Komet Lovejoy am 23.1.

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Warum schaue ich mir bloß bei jeder sich bietenden Gelegenheit diesen Kometen an? Erstens verändert der sich kaum (außer, dass seine Helligkeit nachlässt), noch ist meine Ausrüstung und mein Beobachtungsstandort wirklich für die Beobachtung eines nicht sehr hellen Kometen geeignet.

Ich sollte lieber mal an einen dunklen Ort  fahren und dort mit einer nachführenden Montierung und einem Teleskop arbeiten. Aber erstens ist es mir zu kalt und zweitens gefällt es mir, zuzuschauen, wie der Bursche wandert. Das geht am besten mit kurzer Brennweite – dazu reicht ein Kameraobjektiv.

In der Nacht vom 20. auf den 21. war er noch ein ganzes Stück links vom Binärstern 41 Arietis. Jetzt dagegen hat er ihn schon hinter sich gelassen. Im unteren Bild ist 41 Ari der helle, blaue Stern nahe der linken, unteren Bildecke. (Übrigens, ist das nun der Begleiter von 41 Ari, den man da knapp unterhalb sehen kann, oder ein zufälliger Hintergrundstern?)

Schön ist der Kontrast zwischen dem grünen Kometen und dem orangefarbenen Stern 39 Ari, einem alten Stern, der auf dem Weg zum Roten Riesen jetzt im Stadium des Heliumbrenners ist.

Auch in der Nähe der Coma ist ein Hintergrundstern zu sehen. Hm, oder soll ich hier jetzt den Chuck Shramek machen?

M45, Aries und Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) am 23.1.2015, 21:48 MEZ, Canon EOS 600D mit Leica Summicron 50/2, ISO 6400, f2, 1 Sekunde Belichtungszeit
Credit: Michael Khan, Darmstadt / M45, Aries und Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) am 23.1.2015, 21:48 MEZ, Canon EOS 600D mit Leica Summicron 50/2, ISO 6400, f2, 1 Sekunde Belichtungszeit
Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) über Darmstadt am 23.1.2015, 21:52 MEZ. Canon EOS 600D mit Leica Vario-Elmar 70-210 ISO 6400, Brennweite 210 mm, f4, 1 Sekunde Belichtungszeit 1.6 Sekunden
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) über Darmstadt am 23.1.2015, 21:52 MEZ. Canon EOS 600D mit Leica Vario-Elmar 70-210 ISO 6400, Brennweite 210 mm, f4, 1 Sekunde Belichtungszeit 1.6 Sekunden
Kompositaufnahme von Jupiter mit (von unten nach oben) Ganymed, Europa, Io und Callisto am 23.1.2015, 22:30 MEZ bei schlechtem Seeing
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Kompositaufnahme von Jupiter mit (von unten nach oben) Ganymed, Europa, Io und Callisto am 23.1.2015, 22:30 MEZ bei schlechtem Seeing

Nebenbei habe ich mir noch Jupiter angeschaut. Europa, Io und Callisto machen sich gerade bereit für ihren Auftritt morgen früh gegen 7:35 MEZ. Da werden diese drei nämlich ihre drei Schatten auf Jupiter werfen. Allerdings wird dann Io die Gruppe anführen, gefolgt von Callisto und Europa. Wir kriegen das hier gerade noch zu sehen, bevor der Himmel hell wird. Jupiter wird da schon recht niedrig im Westen stehen.

(Anmerkung vom Samstagmorgen: wir kriegen hier genau gar nichts zu sehen, weil nämlich dichter Nebel über allem liegt.)

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

9 Kommentare

  1. Hm, oder soll ich hier jetzt den Chuck Shramek machen?

    Wer’s ‘n das? – ‘ne Figur aus “The Big Bang Theory”?

    Übrigens: Hier im Ruhrgebiet schneit es derzeit, Samstag (vor)Mittag.
    In der vergangenen Nacht konnte man hier zumindest mal den Jupiter sehen, dazu den Löwe, und ein paar andere, hellere Sterne lugten durch eine Schicht Hochnebel…

      • Ah ja. Hab die Info inzwischen auch in der englischen Wikipedia gefunden.
        Und um die Frage zu beantworten, obwohl sie eher rhetorisch gemeint sein dürfte: Nein, sollten Sie nicht! – Damit würden Sie nur Ihren Ruf ruinieren. Ausserdem sollte ein gutes, bzw. richtig konfiguriertes Planetariumsprogramm den Hintergrundstern identifizieren können.

  2. Habe eben einen Hinweis auf diese tolle Foto bekommen.
    Da die dazu gemachten Angaben nicht sehr aufschlussreich sind, hier die Frage an die Experten, wieviel Aufwand hinter dem Bild in etwa steckt?

      • So wie der Fotograf sein Bild erklärt, entsteht der Eindruck, er hätte einfach draufgehalten und ausgelöst. Kann aber nicht sein, bei solchen Bildern steht immer eine Menge Aufwand dahinter.

        Eben, das denkle ich auch nach allem, was ich hier bisher über Astrofotografie gelesen habe. Aber wieviel Aufwand, lässt sich ohne weitere Informationen dann wohl doch nicht abschätzen, oder? – Denn war eigentlich meine Frage gewesen.

        • Dazu kann Jan Hattenbach sich qualifizierter äußern als ich. Als allermindestes würde ich annehmen, dass eine Reihe von länger belichteten Aufnahmen gemacht und gestackt werden musste, unter Abzug der Kalibrationsaufnahmen. Das Stacken selbst ordne ich schon mal in die Kategorie der erheblichen Nachbearbeitung ein. Dass das Ergebnis noch weiter bearbeitet werden muss, ist klar.

          Ob die Eigenbewegung des Kometen vor dem Sternenhintergrund da schon zum Problem wird, wenn die Brennweite kurz ist, weiß ich nicht, ich vermute mal Nein.

    • Hallo Hans,

      ohne die genauen Details zu kennen, kann man natürlich nur spekulieren. Netterweise zeigt flickr die Details der Aufnahme an: 80mm/2.8 60s bei 3200 Iso mit einer D7000. Von den technischen Daten scheint die D7000 mit meiner D90 vergleichbar zu sein. Da ist bei 3200 Iso das Rauschen zwar deutlich sichtbar, hält sich aber noch in Grenzen.
      Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass es sich um eine Einzelaufnahme unter sehr gutem, dunklem, Himmel handelt, welche lediglich beim Gamma (also Aufspreizung der Helligkeit) und mit einer Rauschreduzierung bearbeitet wurde.
      Auf der anderen Seite kann ich auch eine Addition nicht ausschließen. Am 13.1. habe ich Lovejoy mit 50mm aufgenommen und 30*60s addiert (http://www.fotowald.de/displayimage-6051.html) Dabei habe ich auf die Sterne addiert. Die so entstandene Unschärfe beim Kometen fällt kaum auf, während die scharfen Sterne eine sehr schönen Hintergrund liefern.

      André

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