Das öffentliche Bild der Wissenschaft ist falsch

Verrückter Wissenschaftler
Verrückter Wissenschaftler
Die einzige Emotion, die uns zugestanden wird, ist der Wahn des verrückten Wissenschaftlers. (Bild: lizenziert unter der Creative Commons / cc-by-sa-Lizenz von Chris Christian)

Der wissenschaftliche Aufsatz bildet das Kernstück der Kommunikation von Wissenschaftlern untereinander und mit der Außenwelt. Aber: „Der wissenschaftliche Artikel in seiner orthodoxen Form vermittelt eine völlig missverstandene Auffassung – ja eine Karikatur – des Wesens von wissenschaftlichem Denken“ sagte der Biologe Peter Medawar schon in einer Rede von 19641. Das Bild, was wissenschaftliche Artikel und Lehrbücher vermitteln, ist das einer geradlinigen, objektiven, logischen Arbeitsweise: Hypothese werden entwickelt und experimentell überprüft, daraufhin angenommen oder verworfen, bis schließlich ein Durchbruch erreicht ist. Wissenschaftler/innen muten da fast wie Maschinen an, die gemäß strenger Regeln Ergebnisse produzieren. Der Grund dafür ist einfach: Artikel und Lehrbücher sollen eine Erkenntnisse möglichst prägnant zusammenfassen und schaffen dafür eine Art kalt-rationales Paralleluniversum. Dabei ist die wahre Forschungsrealität maximal davon entfernt.

Wissenschaft ist alles andere als ein linearer Prozess. Das Scheitern gehört genauso zum Forschen dazu, wie der Erfolg. In Wirklichkeit scheitert man viel öfter, als man erfolgreich ist! In einem selbst bewirkt Wissenschaft, dass man sich permanent dumm fühlt. Und das ist gut so! Wir forschen, weil wir die Welt nicht verstehen, womöglich weil ein zufälliger Befund nicht ins Bild passt und sich nicht wegerklären lässt. Wenn wir uns dumm fühlen, dann wird es interessant und es ist Zeit, kreativ zu werden. Viele Ideen, die dann entstehen sind schon bei ihrer Schöpfung zum Scheitern verdammt. Weil man das aber weder in der Schule, noch während des Studiums lernt, arbeitet man als Doktorand/in in der ersten Zeit vor allem an der eigenen Frustrationstoleranz. Ein wenig traurig ist es schon, wenn die meist euphorischen Frischlinge nach ein paar Monaten auf den Boden der Tatasachen zurückkehren, weil die meisten Experimente schlicht nicht funktioniert haben.

Das Maximum an Frust erfährt man, wenn man von einem Konkurrenten ausgestochen wird, weil dieser schneller war. Der Biologe Uri Alon thematisiert dieses Trauma in dem Lied „Scooped“.

Gefühle sind ein lächerlich wenig diskutierter Aspekt von Wissenschaft. Wenn uns im popkulturellen Kontext überhaupt eine Emotion zugestanden wird, dann ist es der Wahn des verrückten Wissenschaftlers. Dabei sind Emotionen die Triebkraft für jede Art von Forschung. Niemand verfolgt eine Idee, die ihn nicht interessiert, neugierig macht und irgendwie berührt. Wie Lucy Patterson2 in dem folgenden Pecha-Kucha-Vortrag ausführt, ist es die Faszination der Zusammenhänge, die uns antreibt. Anders als bei Kunst, die uns direkt trifft, bekommt man in der Wissenschaft den emotionalen Kick erst, wenn man eine gewisse intellektuelle Vorarbeit geleistet hat.

 

Der emotionale Zugang zur Wissenschaft wird auch innerhalb der Forschungsgemeinschaft kaum diskutiert, vermutlich weil das wenig objektiv ist und damit unwissenschaftlich anmutet. Die Arbeit und die Meinung einer einzelnen Wissenschaftler/in kann aber in der Tat nie völlig objektiv sein. Wir betrachten die Welt mit bestimmten Vorannahmen und bestimmten Erwartungen und interpretieren unsere Befunde entsprechend. Die Objektivität eines Forschungsfelds ergibt sich durch die experimentelle Basis, in der es geerdet ist und durch die Inter-Subjektivität von miteinander konkurrierenden Individuen. Durch den wissenschaftlichen Diskurs kommen wir der Wahrheit näher.

