Warum Aliens vielleicht unauffindbar sind

BLOG: Babylonische Türme

Vom Nutzen und Missbrauch des Verständigungsmittels Sprache
Babylonische Türme

Aliens existieren – jedenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit und vielleicht in unserer galaktischen Nachbarschaft. Gerade hat eine internationale Gruppe von Astronomen verkündet, sie habe 1284 neue Planeten gefunden. Immerhin neun davon umkreisen ihren Stern in der richtigen Entfernung für flüssiges Wasser. Ist das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht?

Das Weltraumteleskop Kepler liefert seit sieben Jahren ungeheure Mengen von Daten, aus denen Astronomen dann Kandidaten für Planetensysteme aussieben. Mit einer neuen Methode hat die Gruppe um Timothy Morton von der Princeton University die Suche extrem beschleunigt und die Anzahl der bekannten Planeten um mehr als 60% in Höhe getrieben. Kepler ist vergleichsweise kurzsichtig und kann nur einen winzigen Teil der Milchstraße untersuchen.1 Aber aus dieser Stichprobe lässt sich erschließen, dass die meisten Sterne von Planeten begleitet werden. Auf der Pressekonferenz der Gruppe sagte die NASA-Forscherin Natalie Batalha: „Wenn Sie mal nachrechnen, werden Sie sehen, dass wir über Dutzende Milliarden bewohnbare, erdgroße Planeten in der Milchstraße reden.“

Das sollte doch eigentlich reichen, um wenigsten ein paar Alien-Zivilisationen hervorzubringen. Wenn nicht jetzt und hier, dann wenigsten vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie.

In einem aktuellen Paper stellen die amerikanischen Astronomen Adam Frank und Woodruff Sullivan2 die Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich überhaupt intelligentes Leben im Kosmos entwickelt. Sind wir ein einmaliger Ausrutscher der Natur oder müssen wir jederzeit damit rechnen, dass ein Sternzerstörer im Sonnensystem auftaucht und imperiale Sturmtruppen auf der Erde absetzt?

Wir wissen ungefähr, wie viele Galaxien das Universum bevölkern und welche Anzahl von Sternen sie beherbergen. Damit dürfen wir von einer astronomischen Zahl (na, logisch) von möglichen Wohnstätten für Leben und Intelligenz ausgehen, genauer gesagt etwa 1022. Seit der Entstehung des Universums müssen also in jeder Sekunde mehr als 10.000 bewohnbare Planeten entstanden sein.

Was wir dagegen nicht einmal annähend wissen:

  • Entsteht organisches Leben bei guten Bedingungen selten, häufig oder immer (Faktor x1)?
  • Entwickelt sich daraus regelmäßig höheres Leben mit einem leistungsfähigen Nervensystem (Faktor x2)?
  • Wie oft errichten intelligente Wesen eine technische Zivilisation (Faktor x3)?

Wenn sich seit dem Urknall mehrere technische Zivilisationen entwickelt haben, müsste das Produkt von x1, x2 und x3 größer sein als 10-24, schätzten Frank und Sullivan.

Anders ausgedrückt: Wenn sich auf jedem millionsten bewohnbaren Planeten Leben entwickelt hat, und nur ein winziger Teil davon davon intelligente Wesen hervorbringt, dann hätten wir bereits eine unübersehbare Anzahl möglicher Gesprächspartner. Wenn jetzt nur jede tausendste intelligente Spezies eine technische Zivilisation entwickelt, müsste es seit Beginn des Universums Milliarden davon gegeben haben. Allerdings sagt das nichts darüber aus, ob es ausgerechnet jetzt mehrere außerirdische Zivilisationen in Reichweite der Erde gibt. Sie könnten allesamt ausgestorben sein, oder sie haben sich weiterentwickelt. In beiden Fällen würden wir sie kaum finden.

Überhaupt: Wie lange hält eigentlich eine technische Zivilisation? Leider fehlen uns da die statistischen Daten, denn wir kennen nur eine einzige. Möglicherweise braucht sie sehr viel Glück, um ihre erste große Krise zu überleben.

Die Zivilisation kriegt die Krise

Sobald intelligente Lebewesen genügend Energie und Nahrungsmittel erzeugen, beginnen sie sich stark zu vermehren, weil sie sich selbst optimale Bedingungen dafür schaffen. Sie beuten alle Metallvorkommen aus, vergiften das Wasser an der Oberfläche, heizen die Atmosphäre auf und bauen immer hässlichere Waffen. Oder, anders ausgedrückt: sie machen es wie wir. An diesem Punkt gibt es vier Möglichkeiten:

  1. Sie sterben aus.
  2. Der Rückschlag zerstört ihre Zivilisation, aber die Spezies überlebt.
  3. Sie ergreifen rechtzeitig Maßnahmen, um ihre Zivilisation zu retten und erhalten den Status quo. Aber ihre Weiterentwicklung stockt.
  4. Sie überwinden das Problem und expandieren in den Weltraum. Diese Variante bevorzugt zum Beispiel der Technikpionier Elon Musk für die Menschheit und möchte deshalb unbedingt in den nächsten 30 Jahren eine Marskolonie gründen.

Wenn eine Alien-Zivilisation eine der ersten drei Abzweigungen nimmt, werden wir nie von ihr hören. Aber selbst im vierten Fall muss sie sehr lange leben, damit wir sie nicht verpassen.

Interstellare Kommunikation: Hallo, ist da wer?

Wenn eine Zivilisation zehntausend Jahre lang die Fähigkeit aufrechterhält, über Radiowellen und Laser mit anderen intelligenten Spezies zu kommunizieren, dann sollte man meinen, dass sie einen Gesprächspartner finden müsste. Aber das ist schon recht optimistisch gedacht: seit dem Entstehen der Milchstraße haben sich mehr als eine Million solcher Zeitfenster geöffnet und geschlossen. Die Menschen sind übrigens erst seit rund hundert Jahren auf Sendung. Versuchen wir es also mit einer anderen Überlegung.

