Willkommen zur Debatte um Atommüll

BLOG: Atommüll-Debatte

Was tun mit strahlenden Hinterlassenschaften?
Atommüll-Debatte

Auf diesen Seiten können sie sich über radioaktiven Atommüll informieren und mit anderen Lesern darüber austauschen, wie wir damit am verantwortungsvollsten umgehen sollten. Alle Diskutanten sind herzlich eingeladen, ihre Meinungen und Sorgen ehrlich und offen, kontrovers und konziliant auszutauschen

Auf den Seiten dieses Blogs wird es um unterschiedliche Aspekte zu Radioaktivität und Atommüll gehen sowie um verschiedene vorgeschlagene Lösungen für seine Entsorgung oder Behandlung. Die ersten Posts sind als kurze Einführung in den gesamten Themenkomplex gedacht und liefern die wichtigsten harten Fakten zu Radioaktivität, Strahlenschäden und Strahlenschutz. Darauf folgen die Meinungsartikel und Einschätzungen zu Themen wie Endlagerung, Umwandlung von langlebigem Atommüll in kurzlebigen (Transmutation), Nuklearethik, dauerhafte Zwischenlagerung etc.

So bestehen zahlreiche offene ethische Fragen zum Umgang mit Atommüll, die bis heute viel zu wenig diskutiert werden – und das, obwohl etwa ein Lehrstuhl für Nuklearethik nur einen winzigen Bruchteil dessen kosten würde, was sonst bei der Suche nach Endlagern ausgegeben wird.

Wenn sie selbst als Gastkommentator einen längeren Text in diesen Blog einbringen möchten, setzen sie sich gerne mit mir in Kontakt. Ich möchte auch Beiträge, die weit von meinen persönlichen Ansichten abweichen, in diesem Blog zur Diskussion zu stellen. Denn am wichtigsten ist in meinen Augen eine offene gesellschaftliche Debatte über unseren Umgang mit Atommüll. Zu viele Punkte, die kommende Generationen mit Sicherheit betreffen werden, bleiben in der heutigen Diskussion leider unberücksichtigt.

Es kommt nicht darauf an, die eine perfekte Lösung für alle Probleme zu finden. Eine solche ist angesichts der Komplexität des Themas wohl kaum greifbar. Es kommt darauf an, überhaupt erst einmal die Probleme klar zu sehen und zu reflektieren.

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Veröffentlicht von

Dirk Eidemüller studierte Physik und Philosophie in Darmstadt, Heidelberg, Rom und Berlin. Nach einem Diplom in der Astroteilchenphysik und Promotion in Wissenschafts- und Erkenntnistheorie führte ihn die Lust am Schreiben zum Wissenschaftsjournalismus.

16 Kommentare

  1. transatomic power, also ein Reaktor, der Energie aus Atommüll gewinnt, scheint mir die überzeugendste Lösung um langlebigen Atommüll zu entsorgen.
    Ein Atommüllendlager für langlebige Radionuklide aus den heutigen Reaktoren sollte voerst sicher nicht angestrebt werden. Nur Zwischenlager oder eine rückholbare Lagerung erscheint mir in den nächsten Jahren vertretbar.

  2. Herzlich Willkommen auf den Scilogs.

    Das Thema Atommüll und den Umgang hatten wir hier schon ein paarmal gestreift. Es ist sicher nicht verkehrt, wenn jetzt noch eine kompetente Stimme dazukommt. Ich freue mich jedenfalls schon.

  3. Jawoll, ich hoffe hier wird auch technologieoffen dikutiert. Der Dual-Fluid-Reaktor ist ein Ansatz, und ich denke auch, die die entsprechenden Leute sich melden werden. Ich bin auf diesen Beitrag hier durch einen Tweed der Nuklearia aufmerksam geworden. Auch eine gute Quelle für Informationen.

    Ich denke die Entwicklung geht dahin Atommüll unschädlich zu machen, und nicht ihn zu vergraben.

