ROSETTA: Erste Details auf Kometenkern erkennbar

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Heute wurden auf dem Rosetta-Blog der ESA neue Bilder der Teleskopkamera des OSIRIS-Kamerasystems gezeigt, Die drei Bilder wurden am 20. juli im Abstand von jeweils zwei Stunden aufgenommen. Ferner wurde aus dem bis jetzt vorhandenen Bildmaterial ein Computermodell der Oberfläche generiert. Dieses wird als kurzer Videoclip gezeigt.

Für mich sieht das jetzt weniger klar nach einem “Contact Binary” aus, als es die ersten Bilder vermuten ließen. Für diese Form lassen sich sicher unterschiedliche Erklärungen finden. Es sind auch einige mögliche Krater zu sehen. Welche von diesen durch Einschläge und welche durch den Kollaps des Untergrunds hervorgerufen wurden, beispielsweise an den Stellen, an denen das sublimierte, volatile Material bei einer vorherigen Aktivitätsphase austrat.

Im Artikel sind auch Bilder sehr viel geringerer Auflösung der Navigationskamera auf Rosetta zu sehen. Diese ist ganz und gar im Besitz der ESA; die ESA hat die Rechte an den Bildern und niemand sonst. Dann sollte es doch eigentlich kein Problem sein, zumindest diese Bilder, selbst im Rohformat (also ohne Zeitaufwand für die Mitglieder des Operationsteams bei der ESA) zeitnah online zu stellen. So dachte man und beschloss, ab jetzt täglich ein aktuelles NavCam-Bild online zur Verfügung zu stellen.

Die Nachbearbeitung dieser Bilder wird sicher liebend gern die weltweite Enthusiasten-Community übernehmen, von denen viele über sehr profunde Erfahrung in der Astrofotografie und der Bearbeitung astrofotografischer Aufnahmen verfügt. Ich habe mich auch gleich mal dran versucht – andere werden das viel besser können. An die Qualität des OSIRIS-Materials Materials kommt die Navcam naturgemäß aufgrund ihrer erheblich geringeren Auflösung nicht heran.

Bildausschnitt der Rosetta-NavCam-Aufnahme vom 23.7.2014 vom Kern des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko als Original und in vergrößerter Nachbearbeitung durch mich
Credit: Michael Khan / Bildausschnitt der Rosetta-NavCam-Aufnahme vom 23.7.2014 vom Kern des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko als Original und in vergrößerter Nachbearbeitung durch mich

 

 

 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

4 Kommentare

  1. Gute Nachrichten, in der Tat!

    Ich hoffe inständig, dass die ESA die Navcam-Bilder auch nach dem Orbiteintritt weiter täglich veröffentlicht. Momentan versprechen sie ja nur tägliche Bilder bis zur Ankunft, also für die nächsten zwei Wochen.

    Es steht noch eine Aussage von Missionsmanager Fred Jansen im Raum, dass vor allem der PI der hochauflösenden OSIRIS-Kamera Holger Sierks (MPS, Göttingen) gegen allzu regelmäßige Navcam-Veröffentlichungen opponiert hat, weil dieser eine Konkurrenz zu OSIRIS sah. Es würde mich sehr freuen, wenn es in dieser Frage einen Kompromiss gegeben hat.

    • Ich weiß nicht, wie oft und wann nach dem Beginn der Charakterisierungsphase die NavCam zum Einsatz kommt. Das muss ich noch in Erfahrung bringen.

      Ich meine aber, wir, also die Community der Enthusiasten, haben durchaus Möglichkeiten zur Einflussnahme. Wenn es jetzt hohe Zugriffszahlen auf die Bilder gibt und die Leute anfangen, sie zu bearbeiten und zu diskutieren und ihre Ergebnisse online auszutauschen, dann bleibt das nicht folgenlos.

      Es sollte ein Forum geben, wo das alles gesammelt wird. Das Bilder durchaus eine Argumentationshilfe für die Leute in der ESA, die da was bewegen und verändern wollen.

  2. “Dann sollte es doch eigentlich kein Problem sein, zumindest diese Bilder, selbst im Rohformat (also ohne Zeitaufwand für die Mitglieder des Operationsteams bei der ESA) zeitnah online zu stellen.”

    Anscheinend gibt es doch Probleme?! Es ist auffällig, dass die NAVCAM Bilder sehr stark bearbeitet wurden. Eigentlich ist nur der Kern erkennbar aber die Umgebung um den Kern, d.h. vielleicht sichtbare Staub- und Gasaustritte sowie Sternenhintergrund wurden gelöscht. So soll vermutlich möglichen Konflikten mit den Zielen der OSIRIS WAC in der Annäherungsphase vorgebeugt werden.

    • Ich habe einige der Rohbilder im FITS-Format gesehen und konnte da nichts von dem erkennen, was Sie vermuten, dafür aber eine Menge lästiger Kameraartefakte. Ich werde aber mal anregen, dass einfach die Rohbilder gleich ohne weitere Bearbeitung online gestellt werden. Dann spart das Operationsteam Zeit.

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