Wenn eine intelligente Alienrasse die Technik des interstellaren Raumflugs meistert, würde sie sehr schnell (astronomisch gesehen) die gesamte Milchstraße besiedeln können. Unsere Heimatgalaxie gleicht einer dünnen Scheibe mit einer Aufwölbung in der Mitte. Sie hat einen Durchmesser von 120000 Lichtjahren und ist nur maximal 15000 Lichtjahre dick. Eine raumfahrende Rasse reist sicherlich mit annähernd Lichtgeschwindigkeit. Binnen einer Million Jahre wird sie deshalb die meisten für sie geeigneten Planeten kolonisieren. Wenn man bedenkt, dass die Milchstraße inzwischen ein gesegnetes Alter von rund 13 Milliarden Jahren erreicht hat, könnte viele hundert galaktische Imperien entstanden und zerfallen sein. Sollte nicht wenigsten eine Alienrasse auf der Erde eine Kolonie errichtet haben? Bisher haben wir keinen Hinweis darauf gefunden, aber die Spuren solcher Ereignisse verwehen auch erstaunlich schnell.

Nehmen wir einmal an, die Menschheit stirbt aus. Dann könnte man nach einigen tausend Jahren nur noch mühsam unsere Schrift rekonstruieren und daraus auf die Kultur schließen. Nach einigen Millionen Jahren blieben noch einige Gegenstände aus Stein und Metall, die immerhin Rückschlüsse auf unsere technischen Fähigkeiten zuließen. Nach 50 Millionen Jahren müsste man aber schon sehr gründlich suchen und eine große Portion Glück mitbringen, um noch Überreste von uns zu finden. Wenn wir das Alter der Erde auf einen einzigen langen Tag abbilden, dann entspräche eine Stunde einem Zeitraum von 190 Millionen Jahren, eine Sekunde wären 52700 Jahre. Wenn Aliens unseren Planeten besuchen wollten, müssten sie also binnen zwei Sekunden nach unserem Aussterben hier eintreffen, um unsere Kultur noch einschätzen zu können. Nach drei Minuten wären die meisten Hinweise auf uns bereits zerfallen. Nach einer halben Stunde (95 Millionen Jahre) würden nur noch längere Ausgrabungen einen Hinweis auf eine ehemalige Zivilisation erbringen. Wenn also wirklich im Erdaltertum (Paläozoikum, 540 – 250 Millionen vor unserer Zeit) oder noch früher Aliens auf der Erde gelebt haben, würden wir die Überreste ihrer Städte wahrscheinlich nicht mehr finden. Erdaltertum ist übrigens ein irreführender Name, denn es umfasst die Zeit, als die Erde zwischen 88% und 94,5% ihres jetzigen Alters erreicht hatte.

Es können also allein in unserer Milchstraße viele technische Zivilisationen gekommen und gegangen sein, ohne das wir davon wissen. Das Universum ist einfach zu groß und zu alt.

Fazit

Wer also immer schon davon geträumt hat, mit Jar Jar Binks und Padmé Amidala über einen staubig-heißen Marktplatz zu schlendern oder im Restaurant at the End of the Universe mit dem Tagesgericht zu plaudern, für den habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht.

Erst die gute: Seit dem Urknall hat es ziemlich sicher schon Milliarden von technischen Zivilisationen im Universum gegeben.

Jetzt die schlechte: Unsere Chancen, eine davon kennenzulernen, stehen nicht sehr günstig.3

Anmerkungen

[1] Morton, T. D. et al. Astrophys. J. 822, 86–101 (2016). Gute Zusammenfassung auf Nature.com

[2] Frank, A., Sullivan, W. (2016) A New Empirical Constraint on the Prevalence of Technological Species in the Universe. Astrobiology 16(5), DOI: 10.1089/ast.2015.1418 Link

[3] „Sag mir nie, wie meine Chancen stehen!“ Han Solo zu C-3PO in Das Imperum schlägt zurück.

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Martina Grüter ist Medizinerin und befasst sich seit 2001 der angeborenen Prosopagnosie, einem erblichen Defizit in der Gesichtserkennung und Verarbeitung. Das Thema hat ihr gezeigt, wie vielschichtig die Verarbeitung von Informationen im Gehirn sind und wie wenige Erkenntnisse wirklich gesichert sind. Sie ist affiliert am Lehrstuhl für allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Universität Bamberg und arbeitet mit Wissenschaftlern an mehreren deutschen Universitäten an verschiedenen Forschungsprojekten.

41 Kommentare

  1. Wäre es nicht auch denkbar , daß sich Leben überall in der gleichen Geschwindigkeit entwickelt wie bei uns? Dann gäbe es eine ungefähre Parallel-Entwicklung vieler Zivilisationen , die ungefähr zur gleichen Zeit in den Weltraum ausgreifen werden und sich dann vielleicht treffen.

    • Im Bezug auf die Entwicklung der Sonne hätten die Menschen wahrscheinlich kaum früher auftreten können. Vor einer Milliarde Jahre waren die Bedingungen auf der Erde vermutlich etwas ungemütlich für vielzelliges Leben. Aber dann bleibt immer noch viel Zeit, um sich zu verpassen. Ich denke, es hängt viel von der Lebensdauer und der Reichweite einer raumfahrenden Zivilisation ab. Beides muss groß genug sein, damit ein Kontakt wahrscheinlich wird.

    • Wäre es nicht auch denkbar , daß sich Leben überall in der gleichen Geschwindigkeit entwickelt wie bei uns?

      Wäre denkbar und damit möglich. [1]
      Es wäre alternativ denkbar, dass dem nicht so ist, blöderweise, es hat ja auf diesem Planeten schon recht lange gedauert, das mit der Zivilisation und dem Web beispielsweise, und insofern droht dbzgl. immer rekursive bis tautologische wissenschaftliche Arbeit; wobei Ihr Kommentatorenfreund abär auch nicht wüsste, wie einschlägige Modellrechnungen besser zustande kommen könnten.

