es nicht so.

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