Einige Bemerkungen zur Zukunft des Lesens

Die Zukunft des Lesens scheint ein spannendes Thema zu sein, denn sogar der Spiegel hat sich letzten Dezember in einer Titelgeschichte ausführlich damit befasst. Die Überlegungen, die ich in meinem Buch „Engelbarts Traum“ dargelegt habe, spielen darin auch eine Rolle, ebenso wie verschiedene technologische Entwicklungen, die derzeit zu beobachten sind. Seit der Publikation des Buchs und der Spiegel-Geschichte werde ich ziemlich häufig zu öffentlichen Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen eingeladen oder von Zeitungen interviewt, und immer besteht ein ganz besonderes Interesse daran zu erfahren, was denn nun für die Zukunft zu erwarten ist. In diesem Beitrag will ich mich an einer Antwort auf diese Frage versuchen.

Titel Spiegel Nr. 50Zunächst einmal steht eines fest: Das Lesen wandelt sich, wie es sich immer gewandelt hat, wenn sich die Schrift, die Technologien und die Medien der Schrift veränderten. Das Lesen selbst ist dabei sicherlich nicht gefährdet, niemals zuvor war Geschriebenes so leicht verfügbar wie heute – jederzeit, überall und für jeden. Es wird auch im digitalen Zeitalter sehr viel gelesen, vielleicht mehr als je zuvor. Das Smartphone, das Tablet – all diese Geräte können als universale Computer sehr viel, aber vor allem zeigen sie Schrift an, ob es nun Facebook-Seiten, Spiegel Online-Meldungen oder Whatsapp-Nachrichten sind. Die Kulturtechnik des Lesens floriert und hat sich sogar neue Bereiche erschlossen: Die Funktionen des Computers werden durch Befehle verfügbar gemacht, die in Befehlszeilen, Menüs, Formularen oder Verzeichnissen als Textstücke dargestellt sind. Diese Texte wollen nicht nur gelesen werden, sondern sie lösen, wenn sie angeklickt werden, etwas Weitergehendes aus. Diese neue Eigenschaft von Schrift tritt zu der alten, immer vorhandenen, nämlich der, gelesen werden zu können, hinzu. Der Computer zwingt uns zum Lesen, um ihn zu steuern. Und dieses Lesen kommt zum „normalen“ Lesen hinzu, bindet und ergänzt es.

Anders verhält es sich damit, wie gelesen wird. Das tägliche, überall stattfindende Lesen bezieht sich nicht auf 400-seitige Bücher, sondern auf kleine Texteinheiten, die in Sekunden oder wenigen Minuten aufgenommen werden. Und dieses Lesen ist umgeben von anderen Formen der Kommunikation, es ist nicht vertieft, konzentriert, sondern erfolgt sehr oft nebenbei, ist flüchtig und dabei zugleich Teil umfassenderer Kommunikationen. Ein Roman, ein philosophisches oder wissenschaftliches Werk dagegen erfordern die Versenkung, eine tiefe Konzentration, ohne die ein Leser vom Entscheidenden eines Buchs nicht nur etwas weniger, sondern gar nichts aufnimmt. Zwar werden auch heute noch solche Werke gelesen, doch stellen sich die Verlage auf die Veränderungen der Lesepraxis ein. Bücher sind in kürzere Einheiten gegliedert und Sachbücher wesentlich visueller als früher. Der Hypertext hat den Leser daran gewöhnt, kleinere, voneinander unabhängige Textstücke zu lesen. Das sehr konzentrierte, ausschließliche Lesen, diese in der Schriftkultur fast als Gebet verstandene Hinwendung zum Text hingegen ist gefährdet. Die Aufmerksamkeit des Lesers erfährt vielfältige und fortwährende Ablenkung in der digitalen Sphäre.

Das digitale Lesen wird übrigens auch durch die Digitalisierung selbst bedrängt. Anstatt einen Text zu lesen, kann man ihn sehr leicht kopieren und so speichern, dass er überall verfügbar ist. Die Verfügbarkeit aber lässt das Lesen als weniger notwendig erscheinen. Gespeicherte Texte sind noch keine gelesenen Texte und werden es oft auch nicht mehr. Die Automatisierung des Lesens kann den Leseprozess vereinfachen, aber auch dazu führen, dass bestimmte Lesetechniken nicht mehr vollzogen werden: Das Lesen in der Fremdsprache wird durch Übersetzungsprogramme überflüssig, die Vertiefung in einen längeren Text durch die Lektüre einer automatisch generierten Zusammenfassung ersetzt.

