Messenger – Erste Bilder aus dem Orbit um Merkur

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Komisch – die Tatsache, dass nun bereits seit fast 2 Monaten eine Raumsonde den Merkur umfliegt, hat unerwartet wenig Aufmerksamkeit erregt. Dabei ist es die erste Raumsonde überhaupt, die in eine Bahn um den innersten Planeten eingeschossen wurde.

Seit den frühen Morgenstunden des 18. März 2011 ist die NASA-Sonde Messenger in einer hochexzentrischen Bahn, deren merkurnächster Punkt, das Periherm, 200 km über der Merkur-Oberfläche in der Nähe des Nordpols liegt und dessen merkurfernster Punkt, das Apoherm, mehr als 15000 km hoch ist. Die Umlaufperiode beträgt 12 Stunden. Im Laufe des Jahres nach der Ankunft, die auf einen sechseinhalbjährigen Transfer von der Erde folgte, wird die Bahn immer wieder nachgeregelt werden, sodass ihre Umlaufdauer 12 Stunden und ihr Periherm unter 500 km bleibt.

In der Zwischenzeit ist schon eine Vielzahl von wissenschaftlichen Daten erhoben worden. Darunter sind auch eine Menge Bilder dieses bis jetzt noch nicht umfassend kartierten Planeten. Im Folgenden einige, die ich besonders interessant fand:


 

Eine historische Aufnahme vom 29.3.2011: das erste Bild, das je aus dem Orbit um Merkur aufgenommen wurde, Quelle: NASA/JHU-APL/CIW

 

Diese Aufnahme vom 24.4.2011 zeigt einen noch nicht benannten Krater mit sich überschneidenden Reihen von Einschlagskratern. Was mag diese Reihen erzeugt haben? Meine Vermutung: Sonnennahe Kometen wie die der Kreutz-Gruppe, die bei ihrem sehr tiefen Periheldurchgang, vielleicht durch durch Gezeitenkräfte, wahrscheinlicher aber durch explosive Verdampfung volatilen Materials in ihrem Inneren, in viele Bruchstücke zerrissen wurden und bald darauf den Merkur trafen.Nach dieser Aufnahme zu urteilen wäre das, wenn meine Vermutung zutrifft, gar nicht selten. Eine Alernativerklärung wären Sekundärkrater, erzeugt durch Auswurfmaterial von Einschlägen in der Nachbarschaft, die dort zu großen Kratern führten. Quelle: NASA/JHU-APL/CIW

 

Diese Aufnahme vom 18.4.2011 zeigt den Krater al-Hamadhani mit einem Durchmesser von 186 km. Weitere Einschlagskrater und die aus dem erstarrten Basalt des Kraterbodens aufragenden Reste eines Ringgebirges erinnern an einen Smiley. Quelle: NASA/JHU-APL/CIW

 

Diese Aufnahme vom 29.3.2011 zeigt einen Strahlenkranz von Auswurfmaterial um den 80 km großen Krater Debussy auf der Südhalbkugel. Quelle: NASA/JHU-APL/CIW

  

Krater Bartok, aufgenommen am 25.4.2011. Bartok ist ein 128 km großer, komplexer, terassierter Krater mit sehr schönem, großen Zentralgebirge. Er erinnert mich an viele ähnliche Mondkrater, z.B. Pythagoras. Auch in dieser Aufnahme sind wieder diverse Reihen kleiner Krater zu sehen, aufgereiht wie auf Perlenschnüren. Quelle: NASA/JHU-APL/CIW

 


Weitere Information

MESSENGER-Missionswebseite von der Johns-Hopkins-Universität -Applied Physics Laboratory (JHU-APL)

MESSENGER-Missionswebseite der NASA, dort die Multimedia-Seite mit dem verfügbaren Bildmaterial

 

 

 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

5 Kommentare

  1. Wenn es diesen Blog nicht gäbe, hätte ich auch nichts von der Merkur Raumsonde mitbekommen. Da scheint wirklich niemand von zu berichten.

    [Das lag wohl an der Erdbebenkatastrophe in Japan, die Mitte und Ende März zu ziemlich alles überschattet hat. Ich kann nur empfehlen, ab und zu auf der Multimediaseite der Mission nachzuschauen, was es Neues gibt.

