Ich glaub’, ich glaube anders

BLOG: Hinter-Gründe

Denk-Geschichte(n) des Glaubens
Hinter-Gründe

Eine Twitter-Meldung im Zusammenhang mit einem inzwischen zurückgetretenen Politiker, dessen Name hoffentlich bald vergessen ist, kann ich so leicht nicht vergessen:
           “Große Mehrheit glaubt nicht mehr an NN ” …
              Und ich dachte immer den gibt’s wirklich…

Warum fiel mir’s auf?  Weil die Mehrdeutigkeit des Wortes „glauben“ darin gleichzeitig benützt und gleichzeitig verwischt wurde; und ich glaube, so wie ich den Twitterer und seine Tweets  kenne, hat er’s augenzwinkernd getan. Sei ihm gegönnt. Aber mich als Theologen hat es denn doch zu einer ausführlicheren Überlegung provoziert: Was ist denn da passiert, dass das „glaubt nicht mehr an“ als (verneinende) Existenzaussage genommen und nicht ganz einfach als (verneinende) Vertrauensaussage:  „traut ihm nicht mehr“? „Schuld“ daran sind natürlich die Debatten im Atheismus-Streit, die sich gerne zuspitzen darauf: ob man „glaubt“, dass  es diesen Gott oder diese Götter „gibt“.

Diese Provokation hat sich verdoppelt mit einer Diskussion zu  Helmut Wichts Blogpost  „Beitrag zur Theologie (Katharsis)“,
den ich eigentlich unheimlich hintergründig und auf nette Art diabolisch-verschmitzt finde; der aber dann auch durch meine Beteiligung zu einer sehr steilen (bierernsten) Diskussion führte, unter der die ursprüngliche Leichtigkeit zu ersticken droht. Nun, aus der Überschrift meines letzten Blogposts zu Alain de Botton lässt sich wohl sehen, dass ich Provokationen nicht von vorn herein als unfreundlichen Akt sehe. Lasse ich mich also auf die doppelte Provokation ein. Ich will aber jene Diskussion dort nicht mit meinen Themen zu belasten und setze deshalb die dort angefangenen Gedanken hier fort.

Dollarnote - In God we trust
Auch eine doppelte Provokation 😉
Dollarnote – “In God we trust”
mit Widerspruch…
[Wikimedia Commons]

Glaube ist ein “Teekesselwort”

Kennt doch wohl noch jeder das “Teekessel”-Spiel, etwa mit dem Wort „Hut“: Ich setze einen Hut auf oder etwas ist in meiner Hut; “Hut” als Bekleidungsstück oder als “Obhut”. Es sind verschiedene Bedeutungsfelder; aber zum Teil überlappen sich. In beiden Fällen geht es ja ums Behüten. Aber man kann die Bedeutungen nicht beliebig ineinander schieben.

Nun, „Glaube“ ist auch ein Teekesselwort, dessen unterschiedliche Bedeutungen sich teilweise überlappen, aber eben nur teilweise. Es gibt unbestreitbar das erkenntnistheoretische Bedeutungsfeld: Da bedeutet Glaube eine mehr oder weniger sichere Vermutung, Unterstellung – und damit natürlich nicht objektiv sicher, sondern zumindest  subjektiv eingefärbt, also “objektiv” eher ungewiss. Philosophisch wurde in der genannten Diskussion für diese Bedeutung auch Kant angeführt, von Christian Hoppe so zusammengefasst: „Glaube bei Kant ist die Modalität mit starker subjektiver, aber schwacher objektiver Gewissheit, im Unterschied zum Wissen (starke objektive und subjektive) und zum Meinen (schwache objektive und subjektive Gewissheit).“

Dabei rechnet Kant auch mit einer gewissen Gewissensverbindlichkeit – um eines „höchsten moralischen Endzwecks“ willen – und mit einer Vertrauenskomponente (zitiert durch Ludwig Trepl): „Der Glaube (schlechthin so genannt) ist ein Vertrauen zu der Erreichung einer Absicht, deren Beförderung Pflicht, die Möglichkeit der Ausführung derselben aber für uns nicht einzusehen ist.“

Nun, das mag auf der Ebene der Erkenntnistheorie alles richtig und angemessen ausgedrückt sein. Aber für den christlichen Glauben ist damit – wenn damit alles gesagt sein soll – einiges zu sehr, zu einseitig auf dieser Ebene festgehalten.  Dieses erkenntnistheoretische Bedeutungsfeld gibt es, unbestreitbar. Aber wenn von Glaube in spezifisch christlichem Sinn die Rede ist, muss man weit darüber hinaus gehen.  Wenn etwa Jesus sagt, der Glaube habe jemandem (zur Gesundung) geholfen – oder der Glaube versetze Berge; oder der Glaube müsse “wachsen” –  dann geht es nie und nimmer um die Frage, ob es einen Gott gibt. Und nicht um andere “Wahrheiten” die im lutherischen oder Heidelberger Katechismus oder im Römischen Katechismus wie an einer Perlenkette aufgezählt sind.  Und wenn besonders Paulus sagt, der Mensch werde selig „allein durch den Glauben“; dann kennt er auch nicht die angefüllten Regale der christlichen Dogmengeschichte; und es ist nie und nimmer gemeint: er werde dadurch selig, dass er Gottes Existenz anerkenne. Das ist noch kein Glaube. Denn die anerkennen ja „auch die Teufel und zittern“ (Jakobus 2,19).

 

Erkenntnistheoretische Schnitzeljagd?

Ich halte es deshalb für unerträglich, wenn der Glaube zu einer Art erkenntnistheoretischer Schnitzeljagd gemacht wird, dessen Ziel dann ist, für die Anerkenntnis der Existenz Gottes mit ewiger Seligkeit belohnt und im Fall anderer erkenntnistheoretischer Ergebnisse mit ewiger Höllenqual bestraft zu werden. Dagegen habe – ich sehe es jetzt nicht nach –  Bertrand Russell auf die Frage, was er denn Gott antworten werde, wenn er dessen Existenz  jetzt leugne, dann  aber nach dem Tode doch vor ihm stehe – wie er sich dann vor Gott dafür  rechtfertigen wolle… ja, da habe Russell geantwortet: Es hätte eben „mehr Evidenz“ gebraucht – more evidence.  Ja, Recht hat er mit dieser Auskunft! Und Unrecht hat Blaise Pascal mit seiner „Wette“, durch die er alles zu einer berechnenden Sache macht. UInd es darf nicht dazu kommen zu behaupten: Wer die Rechenaufgabe nicht so löst wie er sie lösen müsste, der besteht die Prüfung des Lebens nicht. Es geht schon um Lebensprüfung, aber doch wohl ein bisschen anders.

Natürlich ist  die abendländische Denktradition mit ihren Gottesbeweisen mit daran schuld. Kant hat sie – lernten wir mal – erkenntnistheoretisch widerlegt. Doch, das setze ich hinzu: als Erkenntnistheoretiker schlägt er  gedankliche Arbeit von Menschen zu ausschließlich über den erkenntnistheoretischen Leisten. Es gibt doch auch Gedanken und Gefühle – Lebenseinstellungen – für die Kant weniger Sensorium hat.  Die kann und muss man auch erkenntnistheoretisch durchleuchten – ich will es nicht anti-intellektuell bestreiten. Aber man darf dabei die (intellektuelle) Methode einer Beobachtung nicht verwechseln mit dem (unintellektuellen) Wirkungszusammenhang des Beobachteten. Dem Erkenntnistheoretiker mag alles, was Glauben heißt, eine (defiziente) Erkenntnistheorie sein – so wie manchen Händlern die Kunst nur zur Ware wird.  Aber damit ist nur ein Teilaspekt verstanden. Und, um bei der Kunst zu bleiben: Kunstwissenschaft ist gut, aber wenn Kunstwissenschaftler die Kunstausübung als wissenschaftliche Tätigkeit behaupten – dann läuft etwas schief.

