Dialog als Chance

BLOG: Der Islam

Geschichte und Gegenwart
Der Islam

Der Arabisch- Amerikanische Dialog: Beispiel einer gelungenen Initiative

Spätestens seit den Anschlägen auf das World Trade Center ist der Dialog zwischen Kulturen und Religionen so wichtig geworden wie vielleicht noch nie zuvor. Daher wurde im Frühjahr 2004 in Tübingen das vermutlich deutschlandweit einmalige Projekt eines Arabisch-Amerikanischen Dialogs ins Leben gerufen. Auf Anregung einer amerikanischen Sprachlehrerin am Deutsch-Amerikanischen Institut (d.a.i.) ergriff die Leitung des Instituts die Initiative und stieß beim damaligen Vorsitzenden des Vereins Arabischer Studenten und Akademiker- Tübingen (VASAT) auf große Begeisterung. Dieser Verein wurde 2001 von einer Reihe arabischer und arabischstämmiger Studenten und Akademiker mit dem Hauptziel gegründet, über die verschiedenen Facetten der arabischen Kultur aufzuklären und Vorurteile abzubauen.

Mit dem Ziel eine Annäherung zwischen Arabern, Amerikanern, Deutschen und anderen zu erreichen, laden beide Kooperationspartner seit Mai 2004 einmal monatlich zu einem Dialogabend ein. Die Leitung und Vorbereitung des Dialogs obliegt einem Moderationsteam, das sich aus einem Vertreter der amerikanischen und einem der arabischen Seite zusammensetzt.

Die ersten drei Dialoge waren sehr gut besucht, aber von Vorurteilen, Skepsis und Misstrauen geprägt. Erregt machte jede Seite der anderen schwere Vorwürfe und Anschuldigungen; friedliche Stimmen waren nur selten zu hören.

Mit der Zeit sollte sich dies aber ändern. Es entstand die Überzeugung, dass ein stärkerer Prozess des Kennenlernens notwendig war, um insbesondere Vorurteile, die meist auf Unkenntnis basierten, zu beseitigen. Daher wurde für einige Zeit jeder Dialog mit einer Einführung zu einem ausgewählten politischen, kulturellen oder religiösen Thema begonnen und in einer anschließenden Diskussion darüber vertieft.

Außerdem wurde ein Brunch veranstaltet, zu dem die Besucher angehalten waren eine Spezialität ihres Landes mitzubringen und vorzustellen. Beim gemeinsamen Essen saßen Vertreter unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen an einem Tisch und konnten sich in einer entspannten Atmosphäre kennenlernen.

Mit diesen kleinen Veränderungen hat sich etwas bewegt. Natürlich gab und gibt es immer noch Vorurteile, aber bei weitem nicht mehr so viele wie zu Beginn des Dialogs. Auffällig ist, dass der Respekt zwischen den Teilnehmern deutlich größer wurde, während das Misstrauen immer weiter abnahm.

Als Folge davon wurden die Diskussionen immer konstruktiver. Wer jetzt glaubt, es seien nur Themen angesprochen worden, die sowieso nicht zu Reibereien führen konnten, der irrt sich. Es gibt eigentlich kein Thema, über das man nicht spricht. Neben historischen und kulturellen Themen, werden stets zu aktuellen und brisanten Themen wie etwa dem Karikaturenstreit, dem Irak- und Libanonkrieg oder dem Nah-Ost Konflikt Bezug genommen.

Interesse am Tübinger Dialog zeigt auch das Amerikanische Konsulat in Frankfurt. Das Konsulat unterstützt die Veranstaltungen nicht nur finanziell, sondern schickte immer wieder Vertreter, um an den spannenden und teils sehr brisanten Diskussionen teilzunehmen oder bei dem jährlich stattfindenden Arabisch-Amerikanischen Kulturfest Grußworte zu halten.

