Wie weit ist es bis zum Mond? – ein Blogpost für Kinder

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Astronomie mit eigenen Augen
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Gestern Abend war wieder Vollmond. Zu jeder Jahreszeit fasziniert es, unseren Erdtrabanten zu betrachten, egal ob mit den bloßen Augen oder mit einem Fernglas. Es macht Spaß, unseren allernächsten Himmelsnachbarn mit den eigenen Augen zu erkunden, weil wir auf ihm seeehr viel erkennen können. Viel mehr als auf jedem anderen Himmelsobjekt.

Vielleicht habt Ihr Euch schonmal überlegt, wie weit es bis zum Mond ist? Zwar ist er der nächste Nachbar unseres Heimatplaneten Erde, aber sooo nahe ist der Mond denn doch nicht, denn die mittlere Entfernung Erde-Mond beträgt 384.400 Kilometer.

Ich schaue oft zum Mond, meist mit meinem Teleskop – und viele Krater, Gebirge und Mondlandschaften sind mir inzwischen vertraut. Aber ganz ehrlich: Der Mond ist so weit entfernt, dass auch ich mir nach vielen Jahren meiner “Reisen” über die Mondoberfläche nur schwer vorstellen kann, wie weit entfernt die Mondlandschaften sind, die ich da sehe.

Aber es gibt einen Trick, sich auch große Entfernungen vorzustellen: Wir nehmen als Hilfsmittel etwas, das wir kennen, und helfen unserem Vorstellungsvermögen so auf die Sprünge. So wollen wir diese weite Strecke Erde-Mond mit einem Flugzeug beziehungsweise einem Auto zurücklegen:

Angenommen, wir reisen diese Strecke Erde-Mond mit einem Passagierflieger, beispielsweise einer Airbus A320-100. Dieses Verkehrsflugzeug fliegt mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 830 km/h. Denken wir uns, da wir natürlich nicht wirklich mit einem Flugzeug zum Mond fliegen können: Wir düsen diese weite Strecke von 384.400 Kilometern um den Äquator der Erde, drehen Runde um Runde, so lange, bis wir die Distanz Erde-Mond hinter uns gebracht haben. Der Äquatorumfang der Erde beträgt 40.075 Kilometer. So benötigen wir für eine Umrundung rund 48 Stunden und 20 Minuten, also mehr als 2 volle Tage. Um die Strecke Erde-Mond “abzufliegen”, müssten wir den Äquator der Erde folglich knapp 9,6 mal umrunden.

Die reine Flugzeit für diese Strecke von 384.400 Kilometern würde mindestens 463 Stunden betragen. Nun hat unser Passagierflieger Airbus A320-100 eine Reichweite von etwa 4.800 Kilometern. Dann sind seine Treibstofftanks nahezu leer. Hinzu kämen also rund 81 Tankstopps, die natürlich zusätzliche Zeit kosten würden. Rechnen wir für diese vielen Landungen und Starts einen halben Tag dazu, so wären wir am Stück locker 20 Tage mit dem Flieger unterwegs, um die Strecke Erde-Mond zurück zu legen. Nun gibt es für Passagiere nette Ablenkungsmöglichkeiten in einem Flugzeug. Man kann aus dem Fenster spähen, oder sich Filme anschauen… Aber 20 Tage – beziehungsweise fast drei Wochen – ziehen sich denn doch reichlich in die Länge.

Nun weiß ich nicht, ob Ihr schonmal geflogen seid? Daher nehmen wir ein anderes Verkehrsmittel, um uns die Entfernung Erde-Mond vorstellen zu können: Das Auto. Da zieht sich die Zeit noch länger. Denn rechnen wir mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 120 km/h, so bräuchten wir mit dem PKW für die Strecke von 384.400 Kilometern rund 3200 Stunden. Das sind 133 und ein halber Tag reine Fahrtzeit. Nun müssten wir natürlich Pausen einlegen, alleine um zu schlafen. Rechneten wir nun pro halbem Tag Fahrtzeit einen weiteren halben Tag hinzu, wären wir ein Dreiviertel Jahr unterwegs! Oh weiha. Und wir müssten ziemlich oft an Tankstellen halten…

