OneWeb sammelt $500 Millionen ein

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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OneWeb LLC, ein Startup-Unternehmen, das mit einer Riesenflotte kleiner Satelliten über das Ku-Frequenzband globalen Internetzugang schaffen will, hat gestern angekündigt, dass es gelungen ist, Kapital in Höhe von 500 Million Dollar zu sammeln. Die Investoren sind großenteils etablierte terrestrische Netzwerkbetrieber, es gehört dazu aber auch Intelsat, ein großer Betreiber eines globalen Satellitennetzwerks.

Die OneWeb-Konstellation soll mindestens 648, mit Redundanz und Reserve bis zu 900 Satelliten umfassen. Diese sollen in 20 Bahnebenen hoher Inklination in einer Höhe von 1200 km platziert werden, was allerdings unter dem Aspekt der Weltraumschrottvermeidung sehr kritisch zu sehen ist. Ein weiteres Problemfeld ist das der Vermeidung von Interferenzen mit anderen im Ku-Band sendenden Satelliten auf höheren Bahnen, was OneWeb durch Anpassung der Sendeleistung gewährleisten will.

Hauptauftragnehmer für das Weltraumsegment könnte das europäische Unternehmen Airbus werden, das mit OneWeb bereits eine Vereinbarung unterzeichnet hat, aber noch keinen bindenden Vertrag. Die Satelliten würden, anders als in der Raumfahrttechnik sonst üblich, in Großserie produziert werden. Dies würde einen wirklichen Paradigmenwechsel herbeiführen. Satelliten dieser Serie würden dann nicht zwar noch nicht wie Autos, aber doch schon vergleichbar mit Verkehrsflugzeugen gebaut, was zu einer ganz wesentlichen Verbilligung führen würde. Ein weiterer Schritt hin zur Einbindung des Weltraums in die irdische Wirtschaftssphäre, und beileibe kein kleiner.

Jeder Satellit wird mit einer Startmasse von geschätzt rund 200 kg etwa um einen Faktor 10 – 20 kleiner als heutige geostationäre Kommunikationssatelliten sein. Dies lässt entweder den Start einzelner Satelliten mit sehr kleinen Raketen oder den gemeinsamen Start eines ganzen Pakets von 20 Satelliten oder mehr mit einer Rakete der Größenordnung Soyuz oder gar Ariane zu,

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

6 Kommentare

  1. Arianespace hat gestern mitgeteilt, dass sie für 30 Launches beauftragt wurden. Interessant ist, dass sie mit Sojus von Kourou aber auch (anderen Trägern?) von russischen Startplätzen starten wollen: http://www.lemonde.fr/economie/article/2015/06/25/contrat-historique-pour-arianespace_4662156_3234.html

    Ausserdem bekommt Virgin Galactic ein Teil des Kuchens ab. Angeblich über 39 Starts mit Option für 100 weitere. Freilich, ohne einen fliegenden Träger zu haben. http://www.virgingalactic.com/virgin-galactic-signs-contract-with-oneweb-to-perform-39-satellite-launches/

  2. Trotz der ganzen seriösen Geldgeber und dem Vertrag mit Arianespace wirkt der Deal mit Virgin Galactic auf mich noch etwas dubios. Die kaufen sich eine Rakete, deren Erstflug überhaupt erst für 2017 geplant ist und die gerade noch entwickelt wird – während Firmenchef Branson bereits Startkosten von 10 Millionen Dollar verspricht (http://spacenews.com/oneweb-contract-a-milestone-for-virgin-galactics-smallsat-launch-effort/).

    Selbst wenn die Entwicklung von LauncherOne bislang gut lief, halte ich die jetzt eingekauften 39 Starts doch für ein größeres Risiko für OneWeb. Zwar ist die Entwicklung von LauncherOne angeblich unabhängig vom letztes Jahr abgestürzten SpaceShipTwo – aber wer weiß. *Virgin* Galactic, nomen erst omen.

    Zumindest hat OneWeb ja mit Arianespace auch einen zuverlässigen zweiten Partner. Wahrscheinlich genau aus diesem Grund.

    Unter den Geldgebern ist interessanterweise auch Coca Cola. Ich frage mich, was deren Interesse ist. Vielleicht ist es ein reiner Marketinggedanke: Wo es Internet gibt, wird auch der Bedarf am Konsum westlicher Produkte steigen.

    • Möglicherweise sehen Unternehmen, die reine Konsumprodukte für Verbraucher herstellen, den volkswirtschaftlichen Nutzen der Investition in Infrastruktur. Datennetzwerke sind vielleicht die Schlüsselinfrastruktur dieses Jahrhunderts.

