Venus-Jupiter-Konjunktion am Morgen des 18.8.

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Bei Himmelsereignissen in der Morgendämmerung steht der Beobachter, allemal in Deutschland, meist vor der entscheidenden Frage: “Aufstehen oder im Bett bleiben?”. Heute früh war das eine sehr schwere Entscheidung. Um vier Uhr klingelte der Wecker. Der Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes.

Der Himmel war zwar sternklar, aber von Westen schob sich mit hoher Geschwindigkeit ein ausgedehntes Wolkenfeld heran. Ich dachte mir allerdings, dass Wolken, die so schnell anrücken, auch genau so schnell abziehen können, zog mich an, packte meinen Kram zusammen und fuhr raus. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Um 4:45 sollten Venus und Jupiter aufgegangen sein, aber ich blickte nur auf ein weiteres Wolkenband, das sich, anders als das über mir, kaum bewegte. In der Stunde, die ich dort stand, wechselte die lokale Bewölkung drei Mal zwischen “kaum” und “fast komplett”. Also hatte ich gar nicht mal falsch kalkuliert. Nur die Wolken am Horizont hatte ich nicht bedacht.

Es wurde 5:00, 5:10, 5:20 … immer noch nichts. Dann, endlich! Kurz vor halb sechs: Venus und Jupiter waren höher gestiegen, das Wolkenband etwas nach Osten gezogen, und plötzlich hatte ich freie Sicht. Der Himmel hellte sich allerdings auch merklich auf – viel Zeit blieb mir nicht. Nur etwa 15 Minuten, aber diese Zeit nutzte ich.

Ich hatte einen kurzbrennweitigen Apochromaten aufgebaut und eine Kamera mit Telezoom. Die Kamera mit dem Fotoobjektiv fing die Atmosphäre ein. Venus und Jupiter selbst sind ja schon sehr hell und dominieren ihren Himmelsabschnitt. Stehen sie aber so dicht beieinander, ist der Eindruck überwältigend: Zwei helle, gelbe Leuchtfeuer.

Venus und Jupiter in enger Konjunktion am 18.8.2014 über Darmstadt, 5:34 MESZ, Canon 1000D mit Leica Elmarit 70/210 Telezoom, Brennweite 70 mm, f 4, ISO 1600, 1.3 Sekunden
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Venus und Jupiter in enger Konjunktion am 18.8.2014 über Darmstadt, 5:34 MESZ, Canon 1000D mit Leica Elmarit 70/210 Telezoom, Brennweite 70 mm, f 4, ISO 1600, 1.3 Sekunden

Mit dem Apochromaten sieht man sogar Io und Europa. Allerdings darf man so knapp überm Horizont und dann auch noch in der fortgeschrittenen Morgendämmerung keine Wunder erwarten. Das Seeing ist schlecht, der Kontrast reduziert.

Venus und Jupiter in enger Konjunktion über Darmstadt am 18.8.2014, TS-Optics Apochromat, 420 mm Brennweite, 65 mm Apertur, Canon EOS 600D, ISO 800, 1/10 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Venus und Jupiter in enger Konjunktion über Darmstadt am 18.8.2014, TS-Optics Apochromat, 420 mm Brennweite, 65 mm Apertur, Canon EOS 600D, ISO 800, 1/10 s

In der Wartezeit vor der Sichtbarkeit von Venus und Jupiter schaute ich mir den abnehmenden Mond an. Er ist gerade ins letzte Viertel eingetreten. Das bedeutet, dass die Rupes recta in hell zu sehen ist. Hier ein absichtlich überbelichtetes Bild, das die terminatornahen Gebiete deutlicher heraustreten lässt, und damit auch die Rupes recta.

Abnehmender Mond über Darmstadt am 18.8.2014, 04:55 MESZ, TS-Optics Apochromat, 420 mm Brennweite, 65 mm Apertur, Canon EOS600D, ISO 800, 1/250 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Abnehmender Mond über Darmstadt am 18.8.2014, 04:55 MESZ, TS-Optics Apochromat, 420 mm Brennweite, 65 mm Apertur, Canon EOS600D, ISO 800, 1/250 s

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

3 Kommentare

  1. Das erste Bild wirkt richtig poetisch und die etwas verwaschenen Farben geben das “Morgengrau” sehr gut wieder. Das Ganze wirkt aber nicht düster, denn die zwei hellen Planeten auf dem Bild verleihen der Szene etwas Tröstliches. 😉

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