      MFG
      Dr. Webbaer

      [1]
      Es ist auch möglich, was (einigen) nicht denkbar ist.

  2. Eine Spezies, die in einigen Millionen Jahren einige Milliarden Planeten kolonisiert hat, hat eine unbegrenzte Lebensdauer.
    Solche Zivilisationen sollten sich also, trotz aller Möglichkeiten des planetaren Aussterbens, immer mehr anhäufen.
    —–
    Gegen eine technische Zivilisation auf der Erde vor unserer technischen Zivilisation spricht weniger das Fehlen von Artefakten.
    Was wirklich dagegen spricht, ist, dass am Beginn unserer technischen Zivilisation massenhaft hochwertige und oberflächennahe Rohstoffe und Energieträger vorhanden waren.
    —–
    Warum gibt es keinen galaktischen Grey Goo?
    Irgend jemand sollte doch schon längst eine Von-Neumann-Sonde gebaut haben.
    Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer solchen schädlichen Maschinen-Mutation steigt mit der Anzahl der Maschinen, mit ihrer Betriebsdauer, und mit ihren Belastungen durch ihre Umgebung und Tätigkeit.
    Wenn sich eine Von-Neumann-Sonde nur alle 100 Jahre verdoppeln könnte, könnten in 10000 Jahren 2 hoch 100 = 1,268 mal 10 hoch 30 Von-Neumann-Sonden entstehen.
    Es ist unwahrscheinlich, dass alle Individuen aller Zivilisationen ständig vorsichtig und wohlwollend sind.

  3. Zivilisationen sind ja Bürgerwerdungen, denkbar wäre auch, dass verständiges oder weniger verständiges Leben entstanden ist, das nomadisiert und bedarfsweise vertilgt oder seine Ressourcen erneuert, oder kein besonderes Kommunikationsinteresse hat, keine besondere und weit zu bemerkende sozusagen unnatürliche Entwicklung anstößt, die SciFi lebt von solchen Überlegungen.

    Und dann gibt es noch die Überlegung, dass Leben Welten schafft und sich sozusagen zwiebelförmig in die Struktur der Welt(en) einschließt, also im Sinne von sich einschließen.

    BTW, bei SETI hat der Schreiber dieser Zeilen mal mitgemacht, mehr aus sozialen Gründen.

    MFG + danke für diesen Artikel!
    Dr. Webbaer

  4. In der Regel gehen alle Vorstellungen, die wir von Aliens haben, davon aus, dass sie eine ähnliche Entwicklungsgeschichte haben wie wir, dass sie über Sinnesorgane verfügen müssen, die den unseren zumindest dahingehend entsprechen, dass eine Verständigung möglich ist (eine der wenigen Ausnahmen, die ich kenne, ist Lems “Solaris”). Aber gibt es dazu überhaupt belastbare Annahmen?

    Unsere Entwicklung und Entstehung ist so eng mit den Verhältnissen und Bedingungen auf unserem Planeten verknüpft, dass ein Überleben auf einer anderen Welt, selbst wenn sie nur geringfügig anders ist, eigentlich nicht vorstellbar ist. Vielleicht würden wir sie und sie uns nicht einmal erkennen.
    Ich erinnere mich an ein Cartoon, in dem mehrere Wissenschaftler ein paar winzige “Krümel” unter einem Mikroskop betrachten, und einer der Krümel sagt: “Take us to your leader”.

    Selbst die Möglichkeit, sich mit außerirdischen Zivilisationen verständigen zu können, sehe ich nicht. Wir wissen nichts über die Art ihrer Kommunikation, nichts über ihre Art, ihre Welt wahrzunehmen.
    Und nur nebenbei, angesichts der Tatsache, dass, von einer handvoll Leuten abgesehen, noch niemand weiß, dass auch wir Menschen uns, was Informationsverarbeitung und menschliches Denken betrifft, in zwei Gruppen unterteilen, zwischen denen es ab einer bestimmten Tiefe keine Verständigungsmöglichkeit mehr gibt, und damit auch keine, die andere Art nachzuvollziehen, fehlt mir einfach das Talent, zu imaginieren, wie die Verständigung zwischen Zivilisationen funktionieren soll, die eine vollkommen andere evolutionäre Entwicklung durchlaufen haben.

    • Korrektur: Es muss natürlich heißen:

      Vielleicht würden wir sie – die Aliens – und sie uns nicht einmal wahrnehmen, geschweige denn erkennen.

      • @Trice
        “Vielleicht würden wir sie – die Aliens – und sie uns nicht einmal wahrnehmen, geschweige denn erkennen.”

        wenn man so etwas für möglich hält, könnten solche Aliens sich auch längst in der Saturnathmosphäre, auf dem Mars oder Mond, ja auf der Erde selbst aufhalten – eigentlich überall. Vielleicht sind Elfen ja so etwas. Im Grunde läuft das auf Gespensterglauben hinaus.

    • Nach dem, was wir bisher über die Welt wissen, ist der Raum der Möglichkeiten für Leben gar nicht so groß. Beispielsweise Sensorik von Licht ist an jeder Planetenoberfläche vorteilhaft, Sensorik von Schall, Molekülen und Wärme-Strahlung dürfte in verschiedenen Umgebungen vorteilhaft sein. Selbst wenn Sie Recht hätten und es extrem fremdartige Lebensformen gäbe, die auf unserer Erde nicht schon in ähnlicher Form mittels DNA ausprobiert wurden*, könnte man Frau Grüters Überlegungen auch einfach eingrenzen auf “Zivilisationen die wir wahrnehmen können”. Da wir ohnehin nur für genau diese grobe Aussagen treffen können, insbesondere falls wir tatsächlich eine solche außerirdische finden, würden die Faktoren x1… sowieso nur für eben diese gelten.

