Physik aus der Gottesperspektive?

BLOG: Die Natur der Naturwissenschaft

Ansichten eines Physikers
Die Natur der Naturwissenschaft

Kürzlich steckte mir ein guter Bekannter den Artikel "Physik aus der Gottesperspektive" aus der "Zeit" vom 30. Dezember 2010 zu. Im Untertitel dieses Aufsatzes wurde schon deutlich, was der Autor Eduard Kaeser mit dem Artikel bezweckte, nämlich Klage darüber zu führen, dass Stephen Hawking mit seinen Büchern – insbesondere mit seinem letzten Buch "Der große Entwurf" – "Wissenschaft als Religionsersatz" verkauft.
Ich habe den Artikel mit gemischten Gefühlen gelesen: Einerseits war vieles, was sich auf die Physik, ihre Geschichte, ihre Begriffe und Erfolge bezog, treffend und sachgerecht dargestellt, andererseits konnte ich mich nur wundern über den Furor, den Hawking mit seinem "Entwurf" selbst bei einem solchen Gebildeten angefacht hatte.  

Was hat Herr Hawking getan? Er hat in guter Tradition und mit der ihm eigenen Könnerschaft ein kosmologisches Modell entwickelt, das mit Hilfe aktuellster Modelle für fundamentale Wechselwirkungen erklären soll, wie es zu jenem Zustand unseres Universums gekommen ist, den wir – etwas missverständlich und auch häufig missverstanden – den Urknall nennen. Er nennt diese Modell einen "Entwurf" – so gar einen "großen Entwurf" – nun ja. Es gibt auch andere solche Versuche, zum Beispiel von denen, die an der Schleifengravitation arbeiten; in dem Buch von Martin Bojowald sind z.B. solche Modelle und entsprechende Versuche beschrieben. Alle diese versuchen, eine Erklärung für die Existenz unseres Universums zu geben, und es ist eigentlich selbstverständlich, dass ein Begriff wie "Gott" dabei nicht vorkommen kann. Wäre es so, hätte man wirklich die Grenzen der Naturwissenschaft übertreten und ihre spezifischen Methoden ignoriert. Dann könnte man in einer Art "Rollback" auch in einfacheren Naturphänomenen "Gott" als Ursache oder "Movens" einführen und wäre wieder im Mittelalter.
Hawking unterscheidet sich nun von den anderen Wissenschaftlern dadurch, dass er dieses direkt ausspricht. Er hätte sich besser an seinen großen Vorgänger Newton gehalten, der vieles nicht in der Öffentlichkeit aussprach, um nicht der Häresie verdächtigt zu werden. Nun ist das mit dem Häresieverdacht heute nicht mehr so schlimm, man wird nicht mehr verbrannt, hat nicht mal mehr finanzielle oder berufliche Nachteile zu fürchten – aber große mediale Aufmerksamkeit und auch Anfeindungen aus manchen Kreisen der Religiösen gibt es zuhauf. Immer wird dann behauptet, eine Grenze würde überschritten oder verwischt, aus dem Vortrag von Hypothesen wird ein Versuch eines Beweises von Dingen gemacht, die mit der Wissenschaft grundsätzlich nicht zu beweisen sind, das "Erklärungskonto der Disziplin wird überschritten". Mag ja sein, dass Hawking nicht an einen Gott irgendeiner Religion glaubt, in seinem Entwurf hat er ihn lediglich nicht nötig – und das sagt er.