    Ich selbst habe einen Artikel zum Thema geschrieben, in dem ich auf den beobachteten Hormesis-Effekt bei den Mäusen von Tschernobyl kommentiere. Als Quelle diente ein Artikel bei NOVO-Argumente und ein Arte-Beitrag.
    http://glitzerwasser.blogspot.de/2012/09/die-mause-von-tschernobyl.html

    Wenn Sie den übernehmen möchten, dann dürfen Sie das gerne tun.

  4. Der DFR ist bestimmt eine Option für den “Atommüll” bloss dürften noch einige Jahre vergehen und ob in Deutschland ist auch eine Frage. Die Russen werden den BN-800 im April ans Netz bringen, dieser ist schon in der Lage “Atommüll” zu schlucken. Denn in den Brennelementen ist ja noch 95% Leistung vorhanden. Es empfhiehlt sich also nicht den “Atommüll” zu sehr zu verbuddeln. Auch ist durch eine weitere Verwendung eine Entschärfung möglich, man muss den “Atommüll” nicht mehr 300 000 Jahre Endlagern sondern nur noch etwa 300 Jahre, das wäre ja schon ein gewaltiger Fortschritt. Das Thema Endlager ist in Deitschland schon ziemlich vergiftet. Die Politik hat hier auch schwer versagt. Es war ja schon vor 15 Jahren angedacht ein Endlager zu eröffnen, bis heute wird das immer wieder hinausgeschoben. Jetzt liegen die Brennelemente in Castoren obererdig bei den Kernkraftwerken, da beschwert sich niemand, doch wenn sie hunderte von Metern unter die Erde sollen, gibt es einen Aufschrei.

  5. Hallo,

    gerade komme ich von einem Projekt aus Gorleben zurück und sehe, dass es einen neuen Autoren bei den SciLogs gibt der zudem auch noch über so ein wichtiges Thema schreiben wird. Großartig und willkommen. Ich bin schon sehr gespannt, was hier in der kommenden Zeit alles erscheinen wird und werde mich auch rege beteiligen.

    Vor allem Ihre Aussage “Denn am wichtigsten ist in meinen Augen eine offene gesellschaftliche Debatte über unseren Umgang mit Atommüll.” kann ich nur unterschreiben. Daher betreibe ich selber auch seit einiger Zeit einen kleinen Blog zu diesem Thema, die kerngedanken.de

    Wie gesagt, ich bin sehr gespannt, was hier in den nächsten Wochen und Monaten (und Jahren :-)) passieren wird, sowohl auf diesem Blog wie auch in der Endlagerdebatte selber. Denn passieren muss was.

    Viel Erfolg und meine besten Grüße aus Dresden

    JanG

  6. Hier mal grundlegende Infos rund ums Thema Endlagerung:

    Atommüll: In einem deutschen KKW ergibt sich jährlich etwa 23 t hoch radioaktiver Müll (“abgebrannte” Brennelemente). Die deutsche Industrie produziert jährlich 820 Mio. t CO2 (etwa 1/3 für Strom)und 50000 t chemisch hoch giftigen/krebserregenden Sondermüll, welcher nicht verbrannt werden kann. Dieser Sondermüll wird endgelager in der Untertage-Sondermülldeponie Herfa-Neurode (siehe Inter-Net bei Wiki). Sämtliche Flugasche, Verbrennungs-Stäube der Filteranlagen von Kohle- , Müllverbrennungs- oder Sondermüllverbrennungs-Kraftwerken landet ebenfalls in einem chemischen Endlager, nochmals verbrennen ist nicht sinnvoll. In Herfa-Neurode haben sich so schon 700 000 t hoch krebserregendes-giftiges dioxin- und furanhaltige Filterrückstände angesammelt. ( http://www.toxcenter.de/artikel/Herfa-Neurode-groesste-Sondermuelldeponie-der-Welt.php ). Nur auf Herfa Neurode bezogen stehen also 17 mal 23 t (etwa 400t) hoch aktiver Nuklear-“Müll“ den etwa 50 000 t hoch chemisch giftigen Abfällen der Chemie- und Verbrennungs-Technik gegenüber.