Multimedial erweiterte Texte erzwingen eine Abkehr vom linearen Lesen – auch wenn hier Informationen auf eine andere, zuweilen leichter aufzunehmende Weise vermittelt werden, ist damit die Grundlage für das Verständnis komplexer Argumentationen, wie sie nur sprachlich ausgedrückt werden können, angegriffen. Und die Fähigkeit, einen anderen Text über das gleiche Lesegerät in Bruchteilen einer Sekunde auf das Display zu bekommen, erhöht zwar die Wahlmöglichkeiten für den Leser, senkt aber auch die Hürde, zu anderen Texten überzugehen, etwas sofort nachzuschlagen und dadurch den Ausgangstext mit seinen eigenen intellektuellen Anforderungen zu vernachlässigen. Erst recht geschieht dies, wenn über das Lesegerät auch noch kommuniziert wird, wenn E-Mails gelesen und geschrieben, Kommentare oder Status-Einträge erstellt werden, wenn man nicht mehr allein ist beim Lesen, sondern Teil einer sozialen Wolke, die einen ständig umgibt und kommunikativ fordert.

Wie sich dies langfristig bei Kindern und Jugendlichen auswirken wird, die nichts anderes kennen, wissen wir noch nicht. Wir wissen jedoch, dass das Lesen schon heute für sie nur ein kleiner Teil eines medialen Komplexes ist, der durch eine Vielzahl elektronischer Geräte gekennzeichnet ist. In der jährlich durchgeführten JIM-Studie[i] des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest zur Mediennutzung von Jugendlichen ist für das Jahr 2012 festgestellt worden, dass die Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen vollständig vom Computer durchdrungen ist, und nahezu alle Jugendlichen dieser Altersgruppe ein Handy oder ein Smartphone besitzen. Das Lesen von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen befindet sich in krasser Konkurrenz zu digitalen, meist multimedialen Medienangeboten. Das digitale Lesen von Schriftprodukten ist zwar auf dem Vormarsch, jedoch bislang keineswegs dominierend. Schriftbasierte Medien rangieren auf den hinteren Plätzen beim Ranking der Bedeutung einzelner Medientypen für das eigene Leben.

Trotzdem gibt es weiterhin viele Jugendliche, die täglich oder mehrmals pro Woche Bücher lesen, und dieser Anteil ist mit etwa 40 Prozent in den letzten zehn Jahren erstaunlich stabil geblieben. Allerdings ändern sich die Art des Lesens und das Textverständnis. Dies hat nicht nur die Studie der Stiftung Lesen ergeben, die ein immer fragmentierteres Leseverhalten bei gleichbleibender Lesezeit ermittelt hat. Auch die Ergebnisse der vieldiskutierten PISA-Studie zeigen, dass in vielen Ländern die Lesefähigkeit trotz ständig steigender Bemühungen in der Elementarbildung stagniert oder sogar zurückgeht, so etwa zwischen 2000 und 2009 in Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Italien, Kanada, den Niederlanden und den USA.[ii] Selbst beim Vorlesen für kleine Kinder sind die digitalen Medien auf dem Vormarsch. Dabei ist allerdings auch festzustellen, dass die Vorlesehäufigkeit in allen Bildungsschichten zurückgegangen ist. Seit langem ist bekannt, wie wichtig der Einfluss ist, der durch regelmäßiges Vorlesen auf die geistige und sprachliche Entwicklung des Kindes ausgeübt wird.[iii]

All dies kennzeichnet eine erste Phase des Wandels. Digitales Lesen wird bereits mit unterstützenden, flächigen und vernetzten Elementen angereichert, und dies allein reicht schon aus, um die Veränderungen für jeden spürbar zu machen. Tatsächlich hybrides, multimediales und soziales Lesen ist das aber sehr oft noch nicht. In dieser ersten Phase wird das traditionelle Lesen kombiniert mit einigen Möglichkeiten des digitalen Mediums. Vieles davon lässt sich weiterhin auch jenseits des Digitalen realisieren. Die zweite Phase des Wandels hat gerade erst begonnen – es ist die Phase der vollständigen Integration automatischer, visueller und vernetzter Verfahren in die Kulturtechniken der Schrift.[iv] Das Lesen wird ein anderes, wenn es mit maschineller Unterstützung erfolgt, und wir werden uns daran gewöhnen. Die Verbindung von Schrift mit Grafik, Bild und anderen Medien wird neue Textsorten hervorbringen und unser Lesen stärker visuell prägen. Die Vernetzung des Lesens wird es als Teil einer großen Kommunikation erscheinen lassen, an der jeder Leser teilhat. Wir werden nicht mehr ohne den Computer lesen wollen. In der dritten Phase schließlich werden sich nicht nur die Kulturtechniken wandeln, sondern wir selbst. Es ist die Phase der Transformation, in der sich die Inhalte und Funktionen der Texte verschieben, weil wir durch hybrides, multimediales und soziales Lesen andere geworden sind. Wenn wir diese Phase erreicht haben, werden wir ohne den Computer nicht mehr lesen können.

