Über Ökologie und “Greenwashing”

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Wie Wirtschaft und Ethik zusammenpassen
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“Greenwashing” – das ist ein schreckliches Schlagwort. Damit werden die Unternehmen bezeichnet, die sich einen grünen Anstrich geben, es aber gar nicht ernst meinen. Wie kann man die echten und die unechten “Grünen” voneinander unterscheiden?

Vorausgeschickt sei, dass in Unternehmen sehr unterschiedliche Leute mit sehr verschiedenen Meinungen arbeiten. Wahrscheinlich gibt es in jedem größeren Konzern von jeder Sorte welche: Manager, die sich für Ökologie gar nicht interessieren; andere, die darin eher ein Marketing-Instrument sehen: aber auch Menschen, die das ökologische Engagement sehr ernst nehmen. Daher ist es unter Umständen gar nicht so leicht zu sagen, ob “das Unternehmen” sein Engagement ernsthaft betreibt oder nur als Show. Ganz wichtig ist natürlich die Frage: Wie sieht das Top-Management das Thema? Oder der Top-Manager, der letztlich den Ausschlag gibt: Die Glaubwürdigkeit des Unternehmens hängt letztlich an dieser Person. Und zwar nicht nur an dem, was er zur Ökologie von sich gibt, sondern daran, wie authentisch und verlässlich er insgesamt wirkt.

Einen Eindruck vermitteln manchmal aber auch die Nachhaltigkeitsberichte, die die meisten größeren Unternehmen heute veröffentlichen – häufig sind sie auch unter dem Schlagwort “Unsere Verantwortung”, oder “Sustainability” oder “Responsibility” als Link zu finden. Es gibt Berichte, die sehr verständlich geschrieben sind, zum Beispiel von H&M, andere, wie die von Adidas, sind etwas überladen mit Details, wieder andere wirken lieblos. Sie geben einen Eindruck davon, ob wenigstens die Leute, die für CSR (Company Social Responsibility) zuständig sind, ihren Job gut und gerne machen.

Ein gutes Zeichen ist es, wenn dort über Probleme offen berichtet wird. Wichtig ist auch, dass nicht nur Ethik-Codes auf der Seite stehen, sondern auch Angaben darüber, wie sie kontrolliert werden, welche Vorstöße vorkommen und wie das Unternehmen damit umgeht. Eine vertrauensbildende Maßnahme ist dann auch, wenn ein Konzern eine Liste seiner Zulieferer veröffentlicht, wie Apple das zum Beispiel neulich gemacht hat.

Wer sich richtig Mühe machen will, muss einfach verfolgen, was über einzelne Unternehmen veröffentlicht wird, oder nachforschen, was einzelne Institutionen wie Greenpeace, Südwind oder Oxfam an Material haben. Dabei spielen inzwischen auch in Schwellenländern beheimatete Organisationen eine Rolle, etwa chinaloborwatch.org, die die Verhältnisse vor Ort beobachten.

Einen gewissen Hinweis gibt auch, wie Unternehmen auf Vorwürfe reagieren. Die ganze alte Schule war: erst einmal abstreiten. Professioneller ist die Aussage: “Wir nehmen das sehr ernst.” Die Frage ist dann, ob später noch Stellungnahmen zu dem Problem veröffentlicht werden.

Insgesamt ist es also nicht leicht, sich ein Bild zu machen, wie ernst ein Unternehmen seine ökologischen Bekenntnisse nimmt. Aber es wäre auch falsch, alle Bemühungen gleich als “Greenwashing” abzutun: So macht man es sich zu leicht und gibt den Leuten in den Konzernen, wie wirklich etwas verändern wollen, keinerlei Rückhalt.

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Ich habe Betriebswirtschaft in München und Philosophie an der Fernuni Hagen studiert, früher bei einer großen Bank gearbeitet, und bin seit über 20 Jahren Journalist beim Handelsblatt mit Spezialisierung auf Finanzthemen, davon fünf Jahre in New York und seit November 2017 in Frankfurt. Im Jahr 2013 habe ich das Buch „Wie fair sind Apple & Co?“ veröffentlicht.

2 Kommentare

  1. Greenwashing

    Aber es wäre auch falsch, alle Bemühungen gleich als “Greenwashing” abzutun: So macht man es sich zu leicht und gibt den Leuten in den Konzernen, wie wirklich etwas verändern wollen, keinerlei Rückhalt.

    Man stellt unternehmerisch, in etwa wie bei ISO9000 oder wie das gerade heißt, einen an, der dann “nach außen hin” kommuniziert.

    So läuft das in Unternehmen. Egal, wie sozial bemüht das Thema gerade ist, man stellt dann einen hin, der wie gewünscht die “Außenkommunikation” macht, egal wie öko, frauenquoterisch oder “green” die Sache auch von außen angefordert ist.

    Dem Unternehmen entstehen so zusätzliche Kosten, es gibt dann auch ein gewisses Erpressungspotential, aber so isses halt; so war es immer.

    HTH
    Dr. Webbaer (der von Regelungen und Niedrigkeiten dieser Art bzw. von deren Implementation ins Gesetzliche gerne abrät)

    PS: Sie sind doch eigentlich schon erfahren genug, um das selbst einordnen zu können. Hamm’Se nie mal in ein Unternehmen reingeschaut? – Die sind flexibler als man gemeinhin denken mag.

  2. Die bösen Unternehmen

    “Greenwashing”, ebenso schönes wie dämliches NGO-Schlagwort. Kann man Aufmerksamkeit für die Spendenacquise mit generieren. Und auf Unternehmen schimpft ja jeder gern, nech?

    Aber wenn man mal ne Sekunde drüber nachdenkt: Macht doch jeder! Am allerbesten natürlich unsere Politiker (man denke nur an den ganzen aberwitzigen Komplex der Solarsubventionen oder des Öko-Sprits – Greenwashing in Reinform), all die Leute mit ihren Atomkraft-Nein-Danke-Stickern die mit ihren Autos (bei den Grünen standesgemäß Porsche oder Audi, bei den anderen halt Opel oder VW) zu Alnatura und Wochenmarkt fahren.

    Boah, wirklich. Greenwashing. Das Wort kann ich mir so richtig gut beim Häppchenessen und Champagnerschlürfen von satten Rentner-68ern vorstellen: “Hast Du schon gehört, Apple betreibt Greenwashing! Ich kauf jetzt nur noch Samsung!” – “Ja, und Greenpeace hat veröffentlicht, daß die Fluggesellschaften auch Greenwashing betreiben. Darum fahren wir dieses Jahr mit dem Auto nach Spanien und fliegen nicht auf die Seychellen!” – “Ja wirklich, wenn es all diese Unternehmen nicht gäbe, dann wäre es so viel leichter, ein ökologischer Mensch zu sein.”

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