Spacecraft readied. System checks. Lunar Module disconnects

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Eigentlich hatte ich dieses Büchlein bestellt, um es verschenken. Aber jetzt gefällt es mir so gut, dass ich es behalten werde. Zuerst hatte ich gedacht, es sei ein Bilderbuch für Kinder im Lese-Lernalter. Weit gefehlt. Es ist eines dieser raren Werke, die Kinder und Erwachsene ansprechen, aber auf unterschiedlichen Ebenen.

Eight Days Gone” geschrieben von Linda McReynolds und illustriert von Ryan O’Rourke beschreibt den historischen Flug von Apollo XI in Gedichtform. Es umfasst nur 18 Strophen und jede Strophe nur  vier Verse mit insgesamt 14 Silben, wobei die Autorin sich ein sehr strenges Versmaß auferlegt hat: vier Silben im ersten und dritten, drei im zweiten und vierten Vers jeder Strophe. Das ergibt einen spröden, einfachen, aber packenden Duktus. Jede Strophe ist mit einem Bild illustriert, das sich über eine Doppelseite erstreckt.

Title Page of "Eight Days Gone", by Linda McReynolds and Ryan O'Rourke on AmazonDie scheinbare Einfachheit täuscht. Obwohl ein Kind dieses Buch versteht, ist an der Sprache nichts Kiindisches. Hier zeigt sich die Stärke der gewählten Kunstform – wenn man sie beherrscht,. Linda McReynolds beherrscht sie. Jedes Wort, nein, jede Silbe muss genau so sein. Für ein vollendetes Gedicht gilt, was Antoine de Saint-Exupéry über die perfekte Maschine schrieb. Vollkommen ist es nicht dann, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. Die Essenz der Unternehmung wird in der knappsten möglichen Form eingefangen.

Sie können auf der Amazon-Webseite, die ich verlinkt habe, in diesem Buch blättern. Ich erlaube mir hier, einige Strophe zu zitieren – in der Hoffnung, dass mir nicht gleich jemand deswegen an den Wagen fährt. Auch bei Amazon kann man einige Strophen einsehen.

Sechste Strophe (Trennung von Kommando- und Landemodul im Mondorbit kurz vor dem Abstieg des LM zum Meer der Ruhe):

Spacecraft readied.

System checks.

Lunar Module

Disconnects.

Fantastisch. Genau richtig, bis hin zur Einbettung des knappen, nüchternen und präzisen Technojargons: “Spacecraft readied”, nicht etwa nur “Spacecraft ready”. Das ist eine wesentliche Nuance. Allein schon optisch ist diese Strophe wegen der immer kürzer werdenen Verse reizvoll.

Siebte Strophe:

Michael Collins

Stays with ship.

Waits, observing.

Tracking trip.

Danke, Linda McReynolds. Wie viele deutlich längere Werke haben die Rolle von Michael Collins schlicht unterschlagen? Hier aber wird ihm eine ganze der wenigen Strophen gewidmet.

Weiter zur neunten Strophe. Das LM ist inzwischen gelandet.

Armstrong makes his

One small step.

Giant leap from

Years of prep.

So ist es! Ganz genau. Auch das wird viel zu selten erwähnt. Jahre und Jahre der Arbeit in Vorbereitung dieses einen Moments. Nicht nur die Arbeit Neil Armstrongs, sondern die von Hunderttausend Menschen.

Die elfte Strophe beschreibt treffend die Mondoberfläche im Mare Tranquillitatis:

Desolation.

Silent. Dark.

Tranquil sea.

Barren. Stark.

Auch hier der optische Eindruck, diesmal der zunehmenden Verslänge. Hier wurde die verwirrende Schönheit der ur- ur- uralten Mondlandschaft, die Buzz Aldrin zum Oxymoron “Magnificent Desolation” bewegte, in 16 Silben gegossen. Das reicht, wenn es die richtigen sechzehn Silben sind.

Aufnahme AS11-40-5851, Quelle: NASA/JSC

Weitere Information

Link zur Beschreibung von “Eight Days Gone” im Webauftritt des Verlagshauses, Charlesbridge Publishing.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

22 Kommentare

  1. Starker Text, starker Blogartikel

    Die knappen, treffsicheren Aussagen legen den Kern von Apollo frei: Ein kollektiver Aufbruch, völlig neue Erfahrungen, erschüttertes Staunen auf dem Mond und vor den Fernsehgeräten.

    Ich seh noch meinen Vater, fassungslos.

  2. Interessant, aber ich glaube, das ist ein Werk, mit ich mich erst anfreunden muss, um es richtig zu schätzen.

    Nebenbei: eigentlich hätte ich von Ihnen eher eine Rezi von diesem Werk erwartet, das sich ja auch mit dem Mond beschäftigt. Nur soll es laut Science-Shop sofort lieferbar sein, aber laut Amazon erst in etwa 6 Wochen (also im März) erscheinen. Interesant ist übrigens, das in der Leseprobe, die man sich von der Sciencs-Shop Seite hemunter laden kann, die Seite abgebildet ist, auf der man die Rupes Recta sehen kann, von der hier ja schon mal die Rede war.

