Uranus und der Mond am 10.9.

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Jede Branche hat ihre eigenen Witze, die von Branchenfremden meist nicht verstanden oder zumindest nicht für lustig gehalten werden. Ein Witz unter Missionanalytikern ist, dass es niemals eine “Mission to Uranus” geben wird, weil kein Missionsanalytiker Lust hat, sich für seine Arbeit dauern hänseln zu lassen.

Nicht kapiert? Macht nichts.

Letzte Nacht war der Planet Uranus in unmittelbarer Nähe des abnehmenden Monds zu beobachten. Nicht gerade die beste Zeit für eine Beobachtung. Ich habe es trotzdem mal versucht, und die visuelle Beobachtung ging wider Erwarten völlig problemlos. Sowohl mit einem 20×80 Feldstecher als auch mit einem kurzbrennweitigen Refraktor. Trotz Streulichts und Aufhellung des Hintergrunds war Uranus leicht zu finden. Auch seine hellblaue Färbung war deutlich zu sehen.

Die fotografische Erfassung war auch nicht schwierig. Ein schönes Bild, oder zumindest eines, das auch nur annähernd den visuellen Eindruck wiedergibt, habe ich aber nicht hingekriegt. Das habe ich auch nicht erwartet. Hier die Aufnahme bei ISO 1600 und einer Viertelsekunde Belichtung (Originalgröße). Uranus ist links unten, etwa zweieinhalb Grad vom Mond entfernt. Das Bild ist unbearbeitet (nur verkleinert) und der Mond ist natürlich vollkommen überbelichtet.

Uranus und Mond über Darmstadt am 10.9.2014, 23:10 MESZ, 2-Zoll, 330 mm ED-Apo-Refraktor, Canon EOS 600D, ISO 1600, 1/4 Sekunde
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Uranus und Mond über Darmstadt am 10.9.2014, 23:10 MESZ, 2-Zoll, 330 mm ED-Apo-Refraktor, Canon EOS 600D, ISO 1600, 1/4 Sekunde

Ich wollte zweierlei: Erstens überhaupt mal den Uranus sehen. Bis gestern waren Uranus und Neptun die einzigen Planeten im Sonnenssystem, die ich mit eigenem Gerät noch nicht beobachtet hatte. Durch anderer Leute Teleskope habe ich beide schon oft gesehen.

Zweitens wollte ich mal sehen, wie klein ein Teleskop noch sein darf, damit man ihn immer noch sieht. Jetzt weiß ich, dass ein (allerdings guter) Zweizöller bereits ausreicht.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

7 Kommentare

  1. “Ein Witz unter Missionanalytikern ist, dass es niemals eine “Mission to Uranus” geben wird, weil kein Missionsanalytiker Lust hat, sich für seine Arbeit dauern hänseln zu lassen.”

    Es wurde sogar schon erwogen den Uranus umzubenennen, damit dieser Witz endlich ein Ende hat. Er soll in Zukunft Urectum heißen.

    Ein Bild von der Mond-Uranus-Konjunktion konnte ich leider nicht machen, da wir hier eine geschlossene Wolkendecke haben. Vor ein paar Tagen war ich nachts mal unterwegs. Es war allerdings etwas nebelig und recht wolkig, aus diesem Grund habe ich mich dann entschlossen die Flucht nach vorne anzutreten und einige romantische Mondaufnahmen zu machen, um nicht mit leeren Händen heimzugehen.

    • Auf die Idee mit dem Ur-Anus bin ich nach einer Weile auch gekommen. Aber dann noch eine Art Steigerung darauf gesetzt zu finden, finde ich schon bemerkenswert.

      Noch bemerkenswerter finde ich jedoch, die wenigen Pixel, die der Uranus auf dem Bild für sich beansprucht. Wenn ich mich nicht irre, sind es etwa 9 bei den Pixelkoordinaten (214/1015), Ursprung linke, obere Ecke.

      • @Hans:
        ” Wenn ich mich nicht irre, sind es etwa 9 bei den Pixelkoordinaten (214/1015), Ursprung linke, obere Ecke.”

        Könnte Sie mal erklären, wie Sie zu dieser Angabe kommen.

        • @Mona:
          Klar! – Ich hab das Bild (die grosse Version davon) auf meiner Festplatte gespeichert und dann mit IrfanView geöffnet. Wenn ich dann den Mauszeiger in die Nähe des Punktes positioniere und die linke Taste drücke, dann verwandelt sich der Zeiger in ein Kreuz und zeigt IrfanView in der Titelleiste die aktuellen Koordinaten, an denen sich der Mauszeiger befindet. Das ist der ganze Trick.

          • @Hans:
            Danke! Ich dachte Sie hätten es ausgerechnet. Laut “Grafikinfo” hat das Bild eine Größe von 658,76 KB (674.571 Byte) und die Maße: 1.946px × 1.224px (Skaliert zu 1.139px × 717px).

          • @Mona:
            Nein nein, zum rechnen bin ich viel zu faul… 😉
            Die Koordinatenangaben beziehen sich auf die das Originalbild von 1946 x 1224 Pixel. Die Datei belegt auch 658.76 KB (674.571 Bytes), bzw. 6.82 MB (7.148.200 Bytes) im Speicher. – Irgendwie muss ich jetzt gerade an die Rechner anno 199x denken, wo speziell in der ersten Hälfte des Jahrzehnts die komplette Speicherkapazität noch unter dem lag, was das Bild jetzt belegt. Wunder der Technik… 🙂

          • @Hans:
            “Irgendwie muss ich jetzt gerade an die Rechner anno 199x denken, wo speziell in der ersten Hälfte des Jahrzehnts die komplette Speicherkapazität noch unter dem lag, was das Bild jetzt belegt. Wunder der Technik… ”

            Ja, die Technik schreitet fort. Mit den Kameras ist es ähnlich. Meine Nikon Spiegelreflexkamera (Baujahr 2005) beispielsweise hat lediglich einen 6,1-Megapixel-Bildsensor, während meine neue kleine “Urlaubskamera” mit 16 Megapixeln, einem Objektiv mit 12-fach optischem Zoom und einer Brennweite von 24-288 mm bestückt ist. Damit lässt sich sogar der Mond einigermaßen scharf ablichten.

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