Morgen Weltuntergang

BLOG: Einsteins Kosmos

Vom expandierenden Universum bis zum Schwarzen Loch
Einsteins Kosmos

Ich habe alle Termine nach dem 21.12.12 abgesagt. Morgen geht ja die Welt unter. Insofern haben Weltuntergänge ja etwas Gutes – nur schade, dass sie so selten sind. Gewundert habe ich mich, dass dennoch der übliche Trubel bei den Weihnachtseinkäufen einsetzte. Warum die Hektik, wenn doch Weihnachten dieses Jahr ausfällt? Übrigens auch nächstes Jahr.
Ich hatte auch aus alter Gewohnheit einen Weihnachtsbaum gekauft. Millionen andere sind ebenfalls darauf hereingefallen. Die Gewinner sind ganz klar die Weihnachtsbaumverkäufer, die sich nun einen recht mondänen Weltuntergangsabend in Saus und Braus gönnen. Wieder eine gute Geschäftsidee vertan – naja, wenigstens zum letzten Mal. Die beste Geschäftsidee war übrigens Kalender für 2013 zu verkaufen.  

Tja, hätten die Dinos damals – vor rund 60 Millionen Jahren – einen Maya-Kalender gehabt, hätten sie das Unheil wenigstens kommen sehen. So ist Ihnen der Himmel auf den Kopf gefallen und aus war’s. Es muss ja damals auch an einem 21. Dezember gewesen sein – die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern.  

Der Weltuntergang hat so etwas Endgültiges, finde ich. Er verändert unseren Alltag wie nichts anderes. Wird es morgen eigentlich eine Wettervorhersage für den 22.12.12 geben? Nur so aus alter Gewohnheit? Wenn nicht, worüber würden wir dann reden? Millionen von hübsch belanglosen Small-Talks würden nicht stattfinden. Oje, auch noch sprachlos in den Weltuntergang – das kann ja was werden.  

Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie sich hier im Blog “Einsteins Kosmos” befinden. Also muss ich jetzt doch noch seriös werden. Tatsächlich gibt es den Weltuntergang auch in der Einsteinschen Kosmologie. Man müsste hierbei vom “Endknall” sprechen, sozusagen dem fulminanten Abgang des Universums itself. Einmal noch knallen und das war’s. Fände ich für so ein Universum recht angemessen. Heutzutage muss man sich ja auch marketingmäßig ein bisschen in Szene setzen. Also bitte nicht kleckern, sondern klotzen bzw. knallen.  

Einsteins Modelle erlauben den Endknall aber nur, wenn wir viel mehr Materie im Kosmos hätten als wir beobachten. Nur dann könnte die Gravitation der Ausdehnungsbewegung Paroli bieten und die Ausdehnung würde irgendwann stoppen und sich in eine kosmische Schrumpfung umkehren. Je nach Häufigkeit von Materie, kommt das Ende früher oder später, vielleicht in einigen Milliarden Jahren. Naja, wer weiß, was wir noch an Materie finden werden. Schauen Sie mal unter Ihr Bett, was Sie da alles finden! Hätte ja auch keiner für möglich gehalten. Warum sollte es den Kosmologen besser gehen, immerhin hat so eine Galaxie doch eine ganze Menge verborgener Winkel. Also ich bleibe da skeptisch. Vielleicht haben die Maya sehr weise vorausgeahnt, dass wir hier materiemäßig den Überblick verlieren werden und bums, ist so ein Universum halt mal verplatzt.  

Aber Milliarden Jahre warten bis der Weltuntergang kommt? Wer hat denn so viel Geduld. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit könnte sich so ein Weltuntergang doch bitteschön ein wenig beeilen. Das konnten die Maya besser und schneller: Ihr Kalenderzyklus endet schon nach 5128 Jahren, so dass wir seit dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren bereits 2,7 Millionen Weltuntergänge gehabt haben müssten.
Ich frage mich gerade, ob uns das vollkommen neue Perspektiven bei der Erforschung der Todesursache von Ötzi eröffnet. Die gut erhaltene Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen hat ja auch vor rund 5250 Jahren das Zeitliche gesegnet. Ist verdächtig nah dran an dem letzten Ende des Maya-Zyklus. Sollte er zufällig Zeuge des letzten Weltuntergangs geworden sein? War Ötzi Esoteriker und musste deshalb sterben? Machte er damals schon als DJ Ötzi Musik und wurde furchtbar bestraft? Ich grübele zu viel.
2,7 Millionen Weltuntergänge – schon diese beeindruckende Zahl lässt Zweifel an der esoterisch-hysterischen Interpretation des Maya-Kalenders aufkommen, aber wir wollen hier ja den Weltuntergang nicht spaßbremsenmäßig wieder absagen müssen.  