Die Megatrends dieser Entwicklung sind die Leseanalytik, die automatisierte Leseunterstützung, die gestaltete, sich verändernde Fläche und die Verschmelzung mit sozialen Netzwerken. Die Analyse des Leseverhaltens macht Vorhersagen über Interessen und Ziele des lesenden Menschen möglich, die so erstaunlich gut zu dessen Wünschen passen, dass sie oft noch eher da sind, als sich der Mensch ihrer bewusst wird. Einen Text, den wir lesen, werden wir vom Computer transformieren lassen können: aus einer Fremdsprache in unsere Muttersprache, in Fassungen mit anderen Formulierungen, sprachlichen Vereinfachungen, ohne Terminologie oder mit Erläuterung, in eine kürzere Fassung, vielleicht in eine visuellere Fassung. Die Fläche des Textes wird dabei durchwandert wie eine Landschaft, so dass auch die Autoren fiktionaler Texte wie Romane und Erzählungen dieses Potential nicht übersehen werden.[v] Der Übergang zu dem, was heute noch „Computerspiel“ genannt wird, wird verschwimmen, Figuren aus den Werken werden eine eigene Existenz in sozialen Netzwerken entfalten, wie es bereits heute erkennbar wird. Suchen Sie einmal Tyler Durden, den Protagonisten des Romans Fight Club in Facebook, oder auch die Figuren aus den Romanen von Rainer M. Sowa – Sie werden sie finden. Andere Leser werden zu Mit-Lesern, zu Lese-Partnern und Lese-Freunden, ohne die das Lesen keinen Sinn mehr zu haben scheint. Wie „Meisterleser“ lesen und dabei kommunizieren, werden wir verfolgen wollen, und das eigene Lesen wird Teil einer sozialen Lesebewegung.

Versuchen wir uns vorzustellen, wie dieses Lesen einmal aussehen wird. Auf den Lesegeräten der Zukunft bekommt der Leser nicht nur den Inhalt präsentiert, ihm wird auch die Möglichkeit gegeben, zwischen verschiedenen Lesemodi zu wechseln. Dazu werden seine Blickbewegungen aufgezeichnet, so dass die Textdarstellung etwa für das schnellere Lesen optimiert werden kann. Auch auf eine Unterstützung des Lesens nach dem Prinzip der schnellen sequenziellen Wortpräsentation kann der Leser bei Bedarf umschalten. Ein Sachbuch kann er sich als fortlaufenden Text anzeigen lassen, aber auch in mehreren Stufen immer „visueller“. Dabei werden komplizierte Satzkonstruktionen im Textlayout in das Verständnis erleichternder Weise gegliedert, mit Zwischenüberschriften und unterschiedlichen Schriftgrößen dargestellt. Bei Bedarf lässt sich das Buch auch in thematischen Einheiten lesen, etwa wie eine Powerpoint-Präsentation, in der komplexe Sachverhalte in eine schematisierte Form transformiert werden. Derartige Aufbereitungen des Texts werden angepasst für jede Lesesituation und für jedes Lesegerät zur Verfügung gestellt. Dabei greift der Computer nicht auf verschiedene Varianten des Texts zurück, sondern berechnet die Textvarianten aufgrund der inhaltlichen Analyse, die er vornehmen kann.