  3. Verdichtete Sprache

    Mir gefallen die Gedichte. Sie sind lapidar, schnörkellos auf das Wesentliche konzentriert. Trotzdem sind sie ästhetisch reizvoll. Sie erinnern etwas an japanische Haiku. Nur das die Natur hier durch Technik ersetzt wurde. Gute Gedichte sollen aussagekräftig sein und es ist eine Kunst viel Information in wenige Worte zu packen. Ich denke da auch an den Schriftsteller Ernest Hemingway. In seinen Werken wird nichts verkitscht und aufgebläht und keine umständlichen Formulierungen vernebeln die Realität. In seinem Bericht über die Fiesta in Pamplona, der blutigen Stierhatz, die zu Ehren des Schutzpatrons San Fermin abgehalten wird und in der sich die ganze Stadt in ein regelrechtes Tollhaus verwandelt, schrieb er: “Sonntagmittag, den 6. Juli, brach die Fiesta aus. Es gibt kein anderes Wort dafür.” Eine einfache Sprache, in der jedes Wort wohlüberlegt und treffend ist, muss demnach nicht simpel sein. Sie konzentriert sich nur auf das Wesentliche und das muss erst einmal herausgefiltert werden.

  4. pluck the wings from painted butterflies
    , / To fan the moonbeams from his sleeping eyes
    William Shakespeare, A Midsummer Night’s Dream

  5. Poesie und Technologie ..

    vertragen sich nicht sollte man meinen. Poesie handelt von Gefühlen, Erlebnissen, eventuell in und mit der Natur aber kaum je von Technologie, nicht einmal von altmodischer Letztjahrhunderttechnologie. Wobei es ein paar Ausnahmen gibt, wie einem Gedicht über die Lokomotive, wobei dieses – wie könnte es anders sein -, die Lokomotive mit einem Tier vergleicht.

    Doch die folgenden Zeile sind wirklich von anderer Art:
    Spacecraft readied. System checks.
    Lunar Module Disconnects.

    Diese Zeilen beschreiben kein Erlebnis, benutzen keine Allegorie und sind nicht metaphorisch gemeint.

    Uns erscheint es dennoch als Poesie, als Ausschnitt aus einem Poem. Wohl weil das was dahintersteckt – die Mondlandung – aufgeladen ist von Bedeutung. Ist sie doch die Realisation eines Menschheitstraums. Sind es doch Menschen – Astro-Nauten – die aus der Schwärze des Alls zum hellen Mondboden hinuntersteigen.

    Frage: Kann eine Landung von Robotern – auf dem Mars beispielsweise – je gleich viele Menschen bewegen wie es die Mondlandung getan hat? Kaum, wenn es seelenlose Roboter wie Curiosity sind. Aber wie wäre es, wenn die Roboter sich ähnlich äussern würden wie Menschen und ebenfalls Sätze von sich gäben von der Art “That’s one small step for a man, one giant step for us Thinkers”
    Sagen wirs mal so: Es wäre gewohnheitsbedürftig. Jeder Roboter müssteg sich schon gewaltig anstrengen, damit wir ihn als einen der Unsren anerkennen würden.

  6. Welt der Maschinen @Martin Holzherr

    “Spacecraft readied. System checks.
    Lunar Module Disconnects.
    Diese Zeilen beschreiben kein Erlebnis, benutzen keine Allegorie und sind nicht metaphorisch gemeint.
    Uns erscheint es dennoch als Poesie, als Ausschnitt aus einem Poem. Wohl weil das was dahintersteckt – die Mondlandung – aufgeladen ist von Bedeutung.”

    Ich würde sagen, hier handelt es sich einfach um eine lyrische Beschreibung. Die Bedeutungsaufladung nimmt der Leser vor, der um die Mondlandung weiß.
    Es gab auch vorher schon Gedichte, in denen technische Abläufe poetisch ausgedrückt wurden. Beispielsweise hat Georg Heym (1887-1912), ein Vertreter des frühen Expressionismus, das Geschehen im Binnenhafen der Stadt Berlin beschrieben. Und obwohl das lyrische Ich erst später aktiv wird, versetzt das Gedicht “Berlin” den Leser in eine Stimmung, die die Situation beinahe körperlich erfahrbar macht.Hier ist der Text:

    Beteerte Fässer rollten von den Schwellen
    Der dunklen Speicher auf die hohen Kähne.
    Die Schlepper zogen an. Des Rauches Mähne
    Hing rußig nieder auf die öligen Wellen.

    Zwei Dampfer kamen mit Musikkapellen.
    Den Schornstein kappten sie am Brückenbogen.
    Rauch, Ruß, Gestank lag auf den schmutzigen Wogen
    Der Gerbereien mit den braunen Fellen.

    In allen Brücken, drunter uns die Zille
    Hindurchgebracht, ertönten die Signale
    Gleich wie in Trommeln wachsend in der Stille.

    Wir ließen los und trieben im Kanale
    An Gärten langsam hin. In dem Idylle
    Sahn wir der Riesenschlote Nachtfanale.

    Damit ist zwar Ihre Frage “Kann eine Landung von Robotern – auf dem Mars beispielsweise – je gleich viele Menschen bewegen wie es die Mondlandung getan hat?” nicht beantwortet. Trotzdem ließe sich auch eine Landung von Robotern auf dem Mars zu einem Gedicht verarbeiten. Bekannte Dichter haben oft sogar ganz banale Dinge beschrieben. Die Kunst dabei ist, dass sich der Leser durch das Gedicht angesprochen fühlt.