      *Eventuell kann der Bauplan chemisch anders aussehen, aber können die Ergebnisse der Evolution wirklich extrem grundlegend unterschiedlich sein? Je nach Planet würde ich zwar schon unterschiedliche Lösungen erwarten, aber vielleicht sind die ja nur in etwa so fremdartig wie Seegurken, Platt-Egel oder Laternenfische – wobei letztere zum Beispiel schon bei über 1000-fachem Atmosphärendruck, 0°C Temperatur in salziger Flüssigkeit in einer Umgebung völliger Dunkelheit beobachtet wurde – so viel exotischer sind da Exoplaneten auch nicht.

    • @Trice
      Gut gesprochen, das sehe ich ganz genauso. Apropos Stanisław Lem und das linguistische Problem, dazu sei noch ein Artikel von Brian Mossop genannt, den ich schon bei früherer Gelegenheit hier einmal verlinkt hatte.

  5. Langlebige, weltraumbereisende Zivilisationen scheinen in unserer Milchstrasse jedenfalls rar zu sein. Die Vision Musks und vieler anderer Zeitgenossen geht jedenfalls davon aus, dass die Menschheit schon bald unser Sonnensystem und irgendwann unsere Milchstrasse kolonisieren wird. Wenn das passiert, dann wird jede Kolonie in der Milchstrasse nur wenig Kontakt zu anderen Kolonien haben, denn die Reisezeiten für den Besuch eines anderen Stern liegen mit jeder realistischen, die Naturgesetze befolgenden Technologie, im Bereich von Jahrhunderten (bei allzu schnellen Reisen wäre ja schon jedes Staubkorn ein Killer). Doch das hat nicht nur Nachteile, wenn es um die Kolonisaton der Milchstrasse und die Langlebigkeit unserer Zivilisation geht. Haben menschliche Zivilisationen in verschiedenen Winkeln unserer Milchstrasse kaum Kontakt zueinander, erhöht sich nämlich die Chance, dass bei jedem denkbaren Szenario, irgend eine der Kolonien überlebt. Falls die Menschheit wirklich beginnt die Milchstrasse erfolgreich zu kolonisieren, dann gibt es gute Chancen für einen Fortbestand der menschlichen Zivilisation über Millionen, ja Milliarden von Jahren. Diese Überlegung spricht dafür, dass es bis jetzt keine oder nur wenige die Milchstrasse kolonisierenden Zivilisationen gegeben hat. Denn sonst hätten wir mit unseren grossen Teleskopen sehr wahrscheinlich etwas bemerkt davon. Offenbar träumt Musk von einer menschlichen Zivilisation, die sogar in galaktischen Masstäben betrachtet, etwas einmaliges ist. Es könnte durchaus sein, dass diesen Traum schon viele Repräsentanten von bereits erloschenen Zivilisationen gehabt haben und dass es immer nur ein Traum blieb. Beispielsweise weil noch vor Verwirklichung des Traumes die Zivilisation sich selbst auslöschte oder sich selbst in die Steinzeit zurückbombte. Dieses Schicksal könnte auch der Menschheit blühen.

    • @ Herr Holzherr :

      Falls die Menschheit wirklich beginnt die Milchstrasse erfolgreich zu kolonisieren, dann gibt es gute Chancen für einen Fortbestand der menschlichen Zivilisation über Millionen, ja Milliarden von Jahren.

      Ein fettes +1 an dieser Stelle, zudem dann auch Autonomie eintreten würde, die jeweiligen Einzelgesellschaften betreffend, also besondere Kompetitivität und weitere “Zellteilung”, sofern der gemeinte Primat nichts Selbstzerstörerisches in sich trägt, wovon abär nicht ausgegangen werden muss.
      Die Antwort auf die sich philosophisch womöglich anbietende Frage, warum dies gut wäre, lautet übrigens ‘Why not?’, wodurch etliche “abgefrühstückt” wären, mal abgesehen von Pete Singer und seinen unseligen Pathozentristen. [1]

      MFG
      Dr. Webbaer

      [1]
      Der destruktive Kollege versteht sich nicht genau als Pathozentrist, korrekt, ist Antihumanist und generell erratisch.

  6. Imagine: Menschliche Kolonisten erreichen ihren Zielplaneten und der ist belebt. Was tun? Exterminate!! Ja, wer Jahrzehnten, gar Jahrhunderte unterwegs war, darf kein Risiko eingehen, wenn er seine zukünftige Heimat erreicht. Er macht das gleiche, was Weisse mit Indianern gemacht haben. Nur geben die Kolonisten den Fremden keine masernverseuchte Wolldecken, sondern sie lassen beispielsweise auf jeden Quadratkilometer des Planeten 1 GigaBequerel eines kurzlebigen Isotopes herunterregnen (zb. Posphor-32 mit einer Halbwertszeit von 14 Tagen, für einen Planeten von Erdgrösse würden ein paar Tonnen Posphor-32 genügen). Nach ein paar Monaten können sie dann den Planeten “entern” ohne in Gefahr zu geraten irgend eine heimtückische Infektion einzufangen.

    Genau die gleichen “Vorsichtsmassnahmen” könnten auch Alien-Kolonisten treffen, wenn sie die Erde kolonisieren möchten.

    • @Martin Holzherr
      “Menschliche Kolonisten erreichen ihren Zielplaneten und der ist belebt. Was tun? Exterminate!!”

      irgendwie scheint mir Ihr Szenario nicht zu dem ansonsten von Ihnen geäußerten Optimismus in betr. medizinischem Fortschritt zu passen.

      Eine Zivilisation, die imstande ist, jahrhundertelange interstellare Reisen zu organisieren, sollte derartige Holzhammermethoden nicht nötig haben, sondern geeignete genetische oder sonst vergleichbare Manipulationen vornehmen können.

      • Wie gefährlich fremdes Leben für Menschen werden kann hängt von der Biologie des fremden Lebens ab. Da ein Neankömmling die nicht kennt, müsste er sie zurst erforschen. Das aber kann viele Jahre dauern. Ausser man schafft es, den Erwerb von Wissen stark zu beschleunigen.