Die inhaltliche Analyse bietet auch die Basis für Übersetzungen und Zusammenfassungen des Textes oder einzelner Teile, und das kann wiederum mit den unterschiedlichen Präsentationsformen kombiniert werden. Der Inhalt des Buchs selbst wird dynamisch auf das Lesegerät übertragen – der Leser kann selbst entscheiden, zu welchen Aspekten des Inhalts er Genaueres erfahren möchte. Auch die Aktualität des Texts ist immer gewährleistet, was bei wissenschaftlichen oder technischen Themen wichtig ist. Das Lesegerät analysiert im Hintergrund das Leseverhalten und die Blickbewegungen und macht auf dieser Basis seinerseits Vorschläge, um das Lesen für den Leser noch besser, das heißt verständnisorientierter und effizienter zu gestalten. Zu Büchern werden auch interaktive Medienangebote gehören, die den Text ergänzen und vom Leser genutzt oder übergangen werden können. Verzichtet er darauf, sich ein erklärendes Video anzusehen, wird der danach präsentierte Text so verändert, dass das Verständnis nicht durch Verweise auf die Inhalte des Videos beeinträchtigt wird. Wird der Inhalt in einer frei gewählten Reihenfolge gelesen, wie es nach dem Prinzip des Hypertexts möglich ist, achtet das System darauf, dass notwendige Informationen an den richtigen Stellen nachgereicht werden. Der Leser kann die Inhalte interessegeleitet durchlaufen, er kann sich aber trotzdem sicher sein, dass er dabei alles Wichtige zu einem Thema erfährt.

Im eigentlichen Lesevorgang kann sich der Leser mit anderen Lesern verbinden und sehen, wer sich ebenfalls gerade mit einem bestimmten Textteil befasst. Wenn er möchte, kann er Kommentare und nach Relevanz geordnete Diskussionen früherer Leser in den Leseprozess einbeziehen. Das Lesegerät eröffnet ihm dabei die Option, diese Kommentare in der Weise in den Text zu integrieren, dass sich ein flüssig lesbares oder visuell aufbereitetes Ganzes ergibt. Es ist möglich, die Leseeindrücke von „Meisterlesern“ zu verfolgen und sogar mit Autoren in Kontakt zu treten, um strittige Punkte des Werks zu diskutieren. Private Inhalteanbieter und Datenhändler, aber auch staatliche Stellen werden sich für die leseanalytischen Daten interessieren, die bei einem derartig stark durch den Computer unterstützten Lesen anfallen werden. Dafür wird ein Markt entstehen, der seine eigene Dynamik entfalten und nach und nach mit einem rechtlichen Rahmen versehen wird.

 

[i] „Jugend, Information, (Multi-)Media“, s. www.mpfs.de/index.php?id=276.

[ii] S. www.oecd.org/pisa/.

[iii] S. www.stiftunglesen.de/institut-fuer-lese-und-medienforschung/forschungspro­jek­te/vorlesestudie.

[iv] Vgl. Birkerts, Sven & Sigurd Martin (1997). Die Gutenberg-Elegien. Lesen im elektronischen Zeitalter. Frankfurt am Main: S. Fischer und Baron, Dennis E. (2009). A Better Pencil. Readers, Writers, and the Digital Revolution. Oxford, New York: Oxford University Press.

[v] Vgl. Simanowski, Roberto (2002). Interfictions. Vom Schreiben im Netz. Frankfurt am Main: Suhrkamp und Simanowski, Roberto (Hg.) (2010). Reading Moving Letters. Digital Literature in Research and Teaching. A Handbook. Medienumbrüche. Band 40. Bielefeld: Transcript. Schon vor geraumer Zeit ist die Multimedialität in der Literatur angekommen, etwa mit Reif Larsens „Die Karte meiner Träume“ (Larsen, Reif, Manfred Allié & Ben Gibson (2009). Die Karte meiner Träume. Roman. Frankfurt am Main: S. Fischer, 2. Auflage) oder Leanne Shaptons „Bedeutende Objekte…“ Shapton, Leanne (2010). Bedeutende Objekte und persönliche Besitzstücke aus der Sammlung von Lenore Doolan und Harold Morris, darunter Bücher, Mode und Schmuck. [Sonntag, 14. Februar 2010, New York ; Auktionshaus Strachan & Quinn, New York, London, Toronto, Berlin]. Berlin: Berlin Verlag, 2. Auflage.

Änderungshinweis 29.3.2015: Die bei der Angabe der Links aufgetretenen Fehler wurden korrigiert. Das Beitragsbild wurde geändert, da es sich nach erneuter Recherche als ein manipuliertes Bild erwiesen hat. Dementsprechend wurde auch der ursprünglich dazu hier vermerkte Erläuterungstext entfernt.

