Der Weihnachtsstern – für Sie neu aufgewärmt!

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Vor fast genau zwei Jahren, es weihnachtete sehr, da wurde ich gebeten, einen Vortrag zum Thema “Stern von Bethlehem” zu halten. Dieser Vortrag fällt mir auch heute wieder ein – ich will ihn aber nicht nur aufwärmen, sondern auch um eine eigene Theorie ergänzen, wie es sich gehört.

Als man mich damals fragte, ob ich diesen Vortrag halten könne, sagte ich eher widerwillig zu. Eigentlich hatte ich schon genug am Hals. Aber ich dachte, ich könne des Rätsels Lösung ja irgendwo mit Minimalaufwand im Internet abgreifen. Sobald ich mich jedoch in die Materie vertiefte, war ich fasziniert. Die Beschäftigung mit dem Thema ist ein wahrer Rundumschlag: Habe nun, ach! Astronomie, Geschichte, Geographie, Ethnologie, Theologie und leider auch Astrologie durchaus studiert mit heißem Bemüh’n – aber worum es sich beim Stern von Bethlehem handelte, ist nach wie vor mysteriös.

Machen wir uns an die forensische Spurensuche, unterstützt durch eifrige Quellenrecherche. Wenn man das Phänomen auch chronologisch zuordnen will, muss man die historischen Beschreibungen zu Rate ziehen. Um festzustellen, worum es sich handelte, muss man herausfinden, wann das genau war.

Als naheliegende Quelle bietet sich ein weltbekannter, mehrfach verfilmter Weltbestseller an. Diesem entnehme ich folgendes: 

[Matth. 2, 1-2] Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Land zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

[Matth. 2, 9] Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stund oben über, da das Kindlein war.

Das betreffende astronomische Phänomen ist also offenbar zeitgleich mit der Geburt des Jesus von Nazareth beobachtet worden und zwar zur Regentschaft des Königs Herodes. Eine andere Stelle gibt weitere Hinweise:

[Luk. 2,1-2] Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot ausging von dem Kaiser Augustus, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger war in Syrien.

Nun haben wir doch schon einige Indizien. Schauen wir uns die beteiligten Personen an.

Dramatis Personae

Jesus von Nazareth Jesus von Nazareth, aka Jesus Christus. Sein genaues Geburtsjahr und das Jahr seines Todes sind unbekannt, es ranken sich darum etliche Legenden, ebenso wie um seine Abstammung. Die Art seines Todes ist dagegen bekannt: er wurde gekreuzigt. Laut der von mir oben zitierte Quelle entging Jesus dem von Herodes befohlenen Kindsmord, weil sein Vater Joseph mit der ganzen Familie nach Ägypten floh und dort bis zum Tod des Herodes blieb.

Augustus-Bevilacqua-Bueste, Glyptothek, Muenchen Gaius Octavius, aka. Augustus (“der Erhabene”): Erster Kaiser des römischen Imperiums, geboren am 23.9.63 v.Chr., gestorben am 19.8.14 n.Chr., erließ ein Edikt zum Zensus (Schätzung) aller Bürger des Imperiums zum Zwecke der Besteuerung im Jahre 8. v.Chr.

Herodes der Grosse, Koenig von Iudaea Herodes I, aka. Herodes der Große: König über Judäa, Galiläa, Samaria sowie weitere Gebiete, geboren ca. 73 v.Chr, gestorben im März des Jahres 4 v.Chr. Herodes wird zugeschrieben, den Mord an allen in seinem Reich geborenen Knaben im Alter von bis zu 2 Jahren befohlen zu haben, weil er sich vor der Weissagung fürchtete, es sei eine neuer König der Juden geboren, der seine Dynastie gefährden könne.

Publius Sulpicius Quirinius auf einer antiken Muenze Publius Sulpicius Quirinius, aka. Cyrenius (griechische Form von Quirinius): römischer Feldherr, Senator und Statthalter Roms in Syrien ab ca. 3 n.Chr., geboren ca. 45 v. Chr, gestorben 21 n.Chr.