 

 Der Glaube erzählt Ermutigungs-Geschichten –
Beispiel aus einer protestantischen Kirche in Litauen
[eigenes Bild]

Glaube als Gestaltungskraft des Lebens

So auch beim Glauben: Er kann erkenntnistheoretisch untersucht werden; aber er ist selber nur zu einem sehr geringen Teil erkenntnistheoretische Tätigkeit. Deshalb müssten gerade Christen energisch der auch bei ihnen eingeschliffenen Engführung widerstehen, dass es dabei auf die erkenntnistheoretische Richtigkeit und die intensive Behauptung von Meinungen ankomme: „Ich glaube, dass es dies oder jenes, wie in der Bibel beschrieben, „gibt“ – dass dies oder jenes, wie in der Bibel geschrieben,  „geschehen ist“ oder geschehen wird.  Das ist vielleicht, gebe ich leise zu, in manchen Zusammenhängen denknotwendig, damit eine Geschichte, die man für sich übernehmen will, auch in sich „stimmt“. Aber die bloße Richtigkeit einer Aussage (bei höllischer Strafandrohung für andere Meinungen!) ist ziemlich weit entfernt von dem, was im Kern des Glaubens gemeint ist: Eine Form der Lebensgestaltung, des Lebensengagements, das eng verbunden ist mit Vertrauen, Treue, Mut.

Es geht nicht um die richtigen (metaphysischen) Vorstellungen, sondern um die richtige (Lebens-)Einstellung – wie sie in einigen der alten Geschichten ausgedrückt wird. Man sollte sich nicht zu lange aufhalten an den in ihnen vorausgesetzten (und in sie eingewickelten) Vorstellungen. Sondern man sollte (aber das wäre eigenes, auch schon angemahntes, Thema) ihre Lebensklugheit und ihre inneren Weisheiten klug und in weiser Humanität einsetzen – wie es im Zusammenhang mit den Bildern aus Litauen angedeutet ist: von Leuten, die mit ihren begrenzten Kräften umzugehen und den Löwen zu  widerstehen hatten.

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Veröffentlicht von

Hermann Aichele Jahrgang 1945. Studium evang. Theologie in Tübingen, Göttingen und Marburg (1964-70), Pfarrer in Württemberg, jetzt im Ruhestand. Hinter die Kulissen der Religion allgemein und besonders des in den christlichen Kirchen verkündeten Glaubens zu sehen, das war bereits schon in der Zeit vor dem Studium mein Interesse: Ich möchte klären, was gemeint ist mit den Vorstellungen des Glaubens, deren Grundmaterialien vor Jahrtausenden geformt wurden - mit deren Über-Setzung für uns Heutige man es sich keinesfalls zu leicht machen darf und denen gegenüber auch Menschen von heute nicht zu leicht fertig sein sollten.

26 Kommentare

  1. Besser Englisch?

    Gibt es hier jemanden, der hinreichend englisch kann? Ist der Unterschied zwischen glauben und glauben der, den man im Englischen zwischen “faith” und “belief” macht? Mit der Unterscheidung zwischen “heaven” und “sky” haben sie ja auch einige Schwierigkeiten vermieden, vor denen deutsche christliche Eltern bei der Kindererziehung verzweifeln.
    Im übrigen meine ich – Herr Aichele, das wird Sie nicht überraschen -, daß der Unterschied, der Ihnen wesentlich ist, genau der ist, um den es bei der Abkehr von den metaphysischen Gottesbeweisen zu den “praktischen” Gottes-“Beweisen” ging. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.

  2. Belief & faith

    Danke, @Ludwig Trepl. Ja, in der Richtung hörte ich es schon, dass so zwischen “faith” und “belief” zu unterscheiden sei. Ich versuchte auch schon, dem in englischen Bibelübersetzungen nachzuspüren. Aber sehr weit bin ich nicht gekommen. Mich würde mal interessieren, ob vielleicht innerhalb der Sprache der Naturwissenschaft der Ausdruck belief=Glaube in letzter Zeit einen Aufschwung machte und dadurch die Gewichte verschoben wurden.
    Man muss wohl auch solche Bedeutungsverschiebungen in Rechnungen stellen wie mit dem Wort “geil” oder “Dirne”. Es wäre ein weites Feld.

  3. Believe, belief, faith, trust

    (Religious) faith = Gläubigkeit ; Glaube
    –> Diese Form bezieht sich auf die religiöse Überzeugung

    [u]Synonyme sind:[/u]

    Trust = Vertrauen; Jmd. glauben/vertrauen

    Belief = Überzeugung; (Meinung)

    Believe = Vermutung ; (Annahme)

    (Opinion) = Ansicht ; Meinung
    –> hat aber im eigentlichen Sinne nichts mit dem Glaube an Gott zu tun

    Wie auch im deutschen Sprachgebrauch gibt es viele Synonyme für ein- und dieselbe Sache.

    Ludwig Trepl´s Beispiel *Heaven*, als paradisische Lösung (to ascend into heaven) und der eben nicht gleichbedeutenden Gegenüberstellung *Sky* (cloudy sky), empfinde ich als sehr gelungen.

    Natürlich glaube (belief) ich als Atheist an den Himmel (Sky). Ist er doch zum Greifen nahe.
    Jedoch tue ich mich schwer auch an den Himmel zu glauben (faith in/to heaven/god).

    Aber auch diese Meinung (opinion) ist unzureichend, da ich aus wissenschaftlicher Sicht, wie bereits in Helmut Wicht´s Blog festgestellt, an immer fortwährende Energieumwandlung glaube (believe). Demnach ist das was ich wissenschaftlich glaube (to trust in sience), eine Meinung (opinion), die ich mir gebildet habe. Sie muss wahrlich nicht zutreffend sein. Genauso wenig wie der Glaube an Gott (trust in god) oder der Glaube in eine einzige Konfession (faith).

    Ich möchte also mit dieser Ausführung Ihrer These “Glaube als Gestaltungskraft des Lebens” beipflichten. Wenn auch etwas verschoben.

    Die positive Lebenseinstellung eines Menschen, sei er auch noch so ungläubig, hätte meiner Ansicht nach vor Gott bestand . Wenn meine Intention folglich darin besteht anderen Menschen zu helfen, dann bin ich Gott wahrscheinlich näher, als Jemand, der auch aus Überzeugung heraus an Gott glaubt, dieser Lebenseinstellung aber nicht frönt.

    Im Endeffekt sollte Jeder mit sich selbst im Reinen sein, um sich vor sich selbst rechtfertigen zu können. Und nicht als Narr oder Ignorant am Ende seiner Tage den *Glauben* an *Gott* zu wählen.

    Gibt es einen oder mehrere Gottheiten, so viele es mir schwer mich zu entscheiden. Ich könnte es nicht. Eine Zusammenlegung aller Konfessionen halte ich ebenso für abstrus. Ergo bleibt mir nur der Glaube an mich (trust in me). Wie ich damit umgehe, entscheide nur ich.

