Lichtverschmutzung 2.0 – der Horror geht weiter

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Vergessen Sie alles, was Sie über Lichtverschmutzung zu wissen glauben: Jetzt kommt die LED-Technik! Auf was für Scheußlichkeiten wir uns in Zukunft einstellen müssen – und warum es trotzdem keinen Grund zur Resignation gibt.

Als ich mich vor ein paar Wochen kritisch über den Bundeswettbewerb zur effizienten Stadtbeleuchtung geäußert habe, ergab sich eine kleine Diskussion. Christian Reinboth von der HarzOptics GmbH schrieb in einem Kommentar, dass die neue LED-Technik bei richtiger