Erster Asteroid des Jahres 2014 -höchstwahrscheinlich- über dem Atlantik verglüht

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Das fängt ja gut an! Der erste im noch taufrischen Jahr 2014 entdeckte Asteroid, benummert mit “2014 AA”, ist wenige Stunden nach seiner Entdeckung allerhöchstwahrscheinlich über dem Atlantik verglüht. Klein war er wohl – 2 bis 3 Meter – seinen Flug durch die Erdatmosphäre dürfte er jedenfalls nicht überstanden haben. 2014 AA wäre damit (wäre, denn bis jetzt, 2. 2., 22:00 MEZ, gibt es noch keine Bestätigung für die kosmische Kollision) der zweite Asteroid, der vor seinem Eintauchen in die irdische Lufthülle entdeckt worden ist. Der Kleinstplanet 2008 TC3 war der erste, er verglühte 2008 über Nordafrika, seine Überreste wurden Monate später gefunden und sind als Meteorit “Almahata Sitta” bekannt.

2014 AA auf seiner Entdeckungsaufnahme. Bild: Catalina Sky Survey/NASA
2014 AA (Kreis) als 19,1mag heller Lichtfleck auf seiner Entdeckungsaufnahme. Bild: Catalina Sky Survey/NASA

Im Gegensatz zu 2008 TC3, bei dem immerhin einige Stunden Vorwarnzeit zwischen Entdeckung und Atmosphäreneintritt eine Reihe von Last-Minute-Beobachtungen ermöglicht hatten, wurde 2012 AA erst bekannt, als er schon mit der Erde kollidiert war. Neujahrstagtypische Aktivitäten verhinderten die rechtzeitige Warnung an die Astronomengemeinde, sodass bis jetzt keine weiteren Beobachtungen des Asteroiden oder Sichtungen seinen Atmosphäreneintritts bekannt sind. Aufgrund der berechneten Bahnkurve sein eine Kollision aber “so gut wie sicher“. Aus Sicht von 2014 AA dürfte das Ganze etwa so ausgesehen haben (Bild: Pasquale Tricarico): 2014AA

Einschlagsort und -zeit sind nicht völlig sicher. Der Impakt durfte sich in den ersten Stunden des 2. Januar (angegeben in Weltzeit) abgespielt haben, irgendwo zwischen der Karibik und Nordostafrika (wer lieber lange txt-Dateien liest, ist hier bedient):

Computersimulation des möglichen Impaktgebiets. Die pinken Punkte geben nicht die "Bahn" des Asteroiden an, sondern markieren mögliche Eintrittsorte.
Computersimulation des möglichen Impaktgebiets. Die pinken Punkte geben nicht die “Bahn” des Asteroiden an, sondern markieren mögliche Eintrittsorte. Bild: Bill Gray, MPC, projectpluto.com

Die höchste Wahrscheinlichkeit für den Einschlag liegt demzufolge irgendwo vor der Küste Westafrikas. Dementsprechend dürften zufällige Sichtungen unwahrscheinlich und eine Meteoritensuche so gut wie aussichtslos sein. Die rosa Punkte in der Grafik geben mittels Monte-Carlo-Simulationen berechnete mögliche Eintrittsorte an und haben nichts mit der Bahn des Asteroiden zu tun.

Bild: Bill Gray, projectpluto.com
Bild: Bill Gray, MPC, projectpluto.com

Mit höchstens drei Meter Größe war 2014 AA in etwa so groß wie 2008 TC3, aber ganz sicher kleiner als das Objekt, das am 15. Februar 2013 über Tscheljabinsk zerplatzt ist. Keines dieser Objekte war eine Gefahr für das Leben auf der Erde, “Einschläge” wie der von 2008 TC3 und 2014 AA kommen fast täglich, solche wie bei Tscheljabinsk immerhin im Abstand mehrerer Jahre bis Jahrzehnte vor.

Nun bleibt zu hoffen, dass der Absturz von 2014 AA (der immerhin eine beeindruckende Himmelserscheinung gewesen sein muss) von irgendwem zufällig bemerkt worden ist. 2008 waren es ein paar weit verstreute Webcams, Flugzeugpiloten und vor allem der Wettersatellit Meteosat 8, die das Fallgebiet hinreichend eingrenzend ließen. Zumindest Satelliten könnten das Ereignis auch dieses Mal aufgezeichnet haben. Am Abend hieß es noch, dass einige Infraschallstationen möglicherweise ein schwaches Signal aufgezeichnet haben, eine Korrelation mit dem Absturz von 2014 AA aber noch aber noch überprüft werden müsse.

Wer mehr zu 2008 TC3, den ersten “Asteroiden-Feuerball mit Ansage” lesen möchte, mag sich für meine alten Blogartikel oder meinen zusammenfassenden Artikel in Sterne und Weltraum 12/2008 (kostenfrei!) interessieren.

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

5 Kommentare

  1. 2014 AA scheint doch von Infraschallwellendetektoren entdeckt worden zu sein und sein Einschlagspunkt konnten ziemlich genau nordöstlich von Caracas, Venezuela verortet werden. Dies gemäss dem Artikel Small Asteroid 2014 AA Hits Earth

    According to Brown, 2014 AA triggered very weak detections at three infrasound stations. His triangulation from those records, shown in the graphic at right, indicates that the space rock slammed into the atmosphere near 40° west, 12° north. That location, about 1,900 miles (3,000 km) east of Caracas, Venezuela, is far from any landmass.

  2. Die Unsicherheitsellipse (ich nehme an, 3 Sigma) der Eintrittslokation hat eine Länge von etwa 12000 km, wenn man die Abbildungen 3 und 4 aus dem Artikel zugrundelegt.

    Bei einer Eigengeschwindigkeit der Erde von rund 30 km/s entspricht dies einem Intervall von 400 Sekunden. Der Eintrittszeitpunkt konnte also auf +/-200 s genau vorausberechnet werden.

    In Anbetracht der Tatsachen dass die Beobachtungen, auf denen die Bahnberechnung basiert, quasi alle gemacht wurden, als das Ding schon im direkten Anflug war und dass genau die zwei Bahnparameter, aus denen der exakte Impaktzeitpunkt folgt, nämlich Abstand und Annäherungsgeschwindigkeit, bei optischen Beobachtungen über ein kurzes Zeitintervall hinweg gar nicht gut bestimmt werden können, ist diese Restunsicherheit durchaus nicht ungewöhnlich.

  3. Am 23.01.2014 habe ich auf der Insel Sal – Kap Verden abends um ca. 19.00 Uhr (Ortszeit) etwas verglühen sehen. Aus einem Feuerball wurden kurz darauf 2. Das Ganze dauerte wenige Sekunden und war bei klarem Himmel gut sichtbar.
    Falls mehr Details darüber bekannt sind, würde ich mich über Infos sehr freuen.
    Mit freundlichen Grüßen
    E. Henning

  4. Konnte Heute einen sehen:
    Zeit: Samstag 31. Mai 2014 Uhrzeit: 1:32 / 1:33
    Ort: West Deutschland, Düren, 3ter Stock,
    Beobachtung war in Richtung Osten leicht südlich auf ca. 120 Grad
    Meteroit: Sehr Hell , super sehr, sehr schnell, glühte ca. 1 sek. lang weiß, wenig rot, fast senkrecht, eindeutig in der Erdatmosphere, ohne Sichtungshilfe.

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