Spoilerwarnung

BLOG: Con Text

Wörter brauchen Gesellschaft.
Con Text

Da sind sie wieder. Und schreien rum. Weil sie es besser wissen, denn sie sind die ersten. Immer. Sie kennen die Bücher, sie haben den Film schon gesehen, sie sind Initiierte. Weil sie aber so klein sind, müssen sie ihre Wichtigkeit hinaus in die Welt schreien.

ghj

Vor einigen Wochen postete Lena Heady das Bild im Screenshot auf ihrem Instagram-Account. Prompt kamen ein paar Unwichtige und riefen ‘Spoiler!’ Ich sehe ein Doppelportrait, sie sehen einen Spoiler. Denn sie haben gelernt, Buchstaben und Wörter und Sätze zu erkennen. Sie haben diese rein technische Fähigkeit genutzt, um dicke, fette Bücher zu lesen, die in einer fiktionalen und erfreulicherweise kaum romantisch verklärten Mittelalterwelt spielen.

In einem dieser fetten Bücher fanden sie etwas, auf das jenes Portrait von Lena Heady und Pedro Pascal referiert. Gut, was wir dort sehen, ist nur eine entfernte Anspielung, keine wörtliche Umsetzung, aber es reichte aus, um Wichtigtuer auf den Plan zu rufen, die jenen, die nicht wussten, das dies überhaupt mit der Serie, in der beide gerade spielen, zu tun hat, zu sagen, dass es ein Plot-Elemente verrate.

Wenn das Spoilern von Plots angeblich so gemein und dem Lese-/Seherlebnis abträglich ist, warum verratet ihr den Rezipienten dann, dass hier ein Spoiler sei? Die meisten so genannten Spoiler sind erst welche, wenn sie als solche gespoilert werden.

Du kannst DAS doch nicht zeigen, das zeigt doch, was in [redacted] am [redacted] passiert!

Wenn ihr also meint, kleinere Entwicklungen des Plots seien so wichtig, dass ihre Kenntnis vor Anschauen/Lesen eines Werkes zerstörerisch auf den Genuss wirken, dann haltet einfach die Klappe. Erzählt niemandem, dass etwas ein Spoiler ist – dann wird es möglicherweise auch keiner.

Nach dem Abitur habe ich an der Universität Hamburg Anglistik, Amerikanistik, Soziologie und Philosophie studiert. Den Magister Artium machte ich 1992/93, danach arbeitete ich an meiner Promotion, die ich aus verschiedenen Gründen aufsteckte. Ich beschäftige mich meist mit drei Aspekten der Literatur: - soziologisch [Was erzählt uns der Text über die Gesellschaft] - technisch [Wie funktioniert so ein Text eigentlich] - praktisch [Wie bringen wir Bedeutung zum Leser] Aber auch theoretische Themen liegen mir nicht fern, z.B. die Frage, inwieweit literarische Texte außerhalb von Literatur- und Kunstgeschichte verständlich sein müssen. Oder simpler: Für wen schreiben Autoren eigentlich?

3 Kommentare

  1. Wenn das Spoilern von Plots angeblich so gemein und dem Lese-/Seherlebnis abträglich ist, warum verratet ihr den Rezipienten dann, dass hier ein Spoiler sei? Die meisten so genannten Spoiler sind erst welche, wenn sie als solche gespoilert werden.

    Was mit diesem Eintrag vermutlich geschehen wäre (zumindest habe ich so einen Verdacht). Kann aber damit leben. Wegen der Story lohnt es sich sowieso nicht den Ereignissen dieser Mittelalterwelt zu folgen.

  2. “Du kannst DAS doch nicht zeigen, das zeigt doch, was in [redacted] am [redacted] passiert!”

    Gemein. War das Absicht, das Weglassen des Datums bei den Tags?