Mittlerweile ist der Dialog über viereinhalb Jahre alt und es kommen monatlich immer noch zwischen 20 und 50 Personen zusammen, um sich über verschiedene Themen auszutauschen. Es ist eine Kerngruppe von ca. 10 Personen entstanden, die regelmäßig an den Sitzungen teilnehmen, zu denen sich immer wieder neue Gesichter gesellen.

Ich persönlich bin seit Beginn des Arabisch- Amerikanischen Dialogs kontinuierlich dabei. Die ersten drei Jahre als Moderator und seit Sommer 2007 als Gast.

Im Laufe dieser Zeit haben die meisten Teilnehmer gemeinsam mit uns Moderatoren einen sehr großen Verständigungsprozess erlebt. Viele Vorurteile sind durch ganz einfache Mittel beseitigt worden. Man hat den anderen sprechen lassen und hat dabei gelernt die Geduld aufzubringen ihm zuzuhören. Dadurch hatte jeder die Möglichkeit seine Meinung zu äußern, zu erklären und Fragen zu stellen.

Den Teilnehmern wurde immer deutlicher, dass alle in Frieden miteinander leben wollen und Gewalt verurteilen. Das heißt, es wurde im Dialog eine gemeinsame Basis gefunden, die uns Kraft gibt, in schweren Zeiten zusammenzustehen, um gegen Kriege, Terror und Unterdrückung zu demonstrieren.

Seit dem Beginn 2004 kamen Angehörige verschiedenster Nationalitäten, Christen, Muslime, Juden, aber auch Atheisten und Menschen ohne Religionszugehörigkeit im Dialog zusammen.

Diese Vielfalt macht deutlich, dass der Dialog unter den Menschen möglich ist und einen großen Sinn macht. Wir werden keine Kriege wie jetzt in Gaza verhindern können, aber wir können mit dem Dialog Probleme im alltäglichen Umgang miteinander überwinden.

Der Arabisch-Amerikanische Dialog hat wie andere Dialogkreise auch noch etwas anderes bewirkt: aus vermeintlichen „Feinden“ sind Freunde geworden.

Vielleicht sollte diese Tatsache uns anregen, den Dialog zu intensivieren.

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Hussein Hamdan M.A., geb. 1979 studierte Islam- und Religionswissenschaft sowie Irankunde in Tübingen und schloss sein Studium 2007 mit einem Magister ab. Anschließend folgte, ebenfalls an der Universität Tübingen, die Doktorarbeit über das Wirken der Azhar-Universität im christlichen-islamischen Dialog, die im März 2013 abgeschlossen wurde. Hussein Hamdan war die ersten beiden Jahre seiner Promotion Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung, ehe er 2009 für zwei Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für interkulturelle Kommunikation in Heidelberg wurde. Dort verfasste er u.a. den Band „Muslime in Deutschland. Geschichte, Gegenwart und Chancen“. Aktuell ist er an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart angestellt und für das Projekt „Gesellschaft gemeinsam gestalten – Junge Muslime als Partner“ verantwortlich. Hussein Hamdan ist Autor und Sprecher der Kolumne „Islam in Deutschland“ (SWR) und Referent zu diversen Themen des Islam. Seine Schwerpunkte sind Muslime in Deutschland, Interreligiöser Dialog, Humor im Islam sowie Einführungen in die Grundlagen, Quellen und Geschichte des Islam. Zudem ist er Mitglied des Runden Tischs Islam von Integrationsministerin Bilkay Öney in Baden-Württemberg. Hamdan hat sich in den letzten Jahren in verschiedenen Bereichen des interreligiösen und interkulturellen Dialogs engagiert. Von 2004-2007 moderierte er in Tübingen den Arabisch-Amerikanischen Dialog. Aktuell ist er Vorstandsmitglied des Bendorfer Forums.