    – Der Narr wird all dies nicht begreifen.
    – Der Schelm versteht, handelt u.U. jedoch egoistisch.
    – Der Weise wird je nach Lage wählen.
    – Der Gläubige vertraut bedingungslos (so habe ich das verstanden) auf seinen Glauben und rechtfertigt damit Gutes wie Böses.
    – Der Ungläubige hat die Wahl zwischen Gut und Böse zu sondieren, wobei er sich auf vermeintliches “Besserwissen” stützt. Immer gemessen an den jeweilig vorherrschenden Moral- und Ethikvorstellungen.
    – Der *gute* Mensch hat jede Wahl für sich gewonnen.
    – Der *Gutmensch* übertreibt es.
    – Der boshafte Mensch hat jede Wahl verloren. Ist er obendrein ein boshafter Narr, lebt er sicherlich unbeschwert. Käme er zum Schöpfer würde er abgewiesen werden. Als Narr der Böses tut freilich zu Lebzeiten ohne Konsequenzen. Und danach?

    Auch wenn ich manchmal die Löwen bezwingen muss, weil Manches mit meiner Lebenseinstellung unvereinbar scheint, so hätte ich doch lieber dieses Rudel zum Schutz (!) und nicht zum Feind (siehe Bilder).

    Mit besten Grüßen

    Florian Abram

  4. Korrektur

    “Gibt es einen oder mehrere Gottheiten, so viele* es mir schwer mich zu entscheiden.”

    … fiele

    Weitere orthografische Besonderheiten dürfen Sie gerne behalten ^^

  5. @Hermann Aichele / Belief & faith

    »Ich versuchte auch schon, dem in englischen Bibelübersetzungen nachzuspüren. Aber sehr weit bin ich nicht gekommen.«

    Vielleicht kann Ihnen Easton’s Bible Dictionary von 1897 angelegentlich nützlich sein? It’s online: [FAITH]

    Hier noch ein anderes illustrierendes Beispiel:

    FAITH, n. Belief without evidence in what is told by one who speaks without knowledge, of things without parallel.

    – Ambrose Bierce, THE DEVIL’S DICTIONARY ((C)1911 Released April 15 1993)

  6. Ist nicht eher das Komplement zum Glauben, nämlich die Abwesenheit von Zweifel die entscheidenden Komponente, die den Menschen vertrauensvoll, mutig und zufrieden macht macht?

  7. Existenz Gottes

    Es geht im Glauben gewiss nicht (nur) um die richtigen metaphysischen Einstellungen. Und Glauben ist gewiss Gestaltungskraft des Lebens.
    Das bedeutet aber beileibe nicht, dass die Frage, ob Gott in einem objektiven Sinne, also auch unabhängig vom Menschen, in der “Außenwelt” existiert oder nicht, unerheblich oder entbehrlich wäre. Es ist sogar die entscheidende Frage aller Theologie oder Gottesbemühung – jedenfalls wenn’s um Wahrheit geht. Sie allein entscheidet nämlich darüber, ob Glaube (gerne als Lebenshilfe oder Kraft für’s Leben verstanden) eben bloß Einbildung und Illusion ist, die mit dem Menschen kommt und mit dem Menschen geht. Die grundlegendsten Glaubensinhalte ergeben keinen Sinn, wenn Gott nicht (auch) real und unabhängig vom Mensche existiert.
    So macht es keinen Sinn, mit der ganzen Christenheit auf Erden zu bekennen, dass Gott Himmel und Erde, sowie den Menschen geschaffen hat, wenn er gar nicht AUßER und VOR und UNABHÄNGIG vom Menschen existiert. Und wenn de facto nicht Gott den Menschen, sondern der Mensch Gott erschaffen hat und Gott auch mit diesem vergehen wird.
    Auch ergeben alle Zukunftshoffnungen des Glaubens keinen wirklichen Sinn, wenn sie nichts mit der tatsächlichen Zukunft zu tun haben, sondern bloß der Lebensbewältigung dienen.
    Es für mich persönlich und für die ganze Welt ist zutiefst entscheidend, ob (dann eben auch ein objektiv existierender) Gott WURKLICH einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird oder nicht.
    Und es ist von brennender Wichtigkeit, ob es nach MEINEM Sterben WIRKLICH irgendwie weitergeht, oder ob Sterben – wie die Naturalisten sagen – ein Aufhören ist.
    Ich meine, dass wir Theologen uns darum nicht herumdrücken sollten.

  8. @ Johannes Wendnagel

    Ich kann (fast) allem im Grunde zustimmen. Doch würde ich etwas anders – säkularisierter und ohne Metaphysik – formulieren.

    Sie schreiben: „Die grundlegendsten Glaubensinhalte ergeben keinen Sinn, wenn Gott nicht (auch) real und unabhängig vom Menschen existiert.“ Man könnte antworten: Na und? Dann geben sie halt keinen Sinn. Müßte man nicht sagen: NICHTS gibt einen Sinn, und das heißt, „das Leben“ hat keinen Sinn. Die Antwort darauf könnte sein bzw. pflegt seit der Aufklärung zu sein: Den Sinn geben wir uns oder er liegt darin, den Menschen zu helfen oder ähnlich; Sinn gibt es nicht unabhängig von einem Bezug auf Menschen. Darauf könnte man wiederum – in Ihrem Sinn – antworten: Aber was ist, wenn der Mensch keinen Sinn hat, wenn er nach dem berühmten Wort nichts ist als ein rasch wieder vergehender Schimmelüberzug auf einem unbedeutenden Stäubchen im Weltall?

    Das scheint mir darauf hinauszulaufen, daß die Frage „gibt es Gott AUßER und VOR und UNABHÄNGIG vom Menschen“ überführt werden könnte in die Frage „hat das Leben (‚die Welt’) einen Sinn“. Das ist selbstredend keine Frage des Wissens, sondern des Glaubens. Aber auch Glauben braucht vernünftige Gründe. Da würde ich Herrn Aichele zustimmen (falls ich ihn richtig verstehe): Diese Gründe kann man nur im Menschenleben finden, oder anders, in traditionellen Begriffen: das ist eine Sache der praktischen, nicht der theoretischen Philosophie. Und in diesem Sinne stimmt der Glaubensgrundsatz der Aufklärung: Sinn gibt es nicht unabhängig von einem Bezug auf Menschen.

    Die Frage nach dem ewigen Leben scheint mir schwieriger. Muß man ewig leben, wenn nicht alles sinnlos gewesen sein soll? Kant war dieser Meinung, aber da zweifle ich an meinem Lieblingsphilosophen.

