Was bedeutet Zensur?

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Wann sollte man eine Meinung löschen? Darf man das überhaupt? Gilt dies als Zensur? In Kommentarforen kann prinzipiell jeder zum Autor werden und auf Blogportalen können Meinungen unterbunden werden. Daher stellt sich diese alte Frage erneut.

Es ist eine Plattitüde, die mir in Internetdiskussionen schon mehrmals begegnet ist: Von Zensur könne man nur sprechen, wenn eine staatliche Institution bestimmte Meinungen verbietet. Insbesondere könne man beim Löschen bestimmter Kommentarbeiträge auf Blogportalen nicht von Zensur sprechen, da hier ein Blogger lediglich sein Hausrecht ausübe. Ich will beide Aspekte, den der Bedeutung der Zensur und den der Idee des Hausrechts, hier nacheinander diskutieren und anschließend noch meinen eigenen Vorschlag vorstellen.

Was bedeutet Zensur?

Ich bin schon einige Male der Meinung begegnet, Zensur liege nur dann vor, wenn eine staatliche Institution eine bestimmte Meinung verbiete. Diese These will ich durch einen Blick in Wörterbücher, den Sprachgebrauch, sowie der Frage nach dem Sinngehalt untersuchen.

Die Duden-Redaktion definiert Zensur als

von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung …, besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität. (duden.de)

Gemäß dem Deutschen Wörterbuch ist Zensur

1) kirchliche aufsicht über leben und lehre … [sowie] 2) überwachung der erzeugnisse des buchdrucks und der presse; schon im 15. jahrh. bald nach erfindung der buchdruckerkunst von der kirche eingerichtet und seit 1524 vom reich und den staaten ausgebaut. (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm)

Laut New Oxford American Dictionary bedeutet englisch censorship

the practice of officially examining books, movies, etc., and suppressing unacceptable parts.

Zwischenergebnis: Gemäß keinem dieser drei gängigen Nachschlagewerke wird Zensur notwendig an staatliche Quellen gebunden. Die Duden-Redaktion versteht dies nur als besonderen Fall. Das Internet darf man wohl als Fortsetzung des Buchdrucks und der Presse ansehen.

Betrachtet man den Sprachgebrauch, hier vereinfacht die beiden detaillierten Wikipedia-Artikel „Zensur im Internet“ sowie „Internet censorship“, so finden sich ebenfalls Beispiele für nichtstaatliche Zensur, im deutschen Beitrag sogar in dem eigenen Zwischenabschnitt „Zensur und nichtstaatliche Gruppen und Unternehmen“. Als Beispiel wird etwa genannt, dass Internetunternehmen wie Google oder Freenet.de bestimmte Inhalte aus ihrem Angebot herausfilterten. Aus dem englischen Wikipedia-Beitrag wird deutlich, wie weit hier der Begriff Zensur gefasst ist. Er umfasst zahlreiche technische sowie nicht-technische Verfahren zur Unterdrückung von Inhalten. Neben Zensur durch Gesetze auch jene durch Drohungen, Gerichtsverfahren, öffentliche Angriffe und so weiter.

Gemäß dieser gängigen Artikel ist Zensur also ebenfalls nicht notwendig an staatliche Institutionen gebunden. Ferner darf davon ausgegangen werden, dass die Mehrheit versteht, was gemeint ist, wenn jemand von der Zensur einer Meinung beispielsweise auf einem Blogportal berichtet: nämlich dass alle seine Inhalte zu einem bestimmten Thema von einem mit besonderen Befugnissen ausgestatteten Moderator gänzlich gelöscht oder auf andere Weise aus der Diskussion entfernt wurden.

Das Ergebnis dieser kurzen Untersuchung ist daher, dass Zensur gemäß gängigen Wörterbüchern, dem Sprachgebrauch und dem Sinnkriterium nicht nur von staatlichen Institutionen ausgeübt werden kann, sondern prinzipiell von allen Autoritäten, die mit der dafür nötigen Macht ausgestattet sind.

Üben Blogger ihr Hausrecht aus?

Damit ist festgestellt, dass es Internet-Zensur prinzipiell auch durch nicht-staatliche Quellen geben kann. Freilich beantwortet dies noch nicht die Frage, ob Blogmoderatoren, die bestimmte Meinungen löschen, damit Zensur ausüben und ob sie dies tun sollten.

Manche beantworten diese Frage direkt damit, ein Blogger übe lediglich sein Hausrecht aus, wenn er bestimmte Meinungen aus der Diskussion löscht. Gerne wird hier ein Wohnzimmervergleich zurate gezogen: Wen man zu sich ins Wohnzimmer einlüde, der dürfe sich dort auch nicht alles erlauben, und wenn ich ihn wieder vor die Tür setze, dann sei das schlicht normal.

Ich bin zwar prinzipiell für Fantasie und freie Assoziation aber dieser Vergleich zwischen Wohnzimmer und Blog scheint mir offensichtlich zu hinken. Was jemand im Wohnzimmer macht, das ist eben nur denjenigen sichtbar, die man hereinlässt; man braucht üblicherweise einen Schlüssel oder jemand muss einem die Tür öffnen, um ins Wohnzimmer zu gelangen. Viele hängen gar Vorhänge und Gardinen hinter ihr Fenster, damit eben nicht jeder sehen kann, was dort geschieht (in den Niederlanden gewährt man übrigens oft freie Einblicke).

Auf frei verfügbaren Blogportalen ist dies jedoch ganz anders: Prinzipiell kann hier jeder, anders als beim Wohnzimmer, die Blogs besuchen. Kein Schlüssel, kein Zugang ist hier nötig, abgesehen von den allgemeinen, öffentlichen Zugangsinformationen wie dem Link, der sich durch andere öffentliche Seiten oder Suchmaschinen finden lässt – ja, Blogportale sind oft sogar gerade auf ihre Auffindbarkeit optimiert! Bei der Wohnung reicht es umgekehrt eben nicht, nur die Adresse zu wissen; es erscheint geradezu als definitorisches Kriterium der Wohnung, dass hier eben nicht jeder Zugang hat, selbst wenn er den Ort kennt. Demgegenüber ist gerade das Internet ein öffentlicher, kein privater Raum, wenn man nicht bestimmte Zugangsbeschränkungen wie Passwörter (vgl. Wohnungsschlüssel) implementiert.

Im Internet und insbesondere bei Blogs wird üblicherweise nicht nur eine Lesemöglichkeit, sondern auch ein Recht zum Kommentieren eingeräumt – die Nähe zwischen Leser und Autor zeichnet die Blogs ganz besonders aus. Zum Umgang mit Kommentaren stehen (technisch) verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Diese können prinzipiell frei sein, nur nach Moderation (d.h. Kontrolle) freigeschaltet werden, nur einem bestimmten Kreis von Nutzern zur Verfügung gestellt oder komplett ausgeschlossen werden. Dass jemand überhaupt auf den mir absurd erscheinenden Wohnzimmervergleich kommt, kann ich mir am besten dadurch erklären, dass man auf eine Macht, die beispielsweise per Software eingeräumt wird, nur ungern verzichtet; und Zensur ist üblicherweise das Handeln eines Mächtigeren gegenüber einem Machtloseren.

