Psychologie – und nu?

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auf der Frequenz von Geist und Gehirn
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Braincast 319

Sechs Episoden zur Psychologie, nahezu am Stück. Eine bislang ungekannte Braincaststrecke kommt zum Ende, und das ist ein wenig ernüchternd. Denn was trägt die Psychologie wirklich zum alltäglichen Leben bei? Nicht ganz so viel …


MP3 File Dauer: 16:21

 

UPDATE – sorry, das war zu leise und zu lang – das neue Logic und ich müssen uns noch aneinander gewöhnen …

Aktuelle Funde und auch mal ein Kommentar zum Zeitgeschehen auf Google+

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SHOWNOTES

Musik passend zum Wetter Summertime in der Version von Ed Roth, in der von Half Man Half Rat und und in einer von Greg Spero.

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Veröffentlicht von

www.nurindeinemkopf.de

Nach diversen Artikeln und zwei Büchern zwischen Geist und Gehirn hier der Podcast. Wichtigster Punkt: die Übersetzung der aktuellen Erkenntnisse in verständliche Sprache, praktischen Alltag und guten Humor.

7 Kommentare

  1. Ist das dein Kind am Ende, dass da nachspricht?

    Glückwunsch. Nicht schlecht.

    Darf ich zum Besten geben, wann ich etwa angefangen habe zu sprechen?

    Sicher nicht vor 5-6 Jahre – und dann leider mit einem elektiven Mutismus, der nur langsam zu einem selektiven wurde.

    Frei, zusammenhängend und relativ souverän sprechen konnte ich frühestens erst 20 Jahre später. Einen brauchbaren Wortschatz besitze ich erst seit jüngster Zeit – merke aber, dass er letztlich auch nichts nutzt.

  2. Frage und Antwort

    Ich habe das so verstanden, dass es dir um die Frage ging: Was muss ich tun, um mich/mein Leben zu verändern. Auf diese erwartest du dir von der akademischen Psychologie eine Antwort? Das scheint mir nicht ganz fair.

    Einerseits ist es wohl so, dass sich viele PsychologInnen gerade nicht mit angewandten Fragen beschäftigen, weil das als minderwertig gilt beziehungsweise das Risiko birgt, in eine Lebenshilfe-Ecke gesteckt zu werden; Ähnliches gilt meines Erachtens übrigens für weite Teile der akademischen Philosophie.

    Andererseits gibt es auf diese Frage wohl auch keine einfache Antwort. Wenn ich eine Funktion meiner Veranlagung, meiner Gewohnheiten, meiner Umwelt und meines gegenwärtigen Denkens bin, dann habe ich schon vier Stellen identifiziert, an denen man ansetzen kann. In der Jugend geschieht das noch automatisch, dass sich der Körper stark verändert, man in eine andere Umwelt kommt, sich Denken und Gewohnheiten verändern; dann geschieht aber, was man vielleicht als Anpassung oder einfach Erwachsenwerden bezeichnen kann.

    Änderungen sind unangenehm, für einen selbst ebenso wie für die anderen. Zu denken, die Psychologie (oder die Biologie) könne einem die unangenehme und schwierige Arbeit abnehmen, halte ich für illusorisch.

  3. Missverständnis der weichen Psychologie

    Ich meine mich zu Erinnern, du würdest in dem Beitrag von der Psychologie als “weiche” Wissenschaft sprechen. Hierzu habe ich gerade ein schönes Zitat gefunden:

    Ein solches Missverstandnis erklart sich haufig aus dem verbreiteten Vorurteil, psychologische Erklarungen mentaler Phanomene seien zwangslaufig »weicher« als etwa Befunde der neurophysiologischen Forschung. Eine solche Auffassung ist jedoch unsinnig und ungerechtfertigt. Psychologie und Hirnforschung beziehen sich auf ganz unterschiedliche Analyseebenen; sie konnen daher gar nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Vielmehr kann ihr Verhaltnis – dort, wo sich Beruhrungspunkte bieten – nur das einer Kooperation sein.

    Fiedler, Kliegl, Lindenberger, Mausfeld, Mummendey & Prinz (2005). Psychologie im 21. Jahrhundert. Gehirn&Geist 7-8/2005, S. 56-60.

  4. @ Stephan: weich und überfordert

    Hallo Stephan!

    Ich sehe, Du willst Dich als Alternative zum Psychologen nicht zur Verfügung stellen (was ja einer Vorschläge war: ein Philosoph für jeden!), sondern willst die Psychologie stärken und vermutest zu hohe Erwartungen und Unterschätzung.
    Zu Unrecht!