Zeitliche Zuordnung

Hier scheint es ein Problem zu geben. Quirinius, der “Cyrenius” aus dem Lukasevangelium, wurde erst Jahre nach dem Tod des Herodes und noch mehr Jahre nach dem Schätzungsedikt des Kaisers Augustus zum Statthalter in Syrien ernannt. Das Lukasevangelium könnte sich hier allerdings auf einen Zeitpunkt etwa 10 Jahre früher als Quirinius’ offizielle Bestallung zum Statthalter beziehen. Damals war er Militärgouverneur der Provinz Kilikien, der vorübergehend auch die Provinz Syrien angegliedert wurde, sodass er de facto auch Befehlshaber von Syrien wurde, auch wenn dieser Schritt de jure erst später vollzogen wurde. Diverse Quellen liefern diesen Erklärungsansatz. 

Die Tatsache, dass besagtes Edikt nachweislich im Jahre 8 v.Chr. erlassen wurde (Die Römer waren ordentliche Leute und führten gewissenhaft Buch) legt das Geburtsjahr des Jesus von Nazareth nicht zwingend auf dieses Jahr fest. Solche Erlasse brauchten einige Zeit, bis sie die entfernteren Provinzen des Reichs erreicht hatten.

Die Indizien weisen zusammengenommen mit einiger Wahrscheinlichkeit auf das Jahr 7 v. Chr. als Geburtsjahr des Jesus von Nazareth hin. War es aber wirklich der 25. Dezember jenes Jahres, oder zumindest ein Datum kurz nach der Wintersonnenwende? Folgender Hinweis aus dem Lukasevangelium weckt daran Zweifel:

[Luk.2, 8-11] Und es waren Hirten in derselbigen Gegend auf dem Felde, bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Es wird im Winter in dieser Gegend empfindlich kalt, deswegen hätten dann die Hirten und ihr Vieh die Nacht wohl kaum im Freien verbracht. Wahrscheinlicher ist, dass sich diese Szene, wie auch immer sie sich zugetragen haben mag, früher im Jahr abspielte, als es noch milder war.

Nun ist also die Datierung einigermaßen geklärt. Von welchem Phänomen ist die Rede? Ein weiterer Hinweis ist die Identität der “Weisen aus dem Morgenlande”, die sich mit ihrer Frage an König Herodes wandten: Die griechische Ursprungsbezeichung “μαγοι” (Magoi) ist mit “Könige” ganz falsch, mit “Magier” oder “Weisen” aber auch nur unzufriedenstellend übersetzt. Es handelte sich wohl eher um Astronomen, die damals auch als Astrologen, also Sterndeuter fungierten.

Also muss besagter “Stern” etwas gewesen sein, was zumindest Astronomen aufgefallen sein wird, wenn schon nicht der großen Masse. Es muss nicht unbedingt ein Stern im heutigen Wortsinn sein – man warf damals Himmelskörper aller Art in einen Topf.

Die klassische Kometentheorie

L'adorazione dei Magi, Giotto di Bondone, ca. 1305 Spätestens dank Giotto di Bondone (1267-1337) schien es ausgemachte Sache zu sein, dass es sich um einen Kometen gehandelt haben muss. Seine Darstellung der Krippenszene in der Scrovegni-Kapelle in Padua, entstanden um 1305, zeigt einen Kometen – dieses Bild wurde zu einem festen Bestandteil der Ikonographie der christlichen Welt. Wahrscheinlich war Giotto sehr beeindruckt vom Anblick des Kometen Halley im Jahre 1301 und verarbeitete hier seine Eindrücke.

Komet Hale-Bopp Dies bedeutet nicht, dass Giotto Informationen vorlagen, nach denen der Stern von Bethlehem ein Komet sei. Der Komet Halley war es auf keinen Fall, denn der durchlief sein Perihel schon im Jahre 12 v.Chr, was von Wissenschaftlern der damaligen Zeit dokumentiert wurde. Es könnte ein anderer Komet gewesen sein. Allerdings sah man in Kometen eigentlich eher Vorboten schlimmer als freudiger Ereignisse. Andererseits könnte ein Komet, der ja seiner Bahn innerhalb des Sonnensystems folgt, wie im Matthäusevangelium beschrieben, seine Position bis hin zur Kulmination verändern. Hier wäre noch zu klären, warum denn ein Komet nur Astronomen auffiel, ein großer Komet hätte allgemein beobachtet werden müssen. Eigentlich ja, aber …. (siehe meine Anmerkung)