Mein Vorschlag

Weder ist die Bedeutung von Zensur auf die Einflussnahme staatlicher Quellen beschränkt, noch ist die Blogsituation mit dem privaten Wohnzimmer vergleichbar. Das lässt aber noch die Frage nach dem empfohlenen Umgang mit Internetdiskussionen offen. Im Folgenden stelle ich meine eigene Meinung dazu vor:

Der Blogger und/oder Portalbetreiber stellt den Lesern bestimmte Dienste zur Verfügung. Insbesondere dann, wenn er prinzipiell jedem das Recht zur Teilnahme an der Diskussion einräumt, sollten für einen Ausschluss konkrete Gründe vorliegen. Idealerweise ist in einem Code, beispielsweise in einer Netiquette, der gewünschte Umgang festgeschrieben. Bei Verstößen kann darauf verwiesen werden, bei wiederholten Verstößen können Beiträge gelöscht oder kann einer bestimmten Person die Teilnahme gänzlich versagt werden. (Dessen ungeachtet müssen rechtswidrige Kommentare vom Betreiber bei der Kenntnisnahme sofort entfernt werden.) Ist die Teilnahme an der Diskussion moderiert, d.h. nur nach Kontrolle möglich, dann sollten die Kriterien für die Auswahl ebenfalls einsehbar sein.

Auch wenn ich das Internet prinzipiell als ein Medium dafür sehe, allen Menschen die Möglichkeit des Gedankenaustauschs zu bieten, lehrt die Erfahrung leider, dass manche es darauf abgesehen haben, diese Form freier Kommunikation unmöglich zu machen. In diesem Fall empfehle ich es, sofern möglich, mit den Störenfrieden Kontakt aufzunehmen und ihre Beiträge gegebenenfalls zu löschen beziehungsweise ihnen die Teilnahme prinzipiell zu verwehren. Aufgrund technischer Möglichkeiten beispielsweise zur Umgehung von Internetsperren halte ich die strenge Durchsetzung jedoch nur für begrenzt möglich; insbesondere will ich persönlich dafür keine Zeit verschwenden müssen, anderen die Beiträge zu löschen oder ihren Umgehungsmaßnahmen hinterher zu laufen.

Man sollte jedoch aufpassen, dass man keine Meinung nur deshalb löscht, weil sie der herrschenden beziehungsweise eigenen Meinung widerspricht. Geschieht dies doch, dann erscheint mir der Vorwurf der Zensur – der Kontrolle auf Konformität – für berechtigt. Das Internet bietet zwar im Zweifelsfall viele Ausweichmöglichkeiten, doch wenn sich ein Blog beispielsweise als öffentliches Aufklärungsmedium darstellt und tatsächlich eine zentrale Anlaufstelle für ein bestimmtes Thema ist, dann halte ich einen konstruktiven inhaltlichen Umgang gerade auch mit abweichenden Meinungen für wünschenswert; aber natürlich sind auch dem besten Willen Grenzen gesetzt.

Eine Löschung oder gar prinzipielle Blockade einer Person sollte meines Erachtens nur im äußersten Notfall vorgenommen werden. Hier bei Menschen-Bilder habe ich in bald fünf Jahren überhaupt nur zwei Beiträge gelöscht und in beiden Fällen schien mir das rechtlich notwendig, da es sich wohl um rechtswidrige Inhalte handelte. Lädt man jedoch prinzipiell die ganze Welt zum Mitdiskutieren ein, dann sollte man schon einen guten und konkreten Grund für den gezielten Diskussionsausschluss sehen. Das scheint mir auch rechtlich nicht trivial: Ich will den Anwalt sehen, der ein Mandat ablehnt, wenn jemand gegen die systematische Löschung seiner nicht rechtswidrigen Beiträge klagt, wenn ein Portal prinzipiell allen das Kommentieren einräumt.

Ich hoffe jedoch, dass es nicht so weit kommt. Wenn mir hier bei Menschen-Bilder Diskussionen als schlicht unpassend erschienen, dann habe ich darauf verwiesen oder, falls eine Diskussion zwischen anderen Teilnehmern fortlief, diese einfach nicht mehr verfolgt. Meines Wissens wurde dadurch noch niemand vom Mitdiskutieren abgehalten. Von den Diskussionen habe ich selbst mehr als einmal profitiert und ich wünsche mir, dass es so bleibt. Allerdings weiß ich, dass andere Blogger mit ihren Kommentatoren weniger Glück hatten als ich.

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Die Diskussionen hier sind frei und werden grundsätzlich nicht moderiert. Gehen Sie respektvoll miteinander um, orientieren Sie sich am Thema der Blogbeiträge und vermeiden Sie Wiederholungen oder Monologe. Bei Zuwiderhandlung können Kommentare gekürzt, gelöscht und/oder die Diskussion gesperrt werden. Nähere Details finden Sie in "Über das Blog". Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie.

44 Kommentare

  1. Danke!

    Vor dem Schlafengehen noch zwei Zustimmungen von mir.

    1. Selbstverständlich kann Zensur auch nichtstaatliche sein. Ein aktuelles und drastisches Beispiel ist Mexiko, wo Drogenkartelle sowohl unliebsame Journalisten wie auch Blogger ermordet (!) haben, wenn diese ‘unstatthaft’ berichteten.

    2. Stimmt, Blogs sind keine Wohnzimmer. Vielleicht doch eher Salons, zu denen jeder und jede eingeladen sind, solange Thema und Umgangsformen stimmen. Die Regeln müssen sich je entwickeln, aber es sollte sie geben.

  2. Grundsätzlich kann jeder in seinem Blog natürlich alles machen, was er/sie will, sogar die Kommentare ausschalten. Alles ist erlaubt und jeder hat seine eigene Schmerzgrenze. Das Blog ist mein öffentliches Wohnzimmer, in das ich Gäste einlade. Jeder darf kommen. Und natürlich erwarte ich von den Gästen, dass ich sie sich benehmen.

    Die Sache mit der freien Meinungsäußerung ist natürlich auch, dass jeder frei ist, sie zu äußern, aber niemand verpflichtet ist, sie sich auch anzuhören. Soll der (vermeintliche?) Störer doch auf seinem eigenen Blog ein Posting verfassen, dass ich gar nicht zensieren kann. Ich muss mir aber in meiner Umgebung, über deren Beschaffenenheit ich ja auch gewisse Vorstellungen habe, nicht alles sagen lassen.

    Sobald man sich in rechtliche Grauzonen begibt, oder Kommentare unerträglich für einen persönlich oder für die Diskussion übermäßig schädlich werden, ist bei mir der Punkt der “Zensur” erreicht, denn neben der Kontrolle hat man auch eine Verantwortung.

    Und natürlich wird das löschen von Kommentaren auch ganz im Klassischen Sinn von Zensur verwendet, indem Kritik einfach nicht zugelassen wird. Diese Art von Blogs lohnt es sich meiner Meinung gar nicht, zu diskutieren.

  3. Über Zensur

    Mit dem Thema Zensur habe ich immer wieder zu tun. Das liegt auf der einen Seite daran, dass meine Vorstellungen über diverse Themen sehr stark von den gesellschaftlich etablierten Normen abweichen (z. B in Bezug auf den Sinn von Ehen), auf der anderen Seite liegt es daran, dass ich selbst ein Internetprojekt mit einem gewissen Anspruch habe und mich meiner Community als Admin verpflichtet fühle.

    Ich bin ein klarer Zensur-Gegner und fühle mich stets unwohl, wenn ich in meiner Funktion als Admin Zensur betreibe. Wenn ich es tue, dann geht es, soweit ich es beurteilen kann, um Beschimpfungen oder Spam, nie aber um inhaltliche Differenzen. In meinem Projekt habe ich die Problematik durch eine ungewöhnliche Konfiguration der Forensoftware zumindest minimiert.

