Wir basteln einen haltbaren Sonnenfilter

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Am 20.3. (Freitag) werden wir eine partielle Sonnenfinsternis über Deutschland erleben. Dann werden viele Leute zur Sonne schauen, manche unter Benutzung optischer Instrumente, die das sonst nie tun. Sie werden vielleicht auch versuchen, sie zu fotografieren, haben das aber noch nie gemacht und haben deswegen auch keinen geeigneten Filter zur Hand. Man kann es nicht oft genug sagen: Leute – schaut NIEMALS mit einem optischen Instrument ohne ausreichenden Filter in die Sonne!

Ein ausreichender Filter – das wäre ein Weißlichtfilter, der 99,999% des einfallenden Sonnenlichts aufhält, also nur 1/100,000 (ein Hunderttausendstel) durchlässt. Damit ist eine gefahrlose Sonnenbeobachtung möglich, aber nur, wenn der Filter wirklich unbeschädigt ist und während der gesamten Beobachtung unbeschädigt bleibt. Es reicht nicht, wenn er am Morgen vor der Beobachtung noch OK war, aber beim Transport zum Beobachtungsort einen Riss abbekommen hat.

Sie sollten also um den Filter, der Ihr Auge schützt, etwas bauen, das den Filter schützt. Der Filter selbst – das ist eine dünne, metallisierte Folie. Ich nehme immer die hier, will damit aber nicht sagen, dass die von anderen Herstellern weniger gut ist. Ansonsten brauchen Sie nur ein Blatt soliden Karton aus der Papierhandlung, eine Schere, Klebstoff und Klebeband. Hier ist die skizzierte Bauanleitung:

Skizzierte Bauanleitung für einen soliden Sonnenfilter für Ihr Teleskop oder Teleobjektiv. So schwierig kann das nicht sein, wenn sogar ich das hinkriege.
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Skizzierte Bauanleitung für einen soliden Sonnenfilter für Ihr Teleskop oder Teleobjektiv. So schwierig kann das nicht sein, wenn sogar ich das hinkriege.

Schneiden Sie einfach drei gleich große Quadrate aus dem Karton. Die Seitenlänge der Quadrate sollte deutlich mehr als der Außendurchmesser des Instruments sein, auf das der Filter gesetzt werden soll (Übrigens: Sie sollten einen eigenen Filter für jedes Teleskop und jedes Objektiv haben, mit dem Sie beobachten wollen. Wenn der Filter zu groß ist, kann er abrutschen oder weggeweht werden – dann wäre Ihr Auge ungeschützt).

In zwei der Filter schnieden Sie ein Loch mit einem Durchmesser, das maximal so groß ist wie der Innendurchmesser der verwendeten Optik. Wenn das Loch etwas kleiner ist oder nicht ganz rund, macht das nichts. Am Ende soll der Karton auf dem Ende des Teleskops oder Objektivs aufliegen, nicht die Filterfolie selbst. Scheinden Sie nun ein Stück Folie aus, das deutlich größer als das Loch im Karton ist. Achtung: Auf der Filterfolie kann noch eine schützende Plastikfolie sein. Diese müssen Sie abziehen. Dann kleben Sie die Folie vorsichtig auf das eine Stück Karton, so dass es das Loch komplett – und nicht etwa nur knapp – bedeckt. Kleben Sie auf die andere Seite das zweite Stück Karton. Wenn die Folie locker sitzt und wellig aussieht, macht das gar nichts.

Das dritte Stück Karton ist der Deckel. Sie können es mit Klebeband an der einen Seite wie einen Deckel befestigen Es soll die Filterfolie vor Beschädigung schützen, wenn er gerade nicht gebraucht wird.