27 Kommentare

  1. Dialog mit *Arabern*?

    Die Angriffe vom 11.09.2001, die du hier als wesentlichen Beweggrund zu dieser (an und für sich positiv zu bewertenden) Initiative nennst, waren nicht arabisch, sondern ausgesprochen islamisch motiviert. Manche hier in Deutschland geplanten Anschläge entstanden in den Köpfen von Deutschen, die keinerlei arabische Wurzeln haben, aber in den Islam übergetreten sind. Ganz zu schweigen vom Iran (amtliche Politik), Pakistan (Terrorismus “von unten”) Indonesien (ebenfalls) und der Türkei (besorgniserregende Entwicklungen jenseits der Eliten), die alle keineswegs arabisch sind und nur den Islam gemeinsam haben.

    Zudem hat der Westen mit *christlichen* Arabern noch nie Probleme gehabt. Ganz im Gegenteil: Die christlichen Araber integrieren sich vorbildlich in abendländische Gesellschaften weltweit. Und diejenigen, die noch nicht geflohen sind, leiden – obwohl sie auch Araber sind! – sehr unter der Herrschaft islamischer Araber (inwiefern wir – also etwa die Israelis – unserer Verantwortung gegenüber dieser Opfer tatsächlich gerecht werden, ist eine andere Frage). Auch das zeigt, dass die Kluft nicht zwischen Arabern und Abendländern mit jeweils verschiedenen Religionsvorstellungen, sondern zwischen (ideologisierten) Muslimen einerseits und Christen/Juden andererseits besteht.

    Warum ist hier also immer wieder vom Dialog mit Arabern die Rede?

    Durchschnittsdeutsche dürften sich bei solchen Differenzierungen verwirrt fühlen, aber die Profis, die solche Projekte ins Leben rufen, müssten eigentlich in der Lage sein, am Wesentlichen nicht vorbeizureden.

    Oder geht es hier vielleicht um dieselbe Taktik, die George W. Bush ermöglicht hat, nach den Angriffen ausgerechnet *Staaten* anzugreifen (als ob die USA von einem Staat angegriffen worden wären bzw. es hier um einen Krieg zwischen Staaten ginge)?

  2. @ Hussein: Weiter so!

    Lieber Hussein,

    danke für den tollen Bericht – und für Dein Engagement für Dialog und Verständigung! Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft – lass Dich von den extremen Kräften und Scharfmachern aller Seiten nicht entmutigen!

    Die positiven Erfahrungen im interkulturellen und interreligiösen Dialog kann ich aus eigener Erfahrungen nur bestätigen! Und es gibt auch immer wieder sehr ermutigende Entwicklungen, z.B. den YouTube-Award für Königin Rania:
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…430267/

    Herzliche Grüße, viel Erfolg!

    Michael

  3. @ Dialog mir Arabern

    Die Anschläge vom 11.9.01 haben nicht nur den Islam sondern auch die arabische Welt in Verruf gebracht. Man hat nicht nur von den bösen Muslimen sondern auch oft von den bösen Arabern gesprochen.
    Da VASAT ein kultureller Verein ist, hat man gemeinsam mit dem d.a.i. einen interkulturellen Dialog herbeiführen wollen. Daher “Dialog mit Arabern”.

  4. @ Michael

    Lieber Michael, vielen dank für die netten Worte, die mir gut tun. Ich bleibe im Dialog aktiv, das kann ich dir versprechen. 😉

    Dir alles gute!

  5. @ Yoav

    Bei Deinem – ziemlich feindselig wirkenden – Posting haben sich mir vor allem zwei Fragen gestellt.

    1. Was hast Du dagegen, dass sich Araber und Amerikaner unterhalten und versuchen, einander besser zu verstehen? Haben sie davor bei Dir eine Genehmigung einzuholen? Warum?

    2. Wenn Du “den Islam” als den Konflikthintergrund bezeichnest, tust Du zum einen den Extremisten wie der Hamas den Gefallen, sie als legitime Vertreter des Islam anzuerkennen – und die vernünftigen Kräfte weiter zu schwächen. Zum zweiten aber stellst Du jeden Friedensprozess und sogar die Existenz des Staats Israel als demokratischem Rechtsstaat in Frage. Denn wenn “der Islam” und “die Muslime” das Problem sind – was sollte man dann Deiner Meinung nach mit den ca. 20% der Israelis machen, die muslimischen Glaubens sind?