    Meine User bemühen sich, dass Gäste das Projekt so attraktiv finden, dass sie sich registrieren. Beiträge, in denen Gäste oder Neu-User, ausfallend werden, wären den Benutzern gegenüber unfair, die sich Mühe geben. Ich verschiebe sie darum in einen für Neuankömmlinge nicht einsehbaren Bereich. Auf diese Weise kann sich meine Community davon überzeugen, dass ich in ihrem Interesse handelte. Sollte sie jedoch zum Schluss kommen, dass mein Eingriff ungerechtfertigt war, kann ich ihn revidieren.

    Was das Thema Staat und Zensur angeht, so bin ich geprägt durch meine Studienzeit. Die Sicherheitsregeln für Studenten der Geschichte, wenn es um Bücher aus der NS-Zeit ging, fand ich immer lächerlich und hochgradig schizophren. Ob es sinnvoll ist, Menschen ab 18 immer für mündig zu erklären sei dahingestellt – aber wenn der Staat das tut, dann sollte er auch keine Bücher wegsperren. Oder anders: Wer tatsächlich glaubt, rechte Tendenzen seien damit zu unterbinden, sollte die Bücher des Psychologen W. Reichs lesen. – Die sind, glücklicher Weise, wieder verfügbar.

    Abschließend möchte ich, trotz meiner Abneigung in Bezug auf Zensur, anmerken, dass ich eine andere Gefahr für viel größer halte: Die Grenzen in unserem Verstand. Mein Projekt beschäftigt sich mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, und es ist nahezu unmöglich, gute Autoren zu finden.

    Lieben Gruß,
    C.

  4. Vorzensur in Deutschland

    Im Kontext des Rechts sind natürlich nicht Wörterbücher sondern Kommentare maßgeblich für die Ermittlung von Wortbedeutungen. Ausgangspunkt, sich dem Zensurbegriff zu nähern, ist Artikel 5 des Grundgesetzes („Eine Zensur findet nicht statt.“). Mit Zensur ist dort nur die obrigkeitlich durchgeführte Vorabkontrolle (Vorzensur) gemeint. Kommentarlöschungen in Blogs oder Zeitschriften, die vom Veranstalter durchgeführt werden, fallen nicht darunter.

    Die in und von der Bundesrepublik Deutschland praktizierte Vorzensur hat ihre Ermächtigungsgrundlage in Artikel 5 Absatz 2:

    “(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.”

    Der Umfang der in der Bundesrepublik praktizierten Vorzensur ist etwa in http://de.wikipedia.org/wiki/Zensur_in_der_Bundesrepublik_Deutschland dokumentiert.

  5. Gastbeitrag statt abwimmeln

    @Michael Blume

    Auf Ihrem Blog ist zwar (fast) jeder Kommentar, und sei er auch noch so kritisch, herzlich willkommen, wenn er allerdings Ihre Grundüberzeugungen auf sachlich allzu kompentente in Frage stellt, dann werden Sie ganz schnell engherzig und scheuen kein Mittel, um den unliebsamen Kommentator abzuwerten und von Ihrem Blog zu verbannen.

    Nehmen wir mal als Beispiel Ihre “Dankesrede zum Preis ‘Vermittlungen’ zum 60. Jubiläum der Evangelischen Akademie Villigst”

    https://scilogs.spektrum.de/chrono/blog/natur-des-glaubens/allgemein/2010-10-02/dankesrede-zum-preis-vermittlungen-zum-60.-jubil-um-der-evangelischen-akademie-villigst

    Die hatte der freischaffende Autor und Begründer der Systemischen Evolutionstheorie Peter Mersch Satz für Satz auseinandergenommen, wobei sein durchgängiges Hauptargument war, dass man die darwinsche Evolutionstheorie zwar auf Wildnisse aber nicht auf menschliche Zivilisationen mit ihren kulturellen Gesetzlichkeiten und Werten anwenden kann. Kurz der Darwinismus hat weder Theorie noch Begriffe für die Evolution in Zivilisationen.

    Nun kann man Ihne zu Gute halten, dass sie den sachlich und fundiert argumentierenden Peter Mersch nicht gleich abgeblockt und mundtod gemacht haben. Als es Ihnen aber zu bunt wurde, bzw. er Ihre Grundüberzeugungen zu massiv in Frage stellte, haben Sie zunächst Ihr Erstschlagargument in Stellung gebracht und ihn gefragt, ob er Darwin denn nicht im Original gelesen habe. Mit diesem einfältigen Argument versuchen Sie ja bekanntlich in fast jeder Diskussion ihre Kritiker in die Defensive zu drängen.

    Als dieser Erstschlag keine Wirkung zeigte, wurden Sie deutlicher:

    “Bitte haben Sie Verständnis, dass ich meine Zeit für Diskussionen mit Leuten aufsparen möchte, die für andere Arbeiten mindestens den gleichen Respekt aufbringen, den sie für die eigenen fordern. Wenn Ihnen ein solch kollegialer Umgang nicht möglich sein sollte, bitte ich Sie, Ihre eugenischen und sonstigen Welterklärungstheorien nicht mehr auf meinem Blog zu verbreiten.”

    Für mich ist das kein guter Stil und eine Form von Zensur, wenn Sie versuchen, Ihre Kritiker mundtot zu machen, in dem Sie sie ohne ersichtlichen Grund als ‘unkollegial’ und ‘respektlos’ bezeichnen. Doch damit nicht genug, um Sie abzuwerten, versuchen Sie Ihre Kritiker auch noch in die rassistische (oder wie in meinem Fall in die rechtsextreme Ecke) zu drängen. Dabei hatte Mersch den in Deutschland vorbelastenen Begriff ‘eugenisch’ sehr sachlich (und harmlos) definiert und gezeigt, dass auch Christen oder andere religiöse Gruppen Eugenik betreiben.

    Und nun zur Moral von der Geschichte: Statt den äusserst sachlich, differenziert und originell argumentierenden Herrn Mersch niederzumachen, hätte Sie ihm anbieten können, einen Gastbeitrag auf Ihrem Blog zu schreiben. Das wäre souverän gewesen und würde der Herzlichkeit, mit der Sie hier immer wieder auftreten oder punkten wollen, etwas mehr Glaubwürdigkeit verleihen.

  6. Zensur in den den Medien

    Das Internet stellt tatsächlich Dienste bereit, wie Feedbackdienste, die prinzipiell jeden zu Meinungsbeiträgen einladen.

    Der das “Hausrecht”, also bestimmte Zugriffsrechte, Innehabende, die ihn zur Löschung oder andersartigen Zensur befähigen, ist hier tatsächlich (wie der Webbaer findet: vglw. stark) gefordert.

    Es folgen ein paar Tipps und ein paar Sichten:

    1.) Die Hausrechtstheorie, die dem oben beschriebenen Inhaber bestimmter Rechte wahlfreies und nicht zu begründendes Zensieren zuspricht (Beispiel: ‘Poster haben gar keine Rechte’ (Quelle), ist auch in liberalen Kreisen weit verbreitet, gilt aber aus verschiedenen Gründen, einige davon sind im Artikel aufgeführt, als umstritten.

    2.) Ist zu moderieren, und manchmal ist das fast zwingend der Fall, und zwar bspw. dann wenn ein Störer (der unbewusst oder bewusst den Feedbackbereich und somit das Angebot stören will, bspw. durch permanente Gegenrede zu seinem Lieblingsthema, Stichwort: Blog in Blog (gilt als unethisch)) zu aktiv (zu störend eben) wird, darf die persönliche Kontaktaufnahme per E-Mail in Betracht gezogen werden. Genau dafür wird die E-Mailadresse hinterlassen, man kann erfahrungsgemäß so einige Störer noch erreichen. Man kann auch per E-Mail höflich darum bitten weitere Nachrichten zu unterlassen. – Schlecht dagegen die öffentliche Moderation, sofern sich diese meiden lässt natürlich nur.

