Wie man den Stand der Forschung herausfindet – 13 Tipps für die Recherche

BLOG: Fischblog

Wissenschaft für alle
Fischblog

Der Hauptgrund, weshalb für Wissenschaftsblogs so viel Zeit draufgeht, ist der aktuelle Stand der Forschung. Den sollte ein Blogger kennen, der sich zu wissenschaftlichen Fragen äußert, um sich nicht lächerlich zu machen. Auf den thematisch passenden Link sei hier verzichtet.

Leider gibt es – zumindest derzeit – kein gut geführtes Forschungswiki, in dem man einfach nachschlagen kann, wie weit die Forschung auf einem bestimmten Gebiet gekommen ist. Stattdessen ist der geneigte Blogger gezwungen, sich die Gesamtschau des gewünschten Forschungsfeldes im Schweiße seines Angesichts aus einer Auswahl von Publikationen und anderen Quellen zusammenzuklauben.

Dabei gibt es – über die Grundlagen der Nutzung wissenschaftlicher Literatur hinaus – einige Möglichkeiten, Fallstricke zu vermeiden und sich die Arbeit zu erleichtern. Einige davon habe ich hier in dreizehn aus eigener Erfahrung generierten Regeln zusammengefasst.

Unvollständig? Einseitig? Vollkommen irre? Verbesserungsvorschläge sind herzlich willkommen.

Addendum: Bei Tobias gibt es zusätzlich eine allgemeine Anleitung zum Wissenschaftsbloggen.

Update: In den Kommentaren kommt u.a. das Thema Zugang zu wissenschaftlichen Arbeiten zur Sprache. Einen eigenen Uni-Zugang hat nicht jeder, aber viele Arbeiten sind inzwischen frei zugänglich (und z.B. bei Google Scholar auch extra gekennzeichnet, außerdem stehen Uni-Bibliotheken der Allgemeinheit offen. Das Thema ist natürlich auch ein wichtiger Grund, warum sich jeder, der sich für Wissenschaft interessiert, auch für Open Access einsetzen sollte.

 

Finde zuerst heraus, was es an harten Zahlen und Daten zum Thema gibt, wie sie gewonnen werden und wo die Fehlerquellen liegen
Wissenschaftliche Hypothesen sind ein schwer zu trennender Verhau aus Daten, Interpretation und Intuition. Wer sie von außen beurteilen will, muss sicheren Boden unter den Füßen haben. Plus: Oft ist die Faktenlage dünner als es zuerst den Anschein hat.

Auch in wissenschaftlichen Publikationen steht oft Unfug
Papers sind nicht etwa deswegen die zuverlässigste Quelle, weil immer die Wahrheit drinsteht, sondern weil ihre formale Struktur es dem Leser leichter macht, Denk- und andere Fehler zu entdecken.

Es gibt immer mehr als einen Review zum Thema
Reviews sind toll, aber nicht immer unparteiisch oder vollständig. Da sie es eigentlich sein sollten, ist ein Vergleich zwischen mehreren solcher Übersichtsartikel oft aufschlussreich.
Update: Reviews können die Meinung von Autoren wiedergeben. Siehe den Kommentar von Alex.

Wenn du nicht mindestens einmal deine Meinung über das Thema geändert hast, hast du schlecht recherchiert
Es ist alles ein bisschen komplizierter, als es am Anfang aussieht. Zusätzliche Informationen bedeuten neue Perspektiven. Wenn sich deine Perspektive auf das Thema während der Recherche nicht verändert, deutet das möglicherweise darauf hin, dass du wenig wirklich neue Informationen sammelst.

Nutze das Literaturverzeichnis. Die Autoren von Papers kennen die besten Quellen
Anstatt mühselig das Netz nach bestimmten Informationen zu durchforsten, kann man auch einfach die entsprechenden Literaturstellen aus einem Übersichtspaper verwenden. Aber Vorsicht vor selektiven Zitaten und Zitierkartellen.

Beachte die Diagramme
Wichtige Daten sind meist in Graphen visualisiert. Hier lohnt sich ein genauer Blick: Sind Achsen verkürzt? Wie groß ist die Streuung im Vergleich zum Effekt? Ein Bild sagt mehr als tausend Tabellen.

Glaube nicht an Korrelationen aus Data Mining
Die statistische Signifikanz sagt nur aus, dass die gefundene Korrelation mit geringer Wahrscheinlichkeit ein Zufallsergebnis ist. Wenn man sehr viele Daten durch den Wolf dreht, findet man notwendigerweise auch Zufallsereignisse mit geringen Wahrscheinlichkeiten. Es ist sogar sehr unwahrscheinlich, dass das nicht passiert. Derartiges Zeugs ist für die Tonne.