Wenn wir uns mal überlegen, welcher Tag wohl der schwärzeste Tag im Jahr ist, dann ist das doch sonnenklar. Denn selbiger Himmelskörper, die Sonne, schafft es nur an einem Tag im Jahr gerade so über den Horizont. Warum soll es da der Sonne besser gehen, als einem hundsgewöhnlichen Menschen, der im Winter kaum aus dem Bett kommt und sich von einem zum nächsten dunklen Tag rettet. Die Sonnenbahn ist im Winter sehr kurz und wird danach wieder länger. Dieser Wendepunkt in der jährlichen Variation der Tageslänge heißt Wintersonnenwende und fällt alljährlich auf den 21. Dezember, dem schwärzesten Tag im Jahr. Natürlich muss da der Weltuntergang stattfinden! Hätte man auch ohne Maya drauf kommen können.  

 

Hinweis: Zum Weltuntergangstag gibt es morgen, am Freitag, 21.12.12, einen Radiobeitrag im BR2 ab 9:05 Uhr zum Themen Urknall, bei dem ich mit interviewt wurde. Der Mars wird das 2. Thema sein, siehe BR-Weblink.

Hinweis 2: Heute, Freitag, 21.12.12, gibt es im ZDF in “Abenteuer Forschung” einen Beitrag von Harald Lesch zum Weltuntergang- live!

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Die Astronomie ist faszinierend und schön – und wichtig. Diese interdisziplinäre Naturwissenschaft finde ich so spannend, dass ich sie zu meinem Beruf gemacht habe. Ich bin promovierter Astrophysiker und befasse mich in meiner Forschungsarbeit vor allem mit Schwarzen Löchern und Allgemeiner Relativitätstheorie. Aktuell bin ich der Scientific Manager im Exzellenzcluster Universe der Technischen Universität München. In dieser Tätigkeit im Forschungsmanagement koordiniere ich die interdisziplinäre, physikalische Forschung in einem Institut mit dem Ziel, Ursprung und Entwicklung des Universums als Ganzes zu verstehen. Besonders wichtig war mir schon immer eine Vermittlung der astronomischen Erkenntnisse an eine breite Öffentlichkeit. Es macht einfach Spaß, die Faszination am Sternenhimmel und an den vielen erstaunlichen Dinge, die da oben geschehen, zu teilen. Daher schreibe ich Artikel (print, online) und Bücher, halte öffentliche Vorträge, besuche Schulen und veranstalte Lehrerfortbildungen zur Astronomie, Kosmologie und Relativitätstheorie. Ich schätze es sehr, in meinem Blog "Einsteins Kosmos" in den KosmoLogs auf aktuelle Ereignisse reagieren oder auch einfach meine Meinung abgeben zu können. Andreas Müller

4 Kommentare

  1. Kennt ihr den?

    In einem Vortrag, bei dem es um die Zukunft des Sonnensystems geht, erzählt ein Astronom von der unausweichlichen Aufblähung der Sonne zum roten Riesen in etwa 5 Milliarden Jahren. In der ersten Reihe sitzt ein Zuhörer, dem sichtlich unwohl ist. Er rutscht ständig verängstigt auf seinem Stuhl hin und her und hebt in der folgenden Fragerunde gleich die Hand.

    “Wann, sagten Sie, explodiert die Sonne?”

    “In etwa 5 Milliarden Jahren.” antwortet der Astronom.

    “Ah!” Der Zuhörer atmet sichtlich erleichtert auf. “Ich hatte vorhin ‘5 Millionen’ verstanden.”

  2. Morgen Weltuntergang

    2,7 Millionen Weltuntergänge? Nur?? Jedesmal, wenn ein Kalender zu Ende geht, droht das. Dann hilft nur Singen, Anstoßen und Böller abfeuern – und vielleicht, ja vielleicht, ist das Unheil mal wieder abgewendet…

  3. Geistig gemeint.

    Für einen neuen “Abschnitt”.
    Der “Weltuntergang” ist geistig gemeint. Es entsteht neue geistige Denkweise z. Bsp. nach den Schulmassaker. Entweder Waffenverbote oder noch mehr Bewaffnung? Schweinegrippe- Lügel, entweder Impfverweigerung oder Impfzwang? Entweder Atomausstieg oder weiter wie vorher? Bankenpleite, unsere Vietnamesischen Freunde wickeln ihre Geschäfte wo es nur geht mit bares ist Wahres ab, u. v. m.!

Schreibe einen Kommentar