  7. Pingback:[News] Kepler-Weltraumteleskop entdeckt 1284 neue Exoplaneten – Science Muffins

  8. DUMMFUG!!

    Ich wollte … ja nix sagen.
    Aber seit 24h schlage ich mich damit herum:
    “Seit dem Urknall hat es ziemlich sicher schon Milliarden von technischen Zivilisationen im Universum gegeben.”
    Unsinnigeren Unfug habe ich lange-lange nicht mehr gehört!!
    Was ist denn “ziemlich sicher”??

    Taucht nicht selbst im Beitrag irgendwann auf, dass wir den Faktor “Wie entsteht Leben – und wenn, wie oft?” NICHT kennen… so gesehen können wir sowohl einzigartig in unserer Galaxie als auch im Universum sein. (Oder beliebig oft … weiss man nur GANZ SICHER eben nicht!)

    “Ziemlich sicher”??? Aufgrund welcher Beweis-/ Grundlage/ Berechnungen??
    Oder gefühlt “ziemlich-sicher”??

    Schlimmeres lese ich ja nicht mal auf Eso-Seiten – die ich selbstverständlich regelmässig aufsuche … ich will ja alles darüber wissen, warum(!!) die Reptiloiden unsere Pyramiden gebaut haben!!
    Denn DASS sie die gebaut haben, steht ja seit diesem Artikel fest!!
    Ziemlich sicher!!

    • Auch wenn der Kommentar nicht sonderlich hilfreich ist, hier eine Antwort: die Rare-Earth-Hypothese schätzt, dass komplexes Leben, wie wir es kennen, in einem von 10 hoch -10 bis 10 hoch -12 Sonnensystemen vorkommt. Wohlgemerkt: Wie wir es kennen, also unter Bedingungen, wie die Erde sie bietet. Nicht alle Wissenschaftler akzeptieren eine so enge Definition der Vorbedingungen für komplexes Leben. Aber selbst, wenn man das akzeptiert, gäbe im Weltall immer noch mindestens 100 Milliarden Planeten mit komplexem Leben, eher mehr. ZUr Entwicklung von Nervensystemen und Intelligenz:
      Ein Nervensystem hat sich auf der Erde bei denjenigen vielzelligen Lebewesen entwickelt, die sich aktiv bewegen. Sie sind darauf angewiesen, ihre Bewegungen mit Wahrnehmungen zu koordinieren. Dafür reicht auch auch ein sehr einfaches System, aber sobald sich Raubtiere entwickeln, sieht das anders aus. Sie brauchen ein komplexes System zur schnellen Verrechnung von Wahrnehmungen und Aktionen. Deshalb gehe ich davon aus, dass Wesen mit einem komplexen Nervensystem eigentlich immer entsteht, wenn die Evolution auf einem Planeten lange genug dauert. Intelligentes Leben und eine technische Zivilisation müssen sich nicht überall entwickeln, aber sie bieten einen extremen evolutionären Vorteil, so dass sie auf einem Planeten durchaus auch mehrfach hintereinander erwartet werden dürfen. Anders ausgedrückt: Genügend Zeit vorausgesetzt, wird nahezu jeder Planet mit komplexem Leben irgendwann eine technische Zivilisation beherbergen.
      Selbst wenn man also die pessimistische Abschätzung der Rare-Earth-Hypothese zugrundelegt, ergibt eine Minimal-Abschätzung immer noch hunderte Milliarden von technischen Zivilisationen im Kosmos seit dem Urknall. Die Formulierung “ziemlich sicher Milliarden” ist also noch extrem vorsichtig gefasst. Der Artikel macht aber auch deutlich, dass wir mit diesem technischen Zivilisationen eher nicht in Verbindung treten werden. Vermutungen über Pyramiden und Reptilienmenschen überlasse ich denjenigen Zeitgenossen, die sich in esoterischen Foren bewegen.

      • Wenn man für Leben auf einem Planeten rein fiktiv 10 Bedingungen annimmt mit jeweils einer Wahrscheinlichkeit von 1%, dann ergäbe sich daraus eine Gesamtwahrscheinlichkeit von 10-20. Ich würde das noch für eine optimistische Schätzung halten. Die Wahrscheinlichkeit für komplexes oder gar intelligentes Leben wäre noch um ein Vielfaches geringer. Selbstverständlich sollte man daraus nicht folgern, dass der Mensch ein exklusives oder höheres Wesen wäre, wohl aber eine unvorstellbare Zufälligkeit.

        Die Vermutung von milliarden Lebensformen im Universum halte ich doch für sehr spekulativ und etwas übertrieben. Man darf auch nicht vergessen, dass die Evolution des irdischen Lebens seit über 3 milliarden Jahren ununterbrochen verläuft. Es gibt dafür keine Notwendigkeit oder Gesetzlichkeit.

          • Ich sehe das nicht annähernd so pessimistisch. Viele grundlegende Bestandteile des Lebens wie z.B. Aminosäuren hat man bereits in Meteoriten nachgewiesen. Wenn selbstreproduzierende Zellen erst einmal entstanden sind, erhält sich das System selbst, verändert sich und breitet sich aus. In wenigen Jahrzehnten sollten wir wissen, ob es Leben auf dem Mars gegeben hat oder eventuell in den Salzmeeren der Eismonden Europa und Enceladus noch gibt. Sollten wir an einer dieser Stellen Leben finden, das unabhängig entstanden ist, erübrigt sich die Diskussion. Warten wir es also ab.