    Bin gespannt auf Deine Antworten.

  6. @ Hussein

    Du hast geschrieben:

    “Die Anschläge vom 11.9.01 haben nicht nur den Islam sondern auch die arabische Welt in Verruf gebracht. Man hat nicht nur von den bösen Muslimen sondern auch oft von den bösen Arabern gesprochen.”

    Besteht das Problem, das diese Initiative ansprechen soll, im besagten Konflikt oder in der Nebenwirkung von schlechtem Ruf? Da du die islamischen, nicht arabischen Anschläge als Beweggrund genannt hast, habe ich den Eindruck gewonnen, dass es bei dieser Initiative eben nicht um Öffentlichkeitsarbeit für die arabische Welt geht, zumal diese sich in Europa eh breiter Unterstützung erfreut.

  7. @ Michael

    Worin erblickst du da “Feindseligkeit” (im Ggs. zu einer kritischen Fragestellung)?

    ad 1.: Es können sich meinetwegen auch Amerikaner und Russen unterhalten, nur hat das nichts mit dem Problem zu tun, das Hussein als ausschlaggebenden Grund genannt hat. Wenn man den Zusammenhang ansprechen will, in den die Anschläge gehören, dann hat man mit Arabern – als solchen – nichts zu tun, weil dieses Problem – nämlich der Konflikt, nicht der vermeintlich oder tatsächlich schlechte Ruf von Arabern – kein arabisches Problem ist. Hinzu kommt, dass die Übertragung der Wahrnehmung des Konflikts vom Religiösen aufs Staatliche oder das Nationale (wenn man etwa an Nassers Vorstellung von der arabischen Nation denkt) ein weit verbreitetes Phänomen ist. Dass die Bush-Regierung die Anschläge unbedingt mit der abendländischen Brille wahrnehmen wollte, um das religiöse, im Abendland längst ausgeschlossene Moment umgehen zu können, kann ich nachvollziehen. Da Hussein aber Islamexperte ist, darf ich an ihn höhere Ansprüche stellen.

    ad 2.:

    Der – notabene heterogene – Islam ist eben kein Katholizismus und kann spätestens seit der Abschaffung des osmanischen Kalifats nicht mehr amtlich vertreten werden. Vielmehr wird er von denjenigen “vertreten”, die im Namen der islamischen Gottheit agieren, genau so wie das nichtkatholische Christentum von denjenigen “vertreten” wird, die im Namen Jesu agieren. Insofern brauchen wir auch gar nicht von der Legitimität der Vertretung zu reden, sondern, wenn schon, von Popularität, und da haben Hamas & Co. leider eindeutig die Oberhand.

    Ich glaube aber nicht, dass es eine Vertretungsfrage ist. Das Problem muss nämlich realistisch und nicht dogmatisch betrachtet werden: Wir haben mit denjenigen zu tun, die uns angreifen, und müssen auf ihre Vorstellungen reagieren, nicht auf die von anderen Muslimen oder auf unsere eigenen (s. o. zur Bush-Regierung). Was sich andere Muslime denken, die sich, wie Hussein, von islamisch motivierter Gewalt distanzieren, ist irrelevant, weil sie von vornherein gar nicht in diesen Zusammenhang gehören und das religiöse Moment im Krieg, den Allahs Kämpfer gegen uns führen, nicht einmal berühren.

    Die islamische Bevölkerung in Israel ist wiederum was anderes. Man kann dieses Problem nicht per se mit dem von Allahs Kämpfern gleichsetzen, obwohl Letzeres immer tiefer ins Erstere eindringt und unbedingt berücksichtigt werden muss, wenn man Ersteres behandelt. Da wir hier aber eben vom Letzteren reden, schlage ich vor, dass wir Ersteres außen vor lassen.