    Zum Schluss schrieben Sie: “Es wäre gewohnheitsbedürftig. Jeder Roboter müssteg sich schon gewaltig anstrengen, damit wir ihn als einen der Unsren anerkennen würden.”

    Solche Überlegungen ließen sich doch auch gut in einem Gedicht ausdrücken. Beispiel könnte das Gedicht von Heym sein. Waren vorher die Maschinen die Hauptakteure und das lyrische Ich lediglich ein Beobachter, so tritt im weiteren Verlauf des Gedichtes eine Zäsur ein. Die Situation dreht sich um und die Menschen bestimmen das Geschehen.

  7. Antworten

    @Hans: Naja, nicht jedem muss jedes Gedicht gleichermaßen gefallen, das ist schon OK. Vielen Dank auf jeden Fall für den Hinweis auf den fotografischen Mondatlas. Das ist eine ideale Ergänzung zum allein auf Zeichnungen basierenden Werk von Antonin Rükl. Ich werde mir den “Reiseatlas Mond” auf jeden Fall zulegen. Übrigens steht (mittlerweile?) auch auf der Sciene-Shop-Webseite, dass die Neuauflage erst im März verfügbar sein wird.

    @Martin Holzherr: Das Interesse der Menschen an einem bemannten Raumflug hat eine ganze Menge mit Identifikation zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns eines Tages im selben Maße mit einer Maschine identifizieren können wie mit einem Menschen – und ich hoffe, dass es nie ziu einer solchen Situation kommen wird.

    @Martin Holzherr, Mona: Die Unterscheidung zwischen Natur und Technologie kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Technologie ist doch nur die gekonnte Nutzung von Naturgesetzen durch natürliche Wesen. Wenn ein Spinnennetz, ein Vogelnest und ein Termitenbau Bestandteil der Natur sind, dann ist ein Raumschiff das letztendlich auch.

    Ich finde, die Allegorie, also die Darstellung eines technischen Geräts mit einem lebenden Wesen, unterstreicht eher noch die Tatsache, dass Technik eine von Lebewesen vorgenommene Nutzung natürlicher Prozesse und Gesetzmäßigkeiten ist. Die Allegorie muss sich dabei nicht auf einzelne Geräte beschränken, sondern kann sich, im Positiven wie im Negativen, auf komplexe menschliche Unternehmungen erstrecken.

    So umschrieb der bereits von Mona erwähnte Georg Heym 1911 in Vorahnung des kommenden Weltenbrands den Krieg als bedrohliches, gewaltiges Monstrum:

    Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
    Aufgestanden drunten aus Gewöben tief;
    In der Dämm’rung steht er, groß und unbekannt,
    Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand. […]

    Als Angst einflößendes Bild ist so eine Allegorie wirkungsvoll. Eine Identifikationsfigur kann man so aber wohl eher nicht schaffen.

    Bei Raumfahrtprojekten ist es ja auch noch so, dass robotische Missionen keine Rückkehr beinhalten. Es erschwert die Identifikation weiter, wenn man am Ende nicht einmal dem, der da draußen war, bei der Schilderung seiner Eindrücke zuhören und zusehen kann.

  8. Unterschied @Michael Khan

    “Die Unterscheidung zwischen Natur und Technologie kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Technologie ist doch nur die gekonnte Nutzung von Naturgesetzen durch natürliche Wesen. Wenn ein Spinnennetz, ein Vogelnest und ein Termitenbau Bestandteil der Natur sind, dann ist ein Raumschiff das letztendlich auch.”

    Unter Natur wird in der Regel das verstanden was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Und als “natürlich” bezeichnet man Dinge, die nicht künstlich geschaffen oder hergestellt wurden.

    “Ich finde, die Allegorie, also die Darstellung eines technischen Geräts mit einem lebenden Wesen, unterstreicht eher noch die Tatsache, dass Technik eine von Lebewesen vorgenommene Nutzung natürlicher Prozesse und Gesetzmäßigkeiten ist.”

    Als Allegorie können Sie ein technisches Gerät natürlich mit einem lebenden Wesen vergleichen. In den Gedichten von Heym finden sich viele Beispiele dafür. Aber deshalb ist ein Raumschiff noch lange kein Naturgegenstand. Außer es handelt sich um so etwas: http://www.perrypedia.proc.org/…sches_Raumschiff

    “Bei Raumfahrtprojekten ist es ja auch noch so, dass robotische Missionen keine Rückkehr beinhalten. Es erschwert die Identifikation weiter, wenn man am Ende nicht einmal dem, der da draußen war, bei der Schilderung seiner Eindrücke zuhören und zusehen kann.”