Jetzt brauchen Sie noch eine Haltemanschette. Dazu müssen Sie einen Streifen Karton ausschneiden, der länger ist als der Umfang des Teleskops oder Objektivs. Daraus formen Sie einen Zylinder, der locker, aber nicht zu locker, auf dem optischen Instrument sitzt. An einem Ende kleben Sie ihn mit kleinen Streifen aus Klebeband an den Karton der Filtereinheit. Das Ganze müsste dann in etwa so aussehen:

Das fertige Produkt - nicht schön, aber funktional. Dieser Filter leistet mir schon jahrelang treue Dienste an einem Refraktor mit 70 mm Apertur und 420 mm Brennweite. Die Folie ist noch vollkommen unbeschädigt.
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Das fertige Produkt – nicht schön, aber funktional. Dieser Filter leistet mir schon jahrelang treue Dienste an einem Refraktor mit 70 mm Apertur und 420 mm Brennweite. Die Folie ist noch vollkommen unbeschädigt.

Sie sollten am besten noch etwas Klebeband mitnehmen, um den Filter am Instrument zu befestigen und um den aufgeklappten Kartondeckel zu sichern. Es ist lästig, wenn der immer wieder vor die Sichtöffnung klappt. Schauen Sie am besten noch einmal vorsichtig direkt durch den Filter auf die Sonne. Wenn es kleine Risse oder Löcher gibt, sehen Sie die sofort. Dann sollten Sie den Filter nicht verwenden. Kleine Löcher lassen sich durch Aufkleben von Filterfolienresten beheben, aber dabei sollte man sehr vorsichtig sein.

Das ist eigentlich schon alles. Wenn Sie das ordentlich gemacht haben und dann noch beim Transport vorsichtig sind, haben Sie jetzt einen Filter, der Ihnen lange Jahre treue Dienste leisten wird.

Hier ein einsatzbereiter Filter dieser Art auf einem kleinen Maksutov, mit dem ich die ringförmige Sonnenfinsternis am 21.5.2012 in Japan beobachtete – also gewissermaßen die scharf gemachte Ausrüstung:

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

1 Kommentar

  1. Ich hab’ mir mehrere Filter für verschiedene Optiken folgendermaßen gebaut (die entsprechende Anleitung war früher mal bei der Baader-Folie mit dabei):

    1) Einen Streifen Karton (je nach Optik 4-10 cm breit, so dass er später gut auf dem Tubus sitzt) um den Tubus/Taukappe wickeln, relativ stramm, und so zu einem Ring zusammenleimen.
    2) Einen zweiten Streifen Karton, der ein paar cm schmaler ist, locker aber ohne Luft, um den ersten wickeln, während der über den Tubus gesteckt ist, und ebenfalls als Ring zusammenleimen (Vorsicht, nicht versehentlich mit dem ersten verleimen).
    3) Ringe vom Teleskop abnehmen und alles gut trocknen lassen.
    4) Filterfolie über den breiteren, inneren Ring stülpen und dann den schmalen Ring über die Folie und den inneren Ring. Die Folie ist dann im Sandwich zwischen den beiden Ringen und bedeckt die Öffnung des inneren Rings.Die Folie wird dabei meist etwas geknittert, was nicht schlimm ist. Der Bogen Folie sollte groß genug sein, unter dem schmalen, äußeren Ring noch herauszuschauen, daran kann man die Falten ein wenig herausziehen, die Folie dabei aber nicht unter Spannung setzen.
    5) Überstehende Folie mit der Schere auf 1 cm kürzen und nach oben knicken. Dann mit einem Streifen Klebeband rundherum fixieren. Der Klebebandstreifen soll über die Nahtstelle der beiden Ringe verlaufen und diese verbinden.
    6) Nochmal einen Streifen Karton drumherum leimen, der die Nahtstelle und Folie abdeckt und die Ringe stabil miteinander verbindet.
    7) Bei größeren Filtern lohnt es sich, seitlich in den Pappring hinter der Folie mit einer Nadel ein oder zwei Löcher hineinzupieksen, damit die Luft beim Aufstecken entweichen kann.

    Vorteil: man muss keine Teile im 90°-Winkel verbinden, bei dem sie wenig Berührungsfläche haben und sich evtl. beim Aufstecken ablösen könnten.

    Solche Filter habe ich für verschieden große Feldstecher (10×50, 15×80), einen Camcorder, ein Teleobjektiv und einen 120 mm-Refraktor so gebastelt und sie haben immer gut funktioniert und gehalten.

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