    Ich finde schon das jetzige Material ziemlich beeindruckend. Insbesondere das Bild mit den Kraterreihen. Hat jemand eine andere Theorie, was das sein könnte? MK]

  2. Kraterketten (‘Catenae’)

    Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, wie Kraterketten entstehen können: Eruptive Ereignisse im Bereich ehemaliger Magma-Adern bzw. tektonischer Schwächezonen. Die Krater entlang eines Teils der Hyginus-Rille auf dem Mond dürften so entstanden sein.

    http://forum.moonzoo.org/index.php?topic=173.0

    Ein weiteres Beispiel (Catena Mendeleev)

    http://lroc.sese.asu.edu/…w/catena_annotated.png

    bzw.

    http://lunarnetworks.blogspot.com/…endeleev.html

    [Danke Gunnar, das ist ein wichtiger Punkt. Ich würde aber sagen, dass die aufgrund von vulkanischen Eruptionen entlang einer Rille entstandenen Kraterketten sich anders darstellen – da sieht man die Rillle und die Krater folgt dem Lauf der Rille, ist also nicht so perfekt gerade wie bei den Beispielen auf Merkur.

    Anders ist es in der Tat bei dem anderen genannten Beispiel, Catena Mendeleev. Da wird die Ursache auf sekundäre Impakte zurückgeführt (eine der von mir genannten Alternativen). Lauf der von dir genannten Quelle ist ein Indiz für Sekundärimpakte oft die längliche Form. MK]

  3. Zufall ? Wohl kaum

    Prinzipiell käme auch – bei einer sehr grossen Zahl von Einschlagskratern – ein “zufälliges Kettenmuster” als “Ursache” in Frage. Das müsste nachgerechnet werden, um diese Wahrscheinlichkeit zu quantifizieren. Aus dem Bauch heraus allerdings vermute ich, dass die Wahrscheinlichkeit zu gering ist, so dass reiner Zufall wohl als mögliche Erklärung ausscheidet.

  4. Lava tubes

    @ Michael
    ‘…, dass die aufgrund von vulkanischen Eruptionen entlang einer Rille entstandenen Kraterketten sich anders darstellen – da sieht man die Rillle und die Krater folgt dem Lauf der Rille…’

    Vulkanische Kraterketten müssen nicht unbedingt mit sichtbaren Rillen verbunden sein. Es gibt Modelle, nach denen Eruptionen entlang unter der Oberfläche verlaufender Lavaröhren, oder einfach das punktuelle Einbrechen solcher Röhren zu Kraterketten führen können.

    So präferiert der Autor der unten verlinkten Seite für die Entstehung der Davy-Kette offenbar vulkanische Abläufe.

    http://history.nasa.gov/SP-362/ch5.3.htm

    Aus meiner Sicht ist der Aufsturz von Kometenfragmenten im Beispiel des Kraters auf Merkur nicht die wahrscheinlichste Möglichkeit, denn es sind außer den beiden langen Ketten, noch weitere kurze Ketten erkennbar.

    Vielleicht liegen für die einzelnen Ketten ja auch jeweils unterschiedliche Ursachen vor….??

  5. Nicht nur auf dem Merkur, auch auf dem Mond könnte es ausgedehnte “Lava Tubes” geben, wo potenzielle Mondkolonisten konstante Temperaturen und Strahlenschutz geniessen könnten. Für den Mond erwartet der Artikel Moon’s lava tubes could be colossal gar riesengrosse Lava Tubes aufgrund von Gravitationsmessungen. Falls es diese wirklich gibt, wären sie ideale Räume für Marskolonisten. Ideal weil
    1) In genügender Tiefe unter der Mondoberfläche die Temperatur der Jahresdurchschnittstemperatur auf dem Mond entspricht. Das wäre vielleicht 30 Grad unter dem Gefrierpunkt von Wasser, was aber wegen der Konstanz gar nicht so schlecht wäre.
    2) Unter der Mondoberfläche die Mondkolonisten vor Strahlung perfekt geschützt wären

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