  9. Ja, @Johannes W / @Ludwig Trepl

    Hier wird natürlich das Problem markiert. Hier kommt wohl der Unterschied zwischen Nominalismus und Realismus heraus. Richtig verstanden, Johannes?
    Sagen ja die allermeisten, dass man vom Glauben an Gott nicht anders reden kann als so, wie beschrieben: unabhängig, außerhalb vom Menschen und seinen Begriffen und Gefühlen – „extra nos“. Ich sage bloß mal dazu, dass auch alle diese Begriffe und Vorstellungen sehr anthropomorph sind: Ist für Menschen wohl denknotwendig, Gott außerhalb der Bedingungen des menschlichen Denkens zu denken. Anthropomorph oder eben menschengerecht, menschengemäß? Ich bin ja auch gar nicht dagegen, dass man im Normalfall die entsprechenden Redeweisen verwendet – nur müsste man auch wenigstens gelegentlich zugeben können, dass es eben unsere Redeweise ist. Und wie ist es mit der „Wahrheit“, wenn man ein bisschen die evolutionäre Erkenntnistheorie mit einbezieht? Unsere Denkfiguren werden nicht beanspruchen können, dass sie unabhängig von den Menschen wahr sind.
    Ja, ich habe schon noch beide im Blick: Müssen wir einen Sinn sehen im Leben ff ? Oder in unseren Begriffen? Wahrscheinlich müssen wir. Soll ja auch recht sein. Aber da gibt’s – schön, dass Sie das anführen, Herr @Trepl – so gedankliche Konstruktionen wie Ewigkeit als Sinngarantie, die vielleicht doch nicht unverrückbar ewige Wahrheit sein müssen, aber eben (zumindest bei Kant noch) eingeschliffen sind. Das hat Kant bei seinem „A priori“ wohl nicht so mitbedacht.
    Nun ja, die Bilder und Konstruktionen verschieben sich; und das ist gut so, dann sieht man vielleicht doch noch einmal, dass sie Verpackungsmaterial sind für das, was Joh Wendnagel ein bisschen abwertend bezeichnet als „bloß der Lebensbewältigung dienen“. Ich sage: Lebensbewältigungsstrategie.
    „Verpackungsmaterial“ könnte abwertend betont werden. Aber ich will mir’s verkneifen: Vielleicht sind diese Begriffe denknotwendiger als ich zugebe.
    So, aber meine Behauptung ist, dass alle diese gedanklichen Bilder, Begriffe – dass Gott existiere und die ganze Erkenntnistheorie drum herum – nicht den Glauben ausmachen. So wie eine Wasseranalyse noch nicht das Schwimmen ist.
    Und ich finde es jedenfalls unerträglich, wenn bestimmte Ergebnisse des Denkens über so etwas wie ewige Seligkeit entscheiden sollen (da habe ich ja was gegen Pascal). Ich finde es auch politisch unerträglich, wenn man sich in gedanklichen Konstruktionen festbeißt und darüber die wirklich anstehenden Fragen (da könnte ich jetzt mit der Reich-Gottes-Projektion kommen) um menschengerechte Wahrheit, Gottes Gerechtigkeit ff verdrängt.

  10. @ Hermann Aichele

    „Unsere Denkfiguren werden nicht beanspruchen können, dass sie unabhängig von den Menschen wahr sind.“ Das stimmt sicher, jedenfalls sagt man das so sein der transzendentalphilosophischen Revolution (und die Nominalisten schon viel früher).

    Aber es stimmt nur, soweit es um die empirische Welt geht. Die „erscheint“ uns halt und erscheint uns so, wie sie uns unser Wahrnehmungs- und Denkvermögen erscheinen läßt. Doch wo sich das Denken mit sich selbst befaßt, etwa in der Mathematik, ist es anders (vom trivialen Phänomen des Irrtums abgesehen). Und wie ist es mit moralischen Sätzen? „Du sollst dich nicht durch Betrug bereichern“ oder „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ – können solche Sätze unwahr sein? Ich habe noch kein Argument dafür gehört, dem ich auch nur ein bißchen hätte abgewinnen können.

    Der Nominalismus hat das freilich behauptet. Für Gott als den Allmächtigen und uns Unerkennbaren kann das, was uns das als Böse gilt, das Gute sein. Im Rationalismus hat man, in der Tradition des Universalienrealismus, dazu gesagt:

    „Selbst Manche, mit guten Gesinnungen, neigen zu solchen Meinungen, weil sie deren Folgen nicht genügend erkennen. […] stimmt dies nicht ganz mit der tyrannischen Definition des Thrasimachus bei Plato, welcher das für gerecht erklärte, was dem Mächtigern gefalle [… ] Man wird indess so sonderbare Grundsätze, die so wenig geeignet sind, die Menschen durch Nachahmung Gottes gut und liebevoll zu machen, bald aufgeben, wenn man wohl bedacht haben wird, dass ein Gott, der sich an dem Schlechten eines Anderen erfreut, von dem schlechten Prinzip der Manichäer sich nicht unterscheiden würde, vorausgesetzt, dass dieses Prinzip zum alleinigen Herrn der Welt geworden wäre. Deshalb muss man dem wahren Gott Gesinnungen beilegen, die ihn würdig machen, das gute Prinzip zu heissen.“ (Leibniz, Vorrede zur Theodizee)

    Mich überzeugt das. Dieser Nominalistengott wäre nichts anderes als das, wozu man von alters her den Namen Teufel gebraucht hat. Also ich will sagen: Es gibt Sätze, da müssen wir sagen: Unsere Denkfiguren können nicht beanspruchen, dass sie unabhängig von den Menschen wahr sind. Und es gibt Sätze, da können wir Anspruch auf Wahrheit erheben. Es ist wahr, daß wir das Gute tun sollen und nicht das Böse und daß das Gute z. B. nicht darin bestehen kann, eigennützig anderen Leid zuzufügen. Dieser Satz ist, anders als irgendeine naturwissenschaftliche Aussage, „unabhängig von den Menschen wahr“. Was im Einzelfall das Gute ist, wissen wir freilich oft nicht, aber das steht auf einem anderen Blatt.

    Ich glaube, Herr Aichele, solche Überlegungen kommen dem entgegen, worauf Sie hinauswollen. Das Nachdenken über die Existenz Gottes bei den Nominalisten steht im Rahmen kosmologischer Spekulationen, das der Gegenposition in der Scholastik natürlich auch, aber was sich aus letzterer entwickelt hat, nicht, denn da geht man von etwas ganz anderem aus: von dem, was die Menschen tun und tun sollen oder wenigstens glauben, tun zu sollen.

  11. @ Ludwig Trepl

    Das ist wirklich gut, was hier in Ihrer Antwort an Herrn Aichele schreiben. Krumm wird das Gute immer nur dann, wenn es vorgeschrieben wird. Sie sind ein Freund Kants? Mir gefiel gut: “der gestirnte Himmel über mir…” Mit dem moralischen Gesetz habe ich freilich meine Schwierigkeiten. Doch wenn man Kant nicht als Autorität über eine Herde Hausvieh, sondern als einzelnen Menschen versteht, so ist es wahr -da ist etwas in uns, daß zwischen gut und böse zu unterscheiden weiß.

  12. @Ludwig Trepl

    Interessante Diskussion, aber folgendes kann ich nicht nachvollziehen:

    “Es ist wahr, daß wir das Gute tun sollen und nicht das Böse und daß das Gute z. B. nicht darin bestehen kann, eigennützig anderen Leid zuzufügen. Dieser Satz ist, anders als irgendeine naturwissenschaftliche Aussage, ‘unabhängig von den Menschen wahr’.”

    Der Begriff “wahr” oder “Wahrheit” ist (wie alle Begriffe) menschengemacht. Wie soll so etwas außerhalb des Menschen existieren? Anders gesagt: wenn es keine Menschen gäbe, wer solle dann überhaupt entscheiden, was wahr ist?

    Noch spezifischer: Wahrheit macht (wenn wir eine gängige Definition des Begriffs annehmen) nur in formallogischen Systemen Sinn.