    Gibt es heutzutage nicht entsprechende Kommunikationsgeräte, die uns jeden Schritt einer “robotischen Mission” mitverfolgen lassen? Ein aktuelles Beispiel wäre der Mars-Rover Curiosity, wenn der seine Staubbürste zur Hand nimmt, dann steht das in sämtlichen Zeitungen. Eine persönliche Identifikation mit dem Mars-Rover findet natürlich nicht statt, aber wir verfolgen das Geschehen doch mit großem Interesse, auch wenn kein Mensch vor Ort war, der nach der Rückkehr zur Erde seine Eindrücke schildern könnte. Der Grund ist, nehme ich an, dass wir die Erkundung des Mars durch Curiosity als wichtig für eine “richtige”, also bemannte, Mission ansehen.

  9. @Mona

    Unter Natur wird in der Regel das verstanden was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Und als “natürlich” bezeichnet man Dinge, die nicht künstlich geschaffen oder hergestellt wurden.

    Ich will darauf hinaus, dass es da keine wirklich klare Unterscheidung gibt. Was in der Regel darunter verstanden wird, ist mir natürlich bewusst, aber ich denke, man sollte auch solche Dinge hinterfragen, von denen jeder eine klare Vorstellung zu haben meint. Es hat sich in der menschlichen Geschichte schon oft gezeigt, dass das, was jeder für richtig und unwiderlegbar hielt, unzutreffend war.

    Künstlich hergestellt ist ein Biberbau, eine Bienenwabe und ein Spinnennetz auch. Natürlich ist da ein Unterschied zu einem Raumschiff, aber ist dieser Unterschied fundamental oder nur graduell? Man könnte so argumentieren, dass Tiere rein instinktiv agieren, Menschen dagegen vernunftgesteuert, und dass deswegen ein fundamentaler Unterschied vorliegt.

    Dass das für Menschen so nicht zutrifft, halte ich für offensichtlich, und auch bei Tieren kann man durchaus ein Maß von Kommunikation, Lernfähigkeit und Interaktion voraussetzen, bei manchen Tierarten sicher mehr, bei anderen weniger.

    Dass der Bau eines Raumschiffs nicht mit dem eines Vogelnests gleichzusetzen ist, steht außer Frage. Aber dass es wirklich radikal anders ist – nicht nur wesentlich komplexer, sondern wirklich von Grund auf anders – sehe ich erst einmal nicht.

    Gibt es heutzutage nicht entsprechende Kommunikationsgeräte, die uns jeden Schritt einer “robotischen Mission” mitverfolgen lassen?

    Eigentlich nicht. Die Messung des Zeitverlaufs der Amplitude der akustischen Schwingungen und der Beschleunigung bei einem Raketenstarts – und das ist es, was man der Telemetrie entnehmen kann – ist doch etwas ganz Anderes als die Eindrücke, die ein Mensch von einem Raketenstart schildert.

    Klar wissen wir, dass da gerade ein Stein saubergeputzt worden ist und dass nun die spektroskopische Messung beginnen kann.

    Es ist gut und wichtig, so etwas zu wissen, keine Frage. Aber ich will auch etwas anderes wissen. Wie wirkt denn die Marslandschaft auf einen Menschen, der mitten in ihr steht. Bedrohlich, anheimelnd, abweisend, fremdartig, vertraut? Wie kommt man sich vor, wenn das einige Geräusch von außen das feine, endlose Säuseln der dünnen Atmosphäre um den Helm herum ist? Wie fühlt man sich, wenn man auf einem Felsvorsprung über einem fünf Kilometer tiefen Canyon steht, der sich links und rechts bis jenseits des Horizonts erstreckt?

    Ich habe schon mehr Bilder von Mars gesehen, als ich zählen kann, aber die wirkliche Antwort auf meine Fragen finde ich darin nicht.

    Es ist schon so, wie Sie sagen: Bedeutend ist das Alles für die Allgemeinheit deswegen, weil wir wissen, dass es eines Tages jemanden geben wird, der darauf eine Antwort nennen können wird.

  10. Mars @Michal Khan

    “Aber ich will auch etwas anderes wissen. Wie wirkt denn die Marslandschaft auf einen Menschen, der mitten in ihr steht. Bedrohlich, anheimelnd, abweisend, fremdartig, vertraut? Wie kommt man sich vor, wenn das einige Geräusch von außen das feine, endlose Säuseln der dünnen Atmosphäre um den Helm herum ist? Wie fühlt man sich, wenn man auf einem Felsvorsprung über einem fünf Kilometer tiefen Canyon steht, der sich links und rechts bis jenseits des Horizonts erstreckt?

    Ich habe schon mehr Bilder von Mars gesehen, als ich zählen kann, aber die wirkliche Antwort auf meine Fragen finde ich darin nicht.”

    Da wäre es natürlich zweckmäßig man könnte sich den Mars einmal in natura ansehen. Aber selbst dann würden die Eindrücke wohl nicht gleich sein, weil jeder Mensch anders empfindet. Umso mehr freuen wir uns für gewöhnlich, wenn wir einen Seelenverwandten finden, der unsere Gefühle und Anschauungen teilt.

    In meiner Vorstellung ist der Mars ein schöner und romantischer Ort. Fremdartig zwar, aber nicht bedrohlich. Ob das der Realität entspricht weiß ich nicht, denn “das feine, endlose Säuseln der dünnen Atmosphäre um den Helm herum” könnte genauso gut das Gefühl auslösen an einem sehr lebensfeindlichen Ort zu sein.

    http://www.goodwp.com/large/201102/15459.jpg

  11. Vielen Dank auf jeden Fall für den Hinweis auf den fotografischen Mondatlas. Das ist eine ideale Ergäzung zum allein auf Zeichnungen basierenden Werk von Antonin Rükl. Ich werde mir den “Reiseatlas Mond” auf jeden Fall zulegen.

