Wir sammeln Planeten

BLOG: Clear Skies

Astronomie mit eigenen Augen
Clear Skies

Haben Sie, lieber Leser, schon alle acht Planeten unseres Sonnensystems mit ihren eigenen Augen gesehen? Gut, auf einem dieser Planeten leben Sie, den sollten Sie kennen, aber wie schaut es mit den beiden inneren und den fünf äußeren Planeten aus, die diesen G2V-Stern namens “Sonne” umkreisen?

Der Legende nach soll der Astronom Nicolaus Kopernikus auf dem Sterbebett bedauert haben, nie den sonnennächsten Planeten Merkur “mit eigenen Augen” gesehen zu haben. Der bedauernswerte Herr Kopernikus! Heute muss kein Mensch abtreten, ohne nicht mindestens einmal in seinem Leben einen eigenen Blick auf alle Planeten unseres Sonnensystems geworfen zu haben. Es ist ganz einfach:

Die drei äußeren Planeten Mars, Jupiter und Saturn, die den Nachthimmel über lange Phasen dominieren, kennt man. Sie sind selbst am lichtverschmutzten Stadthimmel nicht zu übersehen. Auch den hellsten aller Planeten, den inneren Planeten Venus kennen die meisten Normalsterblichen. Etwas unbedarftere Zeitgenossen glauben beim Anblick der strahlenden Venus mitunter an ein UFO, aber das ist eine andere Geschichte… Schwierigere Kandidaten sind der sonnennächste Planet Merkur und die äußeren Planeten Uranus und Neptun. Warum? Bei Merkur muss man recht genau wissen, wann er sich für kurze Zeit entweder vor Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang am West- bewiehungsweise am Osthimmel zeigt. Und das Fiese ist: Das Wetter muss in diesen recht kurzen Phasen unbedingt mitspielen. Wolken sind dann höchst unerwünscht. Ist der Himmel aber wolkenfrei, so ist Merkur in Horizontnähe nicht zu übersehen, auch er ist recht hell und man braucht keine Hilfe, ihn zu identifizieren. Bei Uranus und Neptun hingegen muss man kein enges Zeitfenster bedenken, man muss eher wissen, wo man zu schauen hat.

Was kann man tun, um alle sieben Planeten persönlich zu “sammeln”, auch die etwas “schwierigeren” Kandidaten? Am einfachsten ist es, bei klarem Nachthimmel eine Volkssternwarte aufzusuchen, wo einem kundige Zeitgenossen das Teleskop auf die gewünschten Himmelsobjekte ausrichten. Oder man kennt einen Himmelskundigen, der weiss, welcher Planet wann und wo zu finden ist, oder man hat ein Teleskop mit Go-To-Steuerung zur Verfügung… Oder man nutzt eine natürliche Fügung…

Uranus ist mit seiner Oppositionshelligkeit von 5.5 mag nur unter besten Bedingungen mit bloßem Auge sichtbar. Selbst im Mittelalter kannte man den siebten Planeten unseres Sonnensystems noch nicht. Herschel war der erste, der im Jahre 1781 Uranus in seinem Teleskop als kleines, grünliches Scheibchen sah – und diesen Himmelskörper als Planeten identifizierte. Der sonnenfernste Planet Neptun wurde erst 1846 nahe der von Adams und Leverrier vorausberechneten Stelle aufgefunden. Der blassblaue Neptun ist selbst in Opposition (Oppositionshelligkeit 7.8 mag) nur mit einem Fernglas, besser einem kleinen Teleskop zu sehen.

Doch wie auffinden? Bei den etwas “schwierigeren” Kandidaten Uranus und Neptun hilft ab und an eine natürliche Fügung: Die Begegnung eines dieser Planeten mit einem hellen Planeten, den man kennt, oder dem Mond. Am vergangenen Freitag beispielsweise “begegneten” sich die strahlende Venus und Neptun am Abendhimmel besonders nahe. Vom Rheingraben aus konnte man den fernen Gasplaneten Neptun schon im Fernglas im selben Gesichtsfeld mit der Venus erkennen; beide Planeten waren nur rund 1 Grad voneinander “entfernt”.

Solche Gelegenheiten bieten sich ab und an. Und man kann ganz allein und ohne Hilfe auch jene Planeten mit eigenen Augen sehen, die sooo einfach nicht aufzufinden sind. Die nächste Gelegenheit, von Mitteleuropa aus Uranus zu “finden”, besteht am 10. Februar: Am frühen Abend wird der Abstand von Venus und Uranus nur ein halbes Grad betragen!

Komme fortan niemandem auf seinem Sterbebett mehr die Klage des armen Herrn Kopernikus über die Lippen!

Clear Skies, Stefan Oldenburg

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Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

2 Kommentare

  1. Planeten sammeln

    Danke für den wertvollen Tipp betreffend Venus und Neptun am 10. Februar! Hab ich mir schon notiert!

    Wenn man wirklich alle 8 Planeten mit eigenen Augen sehen will und sich dazu an Ihre Anleitung im Artikel hält, wird einem allerdings am Schluss Merkur übrig bleiben (wenn man nicht grad ein Morgenmensch ist)..
    Denn VOR Sonnenuntergang hab ich ihn noch nie erspähen können!

    Möglicherweise hat ihn auch der arme Kopernikus genau aus diesem Grund nicht gesehen, – vielleicht ging er ja mit den Hühnern schlafen.
    😉

  2. Planeten sammeln, – Nachsatz

    Den besten Beweis, dass man sich seine Texte vor dem Absenden durchlesen soll, lieferte ich gleich selbst! … 🙂
    Ich meinte natürlich: Venus & URANUS! …

    Liebe Grüße!

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