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Henning Lobin ist seit 2018 Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim (Mitglied der gemeinsam vom Bund und allen 16 Bundesländern finanzierten Leibniz-Gemeinschaft) und Professor für Germanistische Linguistik an der dortigen Universität. Zuvor war er ab 1999 Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Sprache, Texttechnologie, Grammatik, Wissenschaftskommunikation und Politolinguistik. Er ist Sprecher der Sektion "Geisteswissenschaften und Bildungsforschung" und Präsidiumsmitglied der Leibniz-Gemeinschaft, Mitglied germanistischer Fachbeiräte ua. von DAAD und Goethe-Institut, er war Mitglied des Forschungsbeirats der Stiftung Wissenschaft und Politik und des Fachkollegiums Sprachwissenschaft der DFG. Lobin ist Autor von neun Monografien und hat zahlreiche Sammelbände herausgegeben. Zuletzt erschienen sind Engelbarts Traum (Campus, 2014, polnische Übersetzung 2017, chinesische Übersetzung 2018), Digital und vernetzt. Das neue Bild der Sprache (Metzler, 2018) und Sprachkampf (Duden, 2021). Bei den SciLogs ist Henning Lobin seit 2014 Autor des Blogs "Die Engelbart-Galaxis", nachdem er dort bereits ab 2008 am Gruppenblog "Interactive Science" beteiligt war.

8 Kommentare

  1. Zustimmung: zukünftige Technologie kann den Leseerfolg und das Leseerlebnis stark verbessern. Schon jetzt hilft mir das digitale Umfeld herauszufinden, was sich überhaupt zu lesen lohnt.
    Ein ganzes Füllhorn von Möglchkeiten würde sich über uns ergiessen, wenn der Computer Texte verstehen könnte:
    – Er könnte Zusammenfassungen generieren (personalisiert)
    – Er könnte aus der Wikipedia eine kindergerechte Darstellung der antiken Geschichte generieren
    – Er könnte Fragen zu Textstellen beantworten die über einfaches Verlinken hinausgehen
    – Kennt er die Person, der er hilft, könnte er sagen, welche Mails sich überhaupt zu lesen lohnen.

    Heute gibt es das neue Phänomen der Überflutung, des Versinkens im Informations- und Kommunikationsmüll. Es führt zum fragmentarischen und chaotischen Lesen. Ach hier könnte ein digtialer Assisten weiterhelfen, allerdings nur wenn er über eine gewisse Intelligenz verfügt.

  2. Einige Bemerkungen zur Gegenwart des Lesens.

    Keiner der drei Links unter [ii] und [iii] funktioniert bei mir.

    Zu welchem Bild gehört der englische Text am Ende des Beitrags, zum Spiegel-Titelbild?

    In der Gegenwart fehlen ausgereifte, fehlerkorrigierende Content-Management-Systeme, bzw. Technologien, die systemübergreifende Hypertexte zuverlässig unterstützen, in der sich schnell ändernden World des Wide Webs.

    • Vielen Dank für den Hinweis zu den Links. Ich habe die Angaben korrigiert, und jetzt sollte alles funktionieren. Die englische Erläuterung am Ende des Beitrags bezog sich auf das Titelbild zum Beitrag, das in der Beitragsübersicht des Blogs erscheint. Aufgrund Ihrer Frage habe ich das Bild noch einmal überprüft und dabei festgestellt, dass ich einer Fälschung aufgesessen bin (s. http://urbanlegends.about.com/library/bl_rand_home_computer.htm). Ich bitte dies zu entschuldigen. Das Bild zum Beitrag zeigt nun den Nixdorf 820 von 1968.

      • An dem Bild bin ich vorbeinmanövriert indem ich direkt über die SciLogs-Homepage, Aktuelle Posts, zum Artikel gefunden hatte. Wusste gar nicht, dass auf der Blog-Seite noch weitere Informationen abgelegt werden können. Eine Stichprobe ergab, andere Blogger nutzen diese Möglichkeit wohl eher nicht.

        “Wird der Inhalt in einer frei gewählten Reihenfolge gelesen, wie es nach dem Prinzip des Hypertexts möglich ist, achtet das System darauf, dass notwendige Informationen an den richtigen Stellen nachgereicht werden.”

        Schon an meinem, eher unbedeutenden Fall sieht man, wie anspruchsvoll diese Aufgabe werden kann. Danke für die hier noch persönlich erbrachte Nachreichung.