Konjunktive kennzeichnen interessante Aspekte
Wenn Wissenschaftler anfangen zu spekulieren, wird es spannend. Die Spekulationen von heute sind die Forschungsthemen von morgen.

Industrie-Forschung ist nicht schlechter als Universitäts-Forschung
Gerade zu technischen Fragen sind viele Publikationen im Umlauf, die in Zusammenarbeit mit der Industrie oder im Unternehmen selbst entstanden sind, oft in Form „grauer“ (nicht peer-reviewter) Literatur. Nutze sie. Diese Leute wissen was sie tun.

Relative Prozentangaben sind ohne absolute Zahlen unbrauchbar
200 Prozent von einem Billionstel ist immer noch nicht viel. Häufiger Fehler in Pressemitteilungen und journalistischen Artikeln, taucht aber auch in Publikationen regelmäßig auf.

Achte besonders auf die Daten in einem Paper, die der Schlussfolgerung der Studie widersprechen
Widersprüchliche Daten oder mögliche alternative Interpretationen gibt es immer und sollten in einer wissenschaftlichen Arbeit Erwähnung finden. Diese Abschnitte sind nicht nur informativ, sondern lassen auch Rückschlüsse auf die Qualität der Forschung zu.

Misstraue Visualisierungen von Daten, insbesondere bunten
Visualisierungen dienen dazu, bestimmte Effekte zu betonen, das heißt, übertrieben darzustellen. Gerade Falschfarbenaufnahmen bieten einen hohen Kontrast, der eine größere Differenz zwischen Parametern suggeriert als tatsächlich der Fall ist.

“Künstlerische Darstellungen” basieren zum größten Teil auf Spekulation
Sehr beliebt bei Astro-Themen Und Dinosauriern. Das Problem ist, dass sie ein oder zwei Aspekte richtig darstellen, für das Drumherum aber auf Spekulation angewiesen sind. Und das ist oft nicht einfach zu unterscheiden.

Aus den Kommentaren:

Schreibe die beteiligten Forscher an
Die meisten Wissenschaftler sind gerne bereit,  Auskunft über ihre Arbeit zu geben oder auch Papers und Abbildungen zur Verfügung zu stellen.

30 Kommentare

  1. Vorsicht bei Reviews

    …denn die müssen nicht mal offiziell unparteiisch sein. Aus den Anweisung für Autoren beim Journal of Experimental Botany: “Reviews should not be encyclopaedic, will ideally contain the author’s views…”

  2. Quellensuche

    Schon nicht schlecht. Was mir noch fehlt, ist eine Anleitung, wie man an “richtige” Inhalte herankommt und sich nicht auf Spon oder ähnliches berufen muss^^

    Ich habe da ja das direkte Anschreiben der Wissenschaftler für mich entdeckt. Funktioniert ganz prima – auch wenn manchmal etwas Geduld nötig ist, aber eine Antwort gibts immer^^

  3. Recherche

    Was vermutlich der durchschnittliche Wissenschaftsblogger als Universitätsangestellter irgendeiner Art nicht unterschätzen sollte: Ohne Universitätszugang zu Zeitschriftenartikeln ist Essig mit Recherche. Wer soll denn bitte die Preise für Artikel bezahlen, wenn er oder sie nur schnell nach weiterführenden Informationen sucht?

    Ich bin so abhängig von meinem VPN-Zugang zur Unibib, dass ich wohl ewiger Student bleibe, um als Karteileiche noch weiter von diesem Zugang zu profitieren. Anders wären Recherchen für mich nicht möglich.

  4. ?

    @chefkaspa: Wo ist denn das offensichtliche an dem angeblichen Widerspruch? Nur dadurch dass man irgendetwas als “offensichtlich” kritisiert wird die Kritik nicht konstruktiv.

  5. NICHT so viel Zeit

    Lars,

    sind dass nicht allgemeine Hinweise, die für jeden Wissenschaftsjournalisten gelten und damit eigentlich nicht Wissenschaftsblogs-spezifisch sind?

    Was mich interessiert, sind Tipps für Wissenschaftler, die über ihre Arbeit bloggen – und über die der Kollegen.

    Sollten wir Blogposts z.B. bei Bedarf mit einem “conflict of interest” versehen?