    3.) Webphilosophisch stellt eine Publikationsmöglichkeit wie bspw. ein Blog einen Ausschnitt des Gesamtwebs dar. Die Feedbackmöglichkeit ebenso. Es scheint dem Schreiber dieser Zeilen nicht geraten die Ausschnittartigkeit des Webs zu nutzen um bestimmtes Feedback zu unterdrücken, ganz einfach auch deshalb nicht, weil andere bestimmte Nachrichten eben lesen wollen.

    4.) Weiche Moderation kommt somit in Frage, bspw. das Verschieben, Telepolis verschob früher mal auf eine sog. Trollwiese, was Stil hatte. – Eine andere Möglichkeit besteht darin den Nutzern ein Anmeldesystem zu erlauben, das u.a. die Pflege von Blacklists unterstützt, so dass der Nutzer selbst ausblenden kann. – Steht so ein System nicht in Frage, kann zumindest der versierte Internetnutzer den Gebrauch von sog. Greasemonkey-Scripts oder Ähnlichem in Betracht ziehen, die es clientseitig erlauben bspw. das Ausblenden bestimmter Nachrichten durchzuführen.

    5.) Kurzum, das Web ist ein vergleichsweises neues Medium, das neue Herausforderungen stellt (zum Vergleich: Leserbriefe an Printmedien) und das neben einer neuen Rechtsphilosophie und Gesetzgebung auch ein neues Sozialverhalten erforderlich gemacht hat.

    Nur eine Skizze, bei Bedarf kann der eine oder andere Punkt noch aufgebohrt werden. – Zensurdiskussionen dieser Art sind entstanden als die netzwerkbasierte Kommunikation entstanden ist, sie gibt es schon lange und sie sind schwierig.

    Ein weites Feld, der hiesige Inhalteträger scheint sich aber schon wichtige wie richtige Gedanken gemacht zu haben, so dass diese kleine Nachricht sicherlich nur einen sehr begrenzten Wert hat,
    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Dr. Webbaer

  7. RE: Dr. Webbaer

    Sie schreiben:
    ” Man kann auch per E-Mail höflich darum bitten weitere Nachrichten zu unterlassen. – Schlecht dagegen die öffentliche Moderation, sofern sich diese meiden lässt natürlich nur.”

    Das sehe ich anders. Angenommen, jemand schreibt in meinem Blog und ich bitte ihn per Mail, es nicht mehr zu tun, so würde es für andere Leser die Wirkung haben, dass der Autor abgesprungen ist oder sich von gegebenen Falls von meinen Argumenten hat überzeugen lassen. – Sie wissen ja nichts von meiner Mail.

    Wenn ich ihm stattdessen, das, was ich ihm zu sagen habe, öffentlich sage, haben die restlichen Leser die Möglichkeit, sich ein eigenes Urteil zu erlauben.

    Ich finde es beängstigend, wie manche Artikel aus dem Netz verschwinden. Es ist als wären sie niemals dagewesen. Dementsprechend gibt es für nicht einmal mehr die Möglichkeit für andere Leser, sich über eine Zensur aufzuregen.

    Beste Grüße,
    C.

  8. Zensur in den neuen Medien – Nachtrag

    Es musste natürlich ‘Zensur in den neuen Medien’ heißen als Betreff der obigen Nachricht. Eine Klammer fehlte zudem noch und das Lektorat war gerade nicht erreichbar…

    Wen man zu sich ins Wohnzimmer einlüde, der dürfe sich dort auch nicht alles erlauben, und wenn ich ihn wieder vor die Tür setze, dann sei das schlicht normal.

    Es gibt noch den Kneipenvergleich, der ist stimmiger, ein Feedbackbereich ähnelt einem Lokal, das grundsätzlich öffentlich ist, aber in dem Hausverbot ausgesprochen werden kann, auch temporäres. Auch Warnungen (am besten diskret, also im Web per E-Mail) sind möglich. – Keinesfalls ist so eine Möglichkeit wie diese ein Wohnzimmer oder Stammtisch. – Rein technisch nicht. Wer unbedingt i.p. Hausrecht vergleichen will, nehme also am besten das öffentliche Lokal.

    Wobei auch dieser Vergleich ein wenig hinkt, denn Webnutzer sind nicht identifizierbar, tragen keinen Ausweis mit sich und können jederzeit unter anderem Namen, anderer IP und anderen HTTP-Requestparametern wieder eintrudeln und stören.

    Dennoch hilft der Abbau der virtuellen Identität (des angegebenen Namens) in der Regel. Allgemein freundliche Lösungen sind aber deutlich vorzuziehen – und funktionieren auch, wenn man den Angaben von Betreibern dieser und ähnlicher Angebote Glauben schenken will.

    MFG
    Dr. Webbaer

    PS: Daran, dass es zu unter gegenseitig bekannten Feedback-Nutzern zu Reibereien und Themenabschweifungen kommt, kann man sich gewöhnen. Auch wenn’s schade ist, wenn das eigentliche Thema so manchmal verloren geht und fremde und neue Feedbackleistende so womöglich einen schlechten Eindruck gewinnen…

  9. @Christian Ermisch

    Moderation kann hintergründig erfolgen, der Schreiber dieser Zeilen fände das grundsätzlich (also: nicht immer) gut. Moderation kann zum GAU werden, wenn ein an sich solide vortragender Inhalteträger seine Contenance verliert und öffentlich soz. basht und den “Ketzer” (der gegenrednerisch, aber argumentativ durchaus solid vorgetragen hat) unter dem Gejohle einiger aus der Inhalteeinheit entfernt. – Was es schon häufiger mal gegeben haben soll, sogar in wissenschaftsnahen Blogs.

    Ist natürlich letztlich eine Stilfrage, ob bspw. der Lehrer oder Personalverantwortung Tragende diskret & dezent oder öffentlich Kritik äußert.

  10. Rechtliches

    Eine letzte Nachricht noch hierzu:

    Das scheint mir auch rechtlich nicht trivial: Ich will den Anwalt sehen, der ein Mandat ablehnt, wenn jemand gegen die systematische Löschung seiner nicht rechtswidrigen Beiträge klagt, wenn ein Portal prinzipiell allen das Kommentieren einräumt.

    Vermutlich würde jeder Anwalt so eine Beauftragung ablehnen, denn da gibt es nichts zu holen.

    Zum Glück kann noch jeder Inhalteträger des Internets zensieren, was er zensieren möchte.

    Kommentierenden, deren Kommentare sagen wir mal nicht so gut ankommen im jeweiligen Webbiotop, empfiehlt Dr. W das Verlieren von Interesse. Jeder Kommentar ist aus gewisser Sicht eine Respektbekundung und wenn diese nicht erwünscht (hier musste Dr. Webbaer auch einmal kurz schlucken wg. der Reaktion auf seinen kommentarischen Erstbeitrag 🙂 ist, lässt man es am besten sein.

    Es hindert ja niemand den Interesse Verlierenden daran an anderer Stelle schlecht über den Zensuristen zu schreiben…

    MFG
    Dr. Webbaer

  11. RE: Dr. Webbear

    “Zum Glück kann noch jeder Inhalteträger des Internets zensieren, was er zensieren möchte.”

    Ich bin mir nicht sicher, ob das so glücklich ist, denn systemtheoretisch betrachtet unterstützt Harmonie nicht die Intelligenz, sondern Stillstand. (Und wenn ich mir die meisten Kommentare auf Facebook und Twitter ansehe, scheinen wir mehr Intelligenz dringend im Netz zu brauchen!)