            Übrigens zum Thema Hochzahlen: Man könnte die HTML-Tags verwenden, die dafür gemacht sind, also sup für Hochzahl, sub für tiefestellte Zahl. z.B.:1020oder Uran238

          • @Thomas Grüter;
            Ihre Argumente will ich nicht bestreiten, schießlich können wir nur spekulieren und möglichst plausible Vermutungen anstellen. Als grundlegend für Leben sehe ich zunächst die hydrophoben Moleküle zur Bildung von Kompartimenten im Wasser, also die Phospholipide zur Bildung der Zellmembrane. Danach erst kommen die Aminosäuren zur Bildung der Proteine und schließlich die Nukleinsäuren. Selbstverständlich muss Leben nicht genau nach irdischem Muster gestaltet sein, aber es gibt unumstößliche Bedingungen. Die Moleküle müssen miteinander in Kontakt kommen, also bedarf es einer Flüssigkeit, die obendrein in Bewegung sein muss. Eine andere Bedingung ist die Zu- und Abfuhr von Energie zum Aufbau und zur Erhaltung von Ordnung gegen die Entropie, d.h. periodische Bewegungen wie Tageszeiten und Gezeiten. Man kommt dann schnell auf 10 oder mehr Bedingungen.

            PS: die HTML-Zeichen hatte ich verwendet.

          • @Thomas Grüter: Es gibt Anzeichen für Life before Earth. Dies zur Aussage (Zitat):

            Viele grundlegende Bestandteile des Lebens wie z.B. Aminosäuren hat man bereits in Meteoriten nachgewiesen. Wenn selbstreproduzierende Zellen erst einmal entstanden sind, erhält sich das System selbst, verändert sich und breitet sich aus

            Im verlinkten Artikel wird die Mutationsfrequenz als Evolutionsuhr verwendet und mit den Zeitmarken dieser Evolutionsuhr auf den Beginn des Lebens zurückgerechnet. Resultat: the time of the origin of life [was] 9.7 billion years ago

            Der Autor dieses Artikels spekuliert noch folgendes:

            Earth was seeded by panspermia; experimental replication of the origin of life from scratch may have to emulate many cumulative rare events; and the Drake equation for guesstimating the number of civilizations in the universe is likely wrong, as intelligent life has just begun appearing in our universe

      • Zur Kommunikation von Wahrscheinlichkeit, es gibt bspw. auf Seite 3 dieses Dokuments:
        -> https://www.ipcc.ch/pdf/supporting-material/uncertainty-guidance-note.pdf

        …Zuordnungsvorschläge, die einige ganz OK finden, zumindest: als kommunizierbar.

        Formulierungen der Art ‘ziemlich sicher’ und ‘gehörig sicher’, wobei eine Ziemlichkeit und Gehörigkeit gemeint ist, was sich ziemt und sich gehört, sind halt (für einige) lustig; Sprache ist verräterisch.

        MFG + vielen Dank und so, auch i.p. Toleranz und so,
        Dr. Webbaer

  9. Toller Beitrag!
    Noch vor 20 Jahren konnte man über die Häufigkeit von Planenten in der habitablen Zone nur spekulieren. Nun wissen wir, es wimmelt da draussen nur so von ihnen.
    Die nächsten Jahrzehnte werden sehr spannend.
    Findet man in den von Ozeanen des Mars Spuren von primitivem Leben?
    Auf dem Mars gibt es unterirdirdische Ozeane in denen es zumindest vor langer Zeit Schwarze Raucher gab. Schwarze Raucher gelten auf der Erde als Biotope, wenn nicht gar als Katalysatoren erster primitiver Lebensformen.
    Werden künftige Weltraumsonden in der Lage sein in der Athmosphäre eines fernen Planeten Indizien für Leben zu detektieren?

  10. Ich greife das Thema, speziell das Thema Kommunikation, noch einmal auf, weil mir beim Lesen der Kommentare aufgefallen ist, dass Wittgensteins “Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt” nicht erwähnt wurde (oder ich hab’ s überlesen). Anders gewendet: ich kann mich nicht mit einem Löwen unterhalten, weil seine Welt eine andere ist als meine, und sein Denken sich nicht in Begriffen vollzieht. Dazu braucht es Sprache und die Frage ist, ob Denken und Sprache sich grundsätzlich in Begriffen vollziehen muss.

    Ich hatte es bereits erwähnt, dass ich (und vor mir noch zweimal jemand Anderer) herausgefunden habe, dass es beim Menschen so etwas wie zwei geistige Geschlechter gibt, zwischen denen die Kommunikation ab einem bestimmten Punkt nicht mehr funktioniert, weil das Verständnis für die je andere Art nicht mehr nachvollziehbar ist.
    Eine generelle Schwierigkeit dabei betrifft das Faktum, dass diese Erkenntnis so neu und deshalb so fremd ist, dass schon die Vorstellung zweier geistiger Geschlechter nicht mehr verstanden wird (nur nebenbei: wer hat zu ihrer Zeit Galilei, Copernicus oder Kepler verstanden?).

    Vor ein paar Jahren begann in einer Gruppe der XING-community ein Moderator einen thread mit einer Aufgabe, die ich für meine Untersuchungen verwendet hatte. Zu meiner Überraschung funktionierte das sogar im Internet, es bildeten sich sofort die beiden Gruppen, und nach kurzer Zeit stellte sich heraus, das diejenigen, die zur einen Gruppe gehören, von der anderen Gruppe nicht mehr verstanden wurden – obwohl Wörter und Sätze grammatikalischen Regeln folgten.
    Wenn wir also nicht einmal imstande sind, das Denken der jeweils anderen Gruppe trotz gemeinsamer Sprache nachzuvollziehen, wie wollen wir dann mit Spezies kommunizieren, deren Umwelt eine ganz andere ist und die eine in diese Umwelt passende Art der Kommunikation pflegen?

    Albert Einstein hat das Verständigungsproblem, das die Minderheit hat, beschrieben:
    The words in the language, as they are written or spoken, do not seem to play any role in my mechanism of thought. The psychical entities which seems to serve as elements in thought are certain signs and more or less clear images which can be ‘voluntarily’ reproduced and combined. …This combinatory play seems to be the essential feature in productive thought – before there is any connection with logical construction in words or other kinds of signs which can be communicated with others. .. The above mentioned elements are, in my case of visual and some of muscular type. Conventional words or other signs have to be sought for laboriously only in a secondary stage..”
    Was Einstein muskulär nennt, nennen wir motorisch. Sein Denken war eines in Prozessen und Wirkungsweisen. Überwiegend aber wird in Begriffen und Beziehungen gedacht, und dafür ist Sprache unabdingbar.
    Sollte es Aliens geben, die ausschließlich in Prozessen denken, würde sich ihre Art zu kommunizieren grundlegend von unserer unterscheiden.

