Totgesagte leben länger

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Vor mehr als einem Jahr kündigte ich hier das Ende einer mehr als 17-jährigen Odyssee an. Die Ex-Ekliptik-Mission Ulysses von ESA und NASA sollten damals bereits beendet werden, weil aufgrund eines Defekts an der alternden Sonde der X-Band-Transmitter nicht mehr auf die Hauptantenne geschaltet werden konnte.

Es gelang den Missionsverantwortlichen jedoch, noch Mittel für den reduzierten Weiterbetrieb denen aus den Rippen zu leiern, die die Geldhähne auf- und zudrehen. Wie sie das geschafft haben, muss ich mal bei Gelegenheit eruieren. Offenbar verfügt das Team über Fähigkeiten, die mir abgehen.

Ohne Hauptantenne hat man nur die omnidirektionale Antenne, über die man kein nennenswertes Datenvolumen zur Erde funken kann, was den Wert der Sonde schon auf fast Null reduziert. Anfang des Jahres ging der X-Band-Verstärker ganz kaputt, sodass man auf das S-Band angewiesen war. Wegen der wachsenden Entfernung zwischen Erde und Raumsonde reduzierte sich die Datenbandbreite auf zuletzt 512 Bits pro Sekunde. Jawohl … Bits pro Sekunde, und das bei Nutzung der größten Antennen der NASA, der 70-Meter-Schüsseln des Deep Space Network in Goldstone, Madrid und Canberra.

Jetzt ist aber wirklich Schicht im Schacht, der Aufwand steht in keinem vetretbaren Verhältnis mehr zum Ertrag. Am 30. Juni 2009 – fast 20 Jahre nach dem Start von Ulysses! – wird der letzte Downlink über DSS-63 (Madrid) stattfinden.

Aber Achtung: Die Sonde wird nicht komplett abgeschaltet, der S-Band-Transmitter wird weiter die Trägerfrequenz senden. Beim nächsten Perihel-Durchlauf Mitte 2013 könnte es nochmals gelingen, erneut Kontakt mit Ulysses aufzunehmen. Man soll nie “nie” sagen – alles hängt davon ab, welche elektrische Leistung der RTG auf Ulysses dann noch erzeugt.

Weitere Information

Webseite der Ulysses-Betriebsmannschaft

Web-Artikel zum Ende der Mission im ESA-Webauftritt

ESA-Ulysses-Webseite

NASA-Ulysses-Webseite

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

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