Auf geht’s, AMS!

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Shuttlestarts lassen Astrophysiker meist wohl eher kalt – es sei denn, ein wichtiges Teleskop oder Experiment ist an Bord. Der heutige Start von STS-134 – der letzte der Raumfähre Endeavour und der vorletzte überhaupt – ist so einer. Denn die Endeavour bringt das Alpha Magnet Spektrometer (AMS) zur Internationalen Raumstation. Dort soll der sieben Tonnen schwere und 1,5 Milliarden Dollar teure Apparat nach kosmischer Antimaterie und Dunkler Materie suchen. Dazu wird AMS als eigenständiges Modul an die Tragestruktur der ISS angebracht. Die Raumstation erfüllt damit (endlich) auch aus astrophysikalischer Sicht ihren Auftrag als Wissenschaftsplattform im All.

Was AMS im einzelnen tun soll habe ich hier schon einmal beschrieben. Es handelt sich im Prinzip um ein Detektor für die Teilchen der kosmischen Partikelstrahlung. Diese Strahlung, die die Erde aus den Tiefen des Weltraums erreicht, enthält vielleicht Reste der im Urknall entstandenen Antimaterie, oder sogar Partikel der bislang nur vermuteten Dunklen Materie – wenn es beides überhaupt gibt. Und wenn nicht? Dann wird AMS sicher irgendetwas anderes Interessantes finden. Schließlich wird das Teilchenteleskop die kosmische Strahlung genauer vermessen als jemals ein Experiment zuvor.

Für die beteiligten Wissenschaftler ist AMS bereits jetzt das "Hubbleteleskop der kosmischen Strahlung". Das gilt sowohl für Aufwand und Kosten beim Bau des Experiments als auch für den zu erwartenden wissenschaftlichen Nutzen. Bis zum Ende der Betriebsdauer der Raumstation soll AMS aktiv bleiben.  

Der Start vom Kennedy Space Center ist für 21:47 MESZ angesetzt – auf NASA-TV und in einem Webcast des Cern kann man ihn sich live anschauen. Bereits ab 16:30 lohnt sich ein Blick auf den Shuttle-Launch-Blog.

Go Endeavour!

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

2 Kommentare

  1. AMS – Hohe Erwartungen

    Liest man die verschiedenen Beiträge im Web zum bevorstehenden Start der Endeavour mit dem AMS an Bord wird man an die Nachrichten erinnert, die von den verschiedenen Laboren der Hochenergiephysik zum Thema “Dunkle Materie” und anderen der Teilchenphysik zuzuordnenden Themen in letzter Zeit herumgeisterten.

    Nicht nur, dass mehr und mehr Ergebnisse aus den Großforschungseinrichtungen publiziert werden, die die bisher eingeführten Theorien zumindestens in einzelnen Aspekten kritisch beleuchten, manche Beiträge ziehen sie zur Gänze in Zweifel. Denken wir an die letzten Nachrichten aus dem Cern/LHC-Umfeld.

    So darf man vielleicht die hohen Erwartungen an die AMS-Mission verstehen, kann doch die nachhaltige und längerfristige Betrachtung des Kosmischen Strahlungsumfelds vielleicht den einen oder anderen Beitrag leisten, unser Bild von der Welt in kleinsten Maßstäben zu vertiefen.

    Nach langen Jahren doch vergleichsweise eingefahrenen Geschehens in der Teilchenphysik scheint man sich einem Zeitalter zu nähern, in dem ähnlich grundlegende Erkenntnisse in der Luft liegen, wie dies zu Zeiten eines Albert Einstein der Fall gewesen ist.

    Spannend ist es allemal, und sollte ein echter Durchbruch zu einem neuen, tieferen Verständnis gelingen sind die investierten Milliarden € letztlich gut investiert.

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