    Wichtig ist mir auch noch folgender Hinweis:
    Für Wissenschaftsblog muss NICHT so viel Zeit draufgehen, wenn Wissenschaftler über ihr eigens Thema schreiben und schlicht Zweitverwertung betreiben (Wir geht das, Tipps bitte).

    So sehr ich Wissenschaftsblogs von nichthauptberuflichen Wissenschaftlern im Einzelfall schon schätzen gelernt habe, stellt sich schon die Frage, nach deren Sinn.

    Wer wiederum Wissenschaftsblogs selbst Hauptberuflich schreibt, also Wissenschaftsjournalist ist, braucht auch eigentlich diese Regeln nicht (Wir erklären ja auch einem Bäcker nicht, wie er Brötchen backen muss, halt, doch in Berlin tun wir das gerade leider zurecht). Außerdem stellt sich dort die Frage der Bezahlung!

    Dein Beitrag suggeriert, dass unerfahrene (durchaus hochintelligente und motivierte) Menschen, ja auch mal einen Wissenschaftblog schreiben wollen. Über ein Thema, über das sie sich erstmal informieren müssen. Bitte nicht! (Es sei denn, es sind Profis s.o.)

    Ich wünsche mir gerade von einem Portal Exklusivität und eine Auswahl von Bloggern, die solche Regeln nicht brauchen.

    Diesen und zukünftigen Bloggen sollten wir allerdings sagen, warum es gerade nicht viel Zeit bedarf und Tipps für eine Zweitverwertung geben.

    PS: Bevor ich zu viele SciLogger verärgere, natürlich sind “hauptberufliche Wissenschaftler” nicht nur an der Uni zu finden. Es können Ärzte sein, Sie können in der Industrie forschen, sogar bei Pepsi oder BASF von mir aus. Oder es können Lehrer sein und und und. Jeder der eine wissenschaftliche Ausbildung genoss und heute in diesem Feld noch aktiv arbeitet (nicht unbedingt selbst forscht) würde ich natürlich einschließen.

  6. Wissenschaft = harte Fakten?

    Vieles davon sind sehr sinnvolle Tipps – ich habe aber den Eindruck, dass es schwierig wird, damit klarzukommen, wenn das Gebiet der Naturwissenschaften mit klar strukturierten Papers, einer Vorliebe für Zahlen, Statistiken und Diagramme und für klare Kausalaussagen und Mechanismen verlassen wird.

    Um nur mal zwei Aspekte aus der Soziologie zu nennen:

    – Die meisten Artikel sind schwer einzuordnen, wenn einem nicht klar ist, aus welcher Richtung sie kommen: die Soziologie ist multiparadigmatisch, d.h. es existieren sich teilweise ergänzende, teilweise widersprechende Großtheorien gleichzeitig. Teilweise werden dabei die gleichen Fachbegriffe verwendet, um unterschiedliche Dinge zu bezeichnen, teilweise wird das Rad gerne auch mal neu erfunden und anders benannt. Das macht die Bewertung der Gültigkeit und Passung von Aussagen kontextabhängig.

    – Qualitative Sozialforschung – also der Versuch, offen oder teilstandardisiert erhobene Einschätzungen, Deutungen und Narrationen zu Kategorien, Mustern, Mechanismen und Typen zusammenzufassen (und damit letztlich in kontrollierter Weise Hypothesen aufzustellen und Theoriebildung zu betreiben) ist ein derzeit in der Soziologie eher an Bedeutung gewinnendes Feld – das wichtig ist, weil nur so überhaupt irgendwie auf die gesellschaftliche Konstruktion von Bedeutungen und Weltbildern zugegriffen werden kann. Gleichzeitig liegen methodenimmanent die meisten “Wissenschaftlichkeitsindikatoren” quer zu qualitativer Sozialforschung: es gibt keine Signifikanzen, keine Effektgrößen, die Nachprüfbarkeit ist extrem eingeschränkt usw. Eine an klassischen Vorstellungen von Wissenschaftlichkeit orientiertes Beurteilungspraxis stößt hier an ihre Grenzen.

    Noch weiter abweichende Praktiken tauchen bei einer Bewegung vom naturwissenschaftlichen Paradigma in den hermeneutischen Bereich oder in das Feld der Kultur- und Geisteswissenschaften auf.