    Darf ich vermuten, dass Sie ungefähr Folgendes im Sinn haben: Es ist wahr, dass wir das Gute tun sollen, wenn wir ein gutes Leben / eine gute Welt herbeiführen wollen.

    Dann könnten wir annehmen, dass ein gutes Leben / eine gute Welt jene ist, in der die maximal möglich vielen Menschen / Lebewesen ein glückliches / zufriedenes Leben führen können.

    Dann könnte ich Ihre Aussage sogar rein rational nachvollziehen.

  13. @ Morten

    Natürlich, „wahr“ kann unter den Wesen, die wir kennen, nur für Menschen etwas sein. Aber wenn wir den Begriff „wahr“ benutzen, dann sind unvermeidlich die Fragen eingeschlossen, wie es sich bezogen auf die für wahr gehaltenen Aussagen, die wir machen, verhält: Sind sie „wahr“ nur für den, der sie macht, nicht aber für alle Menschen? Sind sie für alle Menschen wahr, aber nicht an sich? D. h. sie wären vielleicht für mögliche andere Vernunftwesen, die den Begriff „wahr“ auch kennen, nicht wahr – oder sie wären für eine angenommene höchste, perfekte Vernunft, „die“ Vernunft also, nicht wahr, also an sich nicht wahr, nur für uns wahr. Ob eine solche höchste Vernunft sinnvoll angenommen werden kann, darum ging der Streit über die Jahrhunderte. Die Empiristen (in deren Tradition Sie hier argumentieren) verneinten das, die Rationalisten (z. B. Leibniz) bejahten es. Für die Empiristen war Vernunft ein menschliches Vermögen, für die Rationalisten war sie eine Teilhabe an „der“ Vernunft (in der christlichen Tradition, für die sie ein Geschenk Gottes war).

    Das ist kein alter, überholter Streit. Die letztgenannte Position ist heute z. B. von Bedeutung in den Philosophien um die „kommunikative Rationalität“ (wie Habermas, Apel), in denen betont wird, daß wir in jedem „ernsthaften“ Gespräch unterstellen (müssen), daß es „die Wahrheit“ gibt, sonst könnten wir kein solches Gespräch führen – auch wenn wir vielleicht nicht glauben dürfen, die Wahrheit zu kennen oder daß wir sie je erreichen werden.

    Ihre Auffassung: „Es ist wahr, dass wir das Gute tun sollen, wenn wir ein gutes Leben / eine gute Welt herbeiführen wollen …. eine gute Welt (ist) jene …, in der maximal möglich vielen Menschen / Lebewesen ein glückliches / zufriedenes Leben führen können“ teile ich nicht. Sie ist utilitaristisch, und ich bin mit den Kritikern des Utilitarismus der Meinung, daß man zwischen „gut für etwas“ und „an sich gut“ unterscheiden muß und daß wir das auch immer tun. Die Konsequenz der genannten Auffassung wäre, daß man für das glückliche Leben der Vielen Verbrechen tun darf, z. B. Unschuldige opfern. Dem stimme ich nicht zu.

  14. @Ludwig Trepl

    Danke für die ausführliche Antwort. Meinem Empfinden nach ist Wahrheit das, worauf wir (als Gesprächspartner) uns einigen. Wie bei allen Begriffen. Darüber hinaus kann der Begriff keine Bedeutung haben und es macht per se keinen Sinn darüber zu spekulieren, was andere oder höhere Wesen von diesem Begriff halten oder mit ihm zu tun haben. In diesem Sinne mag ich unterstellen, dass es “die Wahrheit” nur im Kontext einer sozialen Gruppe gibt, die sich auf die Bedeutung des Begriffs einigt. Und wir (die soziale Gruppe) können durchaus “ernsthafte” Gespräche darüber führen.

    Meiner Ansicht nach können Dinge auch immer nur “gut für etwas”, aber nicht “gut an sich” sein. Das liegt wiederum an unserer eigenen Definition des Begriffs. Ich verstehe den Begriff “gut” als zweiwertiges Prädikat, d.h. er kann (sinnvoll) nur “in Bezug auf etwas” angewandt werden. Es macht daher keinen Sinn, von etwas “Gutem an sich” zu sprechen, genau so wenig wie es Sinn macht, von etwas “Dickem an sich” zu sprechen. Etwas kann nur dick in Bezug auf etwas anders sein. Das ergibt sich zwingend aus der Definition des Begriffs.

    Ihr Beispiel…

    “Die Konsequenz der genannten Auffassung wäre, daß man für das glückliche Leben der Vielen Verbrechen tun darf, z. B. Unschuldige opfern. Dem stimme ich nicht zu.”

    …enthält bereits wertende Begriffe, nämlich “Verbrechen”, “Unschuldige” und “opfern”, die meiner Meinung nach eine neutrale Betrachtung erschweren. Neutral (und angemessener) ausgedrückt würde ich den Fall etwa wie folgt formulieren:

    Die Konsequenz der genannten Auffassung wäre, daß das glückliche Leben von Vielen Vorrang vor dem glücklichen Leben von Wenigen hat.

    Ich könnte auch sagen, es wäre ein Verbrechen, das Leben von Vielen als nachrangig zum Leben von Wenigen zu betrachten.

    Aber ich fürchte, das geht jetzt über den Blog-Beitrag weit hinaus.

  15. @Morten

    „…enthält bereits wertende Begriffe, nämlich “Verbrechen”, “Unschuldige” und “opfern”, die meiner Meinung nach eine neutrale Betrachtung erschweren.“

    Sie machen hier einen Kategorienfehler. Die Frage ist, ob das Urteil „unschuldig“ zutrifft. Da kann man nicht sagen: Den Begriff „unschuldig“ vermeiden wir, weil wertend. Es geht ja gerade um wertende Begriffe. Das heißt, daß „Wissenschaft“ im Sinne von science, die wertende Begriffe vermeiden muß, hier definitionsgemäß nicht zuständig ist. Man kann nicht mit den Mitteln und den methodologischen Verboten von science Fragen der Ethik angehen, da verfehlt man das Thema.
    „Meinem Empfinden nach ist Wahrheit das, worauf wir (als Gesprächspartner) uns einigen.“ Angenommen, die Menschheit wäre zu einer Zeit durch einen Asteroidenaufprall vernichtet worden, als alle Menschen sich geeinigt hatten, die Erde sei eine Scheibe. Das wäre dennoch falsch gewesen. Man sieht, auch alle können sich irren. Als Lösung wird in der Philosophiegeschichte angeboten: Wahrheit ist, worauf sich alle einigen würden, wenn sie endlos diskutieren/forschen könnten. Aber es liegt auf der Hand, daß man hier für „alle“ nicht „alle Menschen“ sagen kann, denn deren Erkenntnisfähigkeiten könnten z. B. in einem bestimmten Punkt grundsätzlich beschränkt sein. Und selbst wenn man alle im Universum vielleicht existierenden intelligenten Wesen einbezieht, ändert das nichts, denn alle könnten sich irren. – Der Begriff Wahrheit läßt sich einfach nicht durch „Einigkeit der Diskutierenden“ ersetzen, sondern enthält sozusagen unausweichlich einen Außenbezug: Was sie für Wahrheit halten, muß mit dem übereinstimmen, was „ist“ – egal wie subjektiv vermittelt man sich dieses „ist“ denken muß. Alle, auch die Außerirdischen, könnten sich irren, nur Gott nicht. Aber der gehört ja auch nicht zu den existierenden Wesen in der er die Idee ist der Wahrheit an sich.

