Asteroid 2004 BL86 hat einen Mond

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Radarmessungen beim gestrigen Vorbeiflug des Asteroiden (357439) 2004 BL86 in 1.2 Millionen km Abstand haben gezeigt, dass es sich um ein binäres Objekt handelt, einen 325 m großen Hauptkörper mit einem 70 Meter großen Mond. Mehr dazu in dieser NASA/JPL-Pressemitteilung vom 26.1.2015.

Animierte gif-Datei aus 20 Einzel-Radaraufnahmen des Asteroiden 2004 BL86 und seines kleinen Mondes mit einer Auflösung von 4 m pro Pixel, Image Credit: NASA/JPL-Caltech
Animierte gif-Datei aus 20 Einzel-Radaraufnahmen des Asteroiden 2004 BL86 und seines kleinen Mondes mit einer Auflösung von 4 m pro Pixel, Image Credit: NASA/JPL-Caltech

In diesem Artikel in ihrem Blog beschreibt Emily Lakdawalla, wie ein Radar”bild” eines Asteroiden entsteht.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

8 Kommentare

    • Ich habe bis jetzt nur Aussagen wie diese gefunden:

      Recent lightcurves reported by J. Pollock and P. Pravec suggest a rotation period of ~5 h or 2.6 h
      with a modest lightcurve amplitude of 0.25, which is consistent with a shape that has a relatively
      low aspect ratio. The pole direction, spectral class, and diameter are unknown.

      Das dazugehörige Paper von Pravec und Pollock habe ich noch nicht auffinden können. Dass die beiden nun den Mond “gefunden” hätten, kann ich aus der Aussage nicht ableiten. Sicher haben sie Messungen geliefert, die mit der Existenz eines Mondes konsistent sind und auch einen Hinweis liefern, aber eben so gut mit der Form des Asteroiden erklärt werden könnten.

      Da müsste man jetzt wirklich die Quelle kennen, die allerdings leider nicht genannt wird.

      • Manchmal muss auch ein Tweet als erstes Zitat genügen; offenbar war das Mond-Signal in späteren Lichtkurven der beiden dann eindeutig. (Und bitte den Link in meinem 1. Kommentar – wo es die Radarastronomen genau so sehen – reparieren; seit wann dürfen URLs nicht mehr ihn Anführungszeichen stehen?)

        • Manchmal muss auch ein Tweet als erstes Zitat genügen

          Der Tweet scheint auf dem gleichen duennen Eis zu schliddern wie alle anderen Meldungen zum Thema.

          • Ich wusste ja nicht, welchen Link ich da rein setzen sollte. Im html-code stand nur ‘kleiner a größer’ ohne ‘href=”sowiesosowieso”‘. Das war wohl vom System zuvor weggestrippt worden.

  1. Zur Identifizierung eines Asteroidenmonds aus der Lichtkurve, bzw. zur Abgrenzung der Signatur eines Mondes in der Lichtkurve von anderen Effekten, insbesondere der Form des Asteroiden:

    Ich habe so etwas selbst noch nie gemacht und will mich hier auch nicht als Wissender präsentieren, der ich nicht bin. Ich habe auf Konferenzen, Workshops und in Papers eine Menge darüber gehört bzw, gelesen, weil ich mich generell für das Thema interessiere. Petr Pravec ist sicher eine der weltweit führenden Koryphäen in der Asteroidenbeobachtung, auch und gerade zum Thema der Interpretation der Lichtkurve.

    Soweit mir bekannt, ist die Zuordnung von Variationen in der Lichtkurve zu einem Mond als Verursacher hochgradig nicht-trivial. Die Analyse bezieht dabei die komplexe Entwicklung der Kurve ein, die sich ergibt, wenn mal der Primär- und der Körper sonnenbeschienen zu sehen sind, wenn der Sekundärkörper einen Schatten auf den Primärkörper wirft oder umgekehrt, wenn der Sekundärkörper dabei auch noch über dem Primärkörper steht, also ein teil der vom Primärkörper ausgehenden Helligkeit ausblendet. Solche Sachen.

    Damit das geht, muss nicht nur die Beobachtungsgeometrie günstig sein, sondern der Sekundärkörper darf nicht zu klein sein. Man darf ja nicht vergessen, dass die Messwerte, also die Helligkeitsverläufe, fehlerbehaftet sind und man aus dem Rauschen überhaupt erst einmal die tatsächliche Lichtkurve herausfiltern muss, bevor man sie interpretieren kann.

    Nach allem, was ich je zum Thema gehört oder gelesen habe, muss der Mond mindestens ein Fünftel des Durchmessers des Primärkörpers haben, damit diese Art von Identifikation möglich wird. Im gegebenen Fall ist der Sekundärkörper mit 70 Metern Durchmesser nur wenig größer als 20% des Durchmessers des Primärkörpers mit seinen 325 Metern. Der gegebene Fall ist also schon eher grenzwertig. Daher die Frage nach dem Paper der beiden genannten Autoren.

    Eine sehr gute Erklärung der verschiedenen Methoden findet man hier (Postscript-Datei). Koautor ist besagter Petr Pravec.

    • Wie sie’s gemacht haben, steht im Electronic Telegram No. 4063 des CBAT, leider hinter einer Paywall, aber ich bin – fair use im Sinne der wissenschaftlichen Diskussion – mal so frei: “J. Pollock, Appalachian State University; P. Pravec, Ondrejov Observatory; J. Oey, Blue Mountains Observatory, Leura, NSW; and D. E. Reichart, J. B. Haislip and A. P. LaCluyze, University of North Carolina, Chapel Hill, report that photometric observations obtained during 2015 Jan. 20-24 reveal that minor planet (357439) is a binary system with an orbital period of 13.80 +/- 0.05 hr. The primary shows a period of 2.6205 +/- 0.0003 hr, and it has a lightcurve amplitude of 0.17 mag at solar phases 99-109 deg, suggesting a nearly spheroidal shape. Mutual eclipse/occultation events that are 0.05- to 0.07-magnitude deep indicate a secondary-to-primary mean-diameter ratio of 0.21 +/- 0.02.” Da steht auch noch: “Forty-four minor planets passing close to the earth have now been found to have companions via radar (eight of those discovered first via optical photometry)” – scheint also so schwer nicht zu sein.

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