    Gleichzeitig werden diese Wissenschaften (von der Sozial- bis zur Kulturwissenschaft) umso relevanter, je mehr es sich bei dem beschriebenen Gegenstand um kulturell überformte Phänomene handelt. Die oben dargestellten Tipps eignen sich sicherlich gut, um zum Stand der Forschung in der Proteinbiologie, der Erforschung von Dinosauriern oder der Raketenantriebstechnik zu kommen. Wenn es dagegen um wirtschaftliche, politische, soziotechnische oder soziale Themen geht, können die Tipps dazu führen, dass nur ein bestimmter Bereich von Wissenschaft wahrgenommen wird – nämlich der, der versucht, naturwissenschaftliche Paradigmen umzusetzen oder zu emulieren – das heißt beispielsweise die naturwissenschaftlich orientierte Psychologie oder die mathematisch-statistisch orientierte Wirtschaftswissenschaft.

  7. Till: Das stimmt.

    Meine Tipps gelten eben nur für Themen, bei denen der “Stand der Forschung” einigermaßen eindeutig festgenagelt werden kann. Das sind die Naturwissenschaften und ein paar methodisch verwandte Bereiche.

    Über Fächer, in denen die klassische naturwissenschaftliche Methode nur eine untergeordnete Rolle spielt, kann man aber eh keine Blogbeiträge mehr schreiben, so wie ich das hier mache. Da muss man sich eine völlig andere Herangehensweise ünerlegen.

    Da hat man dann die Wahl, sich entweder innerhalb einer Großtheorie zu bewegen oder eben widersprüchliche Interpretationen gegenüberzustellen, aber wie man damit umgeht, kannst du sicher besser beurteilen als ich.

  8. Aber da wird’s interessant, oder?

    @Lars: Das verlässt jetzt etwas den Rahmen dieser Diskussion, aber genau da wird es doch auf einer Metaebene interessant: ist ein “scienceblog” ein (korrekt übersetzt) “Naturwissenschaftsblog”, oder auch ein “science- and humanitiesblog” – und wo liegen die Grenzlinien, wie überschneiden sich die Erwartungshaltungen und -praktiken, usw.

    Anders gesagt: was würde gutes Sozialwissenschaftsblogging ausmachen? Ob ich da viel zu sagen kann, weiss ich gar nicht. Idealtypisch würde ich zwei unterschiedliche Methoden, mit den oben skizzierten Problemen umzugehen, ausmachen wollen. Auf der einen Seite sowas wie “Soziologiefeuilleton”, also SoziologInnen (etc.), die (vor ihrem jeweiligen wissenschaftlichen Hintergrund) eher anekdotisch, exemplarisch, kulturell bloggen. (Oder auf eigene wiss. “Produkte” hinweisen).

    Der andere Idealtyp wäre dann sowas wie “das Blog als Mikrojournal”, also der Versuch, im Blog ernsthaft (sozial-)wissenschaftlich zu arbeiten. Dann ist allerdings der Aufwand ähnlich hoch wie für “echte” wissenschaftliche Arbeiten – aus meiner Sicht ein nicht besonders “nachhaltiges” Vorgehen.

    ((Die Debatte finde ich interessant, weil damit auch sowas angesprochen ist wie “public understanding of *social* science”, und natürlich die ganzen inter-/transdisziplinären Grenzlinien.))

    Nochmal von einer anderen Seite aus angesprochen: ich würde die These in den Raum stellen, dass Wissenschaftsblogs heute stark naturwissenschaftlich geprägt sind. Vielleicht auch, weil es einfacher ist, entsprechend zu bloggen. Aus der dadurch entstandenen Erwartungshaltung (“Wie sieht der “richtige” Blog-Beitrag in einem Scienceblog aus?”) und dem dadurch angelockten Publikum heraus ist es dann für BloggerInnen auf SciBlog-Plattformen, die diesen Erwartungen nicht genügen, besonders schwer, nicht in einem Hagel an Kritik unterzugehen.))

  9. @Sören Schewe & erz

    Eine Recherche ist (auch außerhalb eines Hochschulnetzes) heute zumindest leichter als noch vor wenigen Jahren. Open Access ist das Stichwort. Über BASE, Google Scholar oder YaCy findet man schon einiges. Mehr dazu:

    http://open-access.net/…cherche/oasuchmaschinen/

    Ansonsten gibt es auch immer noch Bibliotheken, bei denen man wichtige Artikel per Fernleihe bestellen kann, wenn sie nicht ohnehin in der Bibliothek zu bekommen sind.

    Wenn es um “Datenbanken für Außeruniversitäre” geht, dürfen Nationallizenzen natürlich nicht unerwähnt bleiben. Dabei handelt es sich um ein DFG-gefördertes Programm, dass den Zugang zu bestimmten Datenbanken erleichtern will.