Die Supernovatheorie

SN 1987A Stern vor Explosion, Quelle: Anglo-Australian Observatory Schon seit Hunderten von Jahren werden Sternexplosionen beobachtet. Es gibt verschiedene Arten von Supernovae, und ohne in Details zu gehen: Es handelt sich um die Explosion eines massereichen Sterns am Ende seines Lebenszyklus, die für kurze Zeit die Leuchtkraft einer ganzen Galaxie erreichen kann, aber nach einigen Wochen oder spätestens Monaten für das bloße Auge verblasst, wobei eine im Teleskop sichtbare Gas- und Staubwolke zurückbleibt. Diese Wolke bildet den Grundstoff für die Entstehung neuer Sterne und Sonnensysteme, auch des unseren – fast alle Elemente, die wir im täglichen Leben benutzen, verdanken wir dem Sternentod.

SN 1987A kurz nach Explosion, Quelle: Anglo-Australian Observatory Die Theorie wirft aber einige Fragen auf. Zum einen berichtet keine wissenschaftliche Niederschrift im relevanten Zeitraum von einem Ereignis am Sternenhimmel, das als Supernova gedeutet werden könnte. Zum zweiten vollführt eine Supernova keine scheinbare Bewegung vor dem Sternenhintergrund; sie hätte den Magoi nicht, wie bei Matthäus beschrieben, den Weg weisen können. Zum dritten ist eine Supernova so spektakulär, allemal in einer Gegend mit klarem Himmel und ohne elektrische Beleuchtung und die damit einhergehende Lichtverschmutzung, dass sie damals allgemein bekannt gewesen wäre, nicht nur den Astronomen.

Die Planetenkonjunktionstheorie

Die dritte Theorie führt zu einem Phänomen, das in der Allgemeinheit vielleicht tatsächlich nicht wahrgenommen wurde, von Astronomen dagegen schon: Manchmal stehen zwei Planeten von der Erde aus gesehen fast in einer Linie. Wenn die scheinbare räumliche Trennung gering genug ist, scheinen sie sogar kurzfristig miteinander zu verschmelzen. Eine solche Konjunktion, nämlich die der Gasriesen Jupiter und Saturn, ereignete sich im November des Jahres 7 v.Chr..

Diese beschrieben dabei eine komplexe Bewegung vor dem Sternenhintergrund und schienen zeitweise sogar stillzustehen, was also der Beschreibung entsprechen würde. Allerdings waren damals beide Planeten immer noch um etwa ein Grad voneinander getrennt, die scheinbare Verschmelzung fand also nicht statt.

Meine Anmerkung

Komet 17P/Holmes am 30.11.2007, Aufnahme Kevin Graeff, AAW darmstadt e.V.“Theorie” wäre zu hochtrabend für das, was ich hierzu anzumerken habe. Wir haben seit Ende Oktober dieses Jahres ein sehr seltenes Ereignis am Himmel gesehen, nämlich die unerwartete Explosion des Kometen 17P/Holmes lange nach seinem Periheldurchgang, also schon auf dem Weg nach draußen, wo seine Aktivität eher ab- als zunehmen sollte. Holmes verhielt sich aber nicht regelkonform, er explodierte einfach, wobei sich seine Helligkeit innerhalb weniger Tage um das millionenfache steigerte.

Holmes erschien dabei jedoch nicht wie ein herkömmlicher Komet, da wir die Staub- und Gaswolke in der anfänglichen Ausdehungsphase beobachteten. Der Schweif, der sich später herausbildete, war schon recht blass und außerdem großenteils gerade von der Sichtlinie Erde-Komet weggerichtet. So erschien Holmes über Wochen hinweg einfach als merkwürdiges, annähernd kreisförmiges, wenn auch etwas verwaschenes Objekt.

