War das ein Nebenmond?

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Am 29.8. habe ich hier einen Artikel gepostet, in dem der Vollmond hinter Cirrocumulus-undulatus-Wolken gezeigt wird. Nach der heutigen Beobachtung einer hellen Nebensonne habe ich mir die Serie von Mondbildern aus dem August noch einmal angeschaut.

Ich wollte sehen, ob man darin nicht dasselbe Phänomen mit dem Mond als Lichtquelle entdecken kann. Ich meine auch, einen Nebenmond entdeckt zu haben. Ganz sicher bin ich mir da aber nicht. Es gibt ja das schöne Sprichwort von dem, der gerade einen Hammer in die Hand genommen hat, woraufhin ihm alles nach einem Nagel aussieht.

Die Position des Lichtflecks rechts passt schon zur Annahme eines Nebenmonds: sowohl die Elevation als auch der Winkelabstand.

Beide Aufnahmen wurden mit einer Vollformatkamera gemacht und sind hier ohne jegliche Nachbearbeitung zu sehen. Für die erste benutzte ich ein 35-mm-Objektiv, Das hat bei einem Crop-Faktor von 1 ein horizontales Sichtfeld von 54.4 Grad. Wenn ich den Abstand von Mondmitte zum Lichtfleck messe, durch die Bildbreite teile und mit 54.4 Grad multipliziere, ergibt das etwa 22 Grad.

Für die zweite Aufnahme habe ich das 50-mm-Objektiv verwendet. Das hat ein horizontales Sichtfeld von 39.6 Grad. Auch da komme ich wieder auf rund 22 Grad Abstand.

Also war das jetzt einer?

Vollmond hinter Cirrostratus-Wolken mit möglichem Nebenmondeffekt, 29.8.2015, 21:39 MESZ, Canon EOS6D, Leitz Summicron-R 35 mm, ISO 800, 1/4 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Vollmond hinter Cirrostratus-Wolken mit möglichem Nebenmondeffekt, 29.8.2015, 21:39 MESZ, Canon EOS6D, Leitz Summicron-R 35 mm, ISO 800, 1/4 s
Vollmond hinter Cirrostratus-Wolken mit möglichem Nebenmondeffekt, 29.8.2015, 21:44 MESZ, Canon EOS6D, Leitz Summicron-R 50mm, ISO 800, 1/3 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Vollmond hinter Cirrostratus-Wolken mit möglichem Nebenmondeffekt, 29.8.2015, 21:44 MESZ, Canon EOS6D, Leitz Summicron-R 50mm, ISO 800, 1/3 s

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

13 Kommentare

  1. Man kann ja mal die Helligkeit* entlang einer horizontalen Linie (mit geeignet vielen Pixeln in der Breite) histogrammieren, die sowohl den Mond, als auch den Nebenmond enthält. Das OpenSource-Programm ImageJ sollte das können, glaub ich. Wenn die Erhöhung des Nebenmond-Kandidaten signifikant über dem Untergrund liegt, hätte man wohl Evidenz, oder, wenn man die Methoden aus der Teilchenphysik heranzieht, bei 5sigma eine Entdeckung. 🙂

    *oder den Grauwert oder wie auch immer die dafür entsprechend geeignete photometrisch Größe genannt wird.

  2. Es könnte ein Nebenmond sein! Allerdings irritiert mich im ersten Bild eine Reflexion am Horizont, die sich direkt unter dem Nebenmond befindet und deren Ursache mir unbekannt ist.

    • Die von Ihnen angesprochene zweite Lichterscheinung dürfte nur ein lens flare sein, also ein Artefakt durch Reflexion innerhalb des Objektivs. Wenn man durch Klicken auf das kleine Bild die Vollversion öffnet, sieht man, dass es sich um eine Kette von Lichtflecken handelt, die entlang einer geraden Reihe angeordnet sind, die auch durch den Vollmond geht – eine gelbliche an der Bergkette am Horizont, dann weiter rechts immer blasser und ausgedehnter erst eine violette, dann eine rötliche, dann eine grünliche.