Ich fürchte, die Verwischung passiert hier an einer ganz anderen Stelle. Hier wird die Frage nach dem "Wie" mit der Frage nach dem "Warum" verwechselt und nicht wirklich ernst gemacht mit der Erkenntnis der modernen Theologen, dass man die Bibel nicht wortgetreu verstehen soll, dass alle ihre Aussagen aus dem Wissen und den Vorstellungen der damaligen Zeit zu verstehen sind. Die Bedeutung dieser historisch-kritischen Methode wird jedem vorgehalten, der sich über die Schöpfungsgeschichte und manche moralischen Vorstellungen wie die gesellschaftliche Stellung der Frau in der Bibel mokiert. Hinter den Zufällen des Lebens sieht mancher, der sich als moderner aufgeklärter Christ versteht, kein Wirken einer äußeren Macht mehr, in der Justiz wird so etwas schon viel länger nicht mehr akzeptiert, die Urknalltheorie hat man auch schon irgendwie verdaut, aber – ganz am Anfang – da muss es doch einen ersten Beweger geben. Die Idee von einem Schöpfer haben wir so verinnerlicht, dass sich alles dagegen sträubt, ja, dass wir genervt sind – wie der Autor zugibt – von solchen Vorstellungen a la Hawking. Da haben es die Buddhisten leichter: Sie wachsen damit auf, dass es eine Art Urwelt gibt, die schon immer da war und immer da sein wird. Unsere empirische Welt ist danach die der "relativen Wahrheit bzw. Realität". Im Entwurf von Hawking gibt es auch so etwas wie eine Urwelt, das er das frühe Universum nennt und das zeitlos ist. Unser empirisch erfahrbares Universum ist danach durch eine Quantenfluktuation entstanden. Ich habe dieses Modell nicht genau studiert und könnte diese Ansicht auch nicht überzeugend vertreten, aber interessant finde ich sie allemal und sehe nicht den geringsten Grund, dagegen zu wettern und Hawking unlautere Absichten zu unterstellen. Und dass ich nun auch nicht den Buddhismus gegen das Christentum ausspielen will, kann man in meinem Blogbeitrag "Realität und Nichtseparabilität in Quantenmechanik und Buddhismus" erkennen.

Der Autor des Artikels zeigt sich "zunehmend genervt" von den Auseinandersetzungen. Er kann sich nur helfen, indem er das Projekt "letzte Theorie" als nicht wissenschaftlich, als verkappte religiöse Idee, als fundamentalistisch zurückweist, und er findet auch einen Vertreter der Physik, der – allerdings aus anderen und durchaus vernünftigen Gründen – an der Möglichkeit einer "Theorie für alles" zweifelt. Dabei ist solche eine vereinheitlichte Theorie für alle Wechselwirkungen noch einmal zu unterscheiden von einem kosmologischen Modell, das die Entstehung der Zeit zu erklären versucht. Er behauptet, viele Physiker und Philosophen sähen die Zeit angebrochen, das Projekt "letzte Theorie" "abzublasen", die Welt sei zu komplex, dass es nicht genüge, zu wissen, wie die Welt "im Prinzip" funktioniere, sondern dass man mit diesen Prinzipien auch erklären können müsse, "wie sie im Besonderen und Konkreten funktioniere". Dieser Schlenker zum Thema "Komplexität der Welt" zeigt schließlich ganz deutlich, dass Emotionen den klaren Blick verstellen. Kein Physiker geht davon aus, dass man komplexen Systemen mit vereinheitlichten Theorien und ihren Prinzipien beikommen kann. Und wie sollte man sich dieses "Abblasen" denn auch vorstellen? Als Denkverzicht oder gar Denkverbot, nach dem Motto: Bis zum Urknall, aber nicht weiter! Selbst wenn eine Überprüfung durch Beobachtungen noch lange auf sich warten lässt oder gar vorerst gar keine Hoffnung darauf besteht, liegen Fragen, wie die Existenz des Universums auf der Basis des zeitgenössischen Wissens über die Natur erklärt werden kann, in der Natur des Menschen; die Antworten werden immer interessant und aller Ehren wert sein, wenn auch nicht mit dem sonst üblichen Grad der Verlässlichkeit ausgezeichnet. Dies ist kein Versuch, gegenüber der Welt eine "Gottesperspektive" einzunehmen. Gerade ein Physiker weiß, dass er die Welt nur von innen heraus erklären kann und dabei nur mit einen Erkenntnisvermögen ausgestattet ist, das sich durch Evolution entwickelt hat. Hier wird nur ausgelotet, wozu eine bisher höchst erfolgreiche Methode im Verein mit verlässlichem Wissen über die Natur führt, wenn man sie auf alte Themen der Menschheit nach und nach ausdehnt. Diese Fragen werden also im Lichte zeitgenössischen Hintergrundwissens behandelt, eben so, wie unsere Vorfahren das auch taten. Warum sollen wir diese Themen heute mit den Vorstellungen von gestern diskutieren? Und wenn man sich über die Festigkeit ärgert, mit der Hawking seinen Entwurf verkündet? Gab und gibt es nicht viele, die noch entschiedener auftreten und viel weniger Grund dazu haben.

