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Würziges aus den Biowissenschaften
Biosenf

Wenn man erzählt man ist Biologin, kommt oft erst einmal:„ Echt? Was ich mich schon immer gefragt habe ist…“ An dieser Stelle kommt dann eine Frage zu irgendwelchen Tierarten oder Alltagsphänomenen: Wieso gibt es keine Kühe auf Halligen? Haben Kühe wirklich keinen Schließmuskel und laufen im Wasser voll? Was wächst da in meinem Balkonkasten, lebt unter meinem Bett?

Nicht dass ihr mich falsch versteht: man freut sich über solche Fragen, da sie eine Herausforderung darstellen, aber meist kennt man die Antwort selber nicht.

Wenn ich aber sage das ich mich mit Meeresbiologie beschäftige kommt immer dieselbe Frage: Was ist denn Meeresleuchten?

Viele kennen dieses Phänomen besonders aus den Tropen: man geht baden und um einem herum fängt es an zu leuchten. Erst denkt man es ist nur der Mond doch irgendwie ist es doch etwas anderes. Bis man merkt das WOW das Wasser leuchtet wenn man sich darin bewegt!

So sieht es aus. Es kann sowohl an der Küste als auch auf dem offenen Meer entstehen. Man kann hier zwei Phänomene unterscheiden: das Meeresleuchten, das durch Bewegung ausgelöst wird und die so genannten „ Milky seas“,  bei denen große Meeresflächen in milchigem blauem Licht leuchten.

Das Video weiter oben beschreibt das klassische Meeresleuchten. Es wird durch den Einzeller Noctiluca scintillans ausgelöst. Diese Phytoplankton fressenden Lebewesen fangen an zu leuchten wenn sie Berührt werden. In kleinen Einschlüssen in der Zelle enthalten sie ein Proteinkomplex (Luzerferin-Luziferase- komplex) der Licht produziert.

Noctiluca scintillans variashttp://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/53/Noctiluca_scintillans_varias.jpg

Auch als Kuscheltier erhältlich

Es gibt regelrechte „Blüten“ dieser Einzeller, also große Ansammlungen, die mit der Menge am Plankton im Wasser zusammenhängt. Somit sind sie oft den Sogenannten Red Tide assoziiert. Mikroskopische Algen vermehren sich massiv, so dass sie sogar das Meer rot färben können. Diese setzen teilweise Toxine frei die auch für den Menschen gefährlich sein können wenn man sie z.B durch Meeresfrüchte aufnimmt. Starkes Meeresleuchten zeigt also große Algenkonzentrationen. Ein super Warnsystem!

Aber auch Bakterien können das Meer zum Leuchten bringen. In vielen Seefahrer Legenden ist von Milchmeer die Rede.

Heute weiß man: es sind biolumineszente Bakterien, meist Vibrio harveyi, die für das dumpfe blaue Leuchten verantwortlich sind. Sie sind zwar immer im Meer vorhanden doch nur mit einer Gewissen Häufung fangen sie an im Akkord zu leuchten. Diese Fähigkeit nennt man Quorum sensing. Je höher die Konzentration dieser Bakterien an einem Fleck ist desto mehr Botenstoffe entlassen sie. Diese werden von Ihren Nachbarn wahrgenommen und wenn die Menge dieser Botenstoffe eine magische Grenze überschreiten gehen die Lichter an! Und somit bei allen Zellen gleichzeitig!

Dieser Lichterteppiche können riesig sein: es gelang Steve Miller aus Havard 2005 einen Milky sea Vorkommen aus dem All zu fotografieren.

http://www.pnas.org/content/102/40/14181.long
http://www.pnas.org/content/102/40/14181.long

Wie man sieht ist er mehr als 200 km lang! Eine Theorie ist das die Bakterien dank des Leuchtens Fische anziehen in deren Darm sie sich auch gerne ansiedeln.

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Mit einem Diplom in Biologie in der Tasche, einer halben Doktorarbeit und viele Ideen will ich meinen Senf dazugeben. Meine irrsinnige Begeisterung für Lebewesen und des Lebens Wesen, möchte ich weitervermitteln. Und das an JEDEN. Jeder soll wissen, wie unglaublich Grottenolme sind und warum auch Gliazellen unserer Aufmerksamkeit bedürfen, dass Ratten nicht nur ekelig sind und die heimische Topfpflanze vielleicht bald schon die Nachttischlampe ersetzt. In Tübingen habe ich studiert, in Bern der Forschung den Rücken gekehrt. In Berlin bin ich nun auf der Suche nach Alternativen im Feld der Biologie und Kommunikation. Ganz besonders nach meinem Geschmack sind verrückte, unglaubliche oder einfach nur lustige Geschichten aus Ökologie, Evolution, Medizin und Technik. Schmeckt euch der Senf? Sonst mischt doch mal mit! Mathilde Bessert-Nettelbeck

2 Kommentare

  1. Meeresleuchten

    Meeresleuchten habe ich auch schon selber erleben dürfen, allerdings nicht in den Tropen, sondern auf der Ostsee, als wir dort im letzten Jahrtausend im Rahmen unser Kursfahrt des nachts im Segelboot unterwegs waren. Wirklich beeindruckend, wenn unmittelbar um einen herum im Wasser alles leuchtet! Kurze Tauchgänge werden so zu einer völlig neuen Erfahrung.

    Ansonsten: Willkommen bei den SciLogs/WissensLogs 🙂

  2. Ostsee

    @Alf
    Meeresleuchten kommt in allen Meeren vor. Es fällt wohl vielen in tropischen Gewässern auf, da man dort vielleicht öfter schwimmt. Was du beschreibst, ist warscheinlich auf Noctiluca scintillans zurück zu führen. In planktonreichen Gewässern kann man oft Meeresleuchten beobachten. Auf dieser Seite gibt es zum Beispiel eine Vohersage für das saisonale Aufkommen in der Nordsee, nähe Helgoland: http://plankton-helgoland.senckenberg.de/…s.html

    Ich sah es beim Nachtschnorcheln am Roten Meer. Es war jedoch nicht sehr intensiv.

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