Eins sollte nun klar geworden sein: Wissenschaft wird von Menschen gemacht. Diese Menschen arbeiten nun selten einsam im dumpfen Kellerloch vor sich hin, sondern sind in ein Team oder ein Kollektiv eingebunden, das zusammen an der Lösung eines Problems arbeitet. Die Freundschaften und Bekanntschaften, die man über die Jahre schließt, sind oft sehr stimulierend. Zusammen über eine bestimmte Problemstellung zu grübeln und an deren Lösung zu arbeiten, kann ein besonderes Erlebnis sein. Ohne Kooperationen und den Austausch von Ideen wäre die Wissenschaft nicht das, was sie ist.

Das heißt aber auch, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Zwischenmenschlich gibt es öfter Probleme, als man sich das vielleicht vorstellt. Es zieht eben nicht nur prototypische Nerds in die Wissenschaft, sondern Menschen jedes nur erdenklichen Schlags. Konflikte sind da vorprogrammiert. Nicht zuletzt entstehen Spannungen, weil der Wissenschaftsbetrieb wissenschaftlich exzellente Leute in Führungs- und Management-Positionen befördert, wo sie mitunter weniger gut sind und dazu noch unglücklich.

In der öffentlichen Wahrnehmung spielen das Scheitern, die Subjektivität und die Freund- und Feindschaften von Wissenschaftler/innen keine nennenswerte Rolle. Seit Medawars Rede von 1963 hat sich wenig geändert. Das es aber doch neues Interesse an der Aufarbeitung dieser „anderen“ Seite der Wissenschaft gibt, zeigen sowohl Urin Alons Lieder, die er vor wissenschaftlichem Publikum zum Besten gibt, als auch neue TV-Formate wie „TM Wissen“, die einen Blick hinter die trockene Zahlenwände und Sensationen wagen und Wissenschaftler zu ihren Wünschen, Visionen und Leidenschaften ausfragen.

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Hinweise und Links

1 “The scientific paper in its orthodox form does embody a totally mistaken conception, even a travesty, of the nature of scientific thought”, aus diesem Artikel im Listener 70, aufgegriffen in dem lesenswerten Artikel „Revisiting ‘Is the scientific paper a fraud’“ von Susan M Howitt und Anna N Wilson (2014) in EMBO Reports 15(5), 2014. Ansonsten fand ich auch „The importance of stupidity in scientific research“ von Martin Schwartz in J Cell Sci 121, 1771 sehr lesenswert.

2 Lucy ist eine Freundin und ich habe nicht zufällig ihren Vortrag für diesen Beitrag ausgewählt.

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

15 Kommentare

  1. Glaubt das gemeine Publikum, wissenschaftliche Durchbrüche seien das Ergebnis eines vorwiegend rationalen Prozesses oder sind es nicht vielmehr ein paar einflussreiche Philosophen wie Popper, die dieses Bild geschaffen haben wobei es dieses Bild wohl nicht bis zum Pleps herunter geschafft hat sondern irgendwo bei der Mehrheit der Geisteswissenschaflter hängen geblieben ist, die nun meinen, nur sie rängen mit der Wahrheit während die Naturwissenschaftler einfach durch ihr Teleskop oder Mikroskop schauen, eine Hypothese aufstellen und sie dann verifzieren oder widerlegen.
    Wenn es so ist wie ich annehme, hätten wir einen Fall wo die Volksweisheit die angelesene Weisheit der sich gebildet Wähnenden übertrifft.