Wenn schließlich die vom Autor eingeflochtene Erwähnung des Phänomens der Emergenz, (die als Begriff in der Physik schon länger bekannt ist als wie der Autor glaubt), die Bedeutung der Komplexität darstellen soll, rennt er offene Türen ein; für die Frage nach dem Sinn von "Theorien für alles" ist das aber völlig irrelevant. Man gewinnt den Eindruck, dass hier Motive im Hintergrund sind, die nicht ausgesprochen werden. Ich würde gerne wissen, wie der Hawkingsche Entwurf in den Kreisen derer, die glauben, hier die Religion verteidigen zu müssen, aufgenommen worden wäre, wenn er als gläubiger Christ gelten würde.

Man müsste alle solche Auslassungen sammeln und in 30 oder 50 Jahren noch einmal anschauen und veröffentlichen. Jüngere könnten das. Aber die Ausführungen, die vor 30 oder 50 Jahre in solchen Fällen gemacht worden sind, sind sicher auch aufschlussreich. Man müsste sie mal studieren.

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Veröffentlicht von

Josef Honerkamp war mehr als 30 Jahre als Professor für Theoretische Physik tätig, zunächst an der Universität Bonn, dann viele Jahre an der Universität Freiburg. Er hat er auf den Gebieten Quantenfeldtheorie, Statistische Mechanik und Stochastische Dynamische Systeme gearbeitet und ist Autor mehrerer Lehr- und Sachbücher. Nach seiner Emeritierung im Jahre 2006 möchte er sich noch mehr dem interdisziplinären Gespräch widmen. Er interessiert sich insbesondere für das jeweilige Selbstverständnis einer Wissenschaft, für ihre Methoden sowie für ihre grundsätzlichen Ausgangspunkte und Fragestellungen und kann berichten, zu welchen Ansichten ein Physiker angesichts der Entwicklung seines Faches gelangt. Insgesamt versteht er sich heute als Physiker und "wirklich freier Schriftsteller".

15 Kommentare

  1. “Gerade ein Physiker weiß, dass er die Welt nur von innen heraus erklären kann und dabei nur mit einen Erkenntnisvermögen ausgestattet ist, das sich durch Evolution entwickelt hat.”

    So ist es! Und das gilt für alle -nicht nur für die Physiker. Eine “Gottesperspektive” ist und bleibt eine Anmaßung ohnegleichen. Es gibt nur die Perspektive des Menschen. Daher verbietet sich auch alle “Moral”, die sich auf den “Willen Gottes” beruft. Nietzsche hat da völlig klargesehen! Was anderes ist es Max Stirner zu folgen:

    „Das Jenseits außer Uns ist allerdings weggefegt, und das große Unternehmen der Aufklärer vollbracht; allein das Jenseits in Uns ist ein neuer Himmel geworden und ruft Uns zu neuen Himmelstürmen auf.“

    Was heißt das? Wenn die Welt nur von innen heraus erklärt werden kann, so muß der Mensch sich zum Gegenstand seiner Betrachtung machen. Und wenn dem so ist, so wird er auch die Bibel mit anderen Augen zu lesen vermögen!