Komet 17P/Holmes am 18.11.2007, Aufnahme Gunnar Glitscher, AAW-Darmstadt e.V. Er ist vor allem deswegen spektakulär, weil wir heute wissen, dass es sich um ein sehr seltenes Ereignis handelt. Ohne astronomisches Wissen wäre er uns nur als ein weiteres, etwas ungewöhnliches, aber nicht besonders auffälliges Objekt erschienen, das plötzlich auftaucht und dann langsam verblasst, weil die von der Explosion ausgestoßene Staub- und Gaswolke sich verteilt hat und der Nachschub fehlt.

Ein Komet beschreibt eine Bahn durch das Himmelsgewölbe und kann dabei kulminieren oder scheinbar langsamer werden und stehenbleiben. Ein Objekt wie Holmes wäre aber damals vielleicht gar nicht als Komet wahrgenommen worden. Die meisten Menschen hätten ihn ignoriert. Vielleicht hätten nicht einmal alle Astronomen der Welt das Ereignis registriert, nur drei aufmerksame mesopotamische Wissenschaftler.

Ich halte diese modifizierte Kometentheorie für durchaus plausibel. Vielleicht werden einige, die wie ich Holmes in diesem Herbst auf seinem Werdegang verfolgt haben, meine Gedanken nachvollziehen, mögen sie auch nicht ISO-konform sein.

Na, auf jeden Fall: Frohe Weihnachten!

Weitere Informationen:

Holmes-Beobachtungen auf Spaceweather.com

Holmes-Fotos bei der AAW Darmstadt e.V. 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

10 Kommentare

  1. Stern von Bethlehem

    Zur Sache kann ich keine neuen Ideen beitragen. Ich kann nur sagen, die Ausführungen finde ich super, die Bibeltexte sind für mich nicht neu, doch was die Astronomie betrifft – es kann alles möglich sein.
    Schöne Feiertage und viel Gesundheit für 2008, besonders gute Nerven.
    Rosemarie

  2. Dann werfe ich bei der Gelegenheit doch mal meine Hypothese in den Raum.

    Ich nenne sie die Bullshit-Theorie: Die frühen Christen haben sich eine Erlöserlegende gestrickt, und weil zu dem Zeitpunkt im Imperium die “Weisheit aus dem Osten” wahnsinnig in war (vgl. Isis-Kult etc. pp.), sind da drei sternenkundige Magi reingemixt worden.

  3. In den letzten Tagen taucht das Thema immer wieder in den Medien auf. Dieser Artikel ist aber bisher der beste. Scheinbare Widersprüche bekommen einen plausible Erklärung wie beispielsweise bei Quirinius. Ist natürlich klar, daß so ein Vorhaben wie eine Volkszählung wesentlich mehr Zeit braucht als heutzutage.

    Auch zeigt sich, daß man in der Himmelswelt immer wieder neue Entdeckungen macht. Vielleicht verstehen wir nicht, was der “Stern von Bethlehem” war, weil wir noch zu wenig wissen.

  4. @ Fischer

    Und was soll das für einen Sinn haben sich so eine Geschichte auszudenken? Ehrlich gesagt ist die ganze Weihnachtsgeschichte, so etwas von beknackt, das denkt man sich nicht aus. Wenn man sich etwas ausdenkt, dann wäre es alles irgendwie glatter und schöner.

  5. Der Stern von Bethlehem

    Hallo Herr Khan,
    die perfekte Weihnachtsgeschichte! Vielen Dank für Ihre Mail, ich habe mir im Moment den Text ausdrucken lassen und da wir ab morgen Urlaub haben,werde ich Ihre Theorien ganz genau und mit Andacht lesen und mich riesig freuen, dass Sie an uns in Alzey gedacht haben! Ein Frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr
    wünsche die Hobbyastronomen Alzey .Unsere Antwort folgt im neuen Jahr.

  6. Der Weihnachtsstern

    Mit Begeisterung habe ich nun, einen Tag vor dem Hl.Abend, Ihre Theorien über den Stern von Bethlehem verinnerlicht. Ohne großes Nachdenken habe ich bisher den Halleyischen Kometen für diese Erscheinung gehalten, aber vielleicht hilft uns ja der Komet Holmes dem Mysterium des Sterns von Bethlehem ein Stück näher zu kommen!
    Vielen Dank für diese wunderschöne astronomisch biblische Weihnachtsgeschichte.