      Niemand braucht unbedingt Zuckerbrause, man kauft sie nur, wenn man es sich leisten kann. Damit sich das viele Leute leisten können und die Hersteller viel davon absetzen können, muss es Wirtschaftsleistung geben. Wirtschaftsleistung aber muss angeschoben werden. Wenn die notwendigen Rahmenbedingungen gegeben sind, dann fangen die Leute auch was damit an.

      Manche sehen die Entwicklungsländer, vor allem in Afrika, immer nur im Zusammenhang mit den Stichworten Armut, Elend, Krankheit, Krieg, Flüchtlinge, kurz: “Problem”. Aber wenn man ein paar Jahrzehnte in die Zukunft blickt, dann könnte das Stichwort “Chance” viel passender sein. Es ist doch abzusehen, dass in Afrika die große Aufholjagd stattfinden wird, die Südost- und Südasien jetzt absolvieren und die China bereits ganz nach oben katapultiert hat.

      Wer dort den Fuß bereits in der Tür hat, wenn der Boom kommt, der wird davon profitieren, wer den Megatrend verpennt, schaut in die Röhre. Das gilt gerade für die Konsumgüterindustrie. Coca Cola steckt jedes Jahr 3 Milliarden allein in die Produktwerbung. Na, wenn die jetzt ein paar Dutzend Millionen in OneWeb investieren, dann geht kommt so eine Summe doch fast schon aus der Portokasse. Wenn das Projekt baden geht, merken die das doch nicht einmal (bzw. sie würden es geschickt abschreiben und damit ihre Steuern senken). Wenn das aber funktioniert, dann könnte sich diese Investition als sehr lohnend herausstellen.

      • Ja, Breitbandinternet überall wäre eine tolle Sache, vor allem für Gebiete mit wenig Infrastruktur wie Afrika. Die Zivilisation entstand mit der Urbanisation und was Stadtbewohner produktiver macht als Landbewohner ist der grössere Austausch, mehr Arbeitsteilung und mehr Kommunikation (diese Dinge hängen zusammen). Ist die ganze Welt über Breitbandinternet vernetzt – quasi WiFi überall – dann wird die ganze Welt zur Stadt was die Entwicklung in allen Teilen der Welt beschleunigen sollte.
        Ein globales Netzwerkt wie von OneWeb geplant ist also ein grosser Multiplikator. Die Investitionskosten werden um ein vielfaches wieder eingespielt, selbst wenn das Netz für sich genommen nicht kostendeckend arbeitet.

    • Das hat mich auch interessiert. Auf Spacenews findet sich dazu Folgendes:

      “Coca-Cola was not there to explain its decision, but OneWeb founder Greg Wyler said the company has a program called Five by 20 that seeks to promote women’s employment in areas of the world where OneWeb will have connectivity. Wyler said Coca-Cola has 25 million sales and distribution points around the world, including remote rural areas where OneWeb’s core market resides. The OneWeb-Coke Ekocenters will put OneWeb terminals atop a snack bar, serving both companies’ interests.”
      Quelle: http://spacenews.com/heres-why-coca-cola-is-investing-in-oneweb/

      Klingt erstmal plausibel. Ein weiterer Bericht bestätigt (nochmals) Michael Khans These, dass Coca Cola damit quasi eine Art wirtschaftlichen Brückenkopf schaffen möchte:

      “…¿por qué Coca-Cola apoya a OneWeb? La empresa de bebidas dijo que OneWeb le ayudará a conectar con clientes potenciales en lugares donde actualmente no puede llegar.”
      (“Warum unterstützt Coca Cola OneWeb? Das Getränkeunternehmen sagte, dass OneWeb ihnen helfen wird, eine Verbinung zu potenziellen Kunden in Gegenden knüpfen, die es bisher nicht erreichen kann.”)
      Quelle: http://www.cnnexpansion.com/tecnologia/2015/06/25/richard-branson-y-equipo-entran-en-la-carrera-espacial

  3. Das Eintreiben der Internet-Zugangsgebühren ist in Entwicklungsländern sicherlich nicht einfach. Ich könnte mir vorstellen, dass CC einen kostenlosen, durch Werbeeinnahmen finanzierten Zugang schafft.

    Ähnlich wie bspw. in Ländern Mittelamerikas, wo die Verkehrsinfrastruktur von CC gesponsort wird und an jedem Verkehrsschild eine entsprechende Reklame angebracht ist.

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