  2. Nachtrag

    Allein das ist es, was uns die Väter mit auf den Weg gegeben haben. Nun heißt es, um es mit Goethe zu sagen: “Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.”

  3. Die Rechfertigung von Prä-Urknall-Theorien – ob mit oder ohne Götter – ergibt sich schon allein daraus, dass es Spaß macht, darüber zu spekulieren.

  4. Verwischung

    “Ich fürchte, die Verwischung passiert hier an einer ganz anderen Stelle. Hier wird (…) nicht wirklich ernst gemacht mit der Erkenntnis der modernen Theologen.”

    Das ist auch mein Eindruck. Man akzeptiert aufgeklärt religiös, daß es eine Grenze zwischen Glauben und Wissen gibt, versucht aber allzu oft, den Zuständigkeitsverlust auszugleichen, indem man diese Grenze irgendwo innerhalb des wissenschaftlichen Gebiets zieht. “Als Denkverzicht oder gar Denkverbot, nach dem Motto: Bis zum Urknall, aber nicht weiter!”

    Glücklicherweise hat der Vorwurf der Häresie, ausgespriochen als Arroganz, Ignoranz, Intoleranz, gegenwärtig in westlichen Ländern keine ernsten Konsequenzen, so daß man das Denkverbot einfach ignorieren und weiter forschen und interssante Einsichten gewinnen kann.

  5. Ich würde gerne wissen, wie der Hawkingsche Entwurf in den Kreisen derer, die glauben, hier die Religion verteidigen zu müssen, aufgenommen worden wäre, wenn er als gläubiger Christ gelten würde.

    Der Hawkingsche Entwurf enthält viel Mutmaßungen, was ich so gelesen habe. Nun, wäre Hawking gläubiger Christ, dann würden die Mutmaßungen wohl in eine andere Richtung gehen.

  6. Hier wird die Frage nach dem “Wie” mit der Frage nach dem “Warum” verwechselt und nicht wirklich ernst gemacht mit der Erkenntnis der modernen Theologen, dass man die Bibel nicht wortgetreu verstehen soll, dass alle ihre Aussagen aus dem Wissen und den Vorstellungen der damaligen Zeit zu verstehen sind.

    Tja, das ist die große Frage. Sind die Inhalte der Bibel ausschließlich Menschengedanken? Oder waren diese Menschen von Gott inspiriert und brachten somit Gottes Gedanken auf Papier (Papyrus, Leder und was es sonst noch so gibt)? Das ist eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muß. Und es wird eine Antwort des Glaubens sein. Naturwissenschaft oder Theologie kann das nicht klären.

  7. Realität

    […]Wenn schließlich die vom Autor eingeflochtene Erwähnung des Phänomens der Emergenz, (die als Begriff in der Physik schon länger bekannt ist als wie der Autor glaubt), die Bedeutung der Komplexität darstellen soll, rennt er offene Türen ein; für die Frage nach dem Sinn von “Theorien für alles” ist das aber völlig irrelevant.[…]

    Theorien gibt es wirklich für alles. Aber ob es auch der Realität entspricht?