    Wenn Sie sagen, von Wahrheit zu sprechen sei sinnlos bzw. es könne nie um etwas anderes gehen als um die Meinung der sich einigenden Diskussionsteilnehmer, dann laden Sie sich die bekannte Schwierigkeit des radikalen Relativismus auf: Indem Sie das sagen, beanspruchen Sie ja, daß es wahr ist. Alles ist nur wahr relativ zu den Diskursteilnehmern, ist nur deren Meinung, außer eben dieser einen Aussage. Eine solche Auffassung enthält also einen Widerspruch, sie hebt sich selbst auf und muß irrig sein. – Die gegenteilige Auffassung ist auch nicht ohne Schwierigkeiten, denn man muß etwas annehmen, wovon man nichts wissen kann: Wahrheit an sich. Aber sie ist zumindest logisch nicht unmöglich, es könnte diese Wahrheit geben, man kann das nicht widerlegen. Den radikalen Relativismus zu vertreten aber ist, wie man sieht, logisch unmöglich.

    Dinge können, schreiben Sie, „immer nur ‚gut für etwas’, aber nicht ‚gut an sich’ sein“. Das bedeutet: es gibt gar nichts Gutes im strengen Sinn, nur Nützliches. Wäre es so, gäbe es aber keine Ethik. Sie können natürlich konsequent sein und sagen: Dann gibt es eben keine, die Frage nach dem objektiven Sollen (also Ethik) ist sinnlos. Aber können wir sie vermeiden? Wenn etwas immer nur Mittel für etwas anderes ist, immer nur gut für dieses, dann bleibt die Frage: wozu das alles? Es muß etwas geben, das unbedingt gut, unter allen Umständen gut ist. Es ist eine andere Frage, ob wir wissen können, was das ist, aber wir müssen in unserem Denken und Handeln unausweichlich davon ausgehen. Und wir gebrauchen ja Soll-Sätze, die davon ausgehen. Wenn wir fragen, ob es erlaubt sei, zu betrügen, und die bekannte Probe machen – ob das allgemeines Gesetz sein könnte –, dann sehen wir, daß ein solches Gesetz sich selber aufheben würde. Das Betrugsverbot hat logische Gründe: Das Gegenteil ist unmöglich. Es gibt andere unbedingt gültige Verbote, die nichts Unmögliches verbieten, wohl aber etwas, das wir unmöglich wollen können. Probieren Sie es aus.

  16. @Ludwig Trepl

    »Aber sie ist zumindest logisch nicht unmöglich, es könnte diese Wahrheit geben, man kann das nicht widerlegen.«

    Eigentlich hat es Tarski doch demonstriert, dass die Idee von einem absoluten Wahrheitsbegriff logisch inkonsistent ist. Jedenfalls für die Metamathematik und formale Logik ist seither die von Ihnen hier vertretene Auffassung von der Wahrheit “an sich” tatsächlich logisch unmöglich.

    Nun liesse sich freilich einwenden, dass Tarskis semantische Theorie der Wahrheit nur für formale Sprachen gilt und die Möglichkeit einer Erweiterung auf natürliche Sprachen zumindest strittig ist. Was aber nichts daran ändern würde, dass jegliche Vorstellung einer Wahrheit “an sich” zwangsläufig bereits eingeschränkt sein muss, denn etwa für die Philosophie der Mathematik wäre diese faktisch bedeutungslos.

    Ein Begriff von Wahrheit “an sich”, für die sprachliche Ausnahmebereiche zugelassen werden müssen, könnte schwerlich noch überzeugen. Ethische Normen und Regeln liessen sich besser unter Berufung auf die praktische Vernunft begründen und akzeptieren, und deren Wurzeln liegen, wenn überhaupt irgendwo, dann in uns. In diesem Sinne können moralische Werturteile ganz sicher nicht als unabhängig von den Menschen angesehen werden.

  17. Danke –

    Dank denen, die da die Diskussion aufrecht zu erhalten versuchen. Sie merkten wohl selbst, dass ich mich derzeit weitgehend zurückziehe. Persönlich muss das wirklich niemand nehmen. Geht eher um mich persönlich. Ich werde gerade von anderem beansprucht, zumindest noch eine Woche. Mitlesen – das reicht noch; und jetzt noch geschwind ein Einwurf:
    Die verschiedenen philosophischen Wahrheitsbegriffe – ja, auch schon gehört; und im Studium das eine oder andere beackert. Und auch wieder vieles vergessen. Dabei habe ich in den letzten Jahren, also erst im Privatstudium, gemerkt, welche Wahrheitsbegriffe es auch noch gibt. Tarski ist mir mit ziemlicher Sicherheit im Studium nicht begegnet. Wittgenstein : bis der für Theologen modern wurde – da müsste ich auch zumindest eine Generation jünger sein.
    Kurz und gut und schlecht. Ich möchte mich ja da weiter hineindenken. Aber ich möchte jetzt mal schnell ganz unphilosophisch formulieren dürfen – bzw. ohne Rückvergewisserung bei einer entsprechenden philosophischen Größe:
    Ich möchte unterscheiden zwischen Wahrheit und Wirklichkeit.
    Wirklichkeit ist meinem Sprachempfinden nach das, was man messen und berechnen kann. Und insofern Objekt von Naturwissenschaften. Und hat – das war ja mein Thema, eigentlich – mit „Glauben“ relativ wenig zu tun: Ich muss nicht an die Evolution glauben oder daran, dass die Erde eine Kugel ist oder an den Aufbau der Atome. Das sind messbare und berechenbare Wirklichkeiten.
    Wahrheit hat für mich etwas mit Werturteil zu tun: das, wofür man sich einsetzt, engagiert… –Und insofern hat es dann auch mit Glaube zu tun: Einsatz für Gerechtigkeit, Friede… Oder – Michael Blumes Beispiel – die Menschenrechte. Jedenfalls etwas, wovon man zutiefst überzeugt ist und durch diese Überzeugung zu ihrem Recht verhelfen will. Mit Werturteilen Verbundenes ist deshalb aber noch lange keine jenseitige (religiöse) Größe. Da gibt es Vermischungen und Verwischungen, die ich nicht mag. Aber es geht um Dinge und Zusammenhänge, von denen zu sprechen nur sinnvoll ist mit dem, was Menschen erfahren und/oder in Handlung umsetzen. UND: wofür berechnende, messende Aussagen nur sehr bedingt zuständig sind. (Na ja, manche machen da was „aus Berechnung“, aber das dient dann nicht unbedingt der Wahrheit).
    Also: Die Schwerkraft ff gab und gibt es natürlich unabhängig vom Menschen – auch wenn erst der Mensch die Formel dafür fand. Sie ist Wirklichkeit. Die Gerechtigkeit ff – das gibt es nur im Zusammenhang mit Menschen; und da geht’s für mein Sprachempfinden um Wahrheit.
    Aber ich sehe natürlich, dass es ganz andere Wahrheitsbegriffe gibt. Und genau diesen unterschiedlichen Begriffsbereichen müsste ich intensiver nachgehen. Auch mal…

  18. @Chrys

    Ich kenne den Beweis von Tarski nicht. Aber könnte man ihm zufolge sagen: Logisch inkonsistent ist ein absoluter Wahrheitsbegriff, logisch konsistent kann ein Wahrheitsbegriff nur relativ zu denen sein, die die als wahr behauptete Aussage machen bzw. den Gedanken denken? Wenn man das über Mathematik und formale Logik hinaus verallgemeinern könnte auf die Philosophie insgesamt – liefe das auf etwas anderes hinaus als auf die uralte Auffassung, daß „absolute Wahrheit“ identisch ist mit „wahr für die höchste Intelligenz“? Wenn es dann so wäre, wie viele Kommunikationstheoretiker sagen, daß wir nur unter der Unterstellung von Wahrheit (und das wäre die absolute) „ernsthaft“ miteinander sprechen können, diese Unterstellung also „immer schon“ machen, dann implizierte das die Annahme einer höchsten Intelligenz. Das wäre natürlich kein Gottesbeweis, sondern nur ein weiterer Beweis dafür, daß wir ohne die IDEE Gottes nicht auskommen können.