    • @ Trice :

      […] wie wollen wir dann mit Spezies kommunizieren, deren Umwelt eine ganz andere ist und die eine in diese Umwelt passende Art der Kommunikation pflegen?

      Wenn man ehrlich ist, hat Albert Einstein eine Sprachlichkeit gemeint, die sich keineswegs nur formalwissenschaftlich beschreibbar ausdrücken lässt, sondern eben physikalisch und auch eine Sprachlichkeit meinend, die seit je her verbindend gewirkt hat.
      Es ist zwar möglich so abstrakt zu denken, so dass die gewohnte Sprachlichkeit unberührt bleibt, für die Zwecke der Kommunikation heißt es aber zur gewohnten Sprachlichkeit zurückzukehren.

      Insofern wäre womöglich die Sprache oder eine Sprache betreffend sogenannte Aliens meinend in etwa so zu rekurrieren, wie bspw. auch mit einer Katze kommuniziert werden kann,dem werten Tier, i.p. Ressource, Fressie und so, und auch mit Gewalt.
      Anfänglich zumindest, sogenannte Aliens müssen auch Interesse haben, sie müssen insofern erreichbar sein, es sei denn, sie sind hinreichend begabt alles-vertilgend zu werden, dann nicht.

      MFG
      Dr. Webbaer

  11. @Dr. Webbaer

    Ich widerspreche Ihnen wirklich nicht gern, aber in diesem Fall ist es angebracht.

    “..hat Albert Einstein eine Sprachlichkeit gemeint, die sich keineswegs nur formalwissenschaftlich beschreibbar ausdrücken lässt, sondern eben physikalisch und auch eine Sprachlichkeit meinend, die seit je her verbindend gewirkt hat.
    Es ist zwar möglich so abstrakt zu denken, ”

    Diese Aussage ist eine Interpretation, die aber den Sachverhalt, auf den sie sich bezieht, nicht kennt. Da Meinesgleichen – von denen übrigens nur ein Bruchteil die Eignung zum Genie hat – nicht vom Himmel gefallen sind, aber bisher niemand eine plausible Erklärung für die Unterschiede liefern konnte, sind solche Interpretationen verständlich. Die Astronomen, die Zeitgenossen Keplers waren, hatten ja auch Erklärungen für die Bewegung der Himmelskörper, nur erklärte Kepler sie eben besser.

    Und bisher gibt es noch keine plausible Erklärung dafür, wie Einstein gedacht hat und wie sein Denken funktionierte, wodurch er zu seinen genialen Ideen kommen konnte. Die Unterscheidung zwischen funktionalem und prädikativem Denken inklusive deren Ursache als einem der Informationsverarbeitung unterliegendem Regelwerk, liefert diese Erklärung (weshalb ich es so köstlich finde, dass man Einsteins Gehirn inzwischen so zerlegt hat, nur um die Ursache für seine Genialität darin zu finden, dass davon kaum noch etwas übrig ist. Wenn der Grund aber ein Regelwerk ist, dann können sie bis zum St. Nimmerleinstag suchen, ohne sie dort zu finden).

    Mit Physik hat Einsteins Beschreibung seines Denkens wenig zu tun, denn er spricht ja ausdrücklich von psychischen Entitäten, die als Elemente des Denkens dienen, und diese sind Symbole oder mehr oder weniger klare Vorstellungen. Das beschreibt recht gut die funktionale Art des Denkens, ich denke z. B. auch nur dann in Sprache, wenn ich überlege, wie ich jemandem etwas vermitteln will (und ich bin keine Physikerin), ansonsten eben auch in Prozessen und Wirkungsweisen. Motorisches Denken geht also schneller, zumal der Zeitfaktor keine Rolle spielt. Als abstrakt empfinde ich mein Denken nicht, auch wenn ich immer mal wieder gefragt werde, wie ich auf “sowas Abstraktes” kommen kann.

    Aber eben deshalb kann ich mir nicht vorstellen, wie eine Kommunikation mit Außerirdischen funktionieren soll, wenn es uns nicht einmal möglich ist – je nachdem, zu welcher Gruppe man gehört – die andere Art nachzuvollziehen. Es geht nicht, ohne Gefahr zu laufen, den Verstand zu verlieren. Am mangelnden Interesse liegt es nicht, sondern an den Grenzen, die dem jeweiligen Denken gesetzt sind.

    Viele Grüße,
    Trice

    PS: Ich weiß schon, das passt nun überhaupt nicht in unsere postmoderne Epoche und dem Gleichheitsprinzip als ihrer Maxime.

    • @ Trice :

      Mag schon sein, dass Ihr Kommentatorenfreund aus dem Stegreif ein wenig angreifbar formuliert hat, vielen Dank für Ihre Ergänzung, auf die er nicht eingehen wird.
      Es ging ihm mehr darum extraterranes Leben zu essentialisieren, was dies sein könnte, wie begrifflich und nicht nur begrifflich mit ihm umgegangen werden könnte.
      Kooperation mit diesem könnte auch ohne Sprache auskommen, wenn es Interesse hat, bspw. an Ressourcen, und Reaktion erkennt, gerne als Reaktion anderen Lebens.
      Es gibt (sinngemäß und leicht verfälschend) eine Star Trek-Episode, in der eine zuerst extrasolar tätige und Planeten vertilgende “Wolke”, irgendetwas, das dicht Materie trägt, langsam dem Solarsystem nähert und von der Star Trek-Besatzung weitergehender Appetit vermutet wird, streng genommen nicht nur von dieser.
      Diese wird dann irgendwie behandelt und von ihrem Ziel, möglicherweise war der Planet Jupiter ein Anreiz, abgelenkt und letztlich aus dem Solarsystem wieder herausgeleitet, herausgelockt wird, vielleicht mit einzelnen Ludern (das Fachwort) von Dilithium-Kristallen, so dass am Ende wieder alles supi ist.
      Ist diese “Wolke” nun Leben?