    Jutta Frische-Topp

  7. vielen Dank

    Für diesen Artikel bin ich sehr dankbar, erläutert er doch in Kürze alle denk- und diekutierbaren Varianten, die ich z.T. auch schon hörte, noch nie aber so knapp und schlüssig zusammengefasst lesen konnte. Hinsichtlich der denkbaren Hypothese einer Kometen-Explosion bin ich beeindruckt, sie kommt dem in der Bibel Beschriebenen ja tatsächlich am nächsten, verschließt sich aber den Nachforschungen und bleibt, wie so vieles in der heiligen Schrift, einfach nur zu glauben…

  8. Einen Mythos als solchen erkennen

    Während viele Astronomen mit Begeisterung nach “Erklärungen” für den angeblichen Stern von Bethlehem zu suchen und sie dann mit Inbrunst verteidigen, haben die eigentlichen Sachkenner – nämlich die Religionswissenschaftler bis hin zu den Theologen – das Thema längst ad acta gelegt: alles rein symbolisch zu sehen oder von benachbarten Kulturen geborgt. Der “Bad Astronomer” hat das gerade mal zusammengeschrieben. Case closed.

  9. Vorsicht mit vorschnellen Urteilen

    Ich wäre mit vorschnellen Urteilen jeglicher Art zu historischen Themen sehr vorsichtig.

    Der zitierte Text aus “bad astronomy” hebt allein darauf ab, dass das erwähnte Objekt “dauerhaft im Osten” gestanden haben soll, was aber das Quellenmaterial nicht hergibt. Da wird wohl versucht, in das antike Quellenmaterial etwas hineinzuinterpretieren, was gar nicht gesagt wurde, und *das* zumindest ist nicht gerade ein Zeichen von wissenschaftlicher Vorgehensweise.

    Ich bin kein religiöser Mensch und will ganz bestimmt keiner wörtlichen Auslegung der Bibel das Wort reden, aber ein bisschen Verständnis für den Hintergrund und die Tatsache, dass es sich hier eben nicht um ein von Fachleuten geschriebenes Wert handelt, erwarte ich schon.

    Die Formulierung “der Stern […] ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stund oben über” halte ich für eine von einem Laien geschriebene, sicher etwas ungenaue und naive, Beschreibung einer Kulmination.

    Aber was sollte man denn erwarten? Dass die Terminologie eines vor fast 2000 Jahren von einem astronomischen Laien geschriebenen Textes der einer Fachpublikation des 21sten Jahrhunderts gleichkommt?

    Man darf eins nicht vergessen: Kein Text der damaligen Zeit ist frei von religiösen oder mythologischen Bezügen, von Aberglauben, Unwahrheiten und Ungenauigkeiten. Von einer Trennung von Religion und Wissenschaft wusste man nichts, selbst Astronomie und Astrologie wurden von denselben Leuten betrieben, und der Stand der Wissenschaft war mit dem der Moderne nicht einmal ansatzweise zu vergleichen.

    Würden die Historiker allein deswegen nun das ganze Quellenmaterial in Bausch und Bogen ablehnen, dann würde ihnen kaum etwas bleiben, um ihre Studien zu betreiben … aber sie täten den Quellen damit Unrecht.

    Aufgabe der modernen Wissenschaft ist es vielmehr, in den antiken Quellen den Unsinn vom tatsächlichen Fakteninhalt zu trennen. Nicht immer einfach, aber dennoch unerlässlich.

    Der von mir ansonsten geschätzte Philip Platt macht es sich da doch etwas zu einfach.

  10. Alle Jahre wieder …

    … kann man diesen Artikel neu aufwärmen. Wie Michael Werbeck schon in seinem Kommentar schrieb:

    “Für diesen Artikel bin ich sehr dankbar, erläutert er doch in Kürze alle denk- und diskutierbaren Varianten, die ich z.T. auch schon hörte, noch nie aber so knapp und schlüssig zusammengefasst lesen konnte.”

    Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

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