Der Artenschutz in der EU

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Heute findet, wohl vor allem in den USA, der Endangered Species Day statt und da wollen wir zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten. Wie ja schon in einigen unserer letzten Postings angesprochen, haben Philipp und ich uns an ein kleines Projekt für die OpenDataChallenge gesetzt. Und die erste Beta-Version davon ist jetzt auch im Web zu finden, unter dem Namen eUcoMap. Wie gesagt, das Ding ist noch nicht zu 100 % fertig, und wenn ihr Fehler findet, Kritik oder Anmerkungen habt, dann nur zu: Sagt uns was nicht rund läuft, und wir korrigieren das schnell.

Aber lasst uns doch erstmal kurz erklären, um was es bei der eUcoMap geht: Wir haben uns aus dem Fundus der EU-Statistiken mal die Daten über die Größe der Naturschutz-Habitate der einzelnen Länder im Verlauf der letzten Jahre heruntergeladen, genauso wie die Daten darüber, wie ausreichend diese Flächen für den Artenschutz so sind (und in einem zweiten Schritt haben wir uns auch mal die Emissionen von Klimagasen angeschaut). Diese Daten haben wir dann genommen, um die (hoffentlich ausreichend bekannte) Europa-Karte ein bisschen neu abzustecken. Die Größe der einzelnen Länder auf der Karte haben wir nämlich neu berechnen lassen. Und zwar danach, wie viel Prozent der Landfläche der einzelnen Länder von diesen als Habitate ausgewiesen werden.

  eucomap.png

Hier seht ihr ein Beispiel für so eine Karten-Transformation, für das Jahr 2008. So bekommt man hoffentlich eine recht intuitive Übersicht, wie der Vergleich der einzelnen Länder ausfällt. Wären alle Länder gleich gut (oder auch gleich schlecht), würde man eine “unverzerrte” Landkarte erhalten. Wie man im Beispiel aber gut sehen kann: Während Spanien überdurchschnittlich viel Prozent ihrer Landmasse als Habitate ausweisen, sind die Briten und die Dänen extrem unterdurchschnittlich, deshalb verschwinden ihre Länder auch fast von der Landkarte.

Weil aber die reinen Zahlen des Habitat-Prozentsatzes der Landmasse nicht wirklich aussagekräftig sind, haben wir die Karten dann auch noch auf 2 Arten farb-kodiert. Zum einen ebenfalls nach der Habitatsgröße in % der Landmasse (hier ohne Beispielscreenshot).

Und in dem Beispiel oben seht ihr wie ausreichend dieser Prozentsatz ist, um die Artenschutz-Ziele zu erreichen. Je grüner die Länder, desto ausreichender die bereits vorhandenen Habitate. Je röter, desto weniger ausreichend. Und hier sieht man, dass die Briten zwar unterdurchschnittlich viel ihrer Landmasse zu Habitaten deklariert haben, dass es aber (angeblich) trotzdem für die Artenschutz-Ziele reicht. Allerdings muss man da vorsichtig sein, die Länder haben wohl recht freie Hand darin, einfach zu behaupten, dass ihr Status Quo zu 100 % ausreichend ist… Aber als Indikator können die Werte vielleicht trotzdem dienen.

Dazu haben wir die einzelnen Länder für jedes Jahr noch mit etwas Hintergrund-Informationen angereichert. Ein Klick auf das Land der Wahl liefert die eine Übersicht über Kenndaten für das Land in dem entsprechenden Jahr: Die prozentuale Fläche der Habitate, und wie ausreichend diese sind, wird genauso ausgegeben wie die Klimaemissionen in Tonnen von CO2-Äquivalenten. Dazu gibt simpel farbcodierte Trends, die zeigen, ob die Werte eine Verbesserung oder Verschlechterung zum Vorjahr sind. Wer auf Zahlen steht: Wenn ihr mit dem Maus-Cursor über dem Trend schwebt, dann bekommt ihr die numerischen Veränderungen angezeigt.


eucomap2.png

In einem weiteren Schritt haben wir dann die Daten der IUCN RedList, wohl besser unter der Roten Liste bekannt, abgegrast und geschaut, welche Tiere und Pflanzen in welchen Ländern bedroht sind. Die Zuordnung der Tiere und Pflanzen zu den einzelnen Jahren haben wir dann über das Jahr gemacht, in dem die IUCN das letzte Gutachten über die Art veröffentlicht hat. Nur weil ein Tier also in den Datensätzen im Jahr 2004 einsortiert wurde und in den Folgejahren nicht auftaucht heisst es nicht, dass die Arten nicht mehr bedroht sind. Es gibt nur einfach keine aktuelleren Daten über das Schicksal der Spezies.

Auch für die einzelnen Arten haben wir versucht ein paar Informationen einfach mit aufzubereiten. Auf der Detail-Seite für die einzelnen Länder bekommt ihr nicht nur die wissenschaftlichen Namen der bedrohten Arten, sondern (so weit vorhanden) auch Bildchen der Tiere/Pflanzen zu sehen, genauso wie ihren Trivialnamen und den Trend der Spezies zu sehen. Außerdem könnt ihr per Klick einfach zu der Spezies bei der IUCN kommen und euch per Google und Wikipedia weiterbilden.

Dank der Fallstricke des Urheberrechts und auch einfach weil es nicht zu jeder Art Fotos im Netz gab, können wir bislang leider nicht für jede Spezies ein Foto liefern. Falls euch also ein fehlendes Foto für eine Art auffällt, von denen ihr Fotos besitzt: Wir würden uns freuen, die Datenbasis zu ergänzen.

Und nun haben wir aber auch genug geredet, klickt doch einfach mal ein bisschen in der eUcoMap rum und sagt uns, wie es euch gefällt. Das hilft uns als Beta-Test vermutlich mehr, als wenn wir noch weiter darin rumklicken und überlegen, was noch doof ist. In dem Sinne: Einen schönen Endangered Species Day!


Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

2 Kommentare

  1. Ach, deshalb hast Du immer nach Bildern und Infos gefragt. Jetzt verstehe ich das erst richtig^^

    Mir, dem ja bekanntermaßen gewisse bedrohte Arten sehr am Herzen liegen, kommt dieses Programm sehr recht und ich werde es auch umgehend mal testen.

  2. Ja, genau dafür hab ich immer so doof nach Bildern gefragt. Weil das war eine echte Handarbeit für die 300+ Species, die in den Jahren 2003-2010 von der IUCN als (Critically) Endangered eingestuft wurden, Bilder zu finden.

    Oftmals gab es keine frei verwendbaren Fotos (Creative Commons und Public Domain sind leider nicht so gut gefüllt, wie man sich das wünschen würde). Darauf hin hab ich dann alle Copyright-Inhaber von entsprechenden Fotos angeschrieben und darum geben, dass wir sie für das Projekt verwenden dürfen. Davon haben sich auch erstaunlich viele zurückgemeldet und ein Großteil davon hat auch grünes Licht gegeben.

    Leider waren andere Fotografen nicht so hilfsbereit. Und in anderen Fällen konnte ich erst gar keine passenden Fotos auftreiben (besonders gerne für die Mollusca ;)).

    Ich hoffe aber, dass dir das kleine Projekt auch so gefällt, ich weiss ja, dass es eines deiner Steckenpferde ist 🙂

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