    Abgebrannte Brennelemente sind nach 300 000. Jahren auf ein radio-giftigkeits Niveau von natürlichem Uranerz (Pechblende) abgeklungen (schau hierzu mal im Netz unter radiotoxicity oder unter , http://www.hzdr.de/db/Cms?pOid=30396&pNid=2721 oder http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0146641010000669). Der nukleare Abfall aus aktuellen Wiederaufbereitungsanlagen (Sellafield, Le Hage) ist nach 10 000 Jahren auf dem radio-giftigkeits Niveau von Pechblende abgeklungen. Durch das Abtrennen vom mittel-radioaktiven Plutonium und dem sehr schwach radioaktiven Uran verbleiben nur noch die hoch radioaktiven Spalt-Produkte und anderen mittel-radioaktiven Minor-Actinoide (ohne U, Pu). Somit wird der hoch aktive nukleare Müll der KKW um den Faktor 20 reduziert (siehe bei Wiki nach „Wiederaufarbeitung“). Wendet man das auf die 17 KKW der BRD an, fallen nicht mehr 400t Atom-Müll pro Jahr an, sondern nur noch 20t pro Jahr (hoch radioaktiver Abfall jetzt aber nur noch die Spalt-Produkte + Minor-Actinoide). Weiter verringert das Abtrennen (Wiederaufarbeiten) die Lagerzeit des Abfalls um den Faktor 100.

    Bei einer alternativen Reaktortechnik (Flüssigsalz-Reaktor, homogene Fluid-Reaktoren, ww.Energyfromthorium.com, Dual-Fluid-Reaktor.de/technik/prinzip ) würden nur noch die Spalt-Produkte als Abfall anfallen. Der nukleare Müll solcher alternativen Reaktor-Typen ist bereits nach etwa 500 Jahren auf das radio-giftigkeits Niveau von Pechblende abgeklungen. Das ist möglich, da alle Transurane (Minor-Actinoide) im Reaktor verbleiben und dort vom schnellen/ epithermischen Neutron-Fluss gespalten werden. Somit nutzt man die Minor-Actinoide wie das Uran-235 oder das Plutonium-239 (Siehe unter Transmutation ).

    Bei den chemischen Giftstoffen, wie den hoch krebserregenden Dioxinen, Furanen,… der Verbrennungs-Technik ist nicht mit einer Zersetzung zu rechnen. Chemikalien zerfallen leider nicht wie radioaktive Stoffe. Somit verbleiben diese hoch gefährlichen Abfälle für immer.

    Leider wurde 2005 unter den SPD/Grünen die Wiederaufbereitung, auch die deutscher Abfälle im Ausland, verboten. Interessanterweise lagert die BRD chemisch hoch giftige Abfälle des Auslandes gegen Geld ein. Damit haben die Grünen kein Problem. Weiter wurde das größte chem. Endlager weltweit in Herfa Neurode vom damaligen hessischen Umweltminister Joschka Fischer 1986 genehmigt und als “Juwel” bezeichnet 🙂 [ww.spiegel.de/spiegel/print/d-13520557.html Spiegel.de, waste.informatik.hu-berlin.de/grassmuck/Texts/MuellSystem/joschka.html]. Also, wer “GRÜN” wählt, wählt chemische Endlager (die zweifellos notwendig sind).