      MFG
      Dr. Webbaer (der’s abär nicht weiter diskutieren muss, der ein schönes Wochenende wünscht)

      • @ Dr. Webbaer

        Dann war diese Frage:
        “Ist diese “Wolke” nun Leben?”
        nur eine rhetorische?
        Wir müssen sie natürlich nicht diskutieren, aber da ich sie interessant finde, will ich sie auch beantworten.

        Ich habe die Diskussion dazu nicht mehr verfolgt, erinnere mich nur, dass es einmal hieß, Kriterien, um etwas als lebend zu bezeichnen, seien Reproduktionsfähigkeit und Stoffwechsel. Reproduktionsfähig war die “Wolke” offenbar nicht, obwohl es unter den gegebenen Umständen sicher wünschenswert gewesen wäre. Offen ist auch, ob sie die Planeten, die sie vertilgte, auch verstoffwechselt hat, oder sich nur Energie zugeführt hat, also möglicherweise nur eine Maschine war.

        Hätte man sich mit ihr verständigen können, wäre die Frage, ob man sie nicht als Außerirdische Intelligenz angesehen hätte, obwohl sie nur ein Artefakt ist. Wäre in diesem Fall ein Turing-Test überhaupt möglich, um das festzustellen? Und hat man, nachdem die “Wolke” aus dem Sonnensystem geleitet worden war, womöglich die historische Chance verpasst, über diese Maschine mit den Wesen, die sie entwickelten, Kontakt aufzunehmen?

        Wobei mir eine Anekdote einfällt, die ich vor Jahren gelesen hatte: eine Wissenschaftlerin, die zu Forschungszwecken einen Eingeborenenstamm besuchte und fast zu Tode gekommen war, weil sie den Stammesältesten bedroht und versucht hatte, ihn zu Boden zu werfen. Es stellte sich heraus, dass sie ihn freundlich angelacht hatte – sie hatte ihm die Zähne gezeigt! – und ihm die Hand hatte schütteln wollen …

        Ihnen noch einen schönen Sonntag,

        Trice

        • @ Trice :

          Kriterien, um etwas als lebend zu bezeichnen, seien Reproduktionsfähigkeit und Stoffwechsel

          Das war’s, worauf Ihr Kommentatorenfreund hinauswollte, niemand weiß genau, was ‘Leben’ ist -der Schreiber dieser Zeilen hatte vor langer Zeit mal die Diskussion, ob nicht auch ein Stein irgendwie lebendig ist, denn er fällt ja, aus der nach unten geöffneten Hand und auf der Erde- und hier könnte noch lange “herumgeknödelt” werden, die Welt ist ja an sich vglw. lebendig, und insofern ist es weiter oben ein wenig mit “Interesse” und “Reaktion” versucht worden; es soll besser definitorisch versucht werden.
          Turing-Tests in diesem Zusammenhang, gaah!

          MFG
          Dr. Webbaer

  12. Noch hierzu, weil vergessen, sorry:
    “Insofern wäre womöglich die Sprache oder eine Sprache betreffend sogenannte Aliens meinend in etwa so zu rekurrieren, wie bspw. auch mit einer Katze kommuniziert werden kann,dem werten Tier, i.p. Ressource, Fressie und so, und auch mit Gewalt.”

    Das ist, wie ich versuche zu zeigen, nicht der Grund, warum Kommunikation vermutlich nicht funktionieren wird. Der Unterschied zwischen zwei Arten des Denkens liegt ja auch nicht darin, dass sie keine gemeinsame Sprache hätten. Er liegt darin, dass die dem jeweiligen Denken zugrunde liegenden Strukturen grundsätzlich andere sind, die nicht vermittelbar sind.

    Und wenn dies in unserer Welt schon möglich ist, wie anders müssen wir uns die Strukturen des Denkens außerirdischer Lebensformen vorstellen?

    LG
    Trice

  13. Das Thema Aliens öffnet die Tür der Phantasie.
    Wenn es sie geben sollte, die Möglichkeit besteht, dann müsste man ihre Spuren als Weltraumschrott irgendwo finden.
    Es könnte ja auch sein, dass nicht alle Meteoriten natürlichen Ursprungs waren, sondern Raumschiffe der Aliens.
    Der Meteor von Yucatan vor 65 Millionen Jahre hat ja eine Spur von Iridium hinterlassen. Über Kometen aus Iridium habe ich noch nie etwas gehört.
    Also…..?

  14. Ein sehr guter Beitrag, wenn ich mir manche Menschen genau anschaue, wie sie reden, sich bewegen (einige Präsidenten) da denke ich schon das die Aliens mit uns leben.

    Lg Ayna

  15. Ein sehr intelligenter Artikel!
    Mich wundert, warum Steven Hawking vor den Aliens warnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns Aliens in den nächsten 1000 oder 5000 Jahren kontaktieren, scheint mir verschwindend gering. Verglichen mit dem Alter unseres Universums sind 5000 Jahre gar nichts. Bisher sind keine Aliens erkennbar, also warum gerade jetzt? Und dass Aliens im Moment „in der Nähe wohnen“, ohne von uns zu wissen, und die nächsten 1000 Jahre durch unsere „Botschaften“ auf uns aufmerksam werden, und dann zu uns kommen können, obwohl sie im Moment nicht einmal von uns wissen, ist auch äußerst unwahrscheinlich. Wie kommt ein solch kluger Kopf auf solche Gedanken?
    Aber seine Meinung ist auch abwegig, der Mensch müsse die für uns ideale Erde verlassen, um auf einem Wüstenplanet wie dem Mars etwas aufbauen zu wollen. Selbst das kälteste Eisloch auf der Antarktis ist für uns hundertmal besser zum Leben geeignet als der Mars.

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