    Ich verweise auf den Schriftsteller R.A.Wilson, der das schon in den 1970er Jahren wusste und den Satz prägte:”Wir … müssen auseinander halten!” und in neuerer Zeit auf Prof. Dr. Peter Kruse (Der Link führt zu einem Video mit ihm über das Thema.)

    Gruß,
    C.

    http://www.youtube.com/watch?v=oyo_oGUEH-I

  12. Völlige Zustimmmung

    zu Stephan.

    Und Zustimmung auch zu @webbär:
    “empfiehlt Dr. W das Verlieren von Interesse. Jeder Kommentar ist aus gewisser Sicht eine Respektbekundung und wenn diese nicht erwünscht (hier musste Dr. Webbaer auch einmal kurz schlucken wg. der Reaktion auf seinen kommentarischen Erstbeitrag 🙂 ist, lässt man es am besten sein.”

    Ich bemerke nachlassendes Interesse bei mir selbst bereits deutlich. Wenn ich auch viel weniger Anlaß zum Schlucken hatte als Sie. Die Zensur durch den in dieser Hinsicht eher jakobinischen A.S hat mich noch am wenigsten gewundert, eher schon das umstandslose Löschen kürzlich in der Gedankenwerkstatt oder deren Androhung in der Quantenwelt.

    Dagegen denke ich, daß Beleidungen Ihrer Kommentare als ‘brauner Bärendreck’ und ähnliches drüben auf scienceblogs in der Tat gelöscht werden sollten. Wenn ein Mitkommentar sich so über Mainstreamkommentare äußerte, würde das sicher auch sofort und mit Recht geschehen.

    Im Moment entspricht der Umgang mit Andersdenkenden bei scilogs jedenfalls nicht immer meinen Vorstellungen von einem guten Miteinander. Und die Diskussion in einem Blog, das mit Zensur und Präzensur auf Konformität getrimmt wird – wie in den erwähnten Fällen, ist für mich uninteressant.

  13. Diversität

    Natürlich ist die Diversität, solange sie zugelassen wird, grundsätzlich ein Problem für repressive Ideologie, was aber nicht heißt, dass ein beliebiger Inhalteanbieter der Internets gezwungen werden sollte beliebige Statements zuzulassen.

    Oder nach jeweils rechtlicher Prüfung – derartige Wünsche beschädigen Anbieter wie System. Sowas lässt sich nicht verwalten.

    Kruse hat der Schreiber dieser Zeilen kurz gelauscht, der Kollege scheint den Werten der Europäischen Aufklärung dezent formuliert nicht parteiisch verbunden, mehr soll hier nicht angemerkt werden.

    MFG
    Dr. Webbaer

  14. @ Martin B.

    Grundsätzlich kann jeder in seinem Blog natürlich alles machen, was er/sie will, sogar die Kommentare ausschalten.

    Dieses “Können” scheint mir zunächst ein technisches: Natürlich kann ich dies, weil ich für meinen Blog mit den administrativen Regeln ausgestattet wurde.

    Mir ging es hier aber ausdrücklich auch um die Frage des Sollens.

    Alles ist erlaubt und jeder hat seine eigene Schmerzgrenze. Das Blog ist mein öffentliches Wohnzimmer, in das ich Gäste einlade. Jeder darf kommen. Und natürlich erwarte ich von den Gästen, dass ich sie sich benehmen.

    Nein, ein Blog ist kein Wohnzimmer, schon gar nicht auf einem Portal wie den SciLogs. Michael Blume schrieb doch gerade, man könne ihn vielleicht eher mit einem Salon vergleichen.

    Daraus folgt nicht, dass sich jeder auf jede Art und Weise verhalten darf; die Regeln sollten aber transparent und deutlich sein, darauf habe ich mich im Beitrag berufen.

    In unserem Mission Statement heißt es:

    Gute Blogs sind authentisch, ehrlich und aktuell. Oft enthalten sie einzigartige Ansichten. Ihre Posts sind ernst gemeinte Einladungen zum Dialog, ihre Leser potenzielle Gesprächspartner – aufgerufen zu kommentieren, zu fragen, den Gedankenaustausch aktiv mitzugestalten.

    Wir nutzen das Internet und das Blogportal bewusst, um damit nach draußen zu gehen; das Wohnzimmer ist aber drinnen. Ihre Idee vom “öffentlichen Wohnzimmer” funktioniert nicht.

  15. @Ano Nym

    Ich bestreite nicht, dass Begriffe im rechtswissenschaftlichen und -praktischen Diskurs andere Bedeutungen haben können. Mir geht es hier aber explizit darum, den moralischen Rahmen des Problems zu erkunden.

    Das Recht läuft der technischen Entwicklung oft hinterher. Seit wann gibt es denn eine “Störerhaftung”? Seit wann ein “Recht auf informationelle Selbstbestimmung”? Ich bin kein Jurist, halte es aber für erwiesen, dass Begriffe im juristischen Diskurs ihre Bedeutung ändern. Beispielsweise wurde die Menschenwürde in den 1950er Jahren vor den Erfahrungen der NS-Herrschaft eher mit Blick auf Schutz vorm Staat interpretiert, heutzutage eher mit Blick auf Selbstbestimmung (spielt hier ein neoliberaler Kontext eine Rolle?).

    Die Frage, um die es hier geht, lässt sich also nicht mit dem Blick auf die Gesetze beantworten, denn schließlich könnte es ja sein, dass hier noch eine Gesetzeslücke/ein Missstand herrscht, den es zu beheben gilt. (Und ob das so ist, das ermitteln wir meines Erachtens am besten durch einen demokratischen Diskurs.)

  16. @Webbaer

    Vermutlich würde jeder Anwalt so eine Beauftragung ablehnen, denn da gibt es nichts zu holen.

    Stellen wir uns folgende Konstellation vor: A, X, Y und Z kommentieren auf einem viel gelesenen Blogportal, das allen Internetusern die Teilnahme an der Diskussion erlaubt. Beiträge werden ohne Kontrolle veröffentlicht. In diesem Sinn räumt der Blogger bzw. das Blogportal den Teilnehmern ein Nutzungsrecht ein.

    Jetzt wird die Diskussion “heiß”, denn A vertritt eine Meinung, die X, Y und Z für abwegig halten. Der Streit eskaliert, A bleibt bei seiner Meinung, X, Y und Z ebenfalls. Jetzt schreitet ein Moderator ein und löscht alle Beiträge des A, sodass nur noch die Sichtweise von X, Y und Z übrig bleibt.

    Wie in einer Diskussion üblich, greifen X, Y und Z in ihren Statements auch Aussagen des A auf, mit direkten und/oder indirekten Zitaten.

    Durch die verbleibenden selektiven Zitate aus dem Kontext heraus bzw. die Zusammenfassungen von X, Y und Z könnte sich A jetzt in der Situation befinden, dass ihm hier öffentlich eine Meinung unterstellt wird, die er seiner Meinung nach gar nicht vertritt – und er darf nicht einmal Stellung dazu beziehen oder sich erklären! Seine entsprechenden Beiträge wurden schließlich alle gelöscht.

    Sofern auch keine deutlichen Regeln vorlagen, gegen die A verstoßen hat und die die Löschung in diesem Sinn rechtfertigen, gehe ich davon aus, dass A hier selbst einen rechtlichen Anspruch auf Richtigstellung geltend machen könnte.

    Aber, wie gesagt, ich bin kein Jurist und kann mich irren; aber zumindest moralisch/menschlich scheint es mir ungerecht, jemandem erst ein entsprechendes Nutzungsrecht einzuräumen und es dann (sogar rückwirkend nach einigem Diskussionsfortschritt) einfach zu entziehen.