    Auch bei diesem Thema ist die freundliche Bibliothekarin von nebenan sicherlich gerne behilflich. :o)

  10. Was mir noch einfällt, ist zu überprüfen, wer in einem bestimmten Gebiet am meisten zitiert wurde. Derjenige ist dann auch meistens ganz vorne im jeweiligem Forschungsgebiet dabei. Die jeweiligen Autoren sind dann aber meistens auch in den high impact journals vertreten. Wer diese dann liest, ist auf dem aktuellsten Stand.

    –> Science Citation Index

  11. @Till: Sozialwissenschaftsblogging

    Naturwissenschaft ist ein ganzes Stück einfacher, da hast du Recht.

    Die Idee vom “Mikrojournal”, also Live-Forschung im Blog, halte ich (zumindest derzeit) für schwer umsetzbar, schon aus Zeitgründen – und weil das wahrscheinlich eine für den Durchschnittsleser schwer zugängliche Form wäre. Die besten Chancen sehe ich bei teilweise methodenkundlich ausgerichteten Blogs, da hätte ein Blogger auch ordentlich Stoff.

    Was die naturwissenschaftliche Ausrichtung der Blogosphäre als solcher angeht, das ist sicher so und das wird sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern. “Wissenschaft” ist in der öffentlichen Wahrnehmung überwiegend Naturwissenschaft.

    Andererseits ist methodischer Unverstand von Laien auch bei Naturwissenschaftsblogs ein häufig wiederkehrendes Thema, da ist der Unterschied wohl nicht so groß. Als Sozial- oder Geisteswissenschaftler wird man auch nicht darum herum kommen, immer und immer wieder zu erklären, wie die eigene Wissenschaft funktioniert.

  12. Reviews

    Reviews sind meiner Erfahrung nach selten neutral, sie geben immer die Meinung bzw. die Einstellung des Autors zu seinem Forschungsfeld wieder. Wenn man das nicht vergisst, sind sie aber häufig ein guter Einstiegspunkt in ein Thema.

  13. Open Access

    Ich bin Fan frei zugänglicher Literatur, aber wenn du ausgerechnet den Stand der Forschung heraus finden willst, geht an den immer noch geschlossenen 50€ papern kein Weg vorbei. Außer dem direkten Zugriff auf die Autoren, aber nicht jeder von denen ist von Bloggeremailanfragen begeistert. Der Rapport mit einem Bibliotheksmitarbeiter ist jetzt auch nicht jedem gegeben – Verbesserung des öffentlichen Zugriffs hin oder her, ohne umfangreiche Lizenzen bleibt “state of the art” verschlossen.

    Wenn Zeit nicht drängt, ist Emailkontakt natürlich trotzdem klasse, speziell, wenn man genügend eigenen Input für einen Mehrwert des Austauschs mitbringt. Wenn Zeit nicht drängt…

  14. Anleitung zum wiss. Arbeiten

    Möchte mich einerseits Till Westermayer anschließen (was ist, wenn das Gebiet der harten Fakten verlassen wird – in den Geisteswissenschaften bzw. nicht empirisch arbeitenden Wissenschaften wird es wohl nich dünner), was die Übertragbarkeit auf Disziplinen angeht, gleichzeitig scheint mir diese Aufstellung (abzuüglich der ‘harte Fakten’-Frage) auch eine sehr gute Handreichung zu sein für erste Schritte im selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten, dass m.E. (in den Geisteswissesschaften) viel zu sehr reduziert wird auf Aspekte wie Zitierweisen und Finden von Sekundärliteratur. Am schwierigsten scheint die Hürde überwunden zu werden, selbst Fragen und Perspektiven zu entwickeln – und dafür finden sich hier einige Anregungen, merci.

  15. science writers not journalists

    Ich las gerade einen Blogbeitrag mit den Satz:

    “There are many science bloggers who are science writers but not science journalists”

    Genau diese Unterscheidung ist für mich wichtig. Daher hier nochmal ein weiterer Kommentar:

    Ein Journalist muss eine unabhängige Position beziehen. (Deine Tipps scheinen mir hierfür gedacht.)

    Daher ist es für mich wichtig, dass Journalisten bezahlt werden. Dann habe ich schlicht mehr vertrauen.

    Bei “science writers” erwarte ich Authentizität. (Das scheint mir nicht mit Deinen Tipps konform zu gehen).