    Ich mag die Psychologie und ihre Vertreter gern und wann immer ich vom weichen geisteswissenschaftlichen Rücken-an-der-Wand spreche, ist entweder ein Schmunzeln oder ein Schulterzucken dabei. Und: es geht mir auch nicht um Veränderung.

    Es geht mir darum, dass die Psychologie weit weg ist vom Alltag des gesunden Menschen und dass dieser Alltag auch ohne große Dramen und Katastrophen immer wieder Fragen aufwirft, denen sich die Psychologie standhaft verweigert. Wenn Du von minderwertig sprichst, macht das die Sache nicht besser.

    Denn wir alle tragen Päckchen. Und wir alle machen und denken im Leben jede Menge Mist, der sich später, auch nach 10 Jahren, NICHT zu einer hilfreichen Lernerfahrung umlabeln lässt. Der aber durchaus hätte vermieden werden können, wenn wir mit jemand Kundigem, Vertrauenswürdigen hätten sprechen können, der genau nicht aus der Lebenshilfeecke kommt (wachsweich, btw!)

    Diesen Alltag halte ich für unterbewertet.
    Also tut mal was!

  5. Philosophie und Psychologie im Alltag

    Ich hatte erst gestern Abend wieder ein Gespräch mit einer Tänzerin, zu der ich scherzhaft meinte, ich würde als Philosoph auf Münchner Partys gehen, um den Leuten schwierige philosophische Fragen zu stellen. Ihre spontane Reaktion: “Dann werden wohl nicht viele Leute zu dir kommen.”

    Einfache Rezepte, bequeme Lösungen, die findest du eben in der Lebenshilfe-Ecke der Buchhandlung. Das muss auch gar nicht verkehrt ein: Diejenigen, denen das hilft, haben es wahrscheinlich auch nicht ganz ernst gemeint; und die Gesellschaft funktioniert weiter.

    Wer es individueller will, der gönnt sich ein paar Stunden Psychotherapie. Von einem Philosophen, der auch Psychoterhapeut war und über mehrere Jahre eine “Philosophische Beratung” angeboten hatte, erhielt ich den resignierten Kommentar, er habe wieder damit aufgehört, da die Menschen dort vor allem ihre Probleme wegrationalisieren wollten.

    Mit den individuellen Alltagsproblemen bist du meines Erachtens bei der wissenschaftlichen Psychologie an der falschen Adresse: Wie sollte man deine ganz persönlichen Probleme gemäß wissenschaftlicher Standards, also bitte zuverlässig, replizierbar und möglichst Beobachterunabhängig (“objektiv”) untersuchen und lösen?

    Such dir jemanden mit einem offenen Ohr, Geduld und Lebenserfahrung; oder werde selbst so jemand.

  6. Nicht einfach geantwortet

    Mein Wehklagen über die fehlende psychologische Konzenration auf das was funktioniert und nicht automatisch auf das Pathologische (das, aber das nur am Rand, ja auch öfter Mal während des Gespräches auftritt, je nach Ausbildung des Therapeuten) hast Du nicht gehört, oder. Denn aussichtslos klingt, was Du schreibst.

    Und: Ich suche nicht nach einfachen Antworten, sondern … ja, im Grunde wohl nach Weisheit. Und Zeit. Einen guten älteren Freund oder Freundin zum mieten für den, der ihn gerade braucht.

    Wird das nix mit der Weisheit in Deinem psychologisch-philosphischen Eck der Welt?

    PS – is schwierig zu antworten, aus dem Zug, mit abgeschalteter Grafik, ohne Zahlecode.

  7. @Arvid: Allgemeines und Spezielles

    Mein Gedanke ist ja, dass egal, ob wir es mit dem Nicht-Kranken oder dem Kranken zu tun haben, die wissenschaftliche Psychologie, die sich eben mit dem Allgemeinen beschäftigt, nicht der richtige Ansprechpartner für den Individualfall ist. Sonst müsste es doch funktionieren, z.B. einen Computer eine Psychotherapie durchführen zu lassen; eine gute Therapeutin muss aber ebenso wie ein guter Arzt das allgemeine Wissen auf den individuellen Fall beziehen, das Spezielle deuten und interpretieren – und damit sind wir meines Erachtens wieder bei Erfahrung und Weisheit.

    Einen guten älteren Freund oder Freundin zum mieten für den, der ihn gerade braucht.

    Na, die Konsumlogik hast du in jedem Fall sehr gut verinnerlicht. 🙂

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