    Schöne Grüße über den Atlantik
    Yoav

  8. @ Yoav

    Der 11.September war ausschlaggebend für die Entstehung vieler Dialogkreise, vor allem christlich-islamische.
    Die Anschläge waren natürlich auch ein Grund für die Entstehung des Arab.-Amerik. Dialogs, es kamen aber noch andere Gründe hinzu. Vielleicht hätte ich das erwähnen sollen. Der Irakkrieg war ebenfalls ein wesentlicher Grund. Die schlechten Erfahrungen, die arabische oder arabischstämmige Studenten (auch christliche Araber) nach dem 11.9.01 bei der Wohnungssuche oder allgemein im alltäglichen Umgang (man wurde mit Vorurteilen bombardiert; wir waren in den Augen der Menschen alle Verbrecher, einige Freunde von mir wurden angespuckt, einer sogar handgreiflich attackiert) gemacht haben, waren für die Gründung von VASAT mit ausschlaggebend und auch ein weiterer Grund für die Entstehung des Dialogkreises.
    Das heißt, es kam einiges zusammen. Man könnte natürlich sagen, dass es im Kern muslimische und nicht arabische Probleme sind, aber da ist die Wahrnehmung bei jedem anders. Ich persönlich investiere meine Zeit und Kraft lieber in die Sache an sich als mich mit der genauen Defintion des Dialogkreises zu beschäftigen. Folgendes habe ich aus der Dialogerfahrung gelernt: Wer wirklich an einem konstruktiven Dialog interessiert ist, der nimmt teil, ohne sich mit dem Namen oder der Vorgehensweise (sofern sie die die Grenzen nicht überschreitet) zu beklagen. Wer jedoch einen Dialog mit der Absicht seine Vorurteile bestätigt zu bekommen besucht oder anderen Vorwürfe zu machen, der wird immer etwas zum Nörgeln finden. Solche Kandidaten sind auch immer wieder gekommen. Sie haben aber leider nach 1-2 Besuchen aufgegeben, weil ihnen wohl nicht der Prozess sondern nur die Bestätigung der der eigenen Meinung wichtig war.

  9. Zwei Fragen

    Hussein, Du hast es in Deinem letzten Kommentar schon angedeutet, aber worum ging es bei diesen Dialogen? Um arabische Anliegen oder um muslimische? Wie setzt sich VASAT zusammen?

    Und dann habe ich eine Frage, die Michael eingeworfen hat. Wer vertritt den Islam? Also, wie ist ungefähr das Verhältnis zu so extremen Organisationen, die schnell zu Gewalt greifen und den gemäßigten Muslimen, die sich für den Frieden und Verständigung einsetzten? Wie gehen diese Gruppen untereinander um?

  10. @ Hussein

    Jetzt sind der Hintergrund und der eigentliche Zusammenhang dieser Initiative klar klargestellt.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass da kein großer Bedarf besteht, die arabischen Teilnehmer, die ja eh in Deutschland leben und ständig Abendländer kennen lernen müssen, vom Abendland zu überzeugen, sondern dass es eher darum geht, die abendländischen Teilnehmer – ob Amerikaner oder Deutsche und andere Europäer (was nicht zuletzt auch aufgrund des Abbaus der Militärlager näher liegt als Ersteres) – dazu zu bewegen, sich Araber neutral anzuschauen.

    Insofern richtet sich die Initiative eher an Abendländer, die das eigentliche Zielpublikum bilden. Das heißt, es handelt sich doch um eine Art pro-arabische Öffentlichkeitsarbeit (worauf Araber ja genauso ein Recht haben wie alle anderen).

    Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob die araberfeindlichen Erfahrungen, die, wie wir nun wissen, den eigentlichen Beweggrund gewesen sind, seinerzeit nicht etwa auch Türken gemacht wurden, und wenn ja, ob Türken an dieser Initiative ebenfalls teilgenommen haben und welche Rolle(n) ihnen dabei zukam(en).