    Das solche Eigeninteressen verfolgen ist für mich selbstverständlich. Trotzdem oder gerade deswegen könnte es guter Stil sein, mit einen Hinweis eines potentiellen “conflict of interest”, wie es bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen Pflicht ist, auch Blogbeiträge zu versehen.

  16. “Conflict of interest”

    Gute Frage. Ich denke das muss jeder für sich wissen. Wenn man über’s eigene Thema schreibt (habe die Frage nach der Zweitverwertung nicht vergessen), ist die eigene Befangenheit ja klar.

    Ich würde es wohl nur in Sonderfällen reinschreiben und ansonsten davon ausgehen, dass die Leser in etwa wissen, wo ich stehe.

    Übrigens sehe ich ich die Bezahlungs-Situation genau anders herum: Wir Journalisten sind ökonomisch abhängig und müssen noch andere Aspekte bedienen als nur die Erfordernisse des Themas. Deswegen wäre ich vorsichtig damit, Journalisten pauschal als glaubwürdiger zu betrachten. Die Texte, die ich persönlich als meine besten bezeichnen würde, sind fast alle Blogbeiträge.

    Ein Journalist wird ein wissenschaftliches Thema auch nur in Ausnahmefällen so recherchieren (können) wie hier skizziert. Wissenschaftliche Publikationen sind auch keine klassischen journalistischen Quellen, schon mangels Zugang, und mit dem Internet haben es viele Kollegen einfach noch nicht so. Ich zitiere da mal diesen nur wenig übertriebenen Tweet.

    Insofern richten sich meine Tipps schon primär an Blogger mit wissenschaftlichem Hintergrund. Ich gehe mal davon aus, dass auch Journalisten in Zukunft zu einem deutlich größeren Anteil so arbeiten werden, aber derzeit würde ich nicht automatisch davon ausgehen, dass Journalisten routinemäßig Literaturrecherche betreiben.

  17. Antwort im Blog

    Ich habe mal eine Antwort in einem neuen Blog versucht zu geben, da dies doch etwas vom Thema abweicht.

    Vielleicht passiert auch gerade bei mir Dein Punkt vier und ich ändere meine Meinung.
    von wegen: “… Bezahlungs-Situation genau anders herum …”

    Aber ganz verstehe ich noch nicht Deine Trennung. Würdest Du nicht sagen, dass Du auch beruflich Deinen SciLogs-Blog schreibst?

  18. 13 Tipps – fallengelassen?!

    Die Bibel (AT) wurde vor über 5000 Jahren begonnen und heute in die meisten Weltsprachen übersetzt. Immer wieder bemühten/bemühen sich Wissenschaftler…

    Hallo Herr Deistung,
    ihre üblichen ellenlangen Einlassungen ohne echten Bezug zum Beitragsthema posten Sie bitte anderswo. Ich kann sehr gut darauf verzichten.
    L.F.

  19. @ L.F.

    Gehirn & Geist 2/02 S. 17, Prof. Linke: „Viele deutsche Wissenschaftler fürchten, ihr Gesicht zu verlieren, wenn sie sich auf religiöse Fragestellungen einlassen.“ Und so scheint es immer wieder mal ein Problem zu sein. Auch hier gibt es einen Stand der Wissenschaft, denn die Themen werden in Bücher, Fernseh- und Pressebeiträgen von Wissenschaftlern behandelt. Damit entspricht es auch dem Blogtitel.
    Die 13 Punkte – sollen nur für den Blog gelten? Die Praxis findet aber „draußen“ statt. Und wenn sich die Schulwissenschaft mit der Religion/Bibel auseinandersetzt – dann ist das ohne echten Bezug? Dabei waren die fünf Beispiele sehr konkret.

  20. Sie haben meinen Beitrag – wie sonst auch immer – nur als Aufhänger benutzt um Ihr persönliches Steckenpferd zu reiten. Wenn Sie über Ihre Lieblingsthemen schreiben wollen, machen Sie nen eigenen Blog auf. Aber nicht bei mir in den Kommentaren.

  21. wie ich das mache:

    Ich browse dafür preprint server, websites von (ggf. kontaktierten)Wissenschaftlern, Tagungswebsites zu mich interessierenden Themen. Blogs sind zwar meistens nur von/für Studenten, daher von begrenztem Nutzen, aber hier, da und dort Beispiele, wie ich nach aktuellen Infos frage. Der einschränkte Zugang zu Besprechungen ist auch in studentischen blogs ein Thema.

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