Was ist mit den abgebrannten Brennstäben in Fukushima I?

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Ich war ja bis jetzt der Ansicht, dass der Nuklearunfall in Japan glimpflich ausgeht, so lange die verstärkten Reaktorhüllen dicht bleiben. Die Informationen dazu sind derzeit unklar, aber die Dinger halten einiges aus. Allerdings setzt das voraus, dass alle hochradioaktiven Materialien im Reaktor innerhalb dieser verstärkten Hülle sind, und das scheint nicht der Fall zu sein[1]. Wie nämlich diese Schnittzeichnung eines Reaktors vom Fukushima-Typ zeigt, liegt das Abklingbecken für verbrauchte Brennstäbe auf der oberen Ebene im Reaktorgebäude neben dem Deckel des Reaktors selbst.

 

Schemazeichnung eines Generation-II-BWR, angeblich Fukushima selbst. Quelle hier, Originalquelle leider unklar. Das Reaktorgebäude ist links unten, im oberen Teil erkennt man den Kran und die Abklingbecken.

Das ist ja auch sinnvoll, denn die abgebrannten Elemente hebt man mit einem Kran, der unter dem Dach des Gebäudes hängt, aus dem Reaktor und kann sie dann direkt in das Becken nebenan ablassen. Das Becken braucht man, und das ist der springende Punkt hier, weil die Brennstäbe noch eine beträchtliche Hitze erzeugen und gekühlt werden müssen. Deswegen hat auch das Abklingbecken einen Kühlkreislauf, damit das Wasser nicht verdampft.

Die Kühlung ist in Fukushima nun aber ausgefallen. Es ist nicht ganz klar, ob das auch für die Abklingbecken galt, aber die Explosionsschäden in den oberen Teilen der Reaktoren 1 und 3 deuten darauf hin[2], dass die Becken dort jetzt mindestens beschädigt und zur Außenwelt offen sind.

Screenshot des durch eine Knallgasexplosion beschädigten Reaktorgebäudes Fukushima Daiichi 1.

Die abgebrannten Brennstäbe erzeugen so viel Hitze, dass sie das Wasser im Becken ohne Kühlung verdampfen lassen und – einmal an der Luft – die Zirkonlegierung ihrer Hüllen Feuer fangen kann. Möglicherweise[3] ist das die Ursache für den Brand im stillgelegten Reaktor 4 (dank an cohen für den Link). Ich wüsste sonst nicht, was da spontan Feuer fangen sollte. Es würde auch die hohen Strahlenwerte erklären – brennender Atommüll kann beträchtliche Mengen Radionuklide freisetzen, wie wir in Tschernobyl gesehen haben.

Eventuell erklären die Abklingbecken auch, woher der Wasserstoff kam, der in den Reaktoren 1 und 3 explodiert ist[4]. Wasserstoff kann nämlich – so weit ich das der Literatur entnehmen kann – auch in teilweise trockengefallenen Abklingbecken entstehen. Wie das Bild des beschädigten Reaktorgebäude zeigt, ist dort jedenfalls genau der obere Teil des Gebäudes explodiert, in dem laut Diagramm das Abklingbecken liegt.

Bleiben zwei Fragen: Lagerte ausgebrannter Brennstoff in den Abklingbecken der laufenden Reaktoren, und wenn ja wieviel? Und in welchem Zustand sind dann diese Abfälle nach den Explosionen?
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[1] Spekulation

[2] Spekulation 

[3] Spekulation 

[4] Spekulation 

68 Kommentare

  1. Das ist aus einem Blog bei Nature:

    http://blogs.nature.com/…_radiation_release.html

    According to NHK, a fire was reported at 9:38 am on the fourth floor of reactor #4. Unit 4 has been shutdown since before the accident, so the cause of the fire was not the core. Workers who went to extinguish the blaze found that old fuel rods, which are kept on site, had overheated and were partially exposed. Spent fuel rods generate heat through decay, and although they are unlikely to meltdown, they can still generate hydrogen—the likely cause of the blast at unit 4.

    Even as the morning’s events unfolded radiation levels were on the rise. According to Chief Cabinet Secretary Yukio Edano, rates of 400 mSv per hour have been detected around unit #3 and 100 mSv/hour have been seen around unit 4. 100 mSv is the threshold at which serious health effects such as cancer, radiation sickness, and temporary sterilization come into play. A dose of 10,000 mSv is generally fatal (more on exposure later).

  2. Wasserstoff

    die thermische Dissotiation von Wasser beginnt, ohne Zusätze, erst bei ca. 1700°C. Ich halte es für schwer vorstellbar, daß in einem nach oben offenen Abklingbecken diese Temperatur herrschen kann, vorher wäre notwendigerweise alles flüssige Wasser verdampft. Der Wasserstoff kann, meiner Laienmeinung nach, nur im eigentlichen Reaktor entstanden sein, wo Wasserdampf unter hohem Druck derart hohe Temperaturen erreichen konnte.

  3. @ Jakobs

    Die Brennstäbe bestehen aus einer Zirconium-Legierung. Ab 900 °C kann dabei schon Wasserstoff entstehen.

  4. Wasserstoff

    Woher dieser Wasserstoff stammt, frage ich mich auch seit Tagen. Ein Zirconiumbrand klingt aber plausibel (http://de.wikipedia.org/…ium#Sicherheitshinweise). Wieviel Wasserstoff entsteht bei der Reaktion? Reicht das tatsächlich aus, dass die Wasserstoffkonzentration unter der Reaktorkuppel kritische Werte für eine Knallgasreaktion erreicht? Theoretisch müsste sich daraus ja berechnen lassen, wieviele Brennstab-Ummantelungen bereits in Brand geraten sind.

  5. Schemazeichnung eines Generation-II-BWR

    Drei Reaktorbloecke sind von General Electric, d.h. beim Hersteller findet sich auch besagtes Bild:

    http://www.gepower.com/…en/new_reactors/abwr.htm

    bzw. direkt hier mit Beschreibung:
    http://www.gepower.com/…downloads/abwr_plant.pdf

    Man beachte den fehlenden Turm, sowie, dass es als ABWR bezeichnet wird wird, also eine neuere Generation darstellen soll. Ich habe es nicht en detail ueberprueft, aber es scheint sehr viel identisch zu sein. (bis auf den blauen Turm)

  6. Wasserstoff

    Der Wasserstoff entsteht so:
    Zr + 2 H2O -> ZrO2 + 2 H2

    Die Oxidation von Zirkonium setzt so ab 1000 C ein. Block 4 befand sich in regulärer Generalinspektion. Dabei werden auch Umladungen durchgeführt. 1/3 der Brennelemente werden ins Abklingbecken verlagert (aus dem Zentrum). Die restlichen BE rücken ins zentrum nach und aussen kommen neue BE zum Einsatz.
    Meine Vermutung:
    Im Abklingbecken befanden sich sicher frisch ausgelagerte BE, so dass bei Ausfall der Kühlung da schon mal an der Oberfläche H2 auftauchen kann. Und das kann auch abfackeln.