  3. Bis vor kurzem und auch heute noch in so manchem Hinterwald war und ist es nicht nur strikt verpönt , überhaupt zu lesen , sondern ein Buch auch nur zu besitzen , außer der Bibel.

    “Das Lesen” gibt es nicht und gab es nie , Bücher lesen war schon immer Sache einer Minderheit , niveauvolle sowieso.
    Ob mit der beschriebenen Verflachung wirklich Leute weggebracht werden von einem bisher “wünschenswerten” Leseverhalten , wage ich zu bezweifeln. Die die wollen , werden weiterhin auch ganz archaische Leseformen fortführen ( Hilfe , ein Buch ) , allen Unkenrufen zum Trotz.

    Die Herdentiere hingegen werden immer da sein , wos cool zu sein scheint , und da ist es durchaus vorstellbar und sogar sehr wahrscheinlich , daß es plötzlich ” sowas von 2000er-Jahre ” sein wird , allzu sehr auf digitale Medien zurückzugreifen
    Diese ganzen Versuche , Trends vorherzusagen , haben immer dasselbe Problem – sie denken in Kategorien des heute und radikalisieren sie für die Zukunft – und übersehen dabei völlig , daß Tendenzen auch komplett die Richtung ändern können , und je lauter geschrien wird , es gehe nur noch in diese eine Richtung , deato näher ist ein solcher Umschwung.

    • Nur wenige lesen Bücher (ausser vielleicht Krimis), aber praktisch alle Judendlichen lesen auf ihren Smarphones und im Web Facebooknachrichten und andere Social-Media-Texte und verfassen sie auch. Das – das texten und chatten – ist also nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart des Lesens.
      Fast wichtiger scheint mir aber, dass Lesen immer mehr zum festen Bestandteil der meisten Berufe wird (Wikipedia, Manuals lesen, Weiterbildung, Einarbeitung in ein Sachgebiet etc) Eine Verbesserung des Leseerlebnisses und eine Assistenz beim Lesen wird also auch die berufliche Performance verbessern. Auch Lesen im Beruf ist Lesen. Deshalb kann man das Lesen nicht – wie sie es getan haben – einfach auf den Freizeitbereich und auf das Modische und gerade Angesagte reduzieren.

      Wahrscheinlich sind sie auf diese Einordnung gekommen, weil sie das berufliche Lesen gar nicht zum “richtigen Lesen” dazuzzählen. Doch nicht nur wenn man Bücher liest, liest man.

      • @Martin Holzherr

        Ich sehe das ähnlich wie Sie , das Lesen in – richtig – Beruf und bei der Mediennutzung kommt hinzu zum bisherigen , womöglich ist das sogar ein echter Fortschritt , weil unter diesen “neuen” Leuten viele dabei sind , die in früheren Zeiten das Lesen für Teufelszeug hielten.

        Ich widerspreche nur der oft geäußerten These , die z.B. auch gerne im Zusammenhang mit e-Büchern gemacht wird , daß neue Formen des Lesens die alten weitgehend verdrängen werden.
        Hinter solchen Aussagen steckt oft so ein Modernitätsgehabe , was mit echter Modernität nichts zu tun hat.
        Ich möchte auch keinem bildungsbürgerlichen Gut-und-Böse des Lesens das Wort reden , gutes Buch , böser Bildschirm , das ist Quatsch.
        Man kann auch ausgewiesen dämliche Bücher lesen , bekanntermaßen , letztlich kommt es immer aufs Niveau an , in welcher Form auch immer.

  4. Versuchen wir uns vorzustellen, wie dieses Lesen einmal aussehen wird.

    Versuchen wir uns zudem vorzustellen, wie dieses Lesen einmal nicht aussehen wird:
    Es wird nicht Richtung des zurzeit modischen Nudging gehen, auch wenn es hierzu genug Ideen zu geben scheint. Viele Nutzer oder Leser werden zumindest ein streng gelenktes Lesen als paternalistisch, aber auch als tendenziell wenig brauchbar, ablehnen.

    Dies nur ganz am Rande notiert, zudem erlaubt sich der Schreiber dieser Zeilen auf die Lese-Ergonomie hinzuweisen, die vielen Ideen eine Abfuhr bereiten könnte, in der Vergangenheit schon einige Ideen abgewiesen hat; insgesamt natürlich vielen Dank für einen weiteren wertvollen WebLog-Artikel!
    MFG
    Dr. W

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