Viererkette weiter zu beobachten

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Merkur, Mars, Jupiter und Saturn können weiterhin gleichzeitig am Abendhimmel zu beobachtet werden. das Fenster für die Beobachtung öffnet sich vor 22:00, wenn der Westhimmel dunkel genug ist, um auch Merkur zu sehen. Merkur nähert sich dann aber dem Horizont und ist durch den wahrscheinlich noch vorhandenen horizontnahen Dunst irgendwann nicht mehr zu sehen.

Abendhimmel mit vier Planeten am 16.5.2014, simuliert für Darmstadt um 19:50 UTC (21:50 MESZ)
Credit: Michael Khan via Stellarium / Abendhimmel mit vier Planeten am 16.5.2014, simuliert für Darmstadt um 19:50 UTC (21:50 MESZ)

Am 14.5.2015 wurde die Viererkette noch durch den Vollmond angeführt. Am 15.5., also heute, geht der fast noch volle Mond auf, wenn Merkur schon sehr tief steht. Ab Freitag wird der Mond erst dann aufgehen, wenn Merkur schon weg ist. Oben ist die Situation für Freitag, den 16.5. um 21:50 MESZ simuliert. Merkur steht da noch bei 10 Grad Elevation.

Abendhimmel mit vier Planeten am 23.5.2014, simuliert für Darmstadt um 20:00 UTC (22:00 MESZ)
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Abendhimmel mit vier Planeten am 23.5.2014, simuliert für Darmstadt um 20:00 UTC (22:00 MESZ)

Eine Woche später, am 23.5., wird Merkur noch etwas höher stehen, sodass er noch später zu beobachten sein wird. Allerdings geht auch die Sonne jeden Abend später unter, sodass mit erheblicher Extinktion zu rechnen ist. Außerdem sehen wir ihn jetzt bei maximaler Elongation und halb angestrahlt, sodass seine Helligkeit bereits um eine Magnitude abgenommen haben wird.

Der Mond wird erst viel später aufgehen, aber was soll’s? Wer Monde will, kann sich ja auch die galileischen Monde anschauen.

Das Sonnensystem am 15. Mail 2014 (Planetengrößen nicht maßstabsgetreu)
Credit: Michael Khan, ESA / Das Sonnensystem am 15. Mail 2014 (Planetengrößen nicht maßstabsgetreu)

So stehen die Planeten am 15.5. im Sonnensystem. Hier wird deutlich, warum man erst Saturn, dann Mars, dann Jupiter und nicht weit entfernt Merkur sieht, wobei man bei letzterem schon fast in Richtung Sonne schaut.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

14 Kommentare

  1. Der Beitrag hat mich motivertt, nach längerer Zeit mal wieder Merkur zu jagen. Etwa gegen 21:45 Uhr war der Planet deutlich erkennbar, nachdem eine hartnäckige horizontahe Wolke den Planet freigab.
    Ich war erstaunt über die vergleichbar auffällige Erscheinung. Immerhin beträgt die Helligkeit aktuell -0,3m. Die Elongation ist mit 20°O gar nicht mal schlecht, vorteilhaft ist darüber hinaus die höhere Deklination gegenüber der Sonne. Mars, Jupiter, Saturn waren ebenfalls gut sichtbar.

  2. Den Merkur als solchen zu kriegen, war am Freitag zwar einfach (er war ja auch leicht mit dem bloßen Auge zu sehen) – doch schon ein gemeinsames Bild mit dem Jupiter erwies sich als ausgesprochen schwierig: Der Merkur ist aber unten rechts tatsächlich drauf, dicht über einem Baum. Ein Planeten-“Ketten”-Effekt schließlich ergab sich nur bei schneller Kopfdrehung – der Winkel, den schon Mars und Merkur aufspannen, ist einfach zu groß für eine gemeinsame Wahrnehmung.

      • Das war ja eigentlich mein Plan. Aber ich musste feststellen, dass das nicht so einfach war, wie ich dachte. Zuerst hatte ich vor, zwei der Superweitwinkelaufnahmen zusammenzufügen. Das scheiterte aber an der extremen und unvermeidlichen Verzerrung am Bildrand.

