Ein Aachener am Himmel: (332706) Karlheidlas

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Viel weiß man nicht über ihn. Er ist vermutlich nicht viel größer als 50 Meter ein Kilometer, besteht aus Fels und Staub und umkreist die Sonne zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter. Für eine Umrundung braucht er 3,28 Jahre. Nie kommt er der Sonne näher als 278 Millionen Kilometer. Entdeckt wurde am 13. September 2009 vom TOTAS-Team (Teide Observatory Tenerife Asteroid Survey) mit dem 1-Meter OGS-Teleskop der ESA auf Teneriffa. Er war zu diesem Zeitpunkt etwa 19.1mag hell. Später stellte sich heraus, dass er bereits fünfmal zuvor von anderen Teleskopen abgelichtet worden war.

Für diese Abbildung wurden die drei Entdeckungsbilder überlagert. Des Objekt verrät sich durch seine Bewegung gegenüber den Sternen:

Entdeckungsaufnahmen von 2009 RW57.
Entdeckungsaufnahme von 2009 RW57. Credit: Rainer Kresken, Matthias Busch / TOTAS

Die Rede ist von Asteroid 2009 RW57. Auf der Seite des TOTAS-Teams kann man sich seine Bewegung auch als Animation anschauen.

Nach der Entdeckung wurde 2009 RW57 etliche Male beobachtet, so dass sein Orbit genau bestimmt werden konnte. Am 16. Januar erhielt der Asteroid seinen offiziellen, vom Minor Planet Center der IAU anerkannten Namen.

Auf Vorschlag der Entdecker wurde 2009 RW57 nach dem langjährigen Leiter der Aachener Volkssternwarte benannt. Er heißt jetzt – ganz offiziell – (332706) Karlheidlas.

Gestern wurde der Asteroid seinem Namensgeber im Rahmen einer kleinen Feierstunde “überreicht”.

Karl Heidlas, wo er sich (vermutlich) am wohlsten fühlt - in der Aachener Sternwarte
Karl Heidlas, wo er sich (vermutlich) am wohlsten fühlt – in der Aachener Sternwarte. Foto: Kurt Schaefer

Über diese Auszeichnung freue ich mich sehr, denn Karl hat sie absolut verdient. Kennengelernt habe ich den Chemiker und passionierten Amateurastronomen vor über 15 Jahren bei einer Führung in der Sternwarte. Sein Enthusiasmus und seine Begeisterungsfähigkeit haben mich dazu motiviert, kurze Zeit später selbst Mitglied in dem von ihm gegründeten und über 20 Jahre geleiteten Arbeitskreis Astronomie zu werden. Das war ein wichtiger Schritt für mich – wer weiß, wie mein eigener Werdegang sonst verlaufen wäre.

“Karl Heidlas (b. 1932) is a German chemist and amateur astronomer, dedicated to popularizing astronomy and sciences. For more than 20 years he was head of the public observatory in Aachen, where he was responsible for the reconstruction and preservation of one of Germany’s oldest public astronomical observatories”. – Offizielle Citation des MPS

Karl ist aber auch ein Glücksfall für die Aachener Sternwarte. Ohne seinen Einsatz wäre sie heute sicher nicht in solch einem guten Zustand. Ich behaupte sogar, dass es vor allem Karl zu verdanken ist, dass das bereits vom Verfall bedrohte Gebäude aufwendig und fachmännisch saniert werden konnte, und dass die kleine, aber feine Sternwarte am Hangeweiher im Süden der Stadt heute eine der schönsten Volkssternwarten Deutschlands ist.

Es war mir eine große Ehre, als Karl mich im Astronomiejahr 2009 fragte, ob ich sein Nachfolger als Arbeitskreisleiter werden wolle. Ich sagte natürlich zu und konnte seine Arbeit vier Jahre lang fortsetzen. Im Arbeitskreis entstand die Idee, Karl zu Ehren einen Asteroiden zu schenken. Nur – dazu musste man erst mal einen entdecken! Glücklicherweise traf die Idee auf große Sympathie von Rainer Kresken vom TOTAS-Team, der selbst während seiner Aachener Studienzeit Mitarbeiter der Sternwarte war.

Karl Heidlas mit der Urkunde, die ihn als Asteroidennamensgeber auszeichnet.
Karl Heidlas mit der Urkunde, die ihn als Asteroidennamensgeber auszeichnet. Foto: Kurt Schaefer

So kreist Karlheidlas also nun im All. Kann man sich eine passendere Auszeichnung für einen Astronomen vorstellen?

Mein besonderer Dank geht an die Asteroidenentdecker Rainer Kresken und Matthias Busch, sowie an Tobias Häusler vom TOTAS-Team.

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

7 Kommentare

  1. Schön, dass hier wieder einmal ein verdienter Sternwarteleiter auf sehr sympathische Weise geehrt wurde. Karl Heidlas, den ich (leider) nicht kenne, gehört zu jenen herausragenden Sternfreunden, die einen Grossteil ihres Lebens damit verbringen,anderen Leuten die Sterne näher zu bringen in der nie erlahmenden Hoffnung, dass wenigstens ein kleiner Teil des vermittelten Wissens im Erinnerungsvermögen der Sternwarte-Gäste hängen bleibt. Und das tut es in der Regel auch.

    Aber eben: Die Bereitschaft, sich rein ehrenamtlich für solche anforderungsreichen Aufgaben einfach so, für “Gottes Lohn”, zur Verfügung zu stellen, sinkt leider in unserer heutigen Zeit.

    Herzlichen Dank deshalb auch auch Reiner Kresken und Matthias Busch für Ihre Bereitschaft, eine ihrer Entdeckungen für diese schöne Ehrung zur Verfügung zu stellen.

    BTW: Ich denke dieser Brocken ist von seiner Grösse wohl zwischen 50 m und einem Kilometer einzuordnen, eher deutlich näher beim Kilometer … 🙂

    Herzliche Grüsse an alle Kolleginnen und Kollegen
    Markus Griesser
    Eschenberg Observatory
    IAU Code 151

  2. Das ist korrekt. Doch Wiki sortiert Asteroiden in ihren Grössen recht grob. Je nach Albedo (Rückstrahlvermögen) der Oberfläche dürfte dieser Asteroid aber tatsächlich etwa einen Kilometer messen.

    Markus Griesser

  3. Lieber Opa!

    Wir sind so stolz auf dich und freuen uns riesig und von Herzen über diese außergewöhnliche Ehrung. Einer der ergreifensten Momente deines Lebens!!! Das hättest du dir mit 12 Jahren in der Pferdekutsche deines Lehrers, beim Blick in den Sternenhimmel, wohl noch nicht träumen lassen! 🙂

    Deine Enkelin Katinca

  4. Herzlichen Glückwunsch für die tolle Auszeichnung!
    Wir sind stolz darauf, nun das Wohnmobil der Familie Heidlas zu besitzen!
    Viele Grüße aus dem Allgäu

    Elfriede und Andreas Lindner

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