    G.Heim

  7. Japanische Atomaufsichtsbehörde

    “Ich war ja bis jetzt der Ansicht, dass der Nuklearunfall in Japan glimpflich ausgeht, so lange die verstärkten Reaktorhüllen dicht bleiben. Die Informationen dazu sind derzeit unklar…”

    Die Kontrolle des betroffenen Reaktors unterliegt der NISA (Nuclear and Industrial Safety Agency), sie arbeitet auch Notfallpläne aus:
    http://www.nisa.meti.go.jp/english/index.html

  8. Schema der Reaktoren

    Wie ich in http://cms.tinloaf.de/de/node/13
    schreibe, ist das Containment der Fukushima-I-Reaktoren wohl ein “Containment Mark I” (gebaut von GE). Ein Dokument, das das erklärt, gibt es (von der Universität Illinois) hier: https://netfiles.uiuc.edu/mragheb/www/NPRE%20457%20CSE%20462%20Safety%20Analysis%20of%20Nuclear%20Reactor%20Systems/Containment%20Structures.pdf

    Auf Seite 16, Figure 20 (die untere Zeichnung), ist genau so ein Containment aufgezeichnet. Da sieht man IMHO recht deutlich, dass deren Ablinkbecken wirklich direkt da oben unter dem Teil ist, der bei den Explosionen weggeflogen ist…

  9. Abklingbecken Block 4

    Bei der letzten, gerade laufenden, Generalinspektion wurden ALLE Brennelemente des Blockes 4 ins Abklingbecken gestellt.

    Da die Kühlung nicht mehr gewährleistet ist, ist dieses AKB als erstes trocken gelaufen.
    Die Situationen im Abklingbecken Block 3 ist ebenso Kritisch. Block 5 und 6 melden ebenfalls steigende Temperaturen.

    Quelle:
    http://www.jaif.or.jp/…ENGNEWS01_1300273535P.pdf

    G.Heim

  10. Abklingbecken

    Weiß jemand warum die Aklingbecken ganz oben angebracht sind? Ich finde das eigentlich nicht naheliegend. Schon alleib falls sie ein Loch bekommen sollten.

  11. Wasserstoff

    @Karl Urban ohne Experte zu sein denke ich schon. Zirkonium verbrennt zu Zirkoniumdioxid. Also bindet jedes Zirkoniumatom 2 Sauerstoffatome. Entsprechen werden 4 Wasserstoffatome bzw, 2 H2-Moleküle frei.
    Na ja, und wieviel das ergiebt hängt dann von der Menge des oxidierenden Zirkoniums ab…

  12. Theorie zur Rekritikalität

    Inzwischen hat ein Herr Laurence Williams, ein britischer Wissenschaftler, eine Theorie aufgestellt, nach der es infolge eines Schmelzens gelagerter abgebrannter Brennelemente und nachfolgendem Zufügen von Wasser zu einer Rekritikalität kommen können soll. Das klingt mir erst einmal nach einer von diesen Theorien, die es in Zeiten wie diesen im Dutzend billiger gibt, weiß jemand darüber mehr?

    http://www.bbc.co.uk/…ience-environment-12762608

  13. @Michael Khan

    Bei aller Liebe, aber diesen Artikel kann ich nicht ernst nehmen. Wer die weiße Dampfwolke über den Reaktor sieht und sich dann noch fragt, wo denn das Wasser aus den Abklingbecken geblieben sein mag, der hat wohl schon in der Grundschule im Sachkundeunterricht geschlafen.

    Ich würde dem Autor dieses Artikels nicht zutrauen, dass er dem Wissenschaftler brauchbare Fragen gestellt und die Antworten dann auch verstanden hat.

  14. Wieso “abgebrannt”?

    Es hieß, Reaktor 4 sei entladen worden, d.h. die Brennstäbe können sich auch zur Zwischenlagerung im Becken befinden. Dann ist das Szenario, das Laurence Williams lt. BBC (Post von Michael Khan) vorstellt, nicht ganz unwahrscheinlich.

    Und was anderes, als explodierender Wasserstoff aus einer Zirkonium-Reakton bei 900 – 1000° soll den Reaktor dermaßen zerstört haben?!

    Doch oberhalb 1200° geht das Reaktionsprodukt, Zirconiumoxid, von der monoklinen in die tetragonale Phase über, unter sprunghafter Zunahme des Volumens, vulgo: Es zerspringt. Die Reaktionsprodukte in den Brennstäben werden frei.

    Die Frage nach der Rekritikalität wäre dann – falls ich es richtig verstanden habe? – die Frage, ob die Reaktionsprodukte aus dem Restzerfall genug langsame Neutronen bereitstellen können, um auch ohne Moderation einen Kernbrand zu unterhalten.

  15. korrektur & ergänzung

    sorry für mein laienhaftes Posting, aber ihr Experten habt euch hier auch nicht eben bekleckert:

    Zwischen der ersten und zweiten Oxidationsstufe beginnt der Zirconiummantel zu brennen, teilen US-Wissenschaftler Experimente zitierend, mit.
    http://www.osti.gov/…B0F963?purl=/992638-q7RVUS/

  16. @TomGard

    “Die Frage nach der Rekritikalität wäre dann – falls ich es richtig verstanden habe? – die Frage, ob die Reaktionsprodukte aus dem Restzerfall genug langsame Neutronen bereitstellen können, um auch ohne Moderation einen Kernbrand zu unterhalten.”

    Ohne Moderator (z.B. Wasser) nicht. Und die Neutronen kommen höchstens aus dem Spontanzerfall (U238 am Wahrscheinlichsten, aber egal woger, sie sind zu energiereich und tauchen auch sehr selten auf s. Spontanzerfall in Wikipedia)

    G.Heim

  17. eigene Meinung

    Ich beobachte und kommentiere hier mehrere Blogs parallel und versuche mit sachlichen Fakten etwas Klarheit in die Situation um das AKW Fukushima zu bringen.
    Langsam komme ich aber auch an meine Belastungsgrenze, deshalb sorry wenn ich nicht immer gleich auf alle Fragen antworten konnte und kann.
    Ich werde aber weiter versuchen, sachliche Fragen nach bestem Wissen (leider ist das auch schon ein paar Jahre alt) zu beantworten.

    Ja, ich bin für Kernenergie, weil sie für mich eine Technologie wie jede andere ist. Sie birgt Gefahren, aber sie ist nach meiner Meinung beherrschbar.

    Vor allem aber stört mich die hohe Emotionalität der Argumentation.
    Man wird schon mal als DUMM bezeichnet wenn man Fakten präsentiert und im Endeffekt wird die “braune Keule” geschwungen.
    (Ein Kommentator schrieb in Entgegnung zu einem meiner Beiträge: “Muss ich Sie wirklich daran erinnern, dass “sachliche Fakten” alleine sowohl praktisch belanglos bis sogar Wahrheits- und Fakten-verzerrend sein können? Beispiel gefällig: “In Sachsenhausen sind weniger Menschen umgekommen als jährlich durch Verkehrsunfälle sterben” Insofern bitte ich doch um nochmaliges Hinterfragen, ob Sie hier “Fakten” in derartigem Kontext stehen lassen wollen.”).

    Ich ignoriere so etwas in der Regel, aber manchmal überkommen mich bei so was auch Gewaltphantasien.
    Die Diskussion ist so von den Medien aufgeheizt, das die sachliche Ebene in den Hintergrund gedrängt wird.
    Journalisten recherchieren kaum noch, sondern reichern Meldungen anderer Agenturen um Vermutungen an. Es läuft fast wie bei der “stillen Post”: Vermutlich…, Wir haben gehört.., Es wird berichtet… usw. usf.

    Heute früh im Morgenmagazin hat es mich fast zum Schreikrampf getrieben:
    “Die Arbeiter in Fukushima Helden? Na ja, wir können die Gesichter nicht zuordnen.
    Es könnte sein, das sich da mehrere andere in Schutzräumen befinden und die immer ausgetauscht werden.
    Und überhaupt, da wird versucht von Hubschraubern Wasser abzuwerfen. Wie weit soll die Groteske noch getrieben werden.
    Wir werden Tokio verlassen. Da man ja nicht weiß welche Radioaktivität auf die Stadt niedergehen wird und in der auftretenden Massenpanik das schnelle Verlassen der Stadt unmöglich seinen kann.
    Wir haben eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitern.”