        Alternativ hätte ich natürlich auch eine ganze Kette von Bildern mit einem Normalobjektiv machen können. Dazu hätte ich aber erstens eine nachführende Montierung gebraucht. Die hatte ich aber nicht dabei. Bei einem Fisheye geht das auch ohne, da kriegt man 15 Sekunden oder mehr hin, ohne dass die Rotation der Erde anfängt, aus den Sternen Striche zu machen. Bei 40 oder 50 mm Brennweite geht das schon nicht mehr so einfach.

        Dann kommt hinzu, dass es viel Zeit kostet, wenn man ein ganzes Feld durch viele Aufnahmen abdecken will. Kein Problem in tiefster Nacht (mal abgesehen von der Erdrotation, dei man so oder so ausgleichen muss). Aber in einer Dämmerungssituation – und die hatte man zu der Zeit, siehe meine Aufnahmen hier – ändert sich die Helligkeit dses Himmels ziemlich dramatisch über einen Zeitraum von 10, 15 Minuten.

        Das kann man sicher irgendwie ausgleichen. Aber das kriege ich sowieso nicht so hin, das es noch natürlich aussieht.

        Das war wirklich ein lehrreicher Abend für mich am 19. Mai. Was ja eine gute Sache ist.

        Ich muss da noch eine ganze Menge herumexperimentieren. Vielleicht kann ich 4 oder 6 Weitwinkelaufnahmen so zusammenführen, dass die Randbereiche ausgespart bleiben. Dann hält die Herumfummelei sich in Grenzen.

        • Die Frage hatte ich zwar eigentlich an Herrn Fischer gestellt, aber Sie haben auch eine sehr gute Antwort gegeben. Die wesentliche Erkenntnis für mich ist mal wieder, dass es allgemein nicht so einfach ist, wirklich gute Fotos zu machen, und speziell im Bereich Astrofotografie einen besonderen Aufand bedeutet. Sowohl in der Planung, als auch in der Durchfürung, wenn man mal vom Wetter absieht, womit man natürlich auch Glück haben muss.
          Und was die Dämmerung angeht, da wird sich doch sicher noch das eine oder andere Motiv zum Experimentieren finden lassen, wenn der Merkur nicht mehr mitspielt. Und ich glaube, wenn sie sich etwas intensiver mit Bildbearbeitung beschäftigen, dann kriegen Sie auch den Ausgleich der Helligkeiten hin, die sich in der Situation ergeben. Für solche Sachen sind die vielen Einstellmöglichkeiten in GIMP oder anderen Programmen ja schliesslich da. Die Frage ist meisst nur, wie man sie sinnvoll einsetzt? – Aber da gibt es sicher irgendwo brauchbare Anleitungen dafür… 😉
          Ich glaube, ich klinge gerade so, als ob ich in einem Forum auf Schülerfragen antworten würde.

  3. @Hans:

    Natürlich gibt es Software für Mosaikaufnahmen. Wahrscheinlich kann man durch geeeignete Bildbearbeitung auch noch die Helligkeitsunterschiede an den Übergängen ausgleichen. Wenn man das nur will, geht alles. Aber ist das dann überhaupt noch Fotografie, oder sind das nicht wirklich nur noch computergenerierte Bilder?

    • Das ist ja ‘ne interessante Frage, die Sie da stellen. Und falls ich Sie jetzt nicht schon wieder mal falsch verstanden habe, antworte ich so:
      Mir fällt dazu gerade das Milchstrassenpanorama von Herrn Hattenbach ein; wenn man da fragt, ob das noch Fotografie ist, – wie würden Sie denn antworten?

      Ich würde sagen, dass das natürlich noch Fotografie ist, denn die Fotos sind ja das Ausgangsmaterial, ohne dem es nicht geht. – Na gut, heutzutage geht es auch schon ohne, machen wir jedes mal, wenn wir Stellarium einsetzen. Aber da wissen wir dann auch, dass es keine Fotos sind, sondern Simulationsergebnisse. Und wenn man die Bilder miteinander vergleicht, dann sieht man auch die Unterschiede.
      Oder wie bewerten Sie ein Bild wie dieses hier? – würden Sie davon behaupten wollen, dass es keine Fotografie mehr ist?

      Wäre schliesslich noch die Frage, wie Frau Mona, unsere Fotoexpertin antwortet.

      • Klare Ansage: Sowohl Jans Himmelspanorama als auch die Rundumansicht vom Ruhrgebiet sind eindeutig Fotografie. Jede einzelne der Aufnahmen wäre einem teil des Mosaiks eindeutig und auf den ersten Blick zuordenbar.

