Dark-Sky-Treffen auf Lastovo

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Wer hätte das nicht gerne: Ein paar Schritte in den Garten zur eigenen Privatsternwarte, über die sich des Nachts das wundervoll strukturierte Band der Milchstraße spannt – das Restlicht von oben stammt ausschließlich aus stellaren Fusionsöfen und nicht aus Natrium-, Quecksilber- und Wasweisichwasfürdämpfen. Gibt es leider nicht mehr so häufig, zumindest nicht bei uns.

Wem die Wüsten der Welt zu einsam und auch etwas zu weit weg sind, der hat immer weniger Möglichkeiten, einen Nachthimmel ohne Lichtverschmutzung bewundern zu können. Den Meisten ist das wohl herzlich egal, einige wenige aber finden, dass das irgendwie schade ist. Wiederum ein paar davon möchten etwas tun und die Plätzchen, an denen es auch heute noch dunkel werden darf, vor der ausufernden Lichterflut schützen.

So wie etwa Lastovo, eine Insel in der kroatischen Adria. Vor ziemlich genau einem Jahr berichtete ich schon einmal über dieses Eiland, das slowenische und kroatische Sternfreunde als eines der letzten dunklen Paradiese ausgemacht haben und das sie gerne als solches bewahren möchten. Vom 14. bis zum 19. September 2009 treffen sie sich wieder auf Lastovo, zum 2. Internationalen Dark-Sky-Park-Symposium und gleichzeitig zum 2. Dark-Sky Camp. Dazu laden sie Gleichgesinnte aus ganz Europa ein [1].

Der Austausch zwischen (Amateur-)Astronomen und Dark-Sky-Aktivisten und das Schmieden neuer Kontakte und Kooperationen soll ebenso Teil des Treffens sein wie die Beobachtung des Sternhimmels. Und neben Astronomen und Naturschützern sollen auch Verantwortliche von Natur- und Nationalparks sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft angesprochen werden. Denn die „Initiative für eine internationale Assoziation für Dark-Sky-Parks“, die das Treffen veranstaltet, möchte einen Appell der La Palma-Konferenz zum Schutz des Nachthimmels von 2007 mit Leben erfüllen:

[a]ll those protected areas which combine exceptional landscape and natural values relying on the quality of their night sky, are called to include protection of clear night skies as a key factor strengthening their mission in conserving nature.

Artikel 10, Declaration in Defence of the Night Sky and the Right to Starlight (La Palma Declaration)

Klingt gut, steht aber bislang nur auf dem Papier. Lastovo soll ein Modellprojekt in Europa werden: Ein Ort, an dem man auch in Zukunft noch live und real in das Universum blicken kann. Dass die Insel dafür geeignet ist, zeigen die beeindruckenden Messungen, die die Organisatoren des Symposiums zuletzt im vergangenen Monat Mai durchführten: Mit einer Resthelligkeit von 21,65 bis 21,81 mag/arcsec² und einem Seeing von weniger als einer Bogensekunde braucht sich Lastovo nicht vor unter Astronomen beliebten Standorten wie La Palma zu verstecken. Hier kann man noch mit eigenen Augen sehen, was in Mitteleuropa vielerorts nur noch virtuell erlebbar ist: einen natürlichen Sternenhimmel. Erste Erfolge bei den Schutzbemühungen sind auch schon vorzeigbar. So will die Inselverwaltung in der Zukunft die öffentliche Beleuchtung austauschen, was zu einer weiteren Verbesserung der Himmelsqualität führen dürfte.

Nun liegt die kroatische Insel für Amateurastronomen in Deutschland nicht gerade um die Ecke. Aber immerhin noch näher als Namibia oder andere, weit entfernte und nur mit dem Flugzeug erreichbare Reiseziele. Wer also im September Zeit und Lust hat, ein paar Tage Urlaub an der Adria zu machen und dabei noch ein wirklich wichtiges Projekt zu unterstützen, findet er hier alle wichtigen Informationen über das Symposium.

Übrigens: Die offizielle Sprache auf dem Symposium ist Englisch, was die Verständigung sicher erleichtern dürfte. Wer sich noch bis zum 30. Juli anmeldet, braucht nur einen sehr gemäßigten Konferenzbeitrag zu leisten. Näheres auf der verlinkten Seite.

Im Bild: Ein Blick durch einen 55cm-Newton ist immer ein Erlebnis, erst recht unter einem richtig dunklen Himmel. Aufnahme: A. Mohar, Lastovo, Mai 2009.

[1] Nicht zu verwechseln mit dem 9. Europäischen Symposium zum Schutz des Nachthimmels, dass (leider zur selben Zeit) in Irland stattfindet.

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

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