      • Ja, wenn das so ist! 😉 Haben Sie es schon mal mit einer Gegenlichtblende versucht? Es gibt spezielle Weitwinkel-Streulichtblenden bei deren Gebrauch angeblich keine Vignettierung an den Bildkanten auftritt.

        Beispiel hier.

        • Eine Gegenlichtblende hält Streulicht von einer Lichtquelle außerhalb des Sichtfelds des Objektivs ab. Im gegebenen Fall ist die Lichtquelle aber unvermeidlich im Sichtfeld. Da sehe ich nicht, was eine Gegenlichtblende bewirken könnte.

          Mit dem bisschen Lens Flare, der hier aufgetreten ist, kann man leben, denke ich.

          • Damit wird man sogar leben MÜSSEN. Das Summicron ist hinsichtlich der Bildfehler bekannterweise exzellent und diese Reflektion ist wirklich relativ gering.

          • Das verwendete Leitz Summicron-R 35 mm ist sicher nicht schlecht, jedoch haben ältere Objektive meist noch keine Antireflexbeschichtungen. Ob im aktuellen Fall eine Gegenlichtblende was gebracht hätte müsste man ausprobieren. Zumal beim ersten Foto nicht nur der Mond, sondern auch das stark beleuchtete Fenster im Vordergrund die Reflexionen verursacht haben könnte.
            In der Amateurfotografie ist ein “bisschen Lens Flare” natürlich nicht so schlimm. Normalerweise wird für direktes Streulicht ein Kompendium verwendet, das ist nur leider nicht für Kleinbildkameras anwendbar, weil es dazu einen verstellbaren Balgen braucht. Ansonsten kann man bei Gegenlichtaufnahmen nur versuchen einen einigermaßen günstigen Winkel zu finden bzw. sich in den Schatten von Bäumen oder Gebäuden zu stellen, um eine Blendeinwirkung auf die Frontlinse zu verhindern. Auf diese Weise bekommt man zwar nicht jede Reflexion in den Griff, aber ein bisserl was geht immer.
            “Mit dem bisschen Lens Flare, der hier aufgetreten ist, kann man leben” und vor allem sollte man sich die Freude an der Sache nicht verderben lassen, denke ich. 🙂

          • “Das verwendete Leitz Summicron-R 35 mm ist sicher nicht schlecht… ”

            Hinsichtlich der Bildfehler ist das eine Untertreibung!

            “Zumal beim ersten Foto nicht nur der Mond, sondern auch das stark beleuchtete Fenster im Vordergrund die Reflexionen verursacht haben könnte.”

            Nein, das kommt vom Mond. Der Reflex weißt genau auf ihn.

  3. Das ist eindeutig ein Nebenmond, also ein Teil des oft sichtbaren Mondhalos. Letzteres entsteht übrigens an in allen Richtungen zufällig orientierten Eiskristallen. Daher der vollständige Ring.

  4. Mein Vorschlag wäre, einfach mal ein paar Bilder vom Mond bei Nacht zu schießen, um zu verstehen, mit was für Kontrasten man es da zu tun hat, und was diese Kontraste für Folgen haben. Kameraobjektive sind nicht für so etwas entwickelt, sondern für viel zahmere Lichtverhältnisse. Astrofotografe ist Extremfotografie.

    Und natürlich waren die Linsen der Leica-Objektive in den 1990ern vergütet.

    • “Und natürlich waren die Linsen der Leica-Objektive in den 1990ern vergütet.”

      Sie schrieben weiter oben: “Dieser Objektivtest bescheinigt der von mir verwendeten, 20 Jahre alten Version des Leitz Summicron-R 35 mm eine gewisse Neigung zu Lens Flares.” Ich kann mich dunkel erinnern, dass das seinerzeit auch in der Fachliteratur diskutiert wurde. Damals gab es unterschiedliche Vergütungen und die Leitz-Leica-Objektive hinkten den anderen Markenobjektiven etwas hinterher. Der Grund war, dass man befürchtete die Farbwiedergabe der Objektive würde durch die Beschichtungen leiden. Erst um die Mitte der 1990er Jahre schloss man sich dem allgemeinen Standard an.

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