    Oh Mann, natürlich sind die Arbeiter in Fukushima Helden. Sie gehen an ihre psychischen und physischen Grenzen! Und hoffentlich werden sie ständig ausgetauscht, wie es auch in Tschernobyl war.
    Zitat: “Das war aber in einer Diktatur, da wurden Hunderttausende dazu gezwungen.”
    Ich kenne die Russen und die machen das, wie auch jetzt die Japaner freiwillig!!

    Es k… mich an solche Kommentare zu hören. Das ist auch für mich, der mit den Arbeitern vor Ort mitfiebert und hofft, dass sie alles in den Griff bekommen, ein Schlag ins Gesicht.
    Außerdem ist das beleidigend.
    Nur die deutschen Journalisten (uns auch Politiker aller Couleur!) sind allwissend! Alle anderen sind dumm, ignorant usw.
    Es wird Zeit, dass wir uns mal endlich wieder auf eine progressive Streitkultur besinnen und der, welcher eine eigene Meinung vertritt, nicht ins Abseits gestellt wird (Sarrazin lässt grüßen).

    Weil es hier in den Wissenslogs erstaunlich sachlich zu geht, poste ich hier auch meine Kommentare. Ich hoffe damit etwas für eine positive Grundstimmung zu tun.
    Die Japaner brauchen jetzt vor allem unsere emotionale Unterstützung und nicht Politikergetöse.

    Auch finanzielle Hilfe für die Opfer wäre gut.
    Vieleicht helfen auch ein paar Spenden. Nähere Infos hier:
    http://www.de.emb-japan.go.jp/…10317spenden.html

    G.Heim

    PS: ich werde diesen Beitrag auch noch in anderen Blogs hier posten. Ich hoffe damit etwas mehr Sachlichkeit in die Diskussionen bringen zu können.
    Lest und hört zu und bildet euch eure eigene Meinung!

    “Hinter der Trommel her
    Trotten dir Kälber
    Das Fell für die Trommel
    Liefern sie selber.” (Brecht)

    Der Hinz und der Kunz sind rechte Toren: Lauschen offenen Munds, statt mit offenen Ohren! (E. Kästner)

  18. @G. Heim

    Falls Sie Interesse haben, bei mir im Blog einen Gastbeitrag zum Thema zu schreiben, bitte Mail von Ihrer bei Ihren Posts angegebenen Mailadresse (zur Identifikation) an redaktion@scilogs.de. Ich würde mich freuen.

    @all:
    Soweit ich die Sache mit der Kritikalität verstehe, sind die Brennstäbe aus Kostengründen enger gelagert worden als üblich und zum Ausgleich war Bor im Wasser. Wenn jetzt das Bor-haltige Wasser durch reines Wasser ersetzt wird, hätte man den gleichen Moderator-Effekt wie im Reaktor und eine Kettenreaktion könnte einsetzen.

    Das klingt erstmal einigermaßen plausibel, aber wirklich beurteilen kann ich das nicht.

  19. Ich freue mich über G.Heims Appell. Er ist nämlich genau richtig hier bei Lars Fischer, der ebenso schon mehrere Jahre durch seinen Stil überzeugt.
    http://en.wikipedia.org/…ima_I_nuclear_accidents
    Ausgesprochen ausführliche Informationssammlung, wobei die zahlreichen Verlinkungen nicht immer hochwertig sind.

  20. @ Lars Fischer

    würden sie mir vielleicht Blog/Newsempfehlungen ausserhalb scilogs geben? Wo informieren Sie sich? Ich nehme an Sie bevorzugen auch “sachlichere” Informationsquellen wie ich.

  21. @Lars Fischer

    Ernsthaft jetzt? Es könnte unter Umständen wieder eine Kettenreaktion starten. Das schockiert mich aber jetzt schon ein wenig. Was würde das denn bedeuten?

  22. Kettenreaktion

    “Ernsthaft jetzt? Es könnte unter Umständen wieder eine Kettenreaktion starten. Das schockiert mich aber jetzt schon ein wenig. Was würde das denn bedeuten?”

    Das würde, wenn es denn so ist, zu einem starken Anstieg der Radioaktivität und der Wärmeentwicklung führen. Das ist sicher kein besonders wünschenswertes Szenario. Aber vermutlich weniger kritisch, als wenn man die Brennstäbe nicht kühlt.

    Man muss hier strickt zwischen dem Austritt von Strahlung und dem von radioaktiver Materie unterscheiden. Wenn man unter dem Risiko, dass es für eine begrenzte Zeit zu erhöhter Radioaktivität im Kraftwerk kommt, eine Kontaminierung der Umwelt vermeidet. Dann ist das bei weitem das kleinere Übel.

    So zumindest mein Einschätzung als Physiker.

  23. @Anton Maier

    Ich benutze sehr unterschiedliche Quellen. Eine Sammlung guter Wissenschaftsblogs in mehreren Sprachen finden Sie unter researchblogging.org, speziell bei den Scienceblogs schreiben einige sehr gute Leute. Auf DailyKos gibt es einige Autoren mit technischem Spezialwissen aus verschiedenen Industrien, für Energiefragen kann man auf The Oil Drum gucken. Nachrichten aus klassischen Quellen bekomme ich über meinen Twitter-Feed, regelmäßig les ich da nur Zeit Online.

    Ich prüfe aber häufig nach ob sich bestimmte Informationen unabhängig verifizieren lassen, meistens mit Google Scholar.

  24. @ Lars Fischer

    Um ehrlich zu sein bin ich ziemlich frustriert in Bezug auf die Medienlandschaft. Früher dachte ich, dass Spiegel, Zeit etc. verlässliche Zeitungen sind. Wenn es um das Berufsbild des (Spitzen-)Journalisten geht wird immer Ehrgeiz, Fleiß und Unbestechlichkeit in Erinnerung gerufen und eben diese Zeitungen würden auch den passenden Background geben usw. usf…..
    Je älter ich werde (23 Jahre mittlerweile) muss ich eingestehen, dass die Zeitungen nicht mal ihren eigenen Ansprüchen genügen. Beispiele gibt es viele, die auch hier auf Scilogs besprochen wurden. Wenn man der Meinung ist, dass Wissenschaftsjournalismus in den etablierten Medien noch heranreifen muss, muss ich leider enttäuschen. Gleiches gilt nämlich auch für klassische Themen:

    http://www.zeit.de/…eisteswissenschaftler?page=1

    Da darf man auf Seite 3 als letzten Satz folgendes lesen:
    “Bedenklich jedoch ist, dass die künftige intellektuelle Elite unseres Landes aus einer Generation verunsicherter Geisteswissenschaftler besteht, der die Angst vor dem sozialen Abstieg tief in den Knochen sitzt.”

    Die Autorin (ausgesprochen gut ausgebildet, wie man in ihrem Lebenslauf bei xing nachlesen darf) unterstellt hier tatsächlich, dass die intellektuelle Elite aus Geisteswissenschaftlern besteht, um ihren Artikel mit einer Schlusspointe weiter zu dramatisieren.
    Man stelle sich nur vor ein Physiker hätte sich hingestellt und in einem Artikel besagter Blätter behauptet Naturwissenschaften/Sciences seien die Elite der Gesellschaft. Der Aufschrei wäre riesengroß gewesen und in Rundfunk und Print thematisiert worden.

    Ich frage mich halt was man dagegen tun kann außer seine eigene Medienauswahl besser zu treffen.

  25. @Anton Maier:

    Ich hab den Artikel vor einiger Zeit bereits auf Academics gelesen, und offen gesagt, er trifft es doch ziemlich.
    http://www.academics.de/…leben_praegt_44358.html
    er beschreibt ziemlich Sachlich, die Situation in der Wissenschaft. Ob Geisteswissenschaft zur Elite gehört, kann man ja geteilter Meinung sein, aber dennoch berschreibt es den Zustand, in dem sich Jungakademiker immer befinden, und das nicht nur, bei der geisteswisseschaften, sondern ebenso in den Naturwissenschaften. Der Akademische Mittelbau wird doch nur noch verarscht..

