Ein einbandiger Jupiter und ein Blick zurück

BLOG: Himmelslichter

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Himmelslichter

Das lange Wochenende bescherte endlich einmal gutes Wetter, das in der Aachener Sternwarte ausgiebig zur Beobachtung genutzt wurde. Unter den anvisierten Objekten war auch wieder der Jupiter. Der geht zwar zur Zeit erst mit der Morgendämmerung auf, bietet Frühaufstehern und Wachgebliebenen aber einen ungewöhnlichen Anblick.

Denn seit ein paar Wochen ist das südliche Äquatorialband (SEB) des Planeten, das normalerweise auch den Großen Roten Fleck (GRF) einhüllt "verschwunden". Oder anders ausgedrückt: Das ansonsten dunkle Wolkenband hat sich hell verfärbt. Dabei handelt es sich um ein wiederkehrendes Phänomen, schon in der Vergangenheit hat man das Verschwinden und Wiedererscheinen von Wolkenbändern auf Jupiter beobachtet. Wie und warum das passiert, weiss man nicht genau. Die Wissenschaft versucht erst noch zu verstehen, wie dauerhafte Wolkenbänder überhaupt enstehen können.

Am Morgen des 22. Mai konnte ich den einbandigen Planeten in der Morgendämmerung fotografieren. Trotz des so tief am Horizont recht bescheidenen Seeings ist der nun etwas verloren wirkende, sich aber gegen den hellen Hintergrund besonders gut abhebende GRF gut zu sehen. Jupiter erscheint gegenwärtig etwa gegen vier Uhr morgens am östlichen Horizont. Teleskopbeobachter warten am besten bis kurz vor Sonnenaufgang, wenn der Planet schon eine akzeptable Höhe erreicht hat. 

Die Simulation mit Stellarium zeigt den Himmelsanblick Richtung Südost Ende Mai gegen 5 Uhr MESZ. Zugegeben, nicht unbedingt die beliebteste Beobachtungszeit! Im September steht Jupiter aber schon wieder in Opposition, und ist für den Rest des Jahres zu zivilen Zeiten sichtbar. Ob sein fehlendes Wolkenband bis dahin wieder aufgetaucht ist?

Nun noch ein Preisrätsel: Welcher Planet ist das?

Erkannt? Es ist die gute alte Erde, aufgenommen im fernen Infrarot, und zwar von der japanischen Venussonde Akatsuki, über deren Start nebenan berichtet wurde. Im Bildausschnitt sind mit viel Phantasie Australien und Ozeanien zu sehen:

Weitere Bilder unseres Planeten gibt es auf der Homepage der japanischen Raumfahrtagentur JAXA (der auch die Bildrechte an den letzten beiden Abbildungen gehören) oder auf diesem (spanischsprachigen) Blog.  

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

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