    • @ Herr Holzherr :
      Popper steht für den Kritischen Rationalismus, er hat ihn entwickelt, wohlverstanden hat er sich durchgesetzt. Es spricht nichts gegen die Ratio, ‘rationale Prozesse’ sind (wie die D-Mutti vielleicht sagen und schreiben würde: ) alternativlos, ansonsten wäre man im explizit nicht Aufklärerischen oder zahmer formuliert im Esoterischen.
      Popper hat, soweit der Schreiber dieser Zeilen folgen konnte, nichts geschaffen, das die oder den ‘Plebs’ irritiert, irritiert wird die oder der ‘Plebs’ heutzutage bevorzugt anders. [1]

      MFG
      Dr. W

      [1] im Geisteswissenschaftlichen, wie von Ihnen schon angedeutet, sieht es anders aus, dort wird regelmäßig neomarxistisch (das Fachwort) irritiert

  2. Wie Martin H. glaube ich auch, dass der alte Popper noch viel zu sehr in den Köpfen der Naturwissenschaftler herumspukt. Nach Poppers reiner Lehre müsste ein Forscher ja jedesmal hochzufrieden sein, wenn die Daten wieder mal eine seiner eigenen Lieblingshypothesen zerschmettern.

    Das ist natürlich völlig unrealistisch, und zurecht kam danach Kuhn und hat darauf hingewiesen, dass Forschung in einem sozialen Kontext stattfindet. Das Zerstören der großen Thesen (“Paradigmenwechsel”) ist Kuhn zufolge nicht das Alltagsgeschäft, sondern die große Ausnahme. Wissenschaftler sind also Menschen, die sich durchaus ärgern dürften, wenn etwas nicht so klappt, wie sie wollen, und im Weltbild von Kuhn wäre das auch nicht verwerflich.

    Aber jenseits des Buzzwords “Paradigmenwechsel” scheint Kuhns menschlicheres Forscherbild noch nicht bei allen angekommen zu sein.

  3. Es ist in der tat guter Frühsport jeden Morgen seine Lieblingshypothese zur geistigen Ertüchtigung zu falsifizieren, wie das schon Konrad Lorenz allen Jungforschern ans Herz legte. Egal wieviel Leidenschaft wir für eine wunderschöne Hypothese hegen, letztlich ist das Einzige, worauf wir uns wirklich verlassen können, eine hässliche Tatsache, die die Hypothese zur Strecke bringt (Huxley). Popper hat das schon richtig formuliert, nur war mir noch nie ganz klar, wieso so viele meinten, er beschriebe damit den Tagesablauf von Forschern? Mann muss nicht Feyerabend oder Kuhn heran ziehen um zu erkennen, dass Popper eben nicht historisch oder gar zeitkritisch geschrieben hat: selbstverständlich sind auch Wissenschaftler Menschen wie alle anderen auch und betreiben ihre Wissenschaft eben nicht nach Popper: Irren ist menschlich. Dass Menschen Wissenschaft falsch machen, macht sie nicht zu besseren Wissenschaftlern. Der Unterschied zwischen “verkannten Genies” und so manchen “Star-Wissenschaftlern” ist lediglich Zufall: die verrückte Idee, in die sich die “Stars” verbissen hatten, stellte sich im Nachhinein als richtig heraus. Warum wohl steht die Pseudowissenschaft bei Nobelpreis-Gewinnern so (vergleichsweise!!) hoch im Kurs? Wer einmal zufällig bombenrichtig lag, meint wohl, das müsse immer so sein. Von all den Kandidaten, bei denen es zufällig umgekehrt lag (die erste verrückte Idee war falsch) hört man natürlich nie wieder, obwohl das zahlenmässig natürlich die allermeisten sind.

    TL/DR: Fortuna sorgt manchmal dafür, dass man seine Wissenschaft auch ungestraft falsch machen kann. Eine Erfolgsregel daraus abzuleiten wäre jedoch fatal.

    P.S.: Ganz persönlich: so wirklich 100%ig traue ich meinen eigenen Daten nur, wenn sie in der Tat meine Hypothese widerlegen, denn dann habe ich wenigstens die Chancen minimiert, dass ich unbewusste Fehler gemacht habe, die den Ausgang des Experiments beeinflusst haben.

  4. Eins sollte nun klar geworden sein: Wissenschaft wird von Menschen gemacht.

    Oho, hört, hört! – Ansonsten natürlich: So isses; es muss so sein und das anerkannte Ringen um Erkenntnis (vs. ‘Wissen’) ist der Kern der zeitgenössischen skeptizistischen Wissenschaft schlechthin. – Danke für diesen Artikel!