    Quellen zum nuklearen Müll:
    http://de.nucleopedia.org/wiki/Endlagerung , http://dual-fluid-reaktor.de/technik/prinzip , http://energyfromthorium.com/ , http://www.hzdr.de/db/Cms?pOid=30396&pNid=2721 , http://www.pro-physik.de/details/news/prophy12664news/news.html?laid=12664 , http://www.science-skeptical.de/energieerzeugung/greentec-und-der-atommuell-eine-folgenreiche-beziehung/0010631/ , en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_transmutation , de.wikipedia.org/wiki/Transmutation , http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/transmutation-die-zauberhafte-entschaerfung-des-atommuells-1655406.html , http://www.welt.de/wissenschaft/article9637790/Atommuell-wird-in-20-Jahren-nicht-mehr-strahlen.html

    Quellen zur chemischen Endlagerung:

    de.nucleopedia.org/wiki/Endlagerung#.C3.9Cberblick, de.wikipedia.org/wiki/Endlager , de.wikipedia.org/wiki/Müllverbrennung, http://www.focus.de/politik/deutschland/sondermuell-ab-ins-bergwerk_aid_152486.html, http://www.badische-zeitung.de/elsass-x2x/wohin-mit-dem-hochgiftiger-sondermuell-aus-wittelsheim–36297444.html , http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13489952.html , http://www.toxcenter.de/artikel/Herfa-Neurode-groesste-Sondermuelldeponie-der-Welt.php, http://www.eon-energyfromwaste.com/Umwelt/133.aspx, http://www.spiegel.de/wirtschaft/gefaehrlicher-goldabbau-ein-ehering-produziert-20-tonnen-giftmuell-a-542725.html, http://www.dw.de/zerstörte-umwelt-der-preis-des-goldes/a-15295336und viele mehr. Schaut einfach mal im Netz unter Sondermüll Bergwerk, Joschka Fischer Herfa Neurode, Filterstaub Bergwerkt… .

    Resultierend kann man sagen, dass auch mit der klassischen Kernenergie die endzulagernde Menge pro kWh weit geringer ist, als bei der Neodym basierenden Windenergie oder der Verbrennungstechnik (Kohle, Öl, bedingt auch Gas, Müllverbrennung,…). Weiter ist der radioaktive Müll nicht in alle Zeit gefährlich. Am Beispiel der alternativen Reaktortechnik ist dieser Müll sogar schon nach etwa 300-500 Jahren nicht gefährlicher als natürliches Uranerz (Pechblende). Hier kann man also nicht mehr von Endlagerung sprechen.

    • Zu den vier Standorten, an denen derzeit chemisch-toxische Endlager betrieben werden, hatte ich auch schon was geschrieben, aber hier haben Sie es nochmal treffend zusammengefasst.
      http://www.kerngedanken.de/2011/01/funktionierende-endlagerung/

      Es ist unbegreiflich, dass, sobald irgendwo Atom, Kern oder radioaktiv draufsteht, die Leute fast schon panisch werden, wenn aber an anderer Stelle Gift in gigantischen Größenordnungen in den Boden gepumpt wird es scheinbar niemanden interessiert. Macht man als Fachmann dann mal drauf aufmerksam wird man gleich als von der Lobby gekauft verachtet.

  7. Hier möchte ich noch auf die Sicht der World Nuclear Association bezüglich des Atommüllproblems hinweisen. Der WNA-Artikel Radioactive Waste Management macht einleitend folgende Punkte geltend:
    – Nur die Gemeinschaft der Nuklearenergie-Nutzer übernimmt die volle Verantwortung und die Kosten für den von ihr produzierten Müll (im Vergleich zu anderen Industrien)
    – Die Mengen an radioaktiven Müll sind gering im Vergleich zu den Abfällen/Emissionen im Fossilenergiebereich
    – Radioaktiver Abfall kann als Ressource oder Abfall behandelt werden
    – Radioaktiver Abfall kann von der Gefährlichkeit her und der Verarbeitbarkeit durchaus mit anderem Müll verglichen werden
    – Sichere Entsorgungsmethoden für hochradioaktiven Müll existieren. Die Konsens-Lösung ist die Entsorgung in geologisch geeigneten Schichten.

    Dann wird noch eine Einteilung von radioaktivem Müll nach der Radioaktivität vorgenommen (sehr niedrige, niedrige, mittlere und hohe Radioaktivität).