  8. Meine Schwierigkeit mit andern Theologen

    Schwierige Sache für mich: Ich habe den Artikel von Kaeser auch gelesen, suchte eigentlich keine pro-christliche Widerlegung sondern (nach seinen etwas schnellen Auslassungen gegen die Philosophie) naturphilosophisch Erhellendes, ja überhaupt eine sinnvolle Zusammenfassung darüber, was über das Fachwissenschaftliche hinaus für die öffentliche Diskussion wichtig ist. Na ja. Irgendwie erhellend oder wenigstens für einen netten Gedanken fand ich die Unterscheidung von Patchwork und Design und wollte eigentlich nicht unterstellen, dass Kaeser damit – unterschwellig denunziatorisch – die „Intelligent Design“-Geschichte verknüpfen wollte. Aber der Wahrheitsfindung diente der Artikel nicht gerade. Und wohl nicht einer einigermaßen genauen Motivforschung, was denn genau Hawking bewegt hat, die Absage an die Hypothese Gott so zu formulieren. War’s wegen der Verkaufsförderung? (An dem Eindruck waren zumindest die Verkaufsstrategen des Verlags nicht unschuldig). War’s deshalb, weil Astrophysiker scheints doch unendlich viele Anfragen und Unterstellungen bekommen, wie sie’s denn nun mit Gott halten? (Harald Lesch hat in der ihm eigenen Art, die mir letzten Endes auch nicht sehr erhellend war, doch was Pfiffiges dazu gesagt: Warum fragen Sie das immer nur die Physiker, nicht ihren Bäcker oder Tankwart? – irgendwo bei „forum grenzfragen“ zu finden). Wahrscheinlicher musste er wegen eigener früherer Formulierungen da schlicht etwas klarstellen, was wissenschaftlich doch eigentlich selbstverständlich ist (wie ich ja auch in meinem Blogbeitrag meinte ): mit der Absage an die Gotteshypothese liegt er eben richtigerweise auf der Linie von Laplace, der dasselbe für die Planetenbewegungen feststellte. Mehr möchte ich eigentlich nicht unterstellen.
    Ja, schwierig für manche Theologen, das auch bei Hawking zu schlucken, woran man sich doch angeblich seit Laplace gewöhnen konnte. Aber das ist nicht meine Schwierigkeit, sondern ich ärgere mich, wenn jetzt Theologen sich so flugs aus der Verantwortung stehlen. Rabbi J.Sacks zitiert zwar den Satz von Laplace “I do not need God to explain the Universe.” Fährt dann aber fort: “We never did. That is what scientists do not understand”. Und nennt die Vermischung von Gott und Naturwissenschaftlichem eine “mistaken theology”: Ja sicher! Aber sind wir Theologen etwa daran unschuldig ?! (Ich lud mir die Sache von der Times runter, fand es jetzt aber nur über den hier verwendeten Link).
    We never did – never?! Nun ja, für die jüdische Theologie kann ich das nicht beurteilen; aber der anglikanische Bischof von Canterbury, Rowan Williams und der katholische Bischof von Westminster, Vincent Nichols, scheinen ähnlich zu argumentieren. Die Herren machen es sich doch sehr einfach, zu einfach mit der Theologiegeschichte und den auch lebensbedrohlichen Zumutungen gegenüber Wissenschaftlern. Die Gefahr ist doch zumindest für die christliche Theologie nicht zu bestreiten, dass man die biblische Schöpfungsvorstellung zu oft mit Fragen der physikalischen Kosmologie – wer das Zündhölzchen an den Urknall gehalten hat – überfrachtet, zermürbt und zerbrochen hat (wie ich mich in meinen diesbezüglichen Blogbeiträgen, letzter und drittletzter, ausdrückte).
    Und die Gefahr besteht weiter. Also, das ist mein Problem. Auf die Schützenhilfe von Kaeser würde ich gerne verzichten; und könnte ja süffisant drauf hinweisen, dass das ja schließlich die Auslassungen eines Physikers sind, der sich in Glaubensdinge einmischen will. Aber es gibt eben die Theologen, die genüsslich den Artikel von Kaeser hochhalten. Manche vermitteln schon den Eindruck, dass sie bestimmen wollen, was die Grenzüberschreitung der andern ist. Den bissigen Bemerkungen von @Jürgen Bolt in seinem Kommentar muss ich unumwunden Recht geben, leider. Die Frage ist, wie repräsentativ das ist. Ich schaute etwas querbeet durch die Veranstaltungen evangelischer und katholischer Akademien. Sehr häufig kommt das Thema nicht, schon mal da oder dort. Sehr direkt jetzt im Januar in der kath. Akademie Hohenheim. Tendenz schon, dass die Theologie gewichtige Einwände hätte. Einmal im März in Freiburg, auch katholische Akademie. Der Tagungsankündigung nach könnte die Zielrichtung eher sein, im Gebrauch des Begriffs „Schöpfung“ die verschiedenen Bedeutungsebenen von Glaube und Naturwissenschaft zu unterscheiden; ja, und hoffentlich eben auch der Selbstvergewisserung, wie Christen ihr eigenes Geschäft betreiben können, ohne dafür rein naturwissenschaftliche Fragen nach ihrem Gusto hinbiegen zu müssen. Man redet ja auch nicht theologisch in die Geologie hinein (außer den Kreationisten).
    Es gibt wirklich dringendere theologische Themen als gerade gegen Hawking zu streiten. Und es gibt Theologen, die weder diesen Streit noch Kaesers Schützenhilfe brauchen. Zuvörderst wäre eben E. Drewermann zu nennen (in einem sehr neuen Aufsatz in publik forum 2/2011). Der ankündigende Text im Inhaltsverzeichnis: „Abschied vom Schöpfergott? Lässt sich … über die Natur ein Weg zu Gott finden? Nein, sagt Theologe Eugen Drewermann. Ja, meint Biologe Christian Kummer.“ Aha, schon wieder Theologie und Biologie… 😉
    Aber Drewermann ist halt auch nicht sehr repräsentativ. Und auch das ist mein Problem. Nun, wenigstens einen Artikel, der relativ unaufgeregt zeigen will, dass Hawking mit der Absage an die Gotteshypothese wissenschaftlich Selbstverständliches sagte und dass man daraus keinen Kampf gegen den Glauben ablesen muss – dass das den richtiger verstandenen Glauben gar nicht anfechten müsste, finde ich hier: http://www.profil.at/…60/283503/schoepfung-gott.
    Vielleicht finden sich doch noch etwas mehr Leute, die diese Linie vertreten.