    Was in der Wissenschaftskommunikation besser gemacht werden könnte?
    A: Das Wesen der zeitgenössischen Wissenschaftlichkeit könnte vielleicht besser herausgestellt werden, Ist-Aussagen und feste Prognostik sind zwar i.p. Marketing und Macht verständlich, sie irritieren aber beträchtliche Teile der außerhalb der Wissenschaft stehenden Abnehmerschaft.

    MFG
    Dr. W

  5. Also, ich bin in der Schule (und sonst auch) reichlich gescheitert. Was dann auch ein Grund war, warum ich nicht Abi gemacht und studiert habe. Aber ich weiß sehr wohl, dass vieles nicht glatt läuft, wie einmal gehofft. Auch kommt vor, dass etwas klappt, das vorher nicht erhofft wurde. Was letztlich das gleiche Problem sei, wie umgekehrt. Nur dass es nicht zum Problem wird, sondern zum unverhofften Glück für den Tag.

  6. Wie sicher hier wieder manche wissen, wie die Geisteswissenschaftler über Naturwissenschaftler denken (“sondern irgendwo bei der Mehrheit der Geisteswissenschaflter hängen geblieben ist, die nun meinen, nur sie rängen mit der Wahrheit”).
    Was soll der Käse, dass in den Geisteswissenschaften “regelmäßig neomarxistisch (das Fachwort) irritiert” wird? Diese Phase, falls es sie überhaupt in allen Fächern gab, ist doch längst vorbei. Ich hatte keinen einzigen Neomarxisten als Professor an der Uni.

    Ein Fachartikel (“paper”) muss eben logisch aufgebaut sein, um einen allgemein nachvollziehbaren Erkenntnisgang zu vermitteln, in der Regel werden nicht die Irrwege beschrieben oder allenfalls eingangs als Anekdote.

    • Herr Stefan, ‘Was soll der Käse, dass in den Geisteswissenschaften “regelmäßig neomarxistisch (das Fachwort) irritiert” wird? Diese Phase, falls es sie überhaupt in allen Fächern gab, ist doch längst vorbei. Ich hatte keinen einzigen Neomarxisten als Professor an der Uni.’, es kommt darauf an, was unter ‘Neomarxismus’ verstanden wird, die zeitgenössische politische Lage ist durchsetzt von neomarxistischen Ideen oder Ideen, auf die Neomarxisten zumindest stolz wären, Geisteswissenschaftler wirken hier der Politik regelmäßig beispringend.
      Die Traditionslinke ist ja seit geraumer Zeit auf dem Rückzug, aber korrekt ist natürlich, dass viele Gesellschaftsideen heutzutage gar nicht mehr auf ihre Wurzeln zurückgeführt werden, viele wissen gar nicht mehr in welcher ideologischen Tradition sie stehen.

  7. Ich fürchte ja, dass das “Poppersche Bild” des Wissenschaftlers vom kritischen Retionalisten gar nicht das Bild ist, das die Öffentlichkeit von Wissenschaftern hat. Es ist vielmehr das Bild, das Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler gerne von sich zeichnen.

    In der Öffentlichkeit gibt es ganz andere Bilder: Das des realitätsfernen Theoretikers im Elfenbeinturm. Des gekauften Lobbyisten, gesponsert wahlweise von Atom- oder Genindustrie oder Umweltverbänden. Das des verbeamteten Denkers, der auf kosten der Steuerzahler macht was er will.