  17. @ alle: Beim Thema bleiben

    Ich möchte Sie bitten, sich hier eher am konstruktiven Finden einer Lösung für das Löschproblem in Internetforen zu beteiligen als ihre eigenen schlechten Erfahrungen aufzuzählen.

    Ich kann das nicht alles lesen, geschweige denn auf seine Korrektheit prüfen. Wenden Sie sich bitte an die entsprechenden Blogger oder die Betreiber des entsprechenden Portals, wenn Sie sich ungerecht behandelt fühlen.

    Hier aber noch einen persönlichen Rat, den ich wiederum selbst auch einem Bekannten zu verdanken habe: Wenn Sie merken, dass Ihre Meinung in einem Blog schlicht nicht willkommen ist, dann geben Sie es auf. Lässt sich jemand mit geduldigem Argumentieren nicht überzeugen, dann wird es durch sich gegenseitiges Provozieren, Beleidigen und Anschreien wohl auch nicht gelingen, wohl aber beide Seiten Zeit und Nerven kosten.

    Bei dieser kleinen Karikatur ging mir übrigens ein Licht auf: Duty Calls – Somebody is wrong on the internet.

  18. @ Bolt

    Ich denke, wir waren selten einer Meinung, ich finde aber schon, dass ich von der Auseinandersetzung mit Ihrer Sichtweise profitiert habe. Dementsprechend fände ich es schade, wenn Sie sich an zukünftigen Diskussionen nicht mehr beteiligen.

    Die Vorfälle, auf die Sie sich beziehen, habe ich überhaupt nicht oder allenfalls sehr am Rand mitbekommen; daher kann und will ich mich dazu auch nicht äußern.

    Mein Eindruck ist, dass nicht jeder Blogger (aber auch nicht jeder Kommentator) gutes Diskutieren oder den Umgang mit anderen Meinungen gelernt hat; ferner scheint es – wenig überraschend – sowohl auf Blogger- als auch auf Kommentatorenseite einige Menschen mit ausgeprägter Persönlichkeit – um nicht sagen zu wollen: Narzissmus – zu geben. Der Blogger befindet sich allerdings in einer Situation mit mehr Macht und trägt daher meines Erachtens auch mehr Verantwortung.

    Mit wem man nicht reden kann, den sollte man sich weiter um sich selbst drehen lassen. Das Recht hat er/sie schließlich auch; nur zugucken muss man dabei ja nicht unbedingt.

    Ich weiß, dass ich manchmal selbst provozierend auftrete, um andere aus der Reserve zu locken. Manchmal inspiriert das spannende Diskussionen, manchmal erweist es sich aber auch recht schnell als sinnlos. Insofern würde mich mich darüber freuen, gelegentlich an das “Somebody is wrong on the internet”-Problem erinnert zu werden.

  19. Debattenstände

    Durch die verbleibenden selektiven Zitate aus dem Kontext heraus bzw. die Zusammenfassungen von X, Y und Z könnte sich A jetzt in der Situation befinden, dass ihm hier öffentlich eine Meinung unterstellt wird, die er seiner Meinung nach gar nicht vertritt – und er darf nicht einmal Stellung dazu beziehen oder sich erklären! Seine entsprechenden Beiträge wurden schließlich alle gelöscht.

    Dr. W, wollen wir ihn hier einmal A nennen, ist in den vielleicht 30 Jahren im Bereich der netzwerkbaiserten Kommunikation, bevor er wissenschaftsnahe Blogs anfing zu prüfen, genau zweimal wg. Unbotmäßigkeit zensiert worden. Er war allerdings auch meist fachlich unterwegs eben im Bereich der Netzwerkkommunikation und auch meist anderssprachig.

    Ohne pers. Erfahrungen zu bemühen, das wäre ja auch nicht wunschgemäss, Dr. W beachtet derartige Wünsche meist sehr vorrangig, würde der Schreiber dieser Zeilen aber schon einen Wandel bezogen auf die wissenschaftsnahe Kommunikation feststellen wollen, der alles andere als natürlich, der womöglich typisch doitsch ist und der aber auch andere Ursachen haben kann. Beim Guardian bspw. wären bestimmte Sichten sicherlich auch nicht willkommen, das aber nur ganz nebenbei…

    MFG
    Dr. Webbaer

  20. @ Bolt

    Im Moment entspricht der Umgang mit Andersdenkenden bei scilogs jedenfalls nicht immer meinen Vorstellungen von einem guten Miteinander.

    Ich denke, in diesem Falle ist es besser nicht zu verallgemeinern und von scilogs zu reden, sondern von den einzelnen Blogs. Wie man beispielsweise an Schleims Beitrag sieht, wird das von Blogger zu Blogger anders gehandhabt.

  21. @Stephan

    Schon wieder muß ich Ihnen fast völlig zustimmen, mit einer Einschränkung. Wir waren häufig einer Meinung. Ich bin wie Popper und Schleim vor allem von der Unendlichkeit unseres Nichtwissens beeindruckt. Das habe ich in unseren Diskussionen anscheinend nicht gut rüberbringen können.

    Wie auch immer. Auch ich habe von den Diskussionen profitiert und hoffe, das auch weiterhin zu tun. Solange eine Diskussion kontrovers aber sachorientiert und respektvoll abläuft, wie bei Ihnen, beteilige ich mich gerne daran.

    Daß man mal eine spitze Bemerkung macht oder emotional überreagiert, ist schon okay. Wir sind alle keine Engel.

    Was fehlt? Achso, Goethe: “Wer immer strebend sich bemüht, den dürfen wir erlösen.”

  22. @Webbaer

    Verzeihung, Sie scheinen mir ein Bisschen wie die Sphinx in Rätseln zu sprechen; oder wie die Pythia im Orakel von Delphi im Rausch.

    Ich habe jedenfalls Mühe damit, Ihre Worte zu verstehen.

  23. @ Bolt

    Vielleicht trügt mich auch mein Gedächtnis; kann es sein, dass wir auch schon mal beim “du” waren?

    Ob wir nun eins oder uneins miteinander waren, jedenfalls sind mir die Diskussionen angenehm im Gedächtnis geblieben und das ist hier wohl das Wichtigste.

    Übrigens will ich auch gar nicht in der Engel-Welt sein:

    Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
    Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
    einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
    stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
    als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
    und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
    uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.
    (R. M. Rilke, Die erste Duineser Elegie)

  24. Was bedeutet Zensur?

    Auf diese schöne Definition von Wikipedia bin ich gerade noch gestoßen:

    Zensur (censura) ist ein restriktives Verfahren[1], um durch Massenmedien oder im persönlichen Informationsverkehr (etwa per Briefpost) vermittelte Inhalte zu kontrollieren, unerwünschte beziehungsweise Gesetzen zuwiderlaufende Inhalte zu unterdrücken und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass nur erwünschte Inhalte veröffentlicht oder ausgetauscht werden. […] Sowohl von Seiten der von Zensur Betroffenen als auch in wissenschaftlichen Untersuchungen wurde und wird jedoch der Vorwurf erhoben, der wahre Beweggrund der Zensuraktivität läge im Schutz und Machterhalt der sie ausübenden Eliten. (Wikipedia.de)

  25. Zustimmung! @ Stephan Schleim

    “Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition.”

    Johann Netroy

  26. Frühling ohne Zensur

    Ich hoffe, ihr wart heute Abend auch noch spazieren, anstatt euch vor den Computer zu klemmen. Gerade habe ich hier Rilke zitiert und dann begegnet mir im Restaurant Schloss Deidesheim auf der Speisekarte dieses Gedicht:

    Will dir den Frühling zeigen,
    der hundert Wunder hat.
    Der Frühling ist waldeigen
    und kommt nicht in die Stadt.
    Nur die weit aus den kalten
    Gassen zu zweien gehen
    und sich bei den Händen halten
    dürfen ihn einmal sehen.
    (R. M. Rilke)

  27. @ Schleim

    Lieber Herr Schleim,

    Gibt es Gedanken, die noch nicht an der Zeit sind?