  9. Gottesperspektive

    Physik aus der Gottesperspektive wäre doch
    in der menschlichen Sprache der Physik:
    der Unendlichdimensionale reduziert sich auf die paar Dimensionen des Menschen und sagt:
    ihr seit Geist und Verstand(hu-manus)und
    damit ein Teil von mir und versucht auf
    dieser Basis eine niedrigdimensionale
    Projektion von mir selbst – was aber nur
    ein mentales Konstrukt ist – herzustellen,
    was aus meiner Perspektive – wieder in
    euren Begriffen – nichts anderes ist als
    eine Tangentenfläche an den Punkt einer
    unendlichen Mannigfaltigkeit.

  10. Physik vs. Metaphysik

    Die Frage nach dem “Wie” mir der nach dem “Warum” zu verwechseln bedeutet zweifelsfrei eine Vermischung von physischen und metaphysischen Begriffswelten. Dazu hier aber ein Zitat aus “The Grand Design”, Kapitel 8:

    Why is there something rather than nothing?
    Why do we exist?
    Why this particular set of laws and not some other?

    Some would claim the answer to these questions is that there is a God who chose to create the universe that way. […] We claim, however, that it is possible to
    answer these questions purely within the realm of science, and without invoking any divine beings.

    Der Vorwurf einer Verwischung erscheint hier absolut angebracht. Aber wenn es Eduard Kaeser ist, der dafür kritisiert wird, dann trifft es doch irgendwie den Falschen, oder?

  11. Nicht die Urknallthorie , als göttliche Schöpfung ist töricht, sondern der Versuch der Mathematiker, den Urknall physikalisch beweisen zu wollen. Für Gläubige ist der Urknall logische Tatsache. Für einen Wissenschaftler mit physikalischer Bildung, ist es ein unmöglches Prinzip, welches mit 33 freien Parametern und Computersimulationen vom Glauben zur Schwachsinnigkeit verdammt ist.
    Liebe Grüsse
    Karl

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