    • Das öffentliche Bild der Wissenschaft und Technik wird auch durch Literatur und Film geprägt. Ein paar bekannte Filme zeigen wohin es geht:
      Der Wissenschaftler als Hexer und Zauberer: Jurasic Park, The Amazing Spider-Man, Frankensetein, Dr. Jekyll and Mr. Hyde
      Die Technotopie die in der Zukunft auf uns wartet: Gattaca, Odyssee 2001, Alien, Prometheus
      Der Wissenschaftler als Soziopath:
      – Breaking Bad: Ein hervorragender Chemiker der ein langweiliges Leben als Chemielehrer führt während seine früheren Mitstudenten basierend auf seinen Ideen eine hochprofitable Firma führen. Nach Krebsdiagnose beginnt er zur Geldbeschaffung unter dem Namen Heisenberg Drogen herzustellen und verliert alle moralischen Skrupel.
      – Big Bang Theory: Die intelligenten Physiker Hofstadter und Cooper, der jüdische Ingenieur Wolowitz und der indische Astrophysiker Kootrhappali alles Caltech-Forscher und Lehrer leben in einer Mischung von Elfenbeinturm und weltverweigernder Leidenschaft für Comics, Computer- und Videospiele. Ihre fehlende Sozialkompetenz und ihr fehlender gesunder Menschenverstand wird durch Figuren aus ihrer Umgebung aufgezeigt.

  8. Nash, Hawking, Darwin, Einstein, Astronauten-Crews und Forschern, die auch Abenteurer waren, wurden als Filmhelden verewigt. Ich kenne aber keinen Film, der den Prozess der Forschung zum Thema hat.
    Da wundern Sätze wie der obige “In der öffentlichen Wahrnehmung spielen das Scheitern, die Subjektivität und die Freund- und Feindschaften von Wissenschaftler/innen keine nennenswerte Rolle. “ also gar nicht.

  9. Der eigentliche wissenschaftliche Prozess ist halt eher langweilig. Was interessiert, sind die Ergebnisse oder eben die “story”, eine “Geschichte”, die aber der Dramaturgie folgend auch einen Anfang und ein Ende haben muss, wobei das Ende auch nur für das Publikum interessant ist, wenn es ein Happyend ist: nach langen Mühen und Krisen stellt sich der Erfolg ein. Die Verfilmung von Biographien scheitern oft an diesem Umstand, das ein Leben noch lange keine dramaturgisch interessante Geschichte ergibt.
    Das nach langen Mühen auch ein Misserfolg stehen kann, interessiert praktisch keinen, das Klagen der Betroffenen dürfen sich dann privat die Freunde und Angehörigen anhören. Wer Misserfolg hat, gilt oft als “Versager” oder fühlt sich als solcher, das ist die Kehrseite der sog. Leistungsgesellschaft mit ihren nicht immer fairen Maßstäben.
    Es gibt eine sehr witzige Parodie auf wissenschaftliche Dokumentarfilme mit einem “verrückten” Wissenschaftler, der den Einfluss der Geschwindigkeit von Kirmesfahrgeschäften auf die Intelligenz untersucht (Titel fällt mir gerade nicht ein). Da sieht man ganz gut, wie solche “Geschichten” dramaturgisch aufgebaut sein müssen.

  10. Nach meiner Erfahrung sind es die Naturwissenschaftler selbst, die in der Öffentlichkeit gern das Poppersche Bild der Naturwissenschaften nachzeichnen und diejenigen Wissenschaftsphilosophen und -historiker, die dieses Bild infragestellen, gern als “Feinde der Wissenschaft” diffamieren. Es war übrigens nicht erst Kuhn, der das rationalistische Wissenschaftsbild fragwürdig gemacht hat. Sehr empfehlenswert ist, mal einen Blick in das Büchlein “Die Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache” von Ludwik Fleck zu werfen, das ziemlich zeitgleich mit Poppers “Logik der Forschung” entstand und von dem Thomas Kuhn sagte, dass alle seine zentralen Ideen darin schon enthalten sind. Fleck analysiert auch sehr schön die Zusammenhänge von Populärwissenschaft, Lehrbuchwissenschaft, Handbuchwissenschaft und Zeitschriftenwissenschaft, eine Klassifizierung und ein Modell, das, wie ich finde, noch heute brauchbar ist.

    • Popper war wohl der Vertreter und Formulierer des sog. Kritischen Rationalismus, vs. Rationalismus der zitierten Art (“Nachzeichnen”).
      MFG
      Dr. W

      PS: Wie geht’s uns denn so, Herr Friedrich, alles im Grünen?, was machen die Geschäfte?

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