    Gibt es Gedanken, die, wenn sie zensiert werden, Bedeutungen erlangen?

    Geht in einer Demokratie in der nichts mehr zensiert wird alles auf und damit unter?

    Gibt es eine Form, die es zu sprengen gilt? Gegenanzeige: müssen wir nicht Inhalte suchen, die in der alten Form nicht mehr darzustellen sind?

  28. @Hilsebein

    Nahtod-Erfahrungen sind die einzige Gelegenheit, bei der man selbst bewusst erleben kann, wie das eigene autobiographische Gedächtnis durchsucht wird. Durch Analyse von Reihenfolge und Inhalten erinnerter Erlebnisse kann man verstehen, was ein Gedanke ist und wie z.B. Bewusstsein, Kreativität, Spiritualität, Empathie und Resilienz entstehen.

    Statt diese Sichtweise ernsthaft zu diskutieren hat Dr. Blume vor mehreren Monaten angekündigt, den Begriff ´Nahtod-Erlebnis´ als Spam zu kennzeichnen – falls ich ihn nochmals verwenden sollte.

    Dies ist ein eindeutiger Fall von Zensur – aber ich will Herrn Dr. Blume hier nicht schlecht machen, sondern hauptsächlich auf eine Problematik von Zensur hinweisen: Damit wird die Diskussion neuer Ideen unterdrückt – ganz egal, was am Ende herauskommt; denn Wissenschaftler sollten ergebnisoffen diskutieren.
    Damit wäre Ihre Frage: `Gibt es Gedanken, die noch nicht an der Zeit sind?´ beantwortet: Es gibt sie.

  29. @ KRichard: NTEs

    Wir wissen alle, dass Ihnen Nahtoderfahrungen so wichtig sind; ich denke, Sie sollten aber auch respektieren, dass manche von uns das anders sehen und insbesondere ihre Zweifel daran haben, dass sich die gesamte Psychologie mehr oder weniger durch Nahtoderfahrungen verstehen lässt.

    Daher wäre es für Sie doch viel sinnvoller, sich ein entsprechendes Forum zu suchen, in dem Ihre Ideen auf fruchtbaren Boden fallen, anstatt hier mehreren Bloggern immer wieder Ihr Lieblingsthema aufzuzwingen.

    Dass es dem einen oder anderen auf die Nerven geht, wenn jemand bei mehr oder weniger jedem Thema auf sein eigenes Lieblingsthema zu sprechen kommt, das überrascht mich nicht; und wenn Ihre Psychologie so bedeutend ist, dann müssten Sie das doch eigentlich verstehen. 😉

  30. .

    Zensur herrscht imho vor, wenn Inhalte von unterdrückt/gelöscht werden, in einer Art und Weise, dass der Kommentator keine Chance hat sie wie auch immer / wo auch immer zu veröffentlichen.
    Wenn ein Kommentar gelöscht wird, steht es dem Kommentator heutzutage jedoch frei seine Meinung auf einer anderen Plattform kund zu tun. Im Moment im Internet über Zensur zu sprechen halte ich für Lächerlich. Schaut Euch die Seiten mit Links- und Rechtsradikaler Schxx an, rassistischen, homophoben, antisemitischen Inhalts. Niemand wird bestreiten können, dass es heute wie nie leichter ist seine Meinung kund zu tun. Ich als Blogbetreiber empfinde eine gewisse gesellschaftliche, aber insbesondere eine Verantwortung gegenüber meinem Gewissen und meiner Überzeugung, die mir das Recht gibt Inhalte abzulehnen.

  31. @Geoman: Zensur

    Für mich ist das kein guter Stil und eine Form von Zensur, wenn Sie versuchen, Ihre Kritiker mundtot zu machen, in dem Sie sie ohne ersichtlichen Grund als ‘unkollegial’ und ‘respektlos’ bezeichnen.

    Ich würde das noch nicht einmal als schlechten Stil bezeichnen, wenn Betreiber von Blogs mit nicht-meinungsbildener Reichweite ihre eigenen Demontage dadurch begrenzen, dass sie Kommentare nicht freigeben bzw. löschen. Das ist erwartbar.

    Dabei hatte Mersch den in Deutschland vorbelastenen Begriff ‘eugenisch’ sehr sachlich (und harmlos) definiert und gezeigt, dass auch Christen oder andere religiöse Gruppen Eugenik betreiben.

    Anerkannte eugenische Überlegungen finden sich z.B. in der Begründung des Bundesverfassungsgerichts zum § 173 StGB. Solche Urteile sollte man lesen, wenn man sich ein eigenes Urteil über diesen Staat („Beste Staatsform auf deutschem Boden”) bilden möchte.

  32. @MB: Zensur

    1. Selbstverständlich kann Zensur auch nichtstaatliche sein. Ein aktuelles und drastisches Beispiel ist Mexiko, wo Drogenkartelle sowohl unliebsame Journalisten wie auch Blogger ermordet (!) haben, wenn diese ‘unstatthaft’ berichteten.

    Man nennt das eine Pippi-Langstrumpf-Argumentation. Bei der Zensur geht es um die Unterdrückung von Mitteilungen nicht um das Töten von Menschen. Insofern ist das natürlich kein Beispiel für „nichtstaatliche Zensur“ sondern für gemeinschaftlich begangenen Mord.

  33. Anspruchsgrundlage

    Ich will den Anwalt sehen, der ein Mandat ablehnt, wenn jemand gegen die systematische Löschung seiner nicht rechtswidrigen Beiträge klagt, wenn ein Portal prinzipiell allen das Kommentieren einräumt.

    Ich möchte den Anwalt sehen, der überhaupt eine Anspruchsgrundlage für die zwingende Veröffentlichung von Kommentaren benennen könnte. Eine gesetzliche oder gerichtliche ist mir nicht bekannt.

  34. @Schleim

    Das Forum hier nennt sich SciLogs bzw. BrainLogs. Hier darauf hinzuweisen, dass man sich im Rahmen von NTEs bewusst an Erlebnisse ab dem 5./6. Schwangerschaftsmonat erinnern kann (und zwar in der Reihenfolge, wie sich die Sinne entwickeln) ist also sachbezogen und damit legitim – und kann im Detail nachgeprüft werden.
    Denn es handelt sich dabei um Erinnerungsvorgänge – also Gehirnaktivitäten! Stimmen meine Behauptungen, dann muss die bisherige Fachliteratur zum Thema ´frühkindliche Amnesie´ umgeschrieben werden.

    Dieser aktuelle Blogbeitrag ist zum Thema ´Zensur´: Es ist in Ordnung, wenn Sie meine Beiträge ignorieren – aber es ist was anderes, wenn jemand ankündigt, dass er nahe daran ist meine NTE-Beiträge als Spam einzustufen (Februar 2011).

  35. Zensur zur Meinungsmache

    Es gibt viele Graubereiche im Zusammenhang mit Zensur.

    Unter der klassischen Zensur verstehe ich ein absolutes Publikationsverbot, wo ein Originalwerk oder Teile eines Werkes (Buches, Films) in keinem Medium erscheinen kann.

    Im Zusammenhang mit Medien wie Zeitungen, TV-Berichterstattungen gibt es eine abgeschwächte Form der Zensur: die selektivite Publikation mit der ein verzerrtes Bild der Meinungslage geschaffen werden soll. Ein gutes Beispiel ist die Veröffentlichung von Leserbriefen in gedruckten Zeitungen, wenn es viele Zuschriften gibt. Werden nur Leserbriefe einer bestimmten Meinungsrichtung gedruckt wird damit ein falsches Bild vermittelt und der Leser letztlich manipuliert.

