Spektrum, Nature, Scientific American: Wie passt das eigentlich alles zusammen?

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Nature, Scientific American und Spektrum der Wissenschaft, gehört das eigentlich zusammen? Und wenn ja, wie genau? Das sind Fragen, die sich Leserinnen und Leser immer wieder mal stellen und deren Hintergrund heute beleuchtet werden soll. Für die Antworten sorgt Markus Bossle, einer der Geschäftsführer von Spektrum der Wissenschaft.

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Markus Bossle, einer der Geschäftsführer von Spektrum der Wissenschaft erläutert die Verbindungen des Verlags zu Scientific American und Nature. Foto: Spektrum der Wissenschaft

Am Anfang stand Scientific American (abgekürzt SciAm), das ist eine der ältesten und weltweit angesehensten populärwissenschaftlichen Zeitschriften überhaupt. Gegründet wurde sie vom legendären Rufus Porter bereits im Jahr 1845 in den USA. Die neuesten Patente, aber auch bahnbrechende Errungenschaften aus Technologie und Wissenschaften sollten kundgetan werden. Später wandte sich die Zeitschrift generell der Grundlagenforschung zu – immer mit dem Anspruch von einer breiten Öffentlichkeit verstanden zu werden, aber auch mit der Devise, dass eine erkleckliche Zahl der Beiträge „expert written“ (also von Forschern geschrieben) sein sollte. Ein Spezifikum, das Spektrum der Wissenschaft bis heute beibehalten hat.

Einmal im Monat erschien Scientifc American und war – aus der Sicht der Zeitschriftmacher traumhaft für heutige Verhältnisse – vollgestopft mit Anzeigen. Bis zu 300 Seiten umfassten die Hefte, vom Cadillac bis zum Teleskop wurde alles von Interesse für den kultivierten Zeitgenossen beworben. In den besten Zeiten freute sich eine Million Interessierter auf die neueste Ausgabe.

In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann dann eine Welle der internationalen Gründungen über Italien, Spanien, Russland bis hin zu Deutschland. Seit 1978 gibt es die deutsche Ausgabe von Scientific American unter dem Titel Spektrum der Wissenschaft. Wie bei den anderen internationalen Gründungen auch wurde ein eigener Name erfunden, ansonsten aber wurden im Wesentlichen Artikel der Mutter-Zeitschrift übersetzt.

1986 kaufte die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck Scientific American sowie 1993 die Verlagsgruppe Macmillan und damit die Nature Publishing Group. Nature ist die weltweit am meisten zitierte interdisziplinäre Fachzeitschrift und die am meisten beachtete Zeitschrift für Naturwissenschaften neben Science.

Nature wird von Macmillan Publishers in London wöchentlich herausgegeben. Das Journal richtet sich in erster Linie an Wissenschaftler, allerdings machen Zusammenfassungen am Anfang jeder Ausgabe die wichtigsten Publikationen auch für das breite Publikum verständlich. Das Editorial und der Bereich „New Articles“ berichtet über Themen, die von interdisziplinärem Interesse sind. Darüber hinaus besteht jede Ausgabe aber auch aus Originalartikeln, die ein gerütteltes Maß an Fachkenntnissen voraussetzen.

Wer in Nature publiziert, poliert damit sein Image mächtig auf, da die Artikel im Schnitt sehr oft zitiert werden und einen hohen Grad an Aufmerksamkeit erregen. Die Zeitschrift wird zwar in London herausgegeben, aber die Gruppe verfügt auch über Büros in New York, San Francisco, Washington D.C., Tokio, Paris, München und ein Mitarbeiter sitzt auch im Spektrum-Haus in Heidelberg.

Um den hohen Standard der Artikel zu gewährleisten, verfügt das Magazin seit Jahrzehnten über ein hochkarätiges Peer-Review-System (ein Begutachtungssystem). Die Auswahlkriterien sind hart, so wurden beispielsweise 2005 fast 10.000 solcher Review-Verfahren vorgenommen. 13 Tage benötigt ein Gutachter im Schnitt für seine Arbeit. Doch bis es soweit kommt, wurde die Spreu schon vom Weizen getrennt. Mehr als 80 Prozent der eingereichten Artikel werden bereits im Vorfeld abgelehnt.

Alle drei, Spektrum der Wissenschaft, Scientific American und Nature sind nun unter einem Konzern-Dach, mit Sitz in Stuttgart und wie alle anderen Mitglieder der Holtzbrinck-Gruppe untereinander digital vernetzt. Schließlich soll mit dem Pfund der Internationalität gewuchert werden. Das wiederum ist einer der Gründe für die zahlreichen Exklusiv-Übersetzungen aus Nature, beispielsweise der über die Raumsonde Rosetta

Raumfahrt: Rosetta vor dem Aufwachen

oder der über die Südpolarexpedition des Forschungsschiffs Akademik Shokalksiy,

Polarforschung: Keine Vergnügungsfahrt in die Antarktis

die auch noch heute die Printpublikationen, aber auch die Online-Nachrichten von Spektrum der Wissenschaft bereichern.

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Ich bin von Natur aus neugierig, will Menschen und ihre Beweggründe verstehen und ich liebe gute Geschichten über alles: Das macht mich zur Journalistin. Ich möchte aber den Dingen auch auf den Grund gehen und verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält: Das erklärt meine Faszination für Wissenschaft und Forschung. Nach dem Studium der Germanistik und Politikwissenschaft habe ich als Zeitungsredakteurin für viele Jahre das Schreiben zum Beruf gemacht. Später kamen dann noch Ausbildungen zur zertifizierten Mediatorin und zum Coach hinzu, die mich in meiner Auffassung bestärkt haben, dass das Menschliche und das Allzumenschliche ihre Faszination für mich wohl ein Leben lang nicht verlieren werden. Das Organisieren habe ich als Büroleiterin einer Europaabgeordneten gelernt, bevor ich im Juli 2012 als Referentin des Chefredakteurs bei Spektrum der Wissenschaft begonnen habe. Von dieser Tätigkeit bin ich nun erst einmal ab 1. Januar 2015 für ein Sabbatical beurlaubt. Und ganz gespannt, was das „Abenteuer Auszeit“ für mich bereithalten wird.

1 Kommentar

  1. “Wie bei den anderen internationalen Gründungen auch wurde ein eigener Name erfunden, ansonsten aber wurden im Wesentlichen Artikel der Mutter-Zeitschrift übersetzt.”

    Das klingt fast so, als wäre das etwas schlechtes.
    Im Gegenteil, es sollte möglichst eine 1:1-Übersetzung sein.
    Ich weiß nicht wie es da ist, aber die “PC-Welt” sollte eine 1:1-Version der “PC-World” sein…
    Dann ist man auch 1:1 informiert, und kann auch mitreden (Foren etc..).
    Ich kann sie nicht im Original lesen. Also es wäre umständlich, und Ich hätte Probleme.
    Leider gibt es in Deutschland keine Pflicht Kinder neben Deutsch noch zweitmuttersprachlich in Englisch aufzuziehen.
    Man sollte soweit gehen Englisch zur zweiten Amtssprache zu machen.
    Nigeria mit seinen evtl. 500 Sprachen hat soweit Ich weiß Englisch sogar zur Haupt-Amtssprache gemacht.
    Eben weil es ihnen Vorteile für die Entwicklung bringen soll…

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