    Das könnte aber nun wieder eine der philosophischen Spekulationen über Gott zu sein, die Herr Aichele hier nicht haben will. Er würde es vielleicht eher mit Ihrem Satz halten: „Ethische Normen und Regeln liessen sich besser unter Berufung auf die praktische Vernunft begründen und akzeptieren.“ Sie schreiben dann weiter: „und deren Wurzeln liegen, wenn überhaupt irgendwo, dann in uns.“ Diesem Satz stimme ich zu. Das Problem ist nur: die praktische Vernunft fragt nach dem objektiven Sollen, das ist ihr Wesen. Sie begnügt sich nicht mit der Auskunft: „das machen wir hier bei uns halt nun mal so“ oder „mir macht es Spaß“. Sie will wissen, ob es an sich erlaubt oder geboten ist, vorher gibt sie keine Ruhe. Und damit ist man wieder bei der Frage nach der Wahrheit an sich. Die theoretische Vernunft mag diese Frage zurückweisen können, die praktische sicher nicht. Wie @Hermann Aichele hier schreibt: „Die Gerechtigkeit ff – das gibt es nur im Zusammenhang mit Menschen; und da geht’s für mein Sprachempfinden um Wahrheit“.

  19. Wahrheit

    Am Rande notiert:

    Aber könnte man ihm zufolge sagen: Logisch inkonsistent ist ein absoluter Wahrheitsbegriff, logisch konsistent kann ein Wahrheitsbegriff nur relativ zu denen sein, die die als wahr behauptete Aussage machen bzw. den Gedanken denken?

    Wahrheit im Sinne von klarer Richtigkeit kann es nur in Systemen geben, die dem Feststellenden vollständig unterliegen. In der Mathematik oder Philosophie bspw., wenn tautologisch und systemumfassend Wahrheit definiert ist.

    Die Wahrheit ist ein zuweisbares Attribut.

    In der Welt ist Abstand zu halten von derartigen Zuweisungen, denn sie unterliegt eben nicht der umfänglichen Kenntnis oder der sicheren umfänglichen Kenntnis.

    Die “Wahrheit” gibt es zudem noch als politisches Ausdrucksmittel.

    HTH
    Dr. Webbaer

  20. @Ludwig Trepl

    Mit dem religiösen Glauben, den Herr Aichele hier anspricht, geht gewiss immer auch die Vorstellung einher, dass das, woran man da glaubt, uneingeschränkt wahrhaftig ist. Eine solche Überzeugung erwächst aber wohl eher aus subjektiven Erlebnissen und Erfahrungen innerhalb einer Glaubensgemeinschaft, und nicht aus Betrachtungen zur Logik und Sprachphilosophie. Innerhalb einer solchen Gemeinschaft kann sich dann durchaus eine spezifische Vorstellung von “Wahrheit” herausbilden, die ausschliesslich dort Geltung und Bedeutung hat. So ähnlich hatte ja auch der Kommentator Morten oben schon argumentiert.

    Die praktische Vernunft ist nun insbesondere auch da gefordert, wo Individuen oder Gemeinschaften mit unterschiedlichen Vorstellungen über die “Wahrheit” miteinander Umgang haben. Wo die praktische Vernunft Toleranz und gegenseitigen Respekt gebietet und hierzu Regeln liefert, kann sie nicht nur dem Ideal einer einzigen “Wahrheit” verpflichtet sein, wenn die beteiligten Parteien gerade über diesen Punkt zerstritten sind.

    Es kann sicherlich viele Wege geben, auf denen man zur praktischen Vernunft gelangen kann, und die Rechtfertigungen dafür sind vielfältig. Dem einen mag sie von Gott inspiriert sein, dem anderen ist sie durch die Evolution verhaltensbiologisch in uns veranlagt. Für die praktische Vernunft scheint es mir aber insgesamt weniger belangreich, wie man zu ihr gelangt, sondern vielmehr, dass man überhaupt zu ihr gelangt.

  21. @Chrys

    „Innerhalb einer solchen Gemeinschaft kann sich dann durchaus eine spezifische Vorstellung von “Wahrheit” herausbilden, die ausschliesslich dort Geltung und Bedeutung hat.“

    Das ist sicher als Beschreibung des Faktischen richtig (und gilt für wissenschaftliche Paradigmen ebenso). Aber es wird dem Anspruch dieser Glaubensgemeinschaften nicht gerecht: Sie behaupten ja nicht, daß es für sie eine Wahrheit gibt, die für die andern nicht gilt, sondern sie kennen die Wahrheit – wo wie Anhänger eines wissenschaftlichen Paradigmas auch (nur bezieht sich typischerweise der Anspruch der Wahrheit auf etwas anderes, nicht auf die empirische Welt).

    „Wo die praktische Vernunft Toleranz und gegenseitigen Respekt gebietet und hierzu Regeln liefert, kann sie nicht nur dem Ideal einer einzigen “Wahrheit” verpflichtet sein, wenn die beteiligten Parteien gerade über diesen Punkt zerstritten sind.“

    Das halte ich nicht für richtig. Wenn sie nicht das Ideal einer einzigen Wahrheit hätten, dann wäre es sinnlos, zu streiten. Wenn es um Fragen der praktischen Vernunft geht, also um das, was wir sollen, dann streiten die beteiligten Parteien sich eben darum. Zu dem, was einem die praktische Vernunft sagt, gehört auch, daß man beim Streiten Toleranz und gegenseitigen Respekt walten lassen soll (statt sich die Köpfe einzuschlagen oder sich zu beschimpfen), aber nicht, daß man gar nicht streiten soll, wenn man überzeugt ist, daß die eigene Auffassung wahr ist. Im Gegenteil, wenn man die Wahrheit auf praktischem Gebiet (d. h. auf moralischem) zu kennen glaubt, dann impliziert das (die praktische Vernunft gebietet das), daß man andere nicht im Dunkeln stehen lassen soll.