    Bei einem Blog wie hier gibt es keinen Grund aus Platzgründen Kommentare wegzulassen. Darum ist das Unterdrücken von missliebigen Meinungen ein viel schlimmeres Vergehen als die sowieso schon nötige Selektion von Zuschriften in gedruckten Zeitungen.

  36. @Ano Nym

    Die Morde der mexikanischen Drogenkartelle an Journalisten und Bloggern dienen ausdrücklich der Abschreckung – durch sie soll Berichterstattung, Meinungsäußerung etc. über die Machenschaften der Banden “geahndet” und unterbunden werden – wo und in welchem Medium auch immer.

    Ein Blogger, der dagegen z.B. Kommentare löscht, bedroht damit niemandem und verbietet es dem Kommentierenden auch nicht, woanders weiter zu machen.

  37. @Ano Nym: Widerspruch

    Man nennt das eine Pippi-Langstrumpf-Argumentation. Bei der Zensur geht es um die Unterdrückung von Mitteilungen nicht um das Töten von Menschen. Insofern ist das natürlich kein Beispiel für „nichtstaatliche Zensur“ sondern für gemeinschaftlich begangenen Mord.

    Man nennt das “zu kurz gedacht”. Wenn Zensur die Unterdrückung von Mitteilungen bezeichnet, dann kann ein Mord zur Unterdrückung von Mitteilungen etwa durch a) Tötung des Mitteilenden oder b) Abschreckung anderer Mitteilender, die ähnliches mitteilen würden, der Wortbedeutung nach freilich auch als Zensur bezeichnet werden.

    Nur weil man Flöhe hat, heißt das nicht notwendig, dass man nicht auch Läuse haben kann.

    Ich möchte den Anwalt sehen, der überhaupt eine Anspruchsgrundlage für die zwingende Veröffentlichung von Kommentaren benennen könnte. Eine gesetzliche oder gerichtliche ist mir nicht bekannt.

    Um meinen Punkt zu verdeutlichen, habe ich auf diese Art Einwand schon @Webbaer mit einem konkreteren Beispiel geantwortet.

    Übrigens habe ich Sie schon ganz am Anfang darauf hingewiesen, dass Sie hier mit einem juristisch verengten Begriff von “Zensur” arbeiten, der nicht nur der Definition verschiedener Wörterbücher, anderer fachlicher Quellen und dem allgemeinen Sprachgebrauch widerspricht. Wenn Sie auf diesen Einwand nicht eingehen möchten, dann ist die Diskussion zwischen uns sinnlos – wir reden dann nämlich aneinander vorbei.

  38. Die Schere im Kopf

    Wir sollten daran denken, dass wir hier nicht zuletzt auch unser aller Freiheit verteidigen, indem wir uns gegen eine Zensur aussprechen.
    Und zu den Gedichten von @Stephan Schleim fällt mir natürlich Heinrich Heine ein, der ja unter der Zensur besonders litt. Wenn irgendwo zensiert wird, dann trauen sich auch andere Schreiber nicht mehr zu sagen, was sie denken, sondern werden sich entweder anbiedern oder, wie @Jürgen Bolt, das Interesse an einem Blog verlieren, “das mit Zensur und Präzensur auf Konformität getrimmt wird.”
    Heinrich Heine drückte es so aus: “Zensur von der schlimmsten Sort ist die Angst vorm eignen Wort.”

  39. @KRichard: Inhalte

    Als ich noch in der Hirnforschung tätig war, da rief einmal jemand bei mir an und erzählte mir, er leide an einer BIID (body integrity integrity disorder; z.B. Menschen, die wollen, dass man sie durch eine Operation zu Querschnittgelähmten macht).

    Dieser Anrufer empfahl sich mir als Versuchsperson, wurde jedoch äußerst böse, als ich ihm klar machte, dass dies nicht zu meinen Forschungsinteressen gehört und ich ihm stattdessen nur die Vermittlung zu einem Psychologen/Psychiater anbieten kann.

    Sie erinnern mich ein Bisschen an diesen Anrufer: Nur weil sich etwas “Brain” nennt und nun einmal bei jedem unserer Bewusstseinsvorgänge auch Gehirnvorgänge stattfinden, heißt das nicht, das alle Bewusstseinsvorgänge Thema eines Brain-Forums sind. Das Thema meines Blogs allgemein erschließt sich aus seinem Titel und meinen Beiträgen und dieses Posts im Besonderen aus seinem Titel und dem Text – und das ist in diesem Fall die Bedeutung von Zensur.

    Da Nahtoderfahrungen nichts mit Zensur zu tun haben, sind Verweise auf NTEs in dieser Diskussion schlicht “off topic”.

  40. @benny

    Wenn ein Blog aufgrund seiner Bekanntheit quasi einen Status als der Austauschplatz für Diskussionen zu einem bestimmten Thema schlechthin erlangt hat, dann ist es eben nicht so einfach, den Platz zu wechseln.

    Ihr Vergleich hinkt ganz deutlich. Stellen Sie sich vor, Sie seien René Descartes und man würde Ihnen in Frankreich die Publikation Ihrer Meditationes verbieten – und auf Ihre Beschwerde hin, dabei handle es sich um Zensur, würde man antworten: Sie können ja woanders publizieren (z.B. in den Niederlanden).

    Das haben Leute wie Descartes schließlich auch gemacht, darum hört die Zensur aber eben nicht auf, Zensur zu sein.

  41. @Stephan Schleim:

    »Ich möchte Sie bitten, sich hier eher am konstruktiven Finden einer Lösung für das Löschproblem in Internetforen zu beteiligen als ihre eigenen schlechten Erfahrungen aufzuzählen. «

    Schade, dann muss ich meine einmalige schlechte Erfahrung für mich behalten.

    Mein konstruktiver Beitrag zum Thema: Ich glaube, da gibt es keine Lösung, der Konflikt zwischen unerwünschter Zensur (Interesse des Kommentators) und berechtigter Löschung eines Postings (oder Teile daraus; Interesse des Bloggers) ist unauflösbar.

    Meine eigene schlechte Erfahrung würde das ganz gut illustrieren, aber na ja, soll ja nicht sein… 😉

  42. Unverstehen

    @Stephan Schleim

    Ich habe jedenfalls Mühe damit, Ihre Worte zu verstehen.

    Es ist immer hilfreich das Unverstandene zu zitieren, Dr. W dann auch gerne erläutern tun…

    Ansonsten: Viele Anmerkungen zur Zensur (gibt es nicht nur staatlicherseits, schadet bei Falschgebrauch dem Austausch, dazu noch einige Anmerkungen zur Praxis) gab es hier bereits. Man sollte aus Sicht des Webbaeren nicht zu stark ideologisieren; der Hinweis auf die Pluralität der Meinungen und auf die üblichen Formen des Umgangs reicht hier fast aus. Anzumerken vielleicht noch, dass sich die bisherigen Sichten auf den hiesigen Kulturkreis bezogen. [1]

    Das Thema ist wichtig und “wg. neuer Medien” eben neu und – trotz etlicher diesbezüglicher Diskussionen an denen der Schreiber dieser Zeilen teilgenommen hat – weiterhin nötig.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] auch andere Kulturkreise als derjenige der EA wurden geprüft, dort funktioniert die Kommunikation “einen Tick” anders – wobei radikale Webbiotope beider sozialistischen Richtungen wie auch radikalislamische Webbiotope der Schia und der Salafiyya geprüft worden sind

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