    Hier meine Sicht dazu: Nicht die Tonnage des radioaktiven Mülls spielt die entscheidende Rolle, sondern die Menge an Radioaktivität im Müll und die Lebensdauer des Mülls.
    In Grossbritannien hat sich inzwischen 1000 m3 hochradioaktiver Müll akumuliert und dieser enthält 95% aller Radioaktivität allen radioaktiven Mülls, der in Grossbritannien entsorgt oder wiederverwendet werden muss. Die darin enthalten Radioaktivität liegt in der Grössenordnung von 10 Millionen Terabequerel was in etwa der gesamten natürlichen Radioaktivität in einem Zehntel des Wassers des Mittelmeers entspricht (100 Bequerel pro Liter Wasser).
    Von diesen Zahlen her scheint der hochradioaktive Müll die wichtigste Abfallkategorie zu sein und mittel- und schwachradioaktiver Abfall wäre dann zweitrangig.
    In der Öffentlichkeit wird aber heute jede noch so leichte Erhöhung der Radioaktivität als bedrohlich eingestuft. Das würde dann aus diesem Müll das grösste Problem machen, denn das Volumen von mittel- und schwachradioaktivem Abfall ist wesenlich höher als das von hochradioaktivem.
    Wenn man als Entsorgungsmethode für radioaktiven Müll die permanente geologische Sequestrierung wählt (anstatt die Wiederverwendung), so scheint es klar, dass bei hochradioaktiven Müll und Müll mit langlebigen Isotopen die Entsorgung in sehr grosse Tiefen wie bei der Entsorgung in tiefen Bohrlöchern der Entsorgung in die bis jetzt vorgesehenen mittleren Tiefen vorzuziehen ist. Bei schwach- und mittelradioaktivem Abfall scheint mir dagegen auch die Entsorgung auf dem Ozeanboden eine Option, denn selbst wenn ein Teil der Radioaktivität freigesetzt wird, sorgt die Verdünnung mit dem umgebenden Wasser dafür, dass die Radioaktivät insgesamt unter den gesetzlich festgelegten Schranken bleibt.

  8. Hallo,

    es freut mich, dass das Thema schon mit der Ankündigung auf so ein reges Interesse stößt. Für die Experten wird es wahrscheinlich erst nach einigen Posts so richtig interessant. Die ersten Beiträge sind ja als Einstieg gedacht und sollen ein paar Grundlagen liefern. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die Diskussionen.

  9. Wieviel Radioaktiv verseuchtes Wasser kann der Pazifik schlucken?
    Ich habe kürzlich gelesen dass lange Zeit Radioaktive Abfälle einfach im Meer entsorgt wurden, also sind die Meere schon längst verseucht worden.
    Jetzt lässt Tepco in Fukushima jeden Tag unkontrolliert 300 Tonnen in den Pazifik laufen.
    Die Internationale Atomenergie Behörde IAEA empfahl der Firma, dem Grundwasser-Problem durch ein „kontrolliertes Ableiten ins Meer“ zu begegnen.

  10. Danke für den Link mit viel wertvoller Information. Ich möchte allerdings noch auf einen Fehlschluss in diesem Text in Bezug auf die Linear no Treshold-Hypothese hindeuten. Man liest dort:

    Nach der LNT-Hypothese (Linear No Threshold), die noch immer die Grundlage des Strahlenschutzes bildet, müßten in diesen Gegenden eigentlich erheblich mehr Krebsfälle als anderswo auftreten. Das LNT-Modell nimmt nämlich einen linearen Zusammenhang zwischen Dosis und Strahlungsfolgen an, so daß in einem Gebiet mit einer Strahlung von 10 Millisievert pro Jahr (mSv/a) die Krebsrate zehnmal höher sein sollte als in einem Gebiet mit 1 mSv/a. Das bestätigt sich in der Realität allerdings nicht.