    Bitte sehr, keine Ursache. 🙂

    Und wenn man Ihre Diskussion darüber liesst, wie es sich denn nun anfühlt, wenn man irgendwo auf dem Mars steht, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass es Zeit wird, die Raumfahrt “breiter aufzustellen” wie es im Marketingslang der Wirtschaft so schön heisst, damit man endlich mal hin fliegen kann um es heraus zu finden.
    Das Problem sind halt der Aufwand und die Zeit. Man braucht ein entsprechend grosses Raumschiff um die 6 bis 8 Monate dauernde Anreise mental und körperblich zu überleben. Dann entsprechende Habitate auf dem Planeten und natürlich auch die “Rückfahrkarte”, die sich aber erst nach ein paar Monaten Aufenthalt lösen lässt, sofern ich richtig informiert bin. Wenn alles gut läuft, sollte man für diesen Trip glaube ich, etwa 30 Monate kalkulieren, oder? – Bin ja mal gespannt, ob ich dass in diesem Leben noch erleben werde…

  12. Reise zum Mars @Hans

    “Und wenn man Ihre Diskussion darüber liesst, wie es sich denn nun anfühlt, wenn man irgendwo auf dem Mars steht, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass es Zeit wird, die Raumfahrt “breiter aufzustellen” wie es im Marketingslang der Wirtschaft so schön heisst, damit man endlich mal hin fliegen kann um es heraus zu finden.”

    Die Reise zum Mars scheint nicht nur ein finanzielles oder technisches Problem zu sein, sondern birgt auch gesundheitliche Risiken, die man noch nicht im Griff hat. Wenn Menschen über einen längeren Zeitraum der kosmischen Strahlung ausgesetzt sind, dann kann dies zu Gedächtnisproblemen und sogar Alzheimer führen.
    http://www.plosone.org/…1%2Fjournal.pone.0053275

    Es ist demnach egal, ob Menschen den Mars besuchen oder nicht, wenn sich nach der Rückreise sowieso keiner mehr daran erinnern kann. 🙂

    Dabei entwickeln die Chinesen bereits ein Gewächshaus, dass für Mond- und Mars-Missionen eingesetzt werden kann:
    http://news.xinhuanet.com/…12/03/c_132016209.htm

  13. Gesundheitliche Risiken, Langzeitflug

    Es wird bei langen Raumflügen immer ein Risiko durch die erhöhte Strahlenbelastung geben, und damit auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer späteren Erkrankung infolge der aufgenommenen Dosis.

    Das ist halt so wie bei allen Risiken. Bis zu einem gewissen Punkt kann man sie miniomieren, aber ab diesem Punkt man man sie akzeptieren und sie vielleicht auch ein Stück weit gegen die anderen Risiken des Lebens abwägen.

    Es gibt bei einem langen Raumflug drei Quellen für die radiologische Belastung: 1.) die normale solare Korpusukularstrahlung, 2.) Erhöhte solare Korpuskularstrahlung durch koronale Massenauswürfe (Sonnenstürme) und 3.) Galaktische kosmische Strahlung.

    Man kann gegen 1.) einen gewissen Schutz schaffen, indem man beispielsweise Wasser- und etwas vom Treibstoff um das Habitat herum anordnet (wobei man allerdings wieder andere Risiken eingeht, zum Beispiel den, dass giftiger und/oder explosiver Treibstoff in das Habitat eindringt). Gegen 2.) kann man, wenn das Ereignis ncht zu lange dauert, einen Schutzraum an Bord schaffen. Gegen 3.) kann man realistischerweise gar nichts machen.

    In keinem Fall geht das Risiko ganz weg. Da muss man sich einfach überlegen, ob man das akzeptiert oder nicht. Kein solches Unternehmen wird jemals frei von Risiken sein, so wie auch zuvor keine Entdeckungsreise frei von Risiken war. Wer es zu gefährlich findet, bleibt halt zuhause, so einfach ist das.

  14. Radiaton: Magnetic spacecraft shielding

    Um Michael Kahns Liste der Schutzmassnahmen gegen solare und kosmische Strahlung zu kompletieren möchte ich noch auf den Schutz durch ein künstlich erzeugtes magnetisches Feld um das Raumschiff oder Habitat hinweisen.
    Das wird zwar schon seit 40 Jahren erforscht hat aber durch die Entwicklung von supraleitenden Magneten neuen Auftrieb erhalten.
    In Spacecraft Shielding findet man eine ganze Linksammlung zu entsprechenden Forschungspapieren.
    In magnetic-shield-could-protect-spacecraft liest man “new experiments carried out in the UK show that the technology [spacecraft shielding by induced magnetic fields] could be made compact enough, and therefore cheap enough, to protect astronauts on flights to the Moon and Mars. “
    und in Magnetic shielding for spacecraft wird ein hybrides System vorgeschlagen, das magnetische Feldern und passive Absorption kombiniert.
    Das NIAC-Projekt Use of Superconducting Magnet Technology for Astronaut Radiation Protection befindet sich in Phase I und sieht Schwierigkeiten bei der Anwendung supraleitender Magnete für die Erzeugung des nötigen magnetischen Feldes, falls der Flug viele Monate dauert. Der Artikel Electrostatic Active Space Radiation Shielding for Deep Space Mission and Superconductin magnet radiation shields bezieht sich ebenfalls auf ein NIAC-Projekt und sieht wiederum ein hybrides System als Lösung.

