Beagle 2 gefunden?

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Die britische Raumfahrtagentur UK Space Agency hat für morgen, 16. Januar 2015 um 9:15 GMT, zu einer dreistündigen Pressekonferenz geladen. Teilnehmer sind unter anderem Professor Mark Sims von der Universität Leicester, der damalige Leiter des Beagle-2-Projekts, und Dr. John Bridges, auch von der Uni Leicester und Mitglied des Teams der HiRise-Kamera auf dem NASA-Mars-Orbiter MRO.

Die Auswahl der Teilnehmer hat zu eifriger Spekulation geführt, dort wird angekündigt werden, dass die verschollene Mars-Landesonde Beagle 2 entdeckt worden ist. HiRise ist die einzige Kamera am Mars mit einem Auflösungsvermögen, das die Abbildung eines kleinen Landers wie Beagle 2 zulassen würde.

Die kleine Landesonde Beagle 2 wurde von einem Team aus britischen Industrieunternehmen und Universitäten entwickelt und gebaut. Das Projekt musste sich mit einem sehr kleinen Budget und engen Massenvorgaben begnügen. Die Sonde wurde vom ersten Mars-Orbiter der ESA, Mars Express, zum Mars transportiert und am 19.12.2003, fünf Tage vor der Ankunft am Mars, abgetrennt. Mars Express wurde zuvor exakt so manövriert, dass nach der Abtrennung Beagle 2 auf einer Trajektorie flog, die zu einer Landung in der Tiefebene Isidis Planitia führen sollte.

Nach der Abtrennung wurden von einer eigens dafür vorgesehenen kleinen Kamera namens VMC auf Mars Express letzte Aufnahmen vom sich entfernenden Beagle 2 gemacht. Danach gab es nie wieder ein Lebenszeichen von Beagle 2. Eigentlich sollte Mars Express schon während des Bahneinschussmanövers die ersten Signale des kleinen Landers nach seinem harten Aufsetzen in einer Hülle aus Airbags empfangen. Auch danach sollte Mars Express als Datenrelais dienen, unter Nutzung seiner UHF-Funkanlage. Alle Versuche der Kontaktaufnahme blieben jedoch erfolglos.

Es war nie klar, was genau mit Beagle 2 geschehen war. Die Untersuchung einer Kommission nach dem Fehlschlag identifizierte mehrere Schwachpunkte, von denen jeder einzelne schon zum Versagen hätten führen können. Wenn jetzt zumindest teilweise Klarheit geschaffen werden kann, wäre das natürlich hilfreich.

Eines ist zumindest sicher. In welchem Zustand auch immer man Beagle 2 vorgefunden hat, der Landeort muss in isidis Planitia sein.

Weitere Information

Beagle 2 “Mission Report” und “Lessons Learnt”, Quelle: University of Leicester

Beagle 2 ESA/UK Commission of Inquiry Final Report, 5. April 2004

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

3 Kommentare

  1. Dann ist er zumindest beim Atmosphäreneintritt nicht verglüht. Falls der Fallschirm aufgegangen sein sollte und das Aufsetzen einigermaßen sanft war, könnte sogar von einer gelungenen Landung sprechen. Bin gespannt, was morgen zu hören u. zu sehen ist.

    • Alle Leute, die ich dazu befragt habe und die mehr davon verstehen als ich, waren der Meinung, dass ein Versagen des Hitzeschilds nicht zu den plausibleren Szenarien für das vorzeitige Missionsende zu rechnen sei. Klar, ausschließen kann man das nicht, aber wenn Trajektorie und Ausrichtung stimmen, wovon man ausgehen kann, dann ist auch wahrscheinlich, dass in der Hyperschallphase noch nichts, äh, angebrannt ist.

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