    Nein, die Krebsrate muss nicht 10 Mal höher sein, wenn die Dosis 10 Mal höher ist. So etwas sagt die LNT-Hypothese nicht. Es würde nur dann stimmen, wenn alle Krebsfälle durch radioaktive Strahlung verursacht würden. Wir wissen aber dass die überwiegende Zahl der Krebsfälle nichts mit Radioaktivität zu tun hat. Nehmen wir einmal hypothetisch an, 1% aller Krebsfälle seien strahlenbedingt, dann würde eine 10 Mal höhere Dosis die Krebsrate auf 10% erhöhen, was sogar schwierig zu entdecken wäre.
    Beobachtungen der Krebsrate in mehr oder weniger strahlenbelasteten Gebieten können somit die LNT-Hypotehese weder belegen noch widerlegen. Es gibt allerdings viele Tierversuche, die gegen die LNT-Hypothese sprechen.

  11. zum Thema Linear No Threshold:
    In einem der nächsten Posts will ich das noch kurz erläutern, inklusive einem Rechenbeispiel, wie diese These zu verstehen ist. Ich denke, das wird diese Woche noch kommen.

  12. LNT-Model – lineares Modell, ohne Nullschadens-Schwelle – ist sehr umstritten, wie man in der Natur sehen kannst, jedoch unter Kernenergie-Gegnern und gesetzlichen Strahlenschützern sehr beliebt

    Auszüge aus dem 103 Bericht der Internationalen Strahlenschutz-Kommission ICRP http://www.icrp.org/docs/P103_German.pdf‎

    Seite 25 “LNT-Modell; Modell der Linearität ohne Schwellendosis
    (linear-non-threshold (LNT) model) Modell der Dosis-Wirkungs-Beziehung, das auf der Annahme beruht, dass im niedrigen Dosisbereich bei Strahlendosen größer als Null das Risiko zusätzlicher Krebsfälle und/oder vererbbarer Erkrankungen direkt proportional zur Dosis ansteigt. …”

    Seite 49 “(66) Die Kommission betont, dass es, obgleich das LNT-Modell ein wissenschaftlich plausibles Element ihres praktischen Strahlenschutzsystems bleibt, unwahrscheinlich ist, dass in naher Zukunft biologische/epidemiologische Daten verfügbar werden, die diese Hypothese eindeutig bestätigen könnten (siehe auch UNSCEAR, 2000, NCRP 2001). Wegen dieser Unsicherheit der gesundheitlichen Wirkungen nach niedrigen Dosen kommt die Kommission zu der Einschätzung, dass es nicht sinnvoll ist, für Zwecke der allgemeinen
    Gesundheitsplanung, die hypothetische Zahl von Krebsfällen und von ererbbaren Erkrankungen, die mit sehr niedrigen Strahlendosen assoziiert sein können, die viele Menschen über sehr lange Zeitspannen erhalten können, zu berechnen (siehe auch Abschnitte 4.4.7 und 5.8).”

    Das möge man sich mal auf der Zunge zergehen. Die LNT-Hypothese ist eigentlich nur im praktischen Strahlenschutz sinnvoll, da es dort den Aufwand reduziert.

    Wer sich frei von politischer Agitation über die biologische Wirkung ionisierender Strahlung informieren möchte, der möge das über die Nuklear-Medizin machen. Hier werden täglich Patienten Teilkörper-Dosen von 1,6 Sv bis 2 Sv pro Therapie verabreicht. Als Beispiel sei hier mal die adjuvante Strahlen-Therapie beim Brustkrebs genannt. Hier wird den Frauen nach OP in etwa 20 bis 40 Einzelsitzungen eine Gesamt-Teilkörperdosis von 40 Sv bis 60 Sv pro Brustregion (mit Lymphknoten) verabreicht.