        Aber gerade bei der Bildbearbeitung in der Astronomie wird leicht ein Punkt überschritten, wo das Ergebnis vielleicht beeindruckend aussieht (auch da kommt es auf den Betrachter an – wir hatten ja schon mehrfach die Diskussion), aber wirklich so extrem viel bearbeitete und gerechnet wurde, dass man das Ergebnis eher als künstlerische Interpretation bezeichnen sollte.

        • “Sowohl Jans Himmelspanorama als auch die Rundumansicht vom Ruhrgebiet sind eindeutig Fotografie. Jede einzelne der Aufnahmen wäre einem teil des Mosaiks eindeutig und auf den ersten Blick zuordenbar.”

          Wenn man verschiedene Fotos zu einem Bild zusammenzufügt, dann nennt man das “Fotomontage”. Früher war das eine komplizierte Sache, aber mit den digitalen Bildbearbeitungsprogrammen ist es einfacher geworden – vorausgesetzt das Ausgangsmaterial taugt etwas.

          • Wenn man verschiedene Fotos zu einem Bild zusammenzufügt, dann nennt man das “Fotomontage”. Früher war das eine komplizierte Sache,

            Ja, die Fotomontage. Der Begriff ging mir auch durch den Kopf, aber ich hab ihn mir erst mal gespart. Aber natürlich haben Sie Recht. Und ja, Fotomontage in der Dunkelkammer am Vergrösserer dürfte ziemlich kniffelig sein. Ich hab ja nur Dunkelkammererfahrungen mit Schwarz/weis Bildern, weil wir in der Schule die Ausrüstung für Farbbilder nicht hatten. – Die Kammer gab’s eh nur, weil das auch ein Steckenpferd eines interessierten und entsprechend engagierten Lehrers war…

        • Ach da liegt Ihre Sorge. Okay, die ist berechtigt, aber wenn man sich mit der Bearbeitung auf’s notwendigste beschränkt, sollte es immer noch als Fotografie durchgehen. Nun kann man natürlich diskutieren, was noch notwendig ist, und was nicht mehr, aber dass liegt dann wirklich mehr im Auge des Betrachters.

          Und schliesslich noch eine Anmerkung, die ich mir heute mittag erst mal gespart habe:
          Interessant bei dem Ruhrgebietsbild wäre, wenn man die Einzelbilder während der Dämmerung aufgenommen hätte und zu zeigen versuchen würde, wie sich die Dämmerung ausbreitet, d.h. nach Osten hin alles dunkler als nach Westen und dann das Problem mit einer evtl. blendenden Sonne. Und im Norden und Süden der Übergang von heller nach dunkler…

          • Bei dem Ruhrgebietsbild kann ich mir das problemlos vorstellen. Selbst in der Dämmerung ist das ja noch hell genug. Man kann durchaus mit der Kamera einen Vollkreis abfahren und hat damit eine komplette Serie fast zeitgleich aufgenommenen Materials.

            Das ist schon OK.

            Mit der Astrofotografie ist das aber wegen der langen Belichtungszeiten so nicht machbar. Wenn man das in tiefster Nacht macht, wenn es bei der ersten Aufnahme so dunkel ist wie bei der letzten, OK. Aber in einer dynamischen Situation wie der Dämmerung halte ich so etwas für kaum realisierbar.

  4. Leider hat Scilogs das praktische Feature mit der Benachrichtigung bei neuen Kommentaren abgeschafft, so dass ich die Diskussion über mein Nicht-Panorama erst jetzt sehe … Der Grund, warum ich keins machen konnte (sonst bin ich schon ein Panorama-Fan, und AutoStitch kommt mit Gradienten zwischen den Bildern meist auch ganz gut hin), ist, dass von dem Balkon aus überhaupt nur der Jupiter und der Merkur sichtbar waren. Und von anderswo, wo man auch den Mars und Saturn hätte sehen können, der Merkur wieder nicht. Aber die “harte” Herausforderung Jupiter + Merkur in starker Dämmerung war eh das Thema der Experimente gewesen. Die übrigens ‘on the cutting edge’ heutiger Forschung sind, wie man diesem gerade erschienenen Paper entnehmen kann: Das bezieht sich zwar auf das menschliche Auge, aber die Kontrastproblematik ist der fotografischen eng verwandt.

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