  15. Forschen für die Zukunft

    “In keinem Fall geht das Risiko ganz weg. Da muss man sich einfach überlegen, ob man das akzeptiert oder nicht. Kein solches Unternehmen wird jemals frei von Risiken sein, so wie auch zuvor keine Entdeckungsreise frei von Risiken war. Wer es zu gefährlich findet, bleibt halt zuhause, so einfach ist das.”

    Ist das nicht zu kurz gesprungen? Die Strahlenbelastung spielt doch bei längeren Weltraummissionen eine entscheidende Rolle. Es geht dabei nicht nur um ein paar Leute, die auf einem Flug zum Mars bereit sind so ein Risiko auf sich zu nehmen, sondern um das Leben in der Zukunft. Strahlenschäden können nicht nur Krebs auslösen, sie führen auch zu Erbgutveränderungen. Falls es der Menschheit tatsächlich gelingt Raumschiffe zu bauen mit denen man fremde Planeten besiedeln könnte, sog. Generationenraumschiffe, dann muss man alle Risikofaktoren mit einbeziehen.

    Mit dem Matroshka-Experiment wurde auf der ISS mithilfe einer Spezialpuppe die Strahlenbelastung innerhalb und außerhalb der internationalen Raumstation untersucht. Dabei ging es auch um die Frage inwieweit der Mensch am besten gegenüber der kosmischen Strahlung abgeschirmt werden kann. Weitere Probleme auf langen Flügen wären auch noch der Knochen- und Muskelabbau, sowie Fragen der Ernährung und psychische Störungen, die es zu beheben gilt.

  16. @Mona: Strahlung + Schwerelosigkeit

    Risiken in Generationenschiffen
    Korpuskelstrahlung im Raum kann man durch künstlich erzeugte magnetische Felder vollständig abhalten. In zukünftigen Generationenraumschiffen sollte das kein Problem sein, denn im Wesentlichen benötigt man nur genügend Energie und zukünftige Generationenraumschiffe werden wohl über Fusionsenergie verfügen
    1) für den Antrieb
    2) für die Schiffselektrik und das Schiffsökosystem.

    Schwerelosigkeit ist kein gesundheitsverträglicher Zustand. Das ist bekannt. Ein Generationenraumschiff wird wahrscheinlich einen rotierenden Manschaftsraum, ein rotierendes Habitat haben, das die Schwerkraft “simuliert” – ähnlich wie in Space Odessey 2001 von Stanley Kubrick. Eigentlich ist bereits ein Marsflug ohne künstliche Gravitation ein schwerwiegendes Gesundheitsrisiko.

    Fussnote
    Die Risiken von Strahlung werden ferner von vielen überschätzt. Chemische Reaktionen (freie Radikale) können zu genau den gleichen Schäden führen und die meisten Organismen verfügen deshalb über ausgeklügelte DNA-Reparatursysteme umd solche Schäden auszugleichen.

    tl;dr
    Lange Raumreisen benötigen eingebauten Strahlenschutz und künstliche Gravitation durch Rotation der Mannschaftsräume. Beides ist schon heute möglich wird aber noch nicht eingesetzt weil für heutige Verhältnisse zu aufwendig.

  17. @Mona

    Nein, das ist nicht zu kurz gesprungen. Die zu erwartenden Strahlendosen sind mittlerweile bekannt. Man kann sie zum Teil minimieren, muss aber eine erhöhte Grundbelastung akzeptieren. das ist auch bei anderen medizinischen und psychologischen Problemen so. Man kann auch diese Belastungen zwar so weit es realistischerweise machbar ist minimieren, aber nicht ausschalten.

    Das muss man halt akzeptieren, so wie ja auch kein Polarforscher erwarten wird, denselben Komfort und dieselbe Sicherheit vorzufinden wie an seinem Schreibtisch im Büro.

    Bei diesen Konzepten für die magnetische Abschirmung bin ich sehr skeptisch. Man liest immer wieder davon, dass nun wieder ein Wissenschaftler etwas gefunden haben will, was viel weitreichenderen Schutz bietet. Aber erstens muss sich das immer noch bewähren, erst im Labor, dann im praktischen Einsatz. Zweitens muss man immer sehen, was die Nachteile sind. Will man wirklich bei einem vorhandenen magnetischen Schutzsystem auf den Schutzraum verzichten? Was, wenn das magnetische System ausfällt?

    Was man auf Forschungsflügen einsetzt, ist eine Frage. Was sich irgendwann Jahrzehnte später anbietet, wenn interplanetare Raumflüge alltägliche Ereignisse geworden sein werden, ist eine ganz andere. Aber man kann und soll nicht bereits den zweiten Schritt vor dem ersten machen und ausgerechnet bei dieser Art von Forschungsreisen Maßstäbe anlegen, die sie im Endeffekt nur bis zum Sankt-Nimmerleinstag hinauszögern.