  11. @Martin

    Im Dialog werden verschiedene Themen behandelt: arabische, amerikanische, muslimische, christliche..
    Es gibt also kaum Einschränkungen. Beispiele für Themen, die behandelt wurden: Irakkrieg, Islamismus, christlicher Fundamentalismus in den USA, Regierungssysteme, Wahlsystem der USA, Karikaturenstreit, Nah-Ost Konflikt, was ist typisch arabisch/ amerikanisch..
    – VASAT ist ein arabischer Verein, überkonfessionell und politisch unabhängig. Beantwortet das deine Frage oder hast du etwas anderes gemeint?
    – Vertreter des Islam: das ist schwierig zu beantworten. Es gibt keine Instanz, die für alle Muslime spricht bzw. von allen angenommen wird. Die Al-Azhar Universität in Kairo versucht zwar diese Stellung einzunehmen, gilt auch als wichtiger Repräsentant der islamischen Welt (zumindet für die Sunniten), kann sich aber nicht bei allen Gehör verschaffen.
    – Verhältnis extreme und gemäßigte Muslime: Folgendes Beispiel: In Deutschland gelten nur ca. 1% aller Muslime als gewaltbereit. Das sagt m.E. schon viel aus.
    – Man darf nicht vergessen, dass viele Muslime auch sehr stark unter den extremen Kräften leiden. Daher gibt es schon viele Probleme zwischen beiden Seiten. Gemäßigte Kräfte versuchen immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass die radikalen die Religion missbrauchen und dass die Gewalttaten nicht mit dem Islam vereinbar sind. Die Kluft zw. beiden ist schon sehr groß.

  12. @ Hussein

    “In Deutschland gelten nur ca. 1% aller Muslime als gewaltbereit. Das sagt m.E. schon viel aus.” – Nach welchen Kriterien? Wie erhoben? Und: Warum bist du der Meinung, die Situation in Deutschland(!) würde “viel” aussagen?

    “die [R]adikalen” – nach welchen Kriterien?

    “die Religion missbrauchen” – wie lassen sich Ideen “missbrauchen”? Bist du der Meinung, die “Radikalen” lassen sich von den “falschen” Ideen im Koran inspirieren?

    “dass die Gewalttaten nicht mit dem Islam vereinbar sind.” – Diese Behauptung finde ich merkwürdig, da die “Radikalen” sich alle vom Koran inspirieren lassen, und jedes Mal, wenn ich eine Stelle prüfe, die der eine oder andere Terrorist in die Tat umgesetzt hat oder umzusetzen gedacht, erweist sich das Zitat als korrekt. Vielleicht kannst du uns erklären, inwiefern diese Koranstellen – die du sicherlich kennst und ich daher nicht anzugeben brauche – nicht mit dem Islam vereinbar sind?

    Um Missverständnisse zu verhindern, erkläre ich dir genau, was ich meine bzw. erwarte: In der hebräischen Bibel bzw. dem Alten Testament gibt es z. B. die Vorschrift bzgl. Auge um Auge etc. (s. Ex. 21:23-25, Lev. 24:19-20). Im rabbinischen Judentum bzw. dessen Schriften wurde diese Anweisung in finanziellen Schadenersatz uminterpretiert und damit aufgehoben. Im Christentum wurde sie durch die Vorstellung vom Alten Testament, insb. aber anhand von Mat. 5:38-39 außer Kraft gesetzt. Gibt es nun islamische *Grundschriften*, etwa eine der Hadith-Sammlungen oder so, in denen jene Koranstellen, die zu gewalttätigem Expansionismus, Christenhass, Judenmord (!) etc. aufrufen, explizit aufgehoben werden?

