556 dicke Boliden in 20 Jahren

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Sensoren im Besitz der US-Regierung (zumeist Infrarot-detektoren auf Satelliten, die Nuklearwaffentests oder Starts von Atomwaffenträgern registrieren sollen) haben im Zeitraum von 1994-2014 insgesamt 556 Boliden ab einer Energie von 1 GJ registriert. Boliden sind in der Erdatmosphäre zerplatzende Asteroiden so wie am 15.2.2013 über Tscheljabinsk oder am 30.6.1908 über Tunguska.

1 Gigajoule (1 Milliarde Joule) entspricht einem TNT-Äquivalent von etwa 25 kg. Die Hiroshima-Bombe mit einer Sprengkraft von rund 15 Kilotonnen TNT entspricht einer Energie von rund 60,000 GJ oder 60 TJ. Die Orte der Explosion sind in der folgenden Weltkarte verzeichnet. Die jeweilige Energie wird durch die Größe des Punkts angezeigt. 1 GJ entspricht Objekten von 1 m Durchmesser. Das größte dargestellte Ereignis ist der Tscheljabinsk-Bolide mit bis zu 20 Metern Durchmesser und 500 Kilotonnen  Energie. Der mit dem Bild verlinkte Artikel kommt zu etwas anderen Ergebnissen bezüglich der Zuordnung von TNT-Äquivalent und Energie, aber die Größenordnung scheint zu stimmen.

Karte der Explosion von Boliden ab 1 GJ Energie im Zeitraum 1994-2013 inklusive der Explosionsenergie, Gelb: Tag, Blau: Nacht, Image Credit: Planetary Science
Karte der Explosion von Boliden ab 1 GJ Energie im Zeitraum 1994-2013 inklusive der Explosionsenergie, Gelb: Tag, Blau: Nacht, Image Credit: Planetary Science (Klick aufs Bild führt zu einem Artikel vom JPL NEO Office vom 14.11.2014)

556 Ereignisse in 20 Jahren wären 55 pro Jahr oder mehr als eins pro Woche 28 pro Jahr oder etwa eines alle zwei Wochen. Auch die Ereignisse um Hiroshima-Größe sind gar nicht selten – nach diesen Daten gibt es davon mehrere pro Jahr.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

4 Kommentare

  1. Registriert wurden also in 20 Jahren 556 Asteroiden grösser als 1m, deutlich mehr als die 2012 von Prof. Stephen A. Nelson von der Tulane-Universität vermuteten 20 1m-Asteroiden in 20 Jahren .

    Das Risiko, dass ein Asteroid im nächsten Jahr mehr als 100 Menschen den Tod kostet dürfte unter Berücksichtigung des Tscheljabinsk-Ereignisses grösser als 1 zu 1 Million sein. Das ist sehr viel unwahrscheinlicher als ein Erdbebenereignis mit der gleichen Wirkung, aber doch nicht so extrem unwahrscheinlich, als dass man es ignorieren sollte.

    • Zu der Impaktstatistik über viele Größenordnungen hinweg hatte ich diesen April aus gegebenem Anlass mal energische Literaturstudien betrieben. Nachdem die militärischen Infrarotdaten endlich wieder systematischer der Astronomie zur Verfügung gestellt werden, auch wenn man sie immer noch nicht beim Namen nennt, dürfte es bald eine Master-Kurve (oder -Gerade) mit geringeren Fehlerbalken geben.

  2. Hallo Herr Kahn,

    Ein interessanter Artikel, leider mit einem Rechenfehler im lezten Absatz:
    556 Ereignisse in 20 Jahren wären ca. 28 pro Jahr und somit ungefähr eins alle zwei Wochen

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