Fährt man mit dem Auto von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen, so legt man etwas mehr als 1000 Kilometer zurück. Man müsste also, um die Strecke Erde-Mond abzufahren, Deutschland 384 mal mit dem Auto durchqueren. Das sähe dann so aus: Flensburg-Garmisch-Partenkirchen-Flensburg-Garmisch-Partenkirchen-Flensburg-Garmisch-Partenkirchen-Flensburg-Garmisch-Partenkirchen-Flensburg-Garmisch-Partenkirchen-Flensburg-Garmisch-Partenkirchen und noch weitere 372 Durchquerungen…

Schauen wir uns noch an, wieviel Sprit wir für diese weite Strecke bräuchten: Denken wir uns, wir wären mit einem VW Golf unterwegs, den wir mit konstanten 120 km/h fahren. Bei dieser Geschwindigkeit verbraucht der Wagen 7,6 Liter Benzin pro 100 Kilometer (sehr schön zeigt dieser Kopfball-Versuch, wie viel höher der Verbrauch bei baugleichen VW Golf bei 120 km/h liegt als bei 80 km/h, nämlich 7,6 zu 5,3 Liter auf 100 Kilometer). Für die Strecke Erde-Mond bräuchten wir folglich mindestens 29215 Liter Benzin (und damit etwa 8500 Liter mehr, als wären wir mit 80 km/h zum Mond unterwegs…). Mit Tempo 120 km/h wären mindestens 585 Tankstopps nötig, und wir müssten nebenher für diese Reise rund 40.000 Euro zahlen. Das ist eine so große Geldmenge, die sich ebenfalls nicht jeder so leicht vorstellen kann.

Wenn Ihr nun den Mond betrachtet, seht Ihr ihn vielleicht mit anderen Augen. Und vielleicht wird ja einer von Euch unter den zukünftigen Astronauten sein, die dereinst zum Mond fliegen werden?

Clear Skies, Stefan Oldenburg

P.S.: Abschließend noch ein paar Worte zur “mittleren Entfernung” Erde-Mond, von der ich bei meinen Berechnungen oben ausgehe. Das ist nicht ganz trivial, weil der Mond auf einer Ellipse um die Erde kreist, und er deshalb mal näher (Perigäum) und mal weiter entfernt (Apogäum) von der Erde seine Bahnen zieht. Hinzu kommt der Einfluss der Sonne und unserer Nachbarplaneten, weshalb die Ellipse der Mondbahn unterschiedlich ausfällt. Wer es genau wissen möchte, findet hierzu bei Wikipedia eine Erklärung und genauere Werte: Mondbahn – Extremabstände.

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Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

12 Kommentare

    • Je nachdem, wie flott Du auf dem Rad unterwegs bist. 😉 Ich denke, eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 18 km/h ist schon recht flott. Daraus folgte eine reine Radelzeit von 890 Tagen. Ohne Pausen etc. Mit Pausen – und rechnet man wie im Blogpost zur Autofahrt die doppelte Zeit (würde immer noch 12 Stunden pro Tag dauerhafte 18 km/h Pedalenpower bedeuten!) – käme man auf gut 5 Jahre fluffige Radtour für die Strecke Erde-Mond.

    • Ist man mit dem Tempo unterwegs, das die deutsche Straßenverkehrsordnung als “Schrittempo” definiert, so legt man in einer Stunde 3,6 Kilometer zurück. Nun schafft der durchschnittliche Wanderer aber sicher mehr. 🙂 Gehen wir von 5 km/h aus, so sind für den Weg Erde-Mond (auch hier bei einer mittleren Entfernung von 384.400 km) 76.880 lockerflockige Wanderstunden. Das ist eine reine Gehzeit von 8,75 Jahren. Ohne Pausen etc. Je nachdem, wie oft man einkehrt und Pausen einlegt, ist diese Wegstrecke in 20 Jahren sicher zu schaffen. Wie viele Paar Wanderschuhe diese Strecke bedeuten würde, steht in den Sternen.

      Landbriefträger haben hoffentlich ein Auto zur Verfügung, weil man selbst mit 20 Kilometern am Tag – und 250 Arbeitstagen p/a – im Jahr 5000 Kilometer “abreißt”. Das würde auf die Strecke Erde-Mond übertragen knapp 77 Arbeitsjahre bedeuten…

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