  13. @ Yoav

    Danke für Deine (Nicht-)Antworten. Schau, ich würde mich über JEDES Gespräch freuen, das zwischen Menschen unterschiedlicher Kultur, Religion, Herkunft etc. zur Verbesserung des Verständnisses stattfindet. Schade, dass Du es derzeit nicht mehr so entspannt sehen kannst, sondern bei arabischen Muslimen sofort und pauschal rot siehst.

    Du hast, insbesondere mit Deiner Nicht-Antwort auf Deine Einschätzung islamischer Israelis leider zugleich auch den Eindruck verstärkt, dass Du auch sie für Bürger zweiter Klasse hältst und ihnen mißtraust. Was Du mit ihnen machen würdest, willst Du uns aber gar nicht schreiben. Gruselig, das…

    Und zu Deiner Verallgemeinerung extremer Koranauslegungen: Es gibt auch radikale Juden, die mit der Berufung auf die Thora z.B. das Massaker von Hebron oder den Mord an Rabin rechtfertigten. Fändest Du es gerecht, mit diesen Radikalen pauschal in einen Top geworfen zu werden? Ist jeder Christ ein Oklahoma-Bomber und jeder Sozialist ein RAF-Terrorist?

    Mit Schwarz-Weiß-Denken richten wir die Demokratien und jede Hoffnung auf eine friedliche Zukunft zu Grunde, Yoav.

  14. @ Michael

    Dein letzter Kommentar bewegt sich, wenn ich ehrlich bin, auf einem weit niedrigen Niveau als meine Kommentare. Ich kann deine Schlussfolgerungen nicht einmal nachvollziehen. Eigentlich habe ich mehr von dir erwartet.

    Ich sag dir nur eines: Ich habe hier nirgendwo pauschalisiert oder verallgemeinert. Ganz im Gegenteil: Ich versuche diese sehr vage Diskussion immer wieder zu konkretisieren – und leider fehlt es im Islam nicht an konkreten Problemen.

  15. @ Yoav

    Man darf in Bezug auf den Koran die Bedeutung der Exegese nicht vergessen. Den Sinn vieler Stellen kann man ohne Hintergrundwissen nicht begreifen. Es ist wichtig zu hinterfragen, in welchem Zeitraum (die Zeit, die Muhammad in Mekka oder Medina verbracht hat) die Suren oder Verse entstanden sind und was die Umstände/ Ursachen für die Entstehung waren. Außerdem muss auch die Frage geklärt werden, inwiefern die Texte einen historischen Charakter haben. Die “Gewalttexte” des Korans beziehen sich meist auf die Auseinandersetzung zw. den heidnischen Mekkanern und den Muslimen zu Muhammads Zeiten und sind somit als historisch einzustufen. Gerne wurden und werden aber diese Stellen missbraucht, um im Namen des Islam Kriege bzw. Attentate zu rechtfertigen.
    Ich hoffe mit einigen meiner nächsten Artikel für etwas Aufklärung zum Umgang mit dem Koran und weiteren Fragen schaffen zu können, sofern “Aufklärung” tatsächlich erwünscht ist.

    Wie ich deinen letzten Kommentar zu verstehen habe, weiß ich nicht. Was du in deinem Blog anbietest und welche Diskussion du entstehen lassen möchtest, geht mich überhaupt nichts an.

  16. Dialog…

    Lieber Hussein!

    Erstmal dankeschön für die Vorstellung eines gelungenen Projekts zum Dialog! Man kann in deinen Antworten merken, dass du schon einige Erfahrung im Dialog bzw. auch Erfahrung mit Polemik gesammelt hast. Insofern stellt dein Blog selbst eine Anregung zum Dialog dar.

    Gibt es so etwas wie eine Homepage zum arabisch-amerikanischen Dialog? Wo kann ich mich über die aktuellen Termine und Themen informieren?

    Dir weiterhin viel Erfolg mit und Kraft für deinen Blog, Hussein!

  17. @Annika

    Danke für deinen Kommentar. Eine Homepage zum Arab.-Amerik. Dialog gibt es nicht, aber die Termine findest du auf der Homepage vom d.a.i. Tübingen. Themen werden aber im Programm nicht genannt, da sie meist kurzfristig festgelegt werden.