  26. @ mathias

    ich möchte dir nicht widersprechen, der Artikel ist sicher richtig, wenn auch kein neues Problem und die Autorin stützt sich konkret auf eine wissenschaftliche Arbeit. Das Problem ist, dass der Fehler sicher kein Versehen war, sondern ein Kompromiss aus dramatischen Gründen. Das ist der gleiche Grund aus dem Spiegel TV einen Frankfurter Chemieprofessor im fernsehen erklären lässt, dass das LHC unwiderbringlich zu einem schwarzen Loch führen wird. Die Leute sind durchaus fähig, das zu recherchieren und ich mutmaße, dass sie genau wissen was sie da tun. Diese Dinge sind soo einfach zu recherchieren, dass sie einem förmlich auf die Nase gebunden werden.
    Das ist FAIL aus Kalkül, genauso wie es die BILDzeitung auch macht.
    Wer bessere Beispiele sucht, sollte auf bildblog.de gehen, wo mittlerweile nicht nur Bildstorys zu ende recherchiert und richtiggestellt werden.

  27. Lars Fischer, G.Heim

    Wenn die Tepco die Befürchtung, sowohl Brennstäbe in den Abklingbecken als auch in den Reaktoren könnten wieder kritisch werden, erneuert und betont, wenn Japan überdies satte 150 to Borsäure in Korea und Frankreich bestellt, dann schließe ich, daß in diesem Strang unHeimliche “wissenschaftliche” Desinformation verbreitet und geduldet wird – wenn auch vermutlich nicht bösartig, sondern aus vorsätzlicher, interesssierter Ignoranz.
    http://www.nytimes.com/…html?pagewanted=1&hp

    Unterdessen wurden im 30 Km Radius Hot Spots mit max. 170 Microsievert/h gefunden, das entspricht dem 1000 fachen Level der Grundstrahlung und akkumuliert binnen 7 Std. zur erlaubten technischen Jahresdosis für “Zivilisten” von 1 Millisievert.

    Wer da noch herkommt und sich über “Dramatisierungen” beschwert, wer da das Attribut “glimpflich” nicht zurück nimmt, ist ein Zyniker im Auftrag von menschenschindenden Geldschneidern, aber kein “Wissenschaftler”.

    Unterdessen ist bekannt geworden, daß den Reaktoren von GE die Betriebserlaubnis durch gefakte Tests des Emergency Core Cooling Systems erschlichen wurde und – das ist der Oberhammer – keine Risikovorsorge gegen Tsunamis getroffen waren. Spätestens nach den pazifischen Tsunamis von 2004 und 2007 hätten die Reaktoren stillgelegt werden müssen.

    Freilich, wenn ein “Experte” behauptet hätte, Tsunamis wären im Design der Reaktoren nicht vorgesehen, wäre er in der Branche unrettbar lächerlich gemacht, gefeuert, geächtet, mundtot gemacht worden – mit ähnlichen Argumenten, wie Du, Lars, sie hier im Blog unwidersprochen stehen läßt.

    Quellen:
    http://www.waltpatterson.org/runawayreactors.pdf

    http://www.welt.de/…chwere-Planungspanne-zu.html

  28. update1

    Zum Abklingbecken im Reaktor 4
    Die letzte Temperaturmessung vom 13.(!) verzeichnete 84°. Normaltemp.: max 25°.
    Die Temperaturerhöhung wurde also binnen max.48 Std Kühlungsausfall erreicht. Beschädigung des Gebäudes nach Explosion in Einheit 3 am 14. Brand in Einheit 4, vermutlich im Becken, am 15., Reaktorgebäude unzugänglich.
    Tepco behauptete nach dem 15., es sei noch Kühlmittel im Becken, gab noch am 17. die Temperaturmessung vom 13. als “Status” aus.
    US-Atombehörde behauptete im Gegensatz dazu, das Becken sei trocken, ohne sich auf die Messungen der Drohne zu berufen, die Fukushima I inzwischen gescannt hatte. Zwischenzeitlich enthüllte Tepco unabsichtlich seine Lüge mit der Info, man könne mangels Zugang nicht ermitteln, ob die in den Spitzen letalen Strahlungswerte durch Einheit 4 oder die Beschädigung des Reaktordruckgefäßes 3 (mit Mox-Brennstäben!) verursacht seien.
    Heute meldet die IAEA fortgesetzte spontane Rauch(Dampf?)emissionen (also ohne Wassereinwirkung) aus Reaktor 4.
    Schluß: Partielle Kernschmelze im Abklingbecken ist gesichert.
    Spekulation: Wg. unsachgemäßer Lagerung ist eine Rekritikalität stark zu befürchten, wenn nicht bereits im Gang. Moderator könnten z.b. Borsalze aus dem verdampfen Kühlmittel sein, wenngleich drastisch weniger wirksam, als Wasser. Die Sprühaktion, als “Erfolg” ausgegeben, “weil getroffen” (es hat gedampft, muharhar) könnte kontraindiziert gewesen sein.
    http://www.iaea.org/…r/news/tsunamiupdate01.html

  29. update 2

    Reaktor 3
    Der Explosionsverlauf am 15.3. war deutlich verschieden von den Absprengungen des oberen Viertels der Betonverkleidungen bei Reaktor 1 und 2. Die Farbe der Explosionswolke zeigte einen sichtlich höheren Anteil von Rauch und Staub im Verhältnis zum Dampf, das Stahlgerüst wurde flächig zerstört und zig-Tonnen schwere Bruchstücke auf Werte beschleunigt, die sie auf mindestens 2-fache Gebäudehöhe aufsteigen ließ. Letzteres ist umso verdächtiger, als im Falle einer Wasserstoffexplosion der Beschleunigungsweg der Bruchstücke nur wenige dutzend Zentimeter betragen hätte.
    Das ist kein Beweis, und etliche Blogger haben das Phänomen auf konstruktive Unterschiede geschoben, aber es ist offenkundig verlogen, von der Hand zu weisen, daß eine Absprengung des Druckgefäßdeckels den Explosionsverlauf verursachte.
    Heute meldete die IAEA spontane Dampfemissionen von Reaktor 2, Pressemeldungen berichten dasselbe von Reaktor 3.
    Für Kühlversuche beider Reaktoren wählte die IAEA die mehrdeutige Formulierung:
    “Efforts to pump seawater into the reactor core are continuing.”

    Die österreichische Zentralanstalt für Metereologie und Geodynamik veröffentlicht ausschnittsweise Messergebnisse der CTBTO-Messstationen (Überwachung militärischer Atomversuche).
    Im Gegensatz zur NYT, die behauptete, die CTBTO – Messungen gäben keinen Anlaß zu der Vermutung, es sei zu umfangreichen Kernschmelzen + Emissionen aus ihnen gekommen (wir wissen schon, daß das nicht stimmen kann!), spricht die ZAMG von zwei noch nicht ausgewerteten Messungen aus Takasaki/Gunma und Petropavlovsk (russische Kurilen) vom 15.3., d.h, nur einen Tag nach den kritischen Ereignissen in Reaktor 4 und 3 und noch vor der Explosion in Reaktor 2. Dennoch erwähnt die ZAMG “zahlreiche verschiedene Radionukleide, darunter Ba-140” in den japanischen Detektoren, ein klares Anzeichen für eine Kernschmelze in Reaktor 1, evtl. schon Reaktor 3 (Mox!)