    Man sollte mit offenen Karten spielen und alle Risiken klar benennen. Wer sie dann akzeptiert und mitfliegt, hat eine informierte Entscheidung getroffen.

  18. @Mona: Gesundheitsrisiken

    Was die Probleme angeht, die Sie da ansprechen, so gäbe es ein interessante Möglichkeit, das zu testen: Man zieht die ganze Sache so auf, als wolle man zum Mars fliegen, fliegt aber stattdessen “nur” zum Mond, wobei man aber nicht die direkte Route wählt, sondern den Flug mit einem langsamen Raumschiff mit Ionentriebwerk und einer entsprechend gewählten Flugbahn so in die länge zieht, das der Flug genauso lange dauert, wie ein Flug zum Mars dauern würde. Der von mir ja öfter mal erwähnte Herr Leitenberger hat das Konzept hier mal sehr ausführlich vorgestellt. Ich halte das für eine sehr sinnvolle Testmöglichkeit. – Wäre blos noch die Frage, was Herr Khan dazu meint… 🙂

  19. @Hans

    Sorry, das finde ich überhaupt nicht sinnvoll. Nicht nur, weil ich einem Ionenantrieb wenig abgewinnen kann, schon mal überhaupt nicht für ein bemanntes, also großes Raumschiff. Ionenantrieb – das ist so eine idee, die auf dem Papier immer gut aussieht, genau bis zu dem Moment, wo man sich die konkrete Anwendung mal etwas genauer anschaut.

    Wenn man eine Marsmission vorbereitet, dann sollte man auf dem Weg zur eigentlichen Mission keine Komponenten nur für die Testphase entwickeln, die in der eigentlichen Mission nicht verwendet werden. Das macht keinen Sinn. Im Gegenteil, man sollte eine weitreichende, modulare Infrastruktur schaffen, mit der man zum Mond kann, zu Asteroiden und zum Mars. Ionenantrieb hat in einer solchen Infrastruktur keinen Platz. Das macht ja bei Marsmissionen noch nicht einmal für Satelliten Sinn. Also Finger weg.

    Bei einer Mondmission kann schon genug schief gehen und es gibt bnereits genug Technologie zu testen und zu verifizieren. Da braucht man nicht auch noch alles zu verkomplizieren.

    Wenn man aber schon Testflüge macht, dann sollte man auch die Möglichkeit vorsehen, jederzeit innerhalb weniger Tage zur Erde zurückzukehren. Genau das geht aber nun einmal nicht, wenn man auf irgendwelchen langwierigen Spiralbahnen unterwegs ist und nur wenig Schub zur Verfügung hat.

    Ich würde dafür plädieren, zunächst zurück zum Mond zu fliegen, und dort auch länger als nur ein paar Tage zu bleiben. An einem der Pole kann man Monate zubringen, wenn es ein Punkt ewigen Lichts ist, sogar noch länger. So kann man schon weit reichende Erfahrung mit großen Manövern, Landung, Operationen auf der Oberfläche, Rückstart und Wiedereintritt sammeln. Das ist schon einmal viel Holz.

    Für eine Langzeitmission unter Schwerelosigkeit bietet sich entweder eine Mission zu einem Lagrangepunkt im Erde-Mond-System an. Dort kann man viele Monate zubringen, aber auch jederzeit innerhalb von 5 Tagen oder weniger zurück.

    Oder aber, wenn man einigermaßen Vertrauen zur Technik gewonnen hat, eine Mission zu einem erdnahen Asteroiden. Das ist zwar eine lange Mission, aber man braucht keine besondere Technik zum Landen auf dem Zielkörper. Für Flüge von rund einem Jahr (Hin+Aufenthalt+Zurück) gibt es viele lohnende Ziele. So sammelt man nicht nur wertvolle operationelle Erfahrung mit interplanetareen bemannten Missionen, sondern massenhaft kostbare wissenschaftliche Daten.

    Wenn man das alles beherrscht, dann ist eine Marsmission auch nur noch eine inkrementale Stufe und verliert eine ganze Menge von ihrem Schrecken.

  20. Ah, danke für die Auskunft.
    Für den Fall, dass eine schnelle Rückkehr nötig wird, will er ja eine chemisch angetriebene Rückkehrkapsel mitnehmen. Aber ansonsten sind Ihre Ideen auch gut. Was jetzt aber wirklich besser ist, vermag ich nicht zu entscheiden.
    Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man erst mal wieder zum Mond fliegen sollte, um Erfahrungen mit Technik und Infrastruktur zu sammeln, bevor man zum Mars fliegt.

  21. Bemannt zum Mars

    Es gibt seit neuestem ein Projekt, das ganze als Himmelfahrtskommando zu betreiben:

    http://ef-magazin.de/…g-will-ohne-staat-zum-mars

    Im Grunde eine Variante des “Mars to stay” Ansatzes – man schickt erstmal nur Leute hin, die bereit sind, dauerhaft dort zu bleiben (und auch dort ihren Lebensabend zu verbringen, denn kaum jemand will nach 10-20 Jahren unter Marsschwerkraft wieder 1g in den Knochen spüren…)

    Die entscheidende Einsparung liegt vermutlich in den Treibstoffkosten: diese quadrieren sich ja, wenn der Treibstoff für den Rückflug zur Nutzlast des Hinflugs dazuzählt.