  18. @ Hussein: Dabei fällt mir ein…

    …dass Du ja jetzt einen gleichen Vornamen wie der US-Präsident trägst! Wer hätte so etwas gedacht! 😉

    Herzliche Grüße aus Washington, let’s keep up the dedication for faith and peace! 🙂

  19. @ Michael

    Jetzt ist es also auch bei dir angekommen. 😉 Das ist übrigens ein Grund mehr für mich Obama zu mögen. Aber mal im Ernst: ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass er alle Erwartungen erfüllen kann, aber ich habe das Gefühl, dass er auch in Krisenzeiten verstärkt auf den Dialog setzen wird. Und das gibt mir etwas Hoffnung für die Zukunft.

    Lieber Michael, yes we can!

  20. Dialog als Chance

    Ja dem kann ich nur zu stimmen, der Dialog macht Sinn, besonders wenn aus vermeitlichen Feinden – Freunde werden – besser wie jeder Krieg.

  21. Lieber Hussein,
    durch Zufall bin ich auf diese tolle Seite von dir gestossen und habe mich sehr gefreut zu lesen, dass du immer noch aktiv im Dialog tätig bist. Deine Artikel sind toll, weiter so!
    Vielleicht kannst du dich bei Gelegenheit per Mail mal bei mir melden, ich habe leider deine Adresse verschlampt.

    Schöne Grüße Meryem

  22. @ Michael

    Sehr gutes Interview von Obama, das mir Hoffnung macht. Vielen Dank dafür.
    Frieden ist möglich! Hoffentlich wird dies anhand der Initiative, die ich in meinem nächsten Beitrag vorstelle deutlich.
    Der Beitrag sollte bis morgen fertig sein.

  23. Kontaktaufnahme

    Lieber Herr Dr. Hamdan,

    als Berufsschullehrer einer frankfurter Schule habe ich fast ausschließlich muslimische Schüler und interessiere mich daher sehr für den interreligiösen Dialog. Schon als Jugendlicher hatte ich einen guten Kontakt zu einer libanesischen Familie, insbesondere zum mittleren von drei Brüdern. Leider ist der Kontakt vor etwa 10 Jahren abgebrochen. Bei meiner Internetrecherche zum Dialog zwischen Christentum und Islam bin ich auf ihren Blog gestoßen und konnte es kaum glauben, da den Fußballstar vom Eisbachtal und Beatles-Fan anzutreffen. Vielleicht erinnern sie sich ja an mich. Ich fände es toll, wenn wir den Kontakt wieder aufleben lassen könnten.

    Viele Grüße

    Peter Weihrauch

  24. Hussein Hamdan 16.01.2009 | 12:29

    Sie schreiben: “Gerne wurden und werden aber diese Stellen missbraucht, um im Namen des Islam Kriege bzw. Attentate zu rechtfertigen.”

    Als Islamwissenschaftler wissen Sie bestimmt, dass Mohammed selbst Attentate auf seine Gegner gebilligt hat, beispielsweise den Meuchelmord an Ka’b ibn al-Aschraf.

    War das auch ein Missbrauch von Mohammed selbst?

    Darüber ist Ihnen bestimmt auch bewusst, dass nach klassischer sunnitischer Lehre der Angriffskrieg zur Eroberung neuer Ländereien für den Islam eine kollektive religiöse Pflicht aller Muslime (fard kifaya) ist.

    Ist das orthodoxe Sunnitentum folglich auch ein Missbrauch des Islams?

    Nach klassischer islamischer Lehre ist jeder Krieg gegen Nichtmuslime erst einmal gerechtfertigt, wie Albrecht Noth in seinem Aufsatz “Der a priori legitime Krieg im Islam” ausgeführt hat.

    Wie stehen sie zu all dem?

Schreibe einen Kommentar