    Hier kann man ja mal auf den Seiten der Strahlen-Klinik in Lübeck suchen. Einfach bei einer Suchmaschine „kurzvorstellung des uk-sh pdf“ eingeben, oder gleich die Seite „http://www.uksh.de/uksh_media/-p-49020-EGOTEC-23e833669c4446053edcf1d8b0510e27.pdf?rewrite_engine=id“ eingeben.

    Weiter gibt es auch den Hormesis-Effekt, nachdem kleinste Dosen einer schädigenden Einwirkung (UV-Strahlung, Gift, Virern,…) resultierend für den Gesamt-Organismus eine positive Wirkung hat. Wird natürlich eine Schwelldosis Überschritten, ist die resultierende Wirkung auch für den gesamten Organismus schädlich.

    Als Beispiel sei hier die UV-Strahlung angesprochen, ohne die der menschliche Körper kein Vitamin D erzeugen könnte.Vitamin-D kann man nicht mit der Nahrung einnehmen, wie uns die Medien immer glauben machen möchte. Vitamin-D wird erst durch UV-Bestrahlung des Dehydrocholesterol, welches aus der Nahrung kommt, in der Haut gebildet. Ohne Vitamin-D sind wir **nicht** lebensfähig! (de.wikipedia.org/wiki/Vitamin_D)

    Ist man jedoch zu lange starker UV-Strahlung ausgesetzt (zu große Dosis = Dosis-Leistung mal Zeit), überwiegt resultierend die negative Gesamt-Wirkung.

    Ein anderer Vergleich ist das Impfen mit aktiven oder passiven Impfstoffen oder das Schlangen-Gift. Kleine Dosen pro Zeit von Giften sorgen im Körper für die Bildung von Anti-Körpern und somit für eine Immunisierung gegen das spezielle Gift (Bsp. Schlangen-Gift). Ist die Gift-Dosis pro Zeit jedoch zu groß, so dass das Immunsystem nicht schnell genug eingreifen und somit die Gift-Wirkung nicht schnell genug neutralisieren kann, kommt es resultierend zu Schäden. Setzt man nur kleine Gift-Dosen ein, führt das zwar lokal zu kleinen Gewebeschäden, wird jedoch überkompensiert durch eine sich verstärkende Reparaturtätigkeit und Immunantwort. Hat man nun eine weitere Einwirkung auf das betreffende Gewebe, so ist die Körperabwehr und Instandhaltung an diesem Ort bereits betriebsbereit und kann sofort eingreifen, was sonst erst eingeleitet werden müsste. Ist die Dosis zu groß, ist die Überkompensation negativ und es ist auch resultierend schädlich für den Organismus.

    Man sieht also, dass die Hormesis in der Natur nichts ungewöhnliches ist. Hierzu gibt es eben auch die Vermutung, dass auch die Ionisierende Strahlung in Kleinstdosis-Bereich eine Hormesis aufweist. Man denke nur an die vielen Menschen, welche jedes Jahr zu den Radon-Kuhren pilgern. Weiter gibt es Studien, welche belegen, dass KKW-Arbeiter eine geringere Krebswahrscheinlichkeit haben als der Normal-Bürger (http://de.wikipedia.org/wiki/Hormesis). Würde das nun tatsächlich auch bei der ionisierenden Strahlung so sein, wie es sonst in der Natur üblich ist, wären einige politischen Kreise der BRD ganz schön angeschissen :-).

  13. Es wäre interessant, welche Ideen die Bevölkerung zur technischen Lösung dieses Problems hat. Ich habe mir auch so meine Gedanken gemacht, wie man das ganze technisch angehen könnte. Leider habe ich kaum eine Möglichkeit dies umzusetzen. Wer hat schon ein Atomlabor im Keller?
    Kennt irgendwer von euch ein Institut oder eine Forschungseinrichtung, die Interesse an einer reinen Idee ohne Umsetzung hat? (fachfremd?)
    FZ Jülich hat jedenfalls kein Interesse. Alle wollen nur mit KMU’s oder Universitäten zusammenarbeiten.

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