    Die real existierenden Glaubensgemeinschaften unterscheiden gewöhnlich nicht oder nicht genügend zwischen zwei Dingen, die von völlig verschiedener Art sind, und davon, so mein Eindruck, lassen Sie sich täuschen: Auf der einen Seine steht das, was sie als Wahrheit, die universellen Anspruch hat und für/über die man mit allen streiten muß, meinen erkannt zu haben. Dafür ist die praktische Vernunft zuständig, die man jedem unterstellt, den man überhaupt für zurechnungsfähig hält, egal welcher Glaubensgemeinschaft oder Kultur er anerkennt. Auf der anderen Seite stehen kulturelle Werten, die man niemand aufdrängen soll und die man nur für sich verteidigt. Letzteres sind (im Extrem) Dinge wie Feiertagsruhe, Speisege- oder verboten. Zu ersterem gehören Menschenwürde (in christlich-religiöser Sprache: Gottesebenbildlichkeit; allerdings ist der Unterschied nicht nur eine Sache der Sprache), Nächsten- und Feindesliebe und was sonst noch Anspruch auf universelle Geltung erheben könnte. Freilich ist das nicht immer leicht zu trennen, und vor allem kann man nicht sicher wissen, was wirklich Anspruch auf Wahrheit für alle erheben kann. Man kennt diese Wahrheit ja grundsätzlich nicht, man ist nur überzeugt, sie zu kennen, bzw. sie ist nur eine Idee, von der wir durch unsere praktische Vernunft wissen – das aber wissen wir sicher –, daß wir ihr folgen sollen.

  22. @Ludwig Trepl

    Wenn man einmal wikipedia zum Wahrheitsbegriff in der Theologie heranzieht, dann existiert da nicht erst seit dem 20. Jhdt. ein gewisses Bestreben, sich vom logischen Wahrheitskonzept und seinen Abgründigkeiten zu lösen.
    http://de.wikipedia.org/…t#Christliche_Theologie

    Wie das Wahrheitsverständnis des Herrn Ratzinger hierbei einzuordnen ist, erschliesst sich mir nicht, das sei hier nur ergänzend noch erwähnt.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Truth#Ratzinger

    Die Korrektheit dieser wikipedia Auskünfte kann ich nicht beurteilen, es überrascht mich allerdings nicht, wenn sich die Theologen in puncto “Wahrheit” abgrenzen wollen gegenüber anderen Bereichen der Sprache. Das wäre letztlich auch nur konsequent in Hinblick auf die Einschätzung von Alfred Tarski, derzufolge in natürlichen Sprachen ein semantischer Wahrheitsbegriff weder definierbar noch überhaupt logisch konsistent verwendbar ist.

  23. Anknüpfung und Widerspruch

    Ja, lieber Herr Wolf-Kittel, danke für diesen Hinweis – leider auch schon wieder etwas liegen geblieben. Aber ich wollte es ja auch genauer anschauen und nicht nur Ping-Pong spielen.
    Also, Ihr Text ist wohl eine sinnvolle Ergänzung. Es ist etwas vielschichtig und berührt auch Dinge, die ich so nicht ansprach. Oder auch so nicht angesprochen hätte. Und ich kann hier nicht alles ansprechen. Die Bedeutung des alttestamentlichen Bilderverbots (übrigens nicht das erste Gebot), dürfte „original“ sehr viel banaler sein. Ich sollte wirklich mal darüber bloggen. Aber es hatte natürlich Folgen, auch die von Ihnen angesprochenen.
    Zu Lüdemann habe ich natürlich ein etwas kompliziertes Verhältnis: Historisch dürfte er oft Recht haben. Aber das klingt manchmal so, als ob erst er etwas entdeckt hätte. (Sie haben das etwas zurecht gerückt – Ihr Hinweis auf 200 Jahre historisch-kritischer Theologie). Und wie er moralisierend dran rum theologisiert und kein Sensorium zu haben scheint für den inneren Wert von Mythen – da mache ich nicht mit. Vieles an seinen Missverständnissen hängt vielleicht mit seinem spezifischen Frömmigkeits-Background zusammen. Das Programm der Entmythologisierung missversteht er vermutlich entsprechend dem Niveau von gewissen Predigten, die das alles als Zurückweichen vor naturwissenschaftlichen Erkenntnissen interpretieren. Spiegelbildlich ähnlich, strukturell ähnlich, wird ja auf atheistischer Seite gedacht.
    Also ich würde keinen Picasso weggeben, wenn ich dafür zum Tausch eine geometrisch viel genauere Architektenzeichnung angeboten bekäme…

    Ja, aber Ihr Text: Sie würdigen den inneren Wert von Mythen. Linien verfolgen, die sich auf natürliche, auf menschliche Art erklären lassen – sehen, was sie bringen (und auch: wo sie inzwischen möglicherweise ihren Wert verloren haben) – ich halte dies auch in Bezug auf die Glaubenstraditionen, auf die Bibel für eine sinnvolle Aufgabe: In den alten Schatzkammern der Menschheit rumstöbern…
    Dabei wird man natürlich auch Bilder entdecken; und manche von ihnen haben einen eigentümlichen Wert, der sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Das wissen gerade Psychologen :-). Na ja, und gerade Psychologen entdecken in den Bildern oft mehr Zusammenhänge als die Maler (oder die Erzähler) je darstellen wollten 😉 Zum Teil zu Recht, zum Teil sagt’s dann wieder mehr über die Phantasie der Psychologen aus.
    Jedenfalls sollte man nichts so einfach wegwerfen, aber wohl aufräumen, und sich immer wieder neu besinnen – kommunikabel machen, was man mit den Bildern anfangen kann – was die mit einem anfangen. So in etwa auf der Spur wie Sie in der Weihnachtsbesinnung.
    Aber ich las es womöglich gegen den Strich. – ziemlich oft kommt bei Ihnen auch das „nichts als…“ „nur ein Wort“ vor. Warum denn? Die Menschen brauchen sich ihrer Mythen und ihrer Phantasiebilder doch nicht zu schämen. Na ja, vielleicht könnte ich in Anknüpfung und in Widerspruch zu Ihnen sagen: Denkerisch muss man wohl ziemlich viel demontieren – ontologische Behauptungen abbauen… Aber umso mehr auch wieder das Recht von Denkbildern, von bildlichem Denken (!), würdigen.

  24. Hirni

    natürlich kann man dem A. nicht vorwerfen, dass sein Hirn so eingerichtet ist, dass er glaubt, literarisch minderwertige Geschichten, die vor mehr als 2000 Jahren von zwangsläufig ungebildeten Wüstenbewohnern mit teilweise durchsichtiger politischer Tendenz bzw. aus Organisationsinteresse (würde man heute wohl sagen) erfunden worden sind, für heutzutage nicht nur noch disskussions-, sondern sogar verehrungswürdig halten zu dürfen. Auch ist verständlich, dass er den naheliegenden Vorwurf, er habe ein parasitäres Leben – dies aber ohne jeden praktischen Nutzeffekt – geführt, nicht aufkeinem lassen möchte und daher versucht, das durch Resonanz entstandene Gefühl der eigenen Relevanz zu perpetuieren.
    Beklagenswert ist aber, dass er und seine Konsorten dreiste Lügen (um einen Gegenbegriff zur Wahrheit zu benutzen) zur Grundlage ihrer Sottisen machen, ohne dass sich ein Gefühl (eine von ihnen wie von vielen kenntnisarmen und argumentationsschwachen Mitmenschen notgedrungen bevorzugte Kategorie) des Unrechts einstellt.

  25. Was man als ehrenwürdig bezeichnet is nicht generell. Für jeden ist etwas oder jemand anderes ehrenwürdig. Wäre es nicht so und es würde im privaten Leben der selbe Mensch oder Gegenstand veehrt werden würde das schon in die Besessenheit gehen. Nun man kann die Gedanken eines anderen nicht beeinflussen, man kann nicht einmal seine eigenen Gedanken beeinflussen.

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