Klima im Wandel – Einblicke, Rückblicke und Ausblicke

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Am vergangenen Montag feierte die geographische Gesellschaft zu Hannover ihren 130. Geburtstag mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Endlicher von der Humboldt Universität. Der Titel des Vortrages lautete „Klima im Wandel – Einblicke, Rückblicke und Ausblicke“, der gleichzeitig Auftakt zu einer Vortragsreihe über den Klimawandel war.

Einblicke

Prof. Endlicher begann seinen Vortrag mit einem Medienüberblick über das Thema. Seine Beispiele reichten mehr als 20 Jahre zurück und zeigten teilweise die Hysterie, mit der das Thema vorgetragen wird. Um den globalen Klimawandel zu verstehen, so Endlicher, müssen zunächst die Wirkungsweisen des Klimasystems verstanden werden. Die Forschung hat in den letzten Jahren große Schritte unternommen. Klima ist als Ergebnis eines Gesamtsystems unterschiedlicher Teilsysteme zu verstehen. Obwohl es noch Wissenslücken gibt, vor allem über die Wirkungsweisen und Reaktionszeiten der ozeanischen Zirkulation, seien die Zusammenhänge der einzelnen Teilsysteme gut erforscht. Besonders über den Eingriff des Menschen in diese Teilsysteme wisse die Forschung schon recht viel. Allerdings reiche dieses Wissen noch nicht aus, um das Gesamtsystem vollends zu verstehen. Klimaforschung müsse demnach interdisziplinär gestaltet werden, da das System sehr komplex ist und natürlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Einflüssen unterliegt.

Rückblicke

Nach der kurzen Vorstellung der Grundlagen, lud Prof. Dr. Endlicher zu einer Zeitreise ein. Hierbei stellte er das Klima der letzen 650.000, 10.000 und 150 Jahre vor. Zu jedem Zeitraum arbeitete er die Veränderungen und Einflüsse auf das Klima heraus. Den Auftakt bildeten die Milankovic-Zyklen, die geprägt werden von der Exzentrizität, der Schiefe der Erdachse  und der Präzession. Das Resultat dieser Zyklen ist ein Rhythmus von Warm- und Kaltzeiten mit einem Wechsel alle 100.000 Jahre. Diese Zyklen lassen sich mittels Eisbohrkernen grob nachweisen. Zusätzlich klimabildend ist die Lokation der Kontinente. Prof. Dr. Endlicher zeigte nachfolgend die Entstehung der Vereisungen an den Polen auf. Der Unterschied zwischen Land- und Meereis ist gewaltig. Während das Meereis generell sehr dünn ist, bilden sich über Landmassen mächtige Eisschilde heraus. Meereis, häufig nur einige Meter dick, ist viel anfälliger gegenüber Klimaerwärmungen, als die kilometerdicken Eisschilde über der Antarktis und Grönland.  
Die Zeitreise endete mit der Schlussfolgerung, dass sich das Klima nie in einer stabilen Situation befunden hat. Die Klimaschwankungen hatten immer großen Einfluss auf die oben erwähnten Teilsysteme. Alleine der Meeresspiegel schwankte zwischen Warm- und Kaltzeiten um mehrere hundert Meter.
Nachdem die Klimageschichte betrachtet wurde, wandte sich Prof. Dr. Endlicher dem anthropogenen Klimawandel zu und stellte wärmende (Kohlendioxid, Methan und Kohlenwasserstoffe) und kühlende Faktoren (Aerosole, veränderte Landnutzung) vor. Bis zu diesem Zeitpunkt bot der Vortrag einen guten Überblick über die Thematik. Er verzichtete dabei glücklicherweise auf Schreckensszenarien. Bei dieser Thematik ist dies ja nicht immer selbstverständlich.

Ausblicke

Im letzten Abschnitt fokussierte Prof. Dr. Endlicher seinen Blick auf die Veränderungen, die in Deutschland und Mitteleuropa eintreten werden. Die gängigen Klimamodelle sagen voraus, dass in den nächsten einhundert Jahren eine Zunahme der globalen Mitteltemperatur von 2° sehr wahrscheinlich ist. Mit vollständiger Gewissheit lässt sich dieses jedoch nicht sagen, da kein Modell politische, soziale noch wirtschaftliche Ereignisse voraussagen kann.
Für Deutschland wird mit einer Zunahme der Winterniederschläge und trockeneren Sommern gerechnet. Für Berlin ist mit einer Verdopplung der Sommersonnentage zu rechnen. Dies mag Biergartenbetreiber erfreuen, führt jedoch zu höheren Mortalitätsraten. Vor allem ältere Menschen und Kleinkindern haben unter steigenden Temperaturen zu leiden. Prof. Dr. Endlicher prophezeite, dass sich die Stadtplanung in den kommenden Jahren drastisch ändert wird, um kühlende Faktoren in der Stadt umzusetzen. Dachbewuchs, Grünflächen und windbringende Leitlinien sind geeignete Mittel, um das Stadtklima zu kühlen und werden fortan unsere Stadtbilder prägen. Um sich an wärmeren Temperaturen anzupassen, sind große Anstrengungen der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik vonnöten, besonders in Bezug auf die Energieversorgung.
Insgesamt war der Vortrag eine gute Vorbereitung auf die kommenden Beiträge, nicht mehr aber auch nicht weniger.
 
Weitere Vorträge der Geographische Gesellschaft zu Hannover

  • Prof. Dr. Hans-Wolfgang Hubberten (Potsdam): Polargebiete im Klimawandel: Was passiert wenn die Dauerfrostgebiete der Arktis auftauen?  (Montag, 03 November 2008)
  • Georg Delisle (Hannover): Das Klima Mitteleuropas: gestern, heute, morgen?  (Montag, 17 November 2008)
  • Prof. Dr. Gerhard Berz (München): Wetterkatastrophen und Klimawandel: Können die Auswirkungen noch beherrscht und bezahlt werden?  (Montag, 01 Dezember 2008)
  •  Prof. Dr. Wilhelm Kuttler (Duisburg-Essen): Städte im globalen Klimawandel (Montag, 15 Dezember 2008)

 

Foto: pixelio.de

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Meine Name ist Stefan Ohm und ich bin Geograph. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert und danach bei Electronic Data Systems (EDS) als Lotus Notes Entwickler gearbeitet. Während meines Studiums in Hannover führte mich mein Weg zur Texas State University in San Marcos (USA) sowie zur University of Bristol (UK). Darüber hinaus absolvierte ich zwei Praktika bei NGO’s in Neu Delhi (Indien), mit dem Ziel Entwicklungsprozesse vor Ort genauer zu betrachten und damit ein besseres Verständnis über diese zu erhalten. Promoviert habe ich über den Strukturwandel im Perlflussdelta und Hongkong (China) an der Justus Liebig Universität in Gießen.

2 Kommentare

  1. “Für Berlin ist mit einer Verdopplung der Sommersonnentage zu rechnen”

    Nun müßte man noch eine passende Methode finden mit der die Photovoltaik einen höheren Wirkungsgrad hat und dann wäre das Energieproblem etwas kleiner.

  2. Wo mag Berlin dann klimatisch liegen? Klima Freiburg?, Gardasee oder Mailand? Vielleicht kann man die betreffenden Leute fragen, ob ihnen das heutige Berliner Klima lieber wäre.

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