Saturn und Mond eng beieinander

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Heute früh, kurz nach 3 Uhr, also noch etwa eine Stunde vor der größten Annäherung der beiden, fotografierte ich die Saturn-Mond-Konjunktion aus dem Dachfenster heraus. Der Himmel war klar und frei von Zirren, aber es war warm und sehr windig, was das Seeing etwas beeinträchtigte.

Zunächst eine nur leicht kontrastverstärkte, aber sonst unbehandelte Aufnahme. (hier in Originalgröße). Die Aufnahme erinnert mich an ein von der Raumsonde Rosetta geschossenes Bild, in dem hinter dem aus 36000 km Abstand gesehenen Asteroiden 21/Lutetia in der Ferne auch der Planet Saturn zu sehen ist.

Mond-Saturn-Konjunktion am 21.3.2014, 3:07 MEZ, 64/420 Apochromat, Canon EOS 600D, ISO 200, 1/80 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Mond-Saturn-Konjunktion am 21.3.2014, 3:07 MEZ, 65/420 Apochromat, Canon EOS 600D, ISO 200, 1/80 s

So erschien die Szene aber nicht durch das Teleskop oder den Feldstecher. Weder war Saturn so blass noch der Mond so grell. Zur Wiedergabe des optischen Eindrucks muss ich dann doch die Komposittechnik bemühen. (Hier in Originalgröße). Der Vergleich beider Aufnahmen zeigt auch, wie deutlich sich der Mond in den nur vier dazwischen liegenden Minuten bewegt hat. Die Bildausschnitte sind so gewählt, dass Saturn in derselben Position bleibt.

Mond-Saturn-Konjunktion am 21.3.2014, 3:07 MEZ, 65/420 Apochromat, Canon EOS 600D, Kompositaufnahme: ISO 400, 1/80 s und ISO 499, 1/320 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Mond-Saturn-Konjunktion am 21.3.2014, 3:07 MEZ, 65/420 Apochromat, Canon EOS 600D, Kompositaufnahme: ISO 400, 1/80 s und ISO 499, 1/320 s

Die bekannte Dreiergruppe Theophilus-Cyrillus-Catharina liegt kurz vor dem Terminator, wodurch sich das Zentralgebirge von Theophilus markant aus dem bereits tiefen Dunkel der Kratersohle hervorhebt. Auch die von der Rupes Altai geworfenen Schatten sind beeindruckend. Ich wünsche mir, mal an diesem Tag der Lunation genau dort zu stehen und zu beobachten wie die Nacht hereinbricht … Ach was: “hereinbricht” … wie die Nacht explodiert!

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Moon and Saturn on 2014/3/21 03:16 CET with a Canon EOS600D DSLR and a Canon telephoto lens, focal length 250 mm, ISO rating 400, 1/125 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Moon and Saturn on 2014/3/21 03:16 CET with a Canon EOS600D DSLR and a Canon telephoto lens, focal length 250 mm, ISO rating 400, 1/125 s

Da wir in den Kosmologs oft und ausgiebig über Astrofotografie und die dazu eingesetzten Mittel diskutieren, sind die folgenden zwei Beispielbilder vielleicht von Interesse, die ich als zu schlecht ansehe, um sie in groß abzubilden. Wer Interesse hat, möge bitte auf die Thumbnails oder Links klicken..

Zunächst zur Frage, was denn ein astronomisches Teleskop gegenüber einem Telezoom-Objektiv bei der Astrofotografie für Vorteile bringt. Die Aufnahme links ist ein Vergleichsbild, das mit einem Standard-Telezoom mit einer maximalen Brennweite von 250 mm aufgenommen wurde. Dies geschah kurz nachdem die obigen Bilder gemacht wurden, bei denen ein apochromatischer (=qualitativ hochwertiger) Refraktor zum Einsatz kam. Wegen der geringeren Brennweite des Telezooms sind natürlich unvermeidlich auch Auflösung und Vergrößerung geringer. Das ist unvermeidlich. Dass aber hier die Schärfe massiv einbricht und auch deutliche chromatische Aberration auftritt, illustriert die optische Überlegenheit des Teleskops.

Wohlgemerkt: Ich mache hier keinen detaillierten Vergleichstest, sondern will einfach nur die Frage beantworten: Wenn ich ein DSLR-Set kaufe, ist dort oft schon ein Telezoom inbegriffen. Reicht das zur Astrofotografie oder braucht man doch ein Teleskop? Ich muss aufgrund solcher Erfahrungen sagen: Das Telezoom reicht mir nicht. Für solche Bilder wie das links würde ich nicht um 3 Uhr aufstehen.

Mond am 21.3.2014 um 00:15 MEZ, 65/420 Apochromat, Canon EOS 600D, ISO 1600, 1/800 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Mond am 21.3.2014 um 00:15 MEZ, 65/420 Apochromat, Canon EOS 600D, ISO 1600, 1/800 s

Nächster Punkt: Was hat die Horizontnähe für Auswirkungen auf die Bildqualität? Es ist klar: Wenn man ein Objekt betrachtet, das gerade aufgegangen ist oder bald untergehen wird, dann sieht man es unter geringer Elevation und muss zwangsläufig durch viel mehr Luft(-Unruhe) hindurchgucken und hat es zudem mit mehr Dunst zu tun. Was das ausmachen kann, zeigt die nebenstehende Abbildung rechts, bei der wieder das Teleskop zum Einsatz kam. Die Aufnahme entstand um 00:15, also 3 Stunden vor den obigen Bildern oben. Ich habe hier schon angesichts des Gewabers, das mir beim Scharfstellen entgegen schlug, einen hohen ISO-Wert gewählt, um die Belichtungszeit auf 1/800 s zu drücken. Dennoch ist die Unschärfe insbesondere – aber nicht nur – in den unteren Bildteilen beträchtlich. Der direkte Vergleich allein schon des Mondrands mit späteren Bildern spricht eine deutliche Sprache, denke ich.

Weitere Information

Kosmologs-Artikel vom 22.2.2014 zu einer Mond-Saturn-Konjunktion

Kosmologs-Artikel vom 26.4.2013 zu einer Beobachtung des Vollmonds und des Saturn

 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

2 Kommentare

  1. Glückwunsch zu diesem fotografischen Schuss quer durch’s Sonnensystem, der vom nächststehenden bis zum fernsten, mit freiem Auge gut erkennbaren Objekt reicht. Die Anordnung von Mond und Ringplanet (Terminator weist ca. Richtung Saturn/relativ großer gegenseitiger Abstand) vermittelt etwas vom ausgedehnten Raum ‘dazwischen’. Ein Motiv für den Bilderrahmen.

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