    Ich bin gerade nicht ganz auf dem neuesten Stand, Herr Khan, wie ist bei aktuellen Marsmissionen das Verhältnis Treibstoffmasse zu Nutzlast?

    (Ich könnte mir ja schon vorstellen, auf dem Mars beim Bau der Raffinerie mitzuhelfen, die den Treibstoff für Rückflüge zur Erde liefert – ein gewisses Talent, Maschinen zum laufen zu bringen, habe ich schon. Aber ich glaube, meine Frau wäre alles andere als begeistert, wenn ich in 10 Jahren für ungewisse Zeit verschwinde – unsere Kinder wären dann gerade 16 und 12, ein schwieriges Alter für eine de-facto-Alleinerziehende. Und viel älter als 51 will ich beim Start auch nicht sein, sonst kann ich den Rückflug gleich komplett vergessen.)

  22. OT: Astronautics

    Habe eben Ihre Kritik zum gleichnamigen Buch von Ulrich Walter in der aktuellen Sterne und Weltraum gelesen. Da es in diesem Blogpost ja auch um Buchkritik geht, erschien es mir am sinnvollsten, diesen Kommentar hier dazu zu gesellen.

    Wenn ich es mir recht überlege, dann ist die Kritik ein sorgfältig begründeter Verriss. Sie sehen es übrigens ganz richtig, das ein an Raumfahrt interessierter Laie (wie ich z.B.) verschiedenes nicht so genau wissen will, dafür aber beispielsweise auch etwas über interplanetaren Raumflug wissen würde. Das plapper ich jetzt einfach mal so nach, ohne selber einen Blick in das Buch geworfen zu haben. – Letzteres werde ich aber noch nachholen, sofern ich es in der lokalen Unibibliothek finde, oder sie davon überzeugen kann, es anzuschaffen. Und, um bei der Laienperspektive zu bleiben: Auch wenn ich in der Schule die englische Sprache gelernt habe und sie sich in der Wissenschaft allgemein durchgesetzt hat; – als interessierter Laie verlange ich eine Einführung in ein so komplexes Thema auf Deutsch; Erst recht dann, wenn der Autor selber einen deutschen Pass hat.
    Aber da sich das Buch ja an Studenten in höheren Semestern wendet, ist es mit der Sprachwahl schon okay. Wo ich ebenfalls unbesehen zustimme ist die Sache mit den Literaturquellen. Allein schon aus dem Grund, das uns diese Sache gerade eine neue Wissenschaftsministerin beschert hat. (Die zwar höchst sehr wahrscheinlich nicht sehr viel besser sein wird als die bisherige, aber das ist ein anderes Thema.)
    Die erwähnte Grafik mit dem Space Shuttle würde ich mir auch sehr gerne noch ansehen. Obwohl es mir bei meinem bisherigen Vorwissen auch klar ist, das der Shuttle nie heil herunter gekommen wäre, wenn er tatsächlich mit der Nase voran in die Atmosphäre eingetreten wäre.

    Zur Diskussion der mathematischen Ergebnisse schreiben Sie, dass diese etwas zu kurz kommt. Sowas empfinde ich als reichlich schlecht, zumal das bei mir wahrscheinlich ein Grund dafür war, das ich mein Elektrotechnikstudium eben auch wegen der Mathematik irgendwann abgebrochen habe. Da ging es in der Mathevorlesung meisst darum irgendwelche Aufgaben nach “Schema F” zu lösen, aber warum und weshalb man das so machen sollte, das kam zumindest bei mir nicht an. Sollte vielleicht in den anderen Fächern passieren, nur wenn man die Mathematik eh nicht so gut drauf hat, dann hat man auch Schwierigkeiten damit, technische Sachverhalte mathematisch zu beschreiben und umgekehrt die Rechenergebnisse vernünftig einzuschätzen. Beliebtes Beispiel: Was nützt es mir, irgendwelche Bauteildaten auf 7 Stellen hinter dem Komma zu berechnen, wenn die realen Bauteile Toleranzen von 10% haben? – Die richtige Antwort lautet: nichts.

    Die Empfehlung, aus einer grösseren Auswahl von Büchern diejenigen heraus zu suchen, die einem am besten verständlich erscheinen, gebe ich in einem Programmierforum auch regelmässig zum Besten. Allerdings sind mir hier aus dem Raumfahrtbereich nun doch nicht so viele Titel bekannt, das ich von einer “breiten Auswahl” reden würde. Auf anhieb fallen mir da die “Raumfahrtsysteme” von Messerschmid/Fasoulas und das “Handbuch der Raumfahrttechnik” von Wittmann, u.a. ein. Dann gibt es noch eines von 2 Österreichern, dessen Titel mir gerade nicht einfällt und die “Satellite Orbits” von Montenbruck/Gill. – Ach ja, und die Webseiten von Bernd Leitenberger wären auch noch zu nennen, wenn man mehr als nur oberflächlich Bescheid wissen will.
    Soweit mal dazu.

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