    Und warum gibt es seit 3 Tagen keine Messergebnisse aus diesen Stationen? Warum nur?
    http://www.zamg.ac.at/…l=ZAMG_2011-03-18GMT09:52

    Noch ein Nachtrag zu meinem ersten Posting. Die Testversuche des ECCS bei GE – Siedewasserreaktoren ließen vermuten, daß die Notkühlung eines überhitzten Kerns von oben, durch Hinzufügen von Sprühwasser, statt – wie bei fortgeschrittener Bauweise, durch Injektion von unten – ab einem gewissen Stadium ganz oder fast wirkungslos bleiben könnte, weil sie die Bildung von Gasmantel – Konvektionen um die Brennstäbe nicht unterbricht.
    (Möglicherweise sogar nährt? spekuliere ich nach simplen Versuchen mit Herdplatten und Tauchsiedern …)

  30. Auf ein Letztes

    (Ich komm mir vor, wie “Wolzow” – aus dem wkII-Roman “abenteuer des werner holt – der aus den gefäkten und geschönten Heeresmeldungen des Führerhauptquartiers Steinchen für Steinchen ein einigermaßen plausibles Bild der desolaten Lage rekonstruiert)

    Nicht aus anderer Quelle bestätigen konnte ich folgende Formulierung im heutigen “Standard” (9:05):
    “Wie der Fernsehsender NHK berichtete, soll die Aktion noch mehrere Stunden weitergehen. Am Ende würden dann 1.260 Tonnen Wasser auf Reaktor 3 entladen sein. Das helfe, die Temperatur zu senken und zu verhindern, dass radioaktive Strahlung nach draußen gelange. Auch Reaktor 4 solle in Kürze von außen mit Wasser gekühlt werden, sagte Edano. Das Kühlen von außen ist aber nur eine vorübergehende Lösung.”
    http://derstandard.at/…-verstrahlte-Lebensmittel
    Der Text spricht hoffentlich für sich, ich notiere nur: die IAEA verbreitete folglich heut (siehe link in update 1) wissentlich Lügen.

    Deutlich auch folgende Meldung der BBC:

    “The US Defense Department is preparing to dispatch an expert team trained to operate in areas contaminated with radiation, should the situation deteriorate at the Fukushima nuclear power plant, Yomiuri reports.”

    Die rechnen folglich noch immer mit einem großen “blast”, wenn man unterstellt, das berüchtigte “China-Syndrom” drohe nicht. Was plausibel ist, denn die katastrophale Kernsschmelze in Tschernobyl ließ sich mit Stickstoff-Kühlung aufhalten, in Fukushima hingegen sind in den Reaktoren nur noch 3-4 MW Restwärme zu handeln.

  31. Tom Gard, naja der Beitrag ist vom 15., wo die Lage noch etwas überschauberer war, seit dem ist alles nur noch komplizierter geworden und da kommt man auch an seine Grenzen. Schließlich ist Lars Fischer kein Nukleartechniker, da weiter zu updaten wäre anmaßend.

  32. @TomGard

    “Ich komm mir vor, wie “Wolzow” – aus dem wkII-Roman “abenteuer des werner holt – der aus den gefäkten und geschönten Heeresmeldungen des Führerhauptquartiers Steinchen für Steinchen ein einigermaßen plausibles Bild der desolaten Lage rekonstruiert”

    Also ich würde doch den Vergleich mit Gilbert Wolzow vermeiden. Als Mitgleid einer “Kriegerkaste”, Militaristen seit Generationen, der ausgezeichnet über die wahren Fakten durch die Tagebücher seines Vaters und die Berichte seines Onkels, des Generals, informiert war (auch über die Wesenszüge der Manipulation der Öffentlichkeit) war es für ihn ein leichtes, sich ein militärisches Bild der tatsächlichen Frontlage zu bauen. Wesentlich interessanter ist der Desilosionierungsprozess von Holt und Gomulka, die erst durch direkte Konfrontation mit der Wirklichkeit festgestellt haben, wie weit die Manipulation der Bevölkerung durch angewandte Psychologie ging.
    Das Verknüpfen negativer Bilder mit anderen Assoziationen (“Untermenschen” Cover mit ausgemergelten KZ Häftlingen), die negative Darstellung der Leistung anderer (“die werfen nur noch Kranke und Greise gegen uns an die Front”) u.ä. ist eine Propagandaform der übelsten Art. Dieses und das Erzeugen “moralischen” Drucks durch willige Mitläufer (Ziesche, Branstner) bringen selbst gebildete Menschen (holt, Gomulka) dazu, ihre eigene Meinung einer Massenmeinung unterzuordnen. Gefolgt von persönlichen Diffamierungen erzeugt das ein Klima des massenpsychologischen Duckmäusertums. Mobbing ist eine starke Waffe, vor allem in den Händen der mobbenden, um unter dem Deckmantel der “political correctness” eine Gleichschaltung aller zu erziehlen und ihre eigentlichen Interessen (Macht und Einfluß) zu erziehlen.

    zu den “verstrahlten” (besser radioaktiv belasteten) Lebensmitteln:

    ·Reports were made by the related authorities that radiation exceeding the government-set radiation level was detected from the sampled milk in Fukushima Prefecture and the 6 samples of spinach in neighboring Ibaraki Prefecture. The limits are stipulated as provisional regulation values under the national Food Sanitation Law.
    ·At the Ministry of Health, Labor and Welfare and the Prefectural governments, monitoring and analysis will be conducted on the detected samples identifying where the food were collected and bound to be shipped. The national government will consider on taking necessary actions including ban on the product shipment and/or setting limits to the food intake, on assumption that these radiation detections are associated with the Fukushima NPS.
    ·These radiation limits have been set in accordance with International Committee on Radiation Protection’s recommendations. The limits are provisional regulation values based on the amount of food concerned in case that these would be continued to taken in all through one’s life. The radiation measured from the samples pose no immediate threat to health. For reference, the radiation detected in the milk, even if taken in all through a year, is just equivalent to radiation dose of one-time conduct of CT scanning. The radiation detected from the spinach is equivalent to one-fifth of one-time CT scanning.
    ·The point where the milk was collected in the Fukushima Prefecture is more 30km distance from the Fukushima #1 NPS. The radiation-detected spinach was collected in Ibaraki Prefecture, neighboring to the south of the Fukushima Prefecture. The prefectural boundary is 65 km distant from the NPS.

    oder auch hier:
    http://www.world-nuclear-news.org/…-1903114.html

    Ich würde erst mal die Analysen abwarten und dann Schlußfolgerungen ziehen.

    zum “großen Blast” : http://www.world-nuclear-news.org/…-1803114.html

    Ich finde jegliche Vergleiche mit Tschernobyl sollten langsam unterlassen werden, Harrisburg (TMI) wäre da viel angebrachter. Vor allem, da sich das auch mit der INES Einstufung deckt.
    Ansonsten kommt man schnell in die Gefahr, ein vorhandenes, schreckliches Bild in nichtzulässiger Weise zu verknüpfen.

    G.Heim

  33. @TomGard

    Übrigens, wirklich gut recherchiert. Wenn sich unsere Jounalisten auch mal daran halten würden.
    Aber ich bitte in der Chronologie auch die vor Ort unklare Situation zu berücksichtigen.
    Ich unterstelle den Japanern nicht, die Situaltion a) zu verschleiern oder b) zu verharmlosen. Internationale und auch nationale staatliche Organisationen neigen häufig dazu, vorschnelle Reaktionen zu tätigen, um die Öffentlichkeit zu “beruhigen”. Das ist eine Form der Propaganda zu der fast alle, von öffentlichen Mitteln abhängige Stellen neigen. Leider bewirkt das oft das Gegenteil.

    In vielen Fakten gehe ich mit Ihnen Konform. (Bloß nicht mit “Werner Holt”!! 😉 )

    G.Heim

  34. Was halten die Experten von folgendem Vorschlag Ukrainischer Nukleartechniker, Zinn in den Reaktor zu blasen und so eine eigenständige Konvektionskühlung zu ermöglichen?

    findet man hier in der vorletzten Zeile:
    http://en.wikipedia.org/…considered_or_attempted

    Grüße
    Anton

  35. Hmmm…

    Das Problem dabei dürfte vor allem die Logistik sein, das ist ja ein Katastrophengebiet und die Reaktorgebäude sind stark zerstört. Da mal eben ein paar hundert Tonnen Zinnspäne ranzuschaffen und die nötige Apparatur aufzubauen, stelle ich mir unter den Bedingungen schwierig vor. Zumal man Metallspäne nicht einfach umpumpen kann wie ne Flüssigkeit.

  36. Naja es hat halt zahlreiche Vorteile als langfristige Lösung soweit die Konvektionskühlung funktioniert.
    -gute Abschirmung der Strahlung
    -autark (falls Konvektionskühlung funktioniert)
    -keine Thermolysegefahr
    -unter stabilisierende und Abdichtende funktion
    (230C° Schmelzpunkt)

    Und wenn man sich das Vorgehen genau überlegt, ist alles was die brauchen ein deadend und 1-2 Ventile am Kraftwerk, um dann Beladen und transportieren zu können. Gas und Zinn muss antransportiert und unter umständen zusätzlich komprimiert werden. Das geht bestimmt schneller als eine neu Pumpe zu bestellen.
    Nach meinem ermessen eine äußerst elegante Lösung.

  37. @TomGard

    Da die Rauchwolken schon beinahe einmal um den Globus geflogen sind, frage ich mich ob nicht langsam auch mal jemand anderes andere Isotope außer die von Cäsium und Jod messen müsste?
    Russland, Island, Skandinavien?
    Wenn der Deckel des Druckbehälters abgesprengt wurde, müsste es doch zu krassen Freisetzungen kommen?

  38. @anton maier

    Das französische Institut für Nuclearsicherheit hat gestern eine Spur Klarheit geschaffen (heute hab ich noch nicht aktualisiert).
    http://www.irsn.fr/…t-situation-23032011-06h.pdf
    Demnach ist die Hypothese, es könne den Reaktordeckel gefetzt haben, vom Tisch: aus unbekannten Gründen hat die Explosion – anders, als die anderen – Teile der Betonstruktur des Reaktorgebäudes zerlegt, sprich ein großer Teil des Explosionsdrucks wirkte zunächst innerhalb des Gebäudes, bevor eine Entlastung nach außen erfolgte.

    Andererseits läßt das IRSN keinen Zweifel, daß Druckbehälter und Containment leck sein müssen.

    Die Veröffentlichungen zum Niveau der athmosphärischen Strahlung und der Verstrahlung von Boden und Wasser sind volksgesundheitlich orientiert an den Leitisotopen, die gemäß ihrer Masse und ihrer Rolle in den Stoffkreisläufen die größte und – das ist wichtig zu notieren – die kalkulierbarste Gefahr darstellen. Die Wirkung der schweren und exotischen Isotope, einschließlich des Plutioniums, sind stochiastisch nahezu unkalkulierbar. Es wäre also in der Tat Panikmache, wollte man jetzt jeden Fund solcher Isotope veröffentlichen. Was veröffentlicht wird, ist eigentlich deutlich genug, und deshalb raten Amerikaner, Engländer und Australier ihren Landsleuten über Botschaftsveröffentlichungen offiziell, sowie klar und deutlich, nicht nur die 18-100 km-Zone, sondern das Land so rasch wie möglich zu verlassen, wenn sie nichts wirklich wichtiges dort zu schaffen haben.

    Die “Crux” der ganzen Sache liegt m.E. mittlerweile darin, daß Tepco von der Regierung gezwungen wird, irrational zu handeln, weil Letztere unter allen Umständen den Schein aufrechterhalten will, da sei noch irgend was unter technischer Kontrolle.
    Ein Hinweis darauf ist das Detail, daß Tepco gewissermaßen im “Kleingedruckten” den “Schaden” an den Brennstäben von Reaktor 1 auf “70%” beziffert, gewissermaßen zur Erinnerung daran, daß sie die Regierung vor 5 Tagen schon gebeten hatten, die “Kühlung” der Einheit einstellen zu dürfen.
    Nachdem sie obendrein eine zwischenzeitliche Außentemperatur des Druckbehälters oberhalb der Meßgrenze von 400° angegeben hatten, ist sonnenklar, daß eine “Kühlung” mit Wasser nicht mehr geht, sondern de facto eine wissentlich systematische Vertrahlung der Umgebung darstellt, weil man den Dampf nur noch abventilieren oder -lecken lassen kann, statt die Dampfenergie über Kondensation und sekundäre Kreisläufe abzuführen.
    Für mich heißt das im Klartext:
    Da ist nichts mehr zu “kühlen”, da ist nur noch Containment angesagt, aber abseits exotischer Maßnahmen, wie nach dem Vorschlag der Ukrainer, geht das nicht mehr im Druckbehälter selbst. Das hat Tepco auch öffentlich gesagt, indem sie die Einbetonierung ins Gespräch brachte, und sich augenblicklich öffentliche Ohrfeigen der Regierung einfing.
    Lassen wir vorsorgliche Sarkophagisierungen beiseite, bliebe wahrscheinlich rationell übrig, einen möglichen Ausbruch der Schmelze aus dem Druckbehälter zuzulassen, um sie direkt in den Griff zu bekommen. Ich vermute, das müßte kein größerer GAU für die Bevölkerung sein – eher ein kleinerer – aber es wäre gewiß der Supergau für die Atomindustrie.

    Denn dann gehen die hübschen Gleichungen nicht mehr so gut, die grad so fröhliche Urständ feiern:
    A) Tschernobyl = kommunistisch = böse = teuflisch = das Schlimmste, wo geht
    B) “westlich” /demokratisch = gut = irdisch = das beste, wo geht, auch wenns “ganz schlimm” ist (= himmlisch = die gerechte Strafe Gottes für uns ewige Sünder)

    Das Resultat ist absehbar: Es wird eine Übergangskategorie geben: “japanisch”!
    An der wird derzeit gearbeitet – auch vermittels der Arbeiten an den Reaktoren.

  39. Metallkühlung

    Es wurde bekannt, daß der Reaktordruckbehälter Nr.1 auf eine Höchsttemperatur von 300°C “ausgelegt” sei. Das ist gewiß keine technische, sondern eine juristische Information: oberhalb dieser Temperatur “garantiert” der Hersteller nicht mehr für Dichtigkeit und/oder statische Festigkeit. Für die anderen Reaktoren wird pi mal Daumen dasselbe gelten.
    Deshalb zweifle ich, daß die Verzinnungsvariante “geht”, die kombinierte Temperatur /Druckbelastung wäre gewiß enorm – aber die Kalkulation liegt außerhalb meines technischen Horizontes.

  40. Metallkühlung

    Könnte man nicht zwei verschiedene Metalle nehmen? Das eine leichter und das andere Schwerer als die Kernschmelze. Dann würde man doch die Reaktorwände schonen und die Oberfläche Kernschmelze vergrößern. Konvektione etc sollte dann immernoch möglich sein. Auch zwischen den beiden Metallen.

  41. Ist es eigentlich richtig, dass 2/3 des Wassers aus Abklingbecken rausläuft, wenn kein Strom da ist?

    Die Becken haben in der oberen Hälfte Tore, um unterhalb der Wasseroberfläche Brennstäbe reinzubefördern. Auf
    http://allthingsnuclear.org/…spent-fuel-pools-at
    steht, dass die Tore pneumatisch, also aktiv, dichtgehalten werden.

    Hier sieht man, dass die Tore 3/2 der Beckenhöhe einnehmen
    http://i51.tinypic.com/54ywlc.jpg

  42. @Fleischhauer:

    Die Frage kann wohl nur jemand beantworten, der mal in so einem Kraftwerk gearbeitet hat. Ich hoffe, “G.Heim” taucht noch mal wieder auf…

    @Anton Maier:
    Meine chemische Intuition spricht eher dagegen. Es dürfte nicht allzu viele Metalle geben, die die nötigen Eigenschaften haben, chemisch gegen alle Bestandteile der Suppe stabil sind und billig in großen Mengen zur Verfügung stehen.

  43. IAEA läßt Katze aus dem Sack lugen

    Beim täglichen “briefing” in Wien, nicht aber auf ihrer Nachrichtenseite, erlaubte sich die Agentur gestern mitzuteilen, die Datenlage spräche für Lecks in allen drei Druckgefäßen und Sicherheitsbehältern.
    Nach den am Vortag von Tepco gemeldeten Strahlungswerten hätte weiteres Leugnen die Mitteilungen der Agentur allerdings entwertet – es blieb ihr also kaum anderes übrig.

    Dennoch spricht vieles dafür, daß sie den Presseagenturen die Selbstzensur nahelegten, an die sich einig dpa nicht hielt.
    http://www.monstersandcritics.com/…-at-Fukushima
    Nach und nach verschwanden heute die wenigen englischsprachigen Meldungen, die sich an den dpa – Text gehalten hatten, vom Google-Listing. Übrig blieben entschärfte Versionen, in denen von Lecks nicht mehr die Rede war, sondern nur noch von der angekündigten Fortdauer der “Krise”.

    Nun frag ich die Techniker hier:
    Worauf, zum Teufel, denkt ihr, will man in Fukushima hin arbeiten? Lt. Denis Flory soll man nun weiter und immer weiter kühlen und entlüften müssen, um die Lecks auffinden und inspizieren zu können. Wozu, bitteschön? Um sie “flicken” zu können? Und dann?
    Besteht ernsthaft die Möglichkeit, die beschädigten Brennstäbe nach Abklingen der Restaktivität aus dem Reaktor zu entladen? Und wenn ja, wozu sollte man das tun?
    Wozu flicken, statt einsargen?

    Weiter oben äußerte ich meinen Verdacht, es werde nicht mehr an den Reaktoren gearbeitet, sondern an einem bzw. mehreren Mythen. Nachdem eine Grundlage meiner Argumentation nicht mehr spekulativ, sondern bestätigt ist, mag ja vielleicht mal einer mit Argumenten kommen, die gegen diese Auslegung sprechen.

  44. Frage erledigt

    Die Verantwortlichen haben offenkundig ihre eigenen Lügen und Legenden geglaubt. Die heutigen Daten zeigen, daß sich eine Schmelze am Boden des Druckgefäßes No2 gesammelt, dieses möglicherweise auch schon durchbrochen hat, und das umspülendes “Kühl”wasser die Reaktionsprodukte über das ehemalige Dampfdruckentlastungsgefäß (suppression pool torus) direkt in die Umgebung ausspült: 3 Mrd Becquerel /Kubikcm des kurzlebigen Jod-134 wurden im Leckwasser des suppression pools gefunden.

    Das Argument gegen die Sarkophagisierung, das ich bislang kenne, führt “lustigerweise” die Erfahrungen mit Tschernobyl an: Die mangelnde Abfuhr der Energie der Restaktivität habe den Sarkophag rasch korrodiert.
    Da die Unterschiede der Szenarien offensichtlich sind (und hier bereits besprochen), kann ich mich des Verdachtes nicht mehr erwehren, daß die japanische Regierung im Verein mit Tepco auch über den Erfolg der Schnellabschaltung gelogen hat und man es mit einer Restaktivität zu tun hatte. Dafür spricht auch, daß Detektoren, die das Werk aus 1.5 km routinemäßig überwachen, nach dem 13.3. mehrfach Neutronenaktivität auf dem Gelände registrierten. Auch die Weigerung der japanischen Regierung, russische Experten auf das Werk zu lassen, erklärte sich damit zwanglos: Die Russen, die in die GE-Technik und deren Verwendung nicht verwickelt sind, haben keinen Grund, über die Vorgänge zu lügen, es sei denn, man bezahlte sie buchstäblich dafür.

    Kurzum:
    Nicht die Technik ist gefährlich, sondern die irrationalen Zwecke sind es, denen sie dient, und deren Dynamik auf den Umgang mit den Verfahren und Apparaturen durchschlägt.

  45. Japanische Besen

    Gestern klagte ein Tepco-Sprecher, man müsse “irgendwie” aus dem lasterhaften Kreislauf heraus finden, in dem man “oben” Wasser ‘reinkippt, das einem mitsamt seiner radioaktiven Last “unten” jede Chance nimmt, einen regulären Kühlkreislauf neu zu errichten.

    Mal abgesehen davon – für ich jetzt hinzu – daß es angesichts der fortgeschrittenen Lecks noch irgendeine brauchbare Ventilöffnung im Druckbehälter gibt, von den Ventilen selbst zu schweigen.

    Aber auch diese Überlegung ist ziemlich lässlich, wie die französische Nuclearbehörde ihrem Publikum mit köstlich schwarzem Humor nahebringt.
    Sie veröffentlichte am 29. ein neues Blatt ihrer “FAQ”-Serie.

    “Frage”: Was passiert denn nun mit all dem Kühlwasser, das man da ‘reinschüttet?

    Antwort: Naja, was man an hochbelastetem Wasser nicht im Reaktorgebäude selbst findet, wird wohl seinen Weg ins Meer gefunden haben.

    Frage: Welches Risiko stellen denn die ca.1400 Brennstäbe in den betroffenen Reaktoren dar?
    (Anm. TG: gemeint sind nur die Brennstäbe im Kern, das Inventar in den Abklingbecken, incl. der 1400, die allein im Reaktor 4 stecken, mit MOX, bleibt außen vor …)

    Antwort:
    Die thermische Restleistung, die aus den Reaktorkernen abzuführen wäre, beträgt 2,5 MW für Reaktor 1 und je 4,2 MW für 2 & 3. Das erfordert im Minimum 1,6 Tonnen Wasser pro MW und Stunde .

    Das sind 420 Tonnen am Tag. Nicht berücksichtigt sind: Die Auswirkungen der Kernschmelzen und anderer Defekte auf die Geometrie des hydropneumatischen Kühlprozesses, Dampfbildung, Verkrustung durch Salz, Nebenflußverluste.
    Ich nehme an, mit 600 Tonnen schätzt man den realen Bedarf nicht zu hoch. Hinzu kommt, wie gesagt, die offenbar unentbehrliche Beschickung der Abklingbecken der Reaktoren 3 und 4, periodisch auch 2.

    Da wurde eine groteske, lächerliche, gigantische Scharade aufgeführt!
    Der Tepco, wie es scheint, nicht mit Klartext ein Ende setzen darf, und deren menschliche Kosten man nur ahnen kann.

  46. diverses

    Ich habe mich ja etwar rar gemacht, aber der breufliche Stress hat mich etwas gehemmt (hat nichts mit KKW zu tun).

    DAs Problem scheinen mir, in erster Linie, die Abklingbecken zu sein. Dieser “Nebenkriegsschauplatz” birgt in Zusammenhang mit den konstruktionsbedingten Gegebenheiten der Siedewasserreaktoren dieser Bauart ein unterschätztes Risikopotenzial.
    Nach meiner Vermutung stammt der Hautanteil der start radioaktiv belasteten Wassers auch von dort.
    a) sind die AKB der Blöcke 1,3 und 4 beschädigt, wenn nicht völlig deformiert.
    Damit lässt sich auch der Wasserzufluss in die Maschinensäle begründen, da das Niveau der Unterkante der AKB über NN liegt und nicht wie das des Reaktorcontainments unter NN. Wasser fliesst nun mal von oben nach unten.

    b) scheint mir der Verdacht den Stephan Fleischhauer in seinem Kommentar ausgesprochen hat recht plausibel. Leider komme ich an keine genaueren Konstruktionszeichnungen, aber die Zeichnung aus seinem Kommentar lässt entsprechende Schlüsse zu.
    Ich vermute ausserdem, das bei den jeweiligen Knallgasexplosionen die Gates ganz verschwunden sind. Das eingesprühte Wasser sucht sich den Weg durch die ABK nach unten in die Maschinensäle und wohl auch diese besagten Reaktortunnel.

    Ich gehe, auf Grund der Wechselden Druckangaben im Reaktordruckgefäß von Block 1 zumindest davon aus, das dieser und das Containment intakt ist.
    Bei Block 4 ist das, wegen fehlender BE sowie so klar. In Block 3 scheint zumindest der Primärkreislauf offen zu sein. In Block 2 ist wohl das Containment beschädigt zu sein, da die Explosion nicht wie bei den anderen Blöchen im Saal erfolgte, sondern wohl unterhalb des Reaktors in der Gegend der Suppression Chamber. Hier ist aber wohl die Situation im AKB nicht so Dramatisch, da keine Explosion im Saal über dem Reaktor erfolgte.

    Die Zufuhr weiterer Wassermengen zu den AKB scheint nur die unkontrollierbaren Leckagen in alle Teile der Anlage zu begünstigen.

    G.Heim

  47. @ G.Heim, Abklingbecken

    Arnie Gunderson, seinerzeit leitender Konstrukteur der Abklingbecken des betroffenen Typs, kommt zu denselben Schlüssen, wie Du, G.Heim:
    http://vimeo.com/21789121
    Gunderson geht deshalb davon aus, daß seit der oder den Explosionen in Block 4 eine kontinuierliche Kontamination der Region mit schweren Isotopen, einschließlich Plutonium, in so beträchtlichem Umfang stattgefunden hat, daß er die Evakuierung weiterer Gebiete empfielt.

    Es bleiben trotzdem noch “heiße” Fragen.

    – Was ist mit dem am höchsten kontaminierten Wasser im Turbinengebäude von Block 2? (dessen oberster Stock weitgehend unbeschädigt scheint)

    – Wieso gab es mindestens eine mächtige Explosion in Block 4 in der Betonkonstruktion unterhalb der Arbeitsplattform?

    – Das AKB Block 4 muß über mindestens zwei Tage ganz oder nahezu trocken gewesen sein. In Block 2 – geringer bestückt – hat man das AKB, der “timeline” folgend, über mindestens dieselbe Zeit nicht beschickt, sondern belüftet, daher keine Explosion. In Block 4 gab es zusätzlich zur Explosion im Inneren des Gebäudes mindestens zweimal “rätselhafte” Brände, die spontan (scheinbar) verlöschten. Block 3 ist nach neueren, höher aufgelösten Bildern dermaßen zerstört, daß es schwer vorstellbar ist, daß vom AKB überhaupt noch ein funktioneller Teil übrig ist. Frage: Wieso geht A.Gunderson davon aus, daß sich die Brennstäbe überhaupt noch vollständig in den AKB befinden? Die AKB haben meines Wissens keine als Containment geeignete Stahlverkleidung, wie soll das die unvermeidliche und offiziell zugegebene Kernschmelze in den AKB nicht ihren Weg ins Reaktorgebäude genommen haben?

    Nehmt dies Posting auch als ein “Sorry” für Voreiligkeiten. Das Szenario um die Abklingbecken gibt desperaten “Kühl”versuchen einen anderen, nicht mythologischen Kontext. Denn ein Containment dürfte schlicht undurchführbar sein, wenn in den Gebäuden haufenweis Pellets und Trümmer aus den AKB herum liegen. Dann bleibt in der Tat nur übrig, das Inventar der AKB wie der Druckgefäße iwie successive ins Meer zu spülen, so rasch man nur kann.
    TG

  48. @TomGard

    “- Was ist mit dem am höchsten kontaminierten Wasser im Turbinengebäude von Block 2? (dessen oberster Stock weitgehend unbeschädigt scheint)”

    Bloch 1 und 2 sowie 3 und 4 haben jeweils gemeinsame Maschinensäle (Turbinengebäude). Daher kann das kontaminierte Wasser auch aus Block 1 sein.

    G.Heim

  49. Fukushima

    Schrecklich, was gerade in Japan passiert. Niemand kann genau vorhersagen, wie es in Fukushima weitergehen wird.
    Wen es interessiert: Hier habe ich auch noch einen informativen Blog gefunden, in dem die Aktuellen Ereignisse zur Atomkatastrophe in Fukushima ganz gut zusammen gefasst werden.

  50. Was Arnie Gunderson von der Fairwind Ass. hier (links siehe unten) umschreibt, ist eine Nachrichtensperre.
    Gelupft hat sie vorgestern die NYT, doch der Artikel, der sich auf ein vertrauliches Papier der NRC vom 26.3. beruft (für den Moment hier einzusehen, enthält keinen vorbehaltlichen Statusbericht, wie man ihn erwarten könnte, wenn das Terrain teilweise unbekannt und die Daten unzureichend sind, sondern Geraune über vage bestimmte Gefahrenpotentiale, die man zu erwarten – im Unterschied zu gewärtigen – habe.

    Noch schwammiger drückte man sich imgestrigen SPON-Bericht dazu aus.
    Und Schlagzeilen, wie sie daraufhin heute von der IAEA produziert wurden, “Zarte Anzeichen der Stabilisierung” (Standard) sind, angesichts der gesicherten Teile des Lageberichtes der NRC … unterirdisch.

    Also geht der Laie TomGard ‘dran. Ich trau mich, weil meine bisherigen Analysen und Spekulationen, gegründet auf ein wenig technisch-physikalisches Basiswissen und Logik, mit zwei Ausnahmen bewahrheitet wurden.
    (Wer weiter lesen will:
    http://tomgard.blog.de/…re-katastrophe-10969000/)

  51. Ithaka

    Vathy, tröste
    Fukushima.
    Zähle deine
    zerschlagenen
    Steine. Es liegt
    auch dein Dorf auf
    gespannter
    Erdenkruste. Sand
    wurde auch aus deinem
    hartem Fels im Ewig.
    Gestern noch schlugen Götter
    Die Wunden. Wir aber bauen wieder
    und wieder. Wollen ein Dach. Den
    Hof. Den Ofen. Brennen unsere Ziegel.
    1953 lagen deine Scherben. Dein Mandelbaum
    aber blühte wieder. Bienen beschenkten Dich. Deine
    Enkel bewohnen dein neues Haus. Fukushima aber, deine
    Schwester im Osten hatte doppelt und dreifaches Leid. Heute
    schlagen Menschen auf den von Götten Geborstenem das aber und aber
    tausendfache an Wunden. Der radioaktive Atem Fukushimas liegt in Stacheldraht und Bann. Umsonst.
    Niemand wird dort lachen.
    Ewig.
    Ulrike am 3.Mai 2011

    Vathy ist das größte Dorf von Ithaka sowie die Hauptstadt und Haupthafen der Insel seit dem 16. Jhdt. Das Erdbeben von 1953 zerstörte fast das ganze Dorf
    und hinterliess nur ein paar Gebäude. Es ist ein malerisches Dorf mit etwa 2000 Einwohnern, das wie ein Amphitheater um eine tiefe und geschützte Bucht
    mit einer engen Einfahrt gebaut wurde.

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