Der Physik-Nobelpreis 2011 geht an…

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Update: Der Nobelpreis in Physik geht an Saul Perlmutter, Brian Schmidt und Adam Riess, drei Astrophysiker. Sie wollten mit sehr weit entfernten Typ-Ia-Supernovae messen, wie sich die Expansion des Universums verlangsamt und stellten dabei fest, dass sie sich beschleunigt. In der Fachliteratur bezeichnet man die Ursache allgemein als "Dunkle Energie", was man aber getrost mit "keine Ahnung" übersetzen kann.

Das ist zwar eigentlich nicht mein Fachgebiet, aber wegen Florian Freistetter habe ich mich ein bisschen mit möglichen Kandidaten für den Physik-Nobelpreis beschäftigt, und das möchte ich euch nicht vorenthalten.

Florian hat ja bei sich im Blog die Entdecker der ersten Exoplaneten als Kandidaten für den diesjährigen Physik-Nobelpreis ins Spiel gebracht. Finde ich eine gute Idee, bei näherer Betrachtung allerdings sieht es nicht so aus als wenn die mehr als eine Außenseiterchance hätten. So wie es aussieht ist die Situation in der Physik ähnlich wie in den letzten Jahren in der Chemie: Es gibt klare Favoriten, bei denen sich fast alle einig sind dass sie den Preis kriegen sollen und auch früher oder später kriegen werden. Und da schon letztes Jahr mit Geim und Novoselov zwei Leute dran waren, die nicht jeder auf der Rechnung hatte… 

OK, also Michel Mayor und Didier Queloz mit ihrer Entdeckung von 51 Pegasi b sind auf jeden Fall preiswürdig, die Hintergründe erklärt Florian ausführlich in seinem Blogpost. Ich glaube aber, dass die beiden noch warten müssen. 

Thomson Reuters nennt Hideo Ohno, den Entdecker von ferromagnetischen Supraleitern. Das ist auch so eine Klasse von Materialien, von der es in allen Artikeln irgendwann heißt: "…könnte irgendwann in neuen Speichermedien/Schaltern/Transistoren…" undsoweiter. Physikalisch scheint das allerdings ein bisschen spannender zu sein als die ganzen anderen ungelegten Eier aus der Ecke.

Ich persönlich frage mich immer mal wieder, was eigentlich mit Alan Guth und seiner Inflation ist. Das ist erstens ein ganz grundlegendes Element aller derzeitigen kosmologischen Modelle und wäre zweitens der logische Nachfolger des Preises für Smoot und Mather 2006. Eigentlich müsste der unter den Kandidaten sein, aber möglicherweise trauen die Nobel-Leute kosmologischen Modellen grundsätzlich nicht über den Weg. Kann ich ihnen nicht verübeln.

Außerdem steht bei Thomson Reuters noch das Thema photonische Bandlücke hoch im Kurs, das wären Sajeev John und Eli Yablonovitch. Dem ganzen Tarnkappenzeugs konnte man im letzten Jahr kaum entkommen und spannend ist es allemal, aber ich denke das ist noch zu früh.

Die allgemein anerkannten Kandidaten mit den besten Chancen sind Alain Aspect,John Clauser und Anton Zeilinger, letzterer hat bis Anfang 2009 sogar gebloggt. Die drei sind mit ihren Experimenten zur Quantenverschränkung auch der breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden, man denke an die Quantenteleportations-Meldungen, die vor ein paar Jahren regelmäßig in der Presse waren. Speziell Zeilinger hat schon alle Preise gewonnen, die es zu gewinnen gibt und man hat einen Asteroiden nach ihm benannt. Das Thema ist klassischer Nobelpreis-Stoff und inzwischen auch seit Jahren anerkannt. Die werden es.

1 Kommentar

  1. Nix gegen Zeilinger – aber wenn der den Nobelpreis kriegt, wäre das zwar ne schöne Sache für Österreich; wir haben schon ewig keinen mehr bekommen. Aber für die österreichische forschungspolitik wäre das fatal, die Politiker würden sich in ihrer miesen Politik noch bestätigt sehen. Aber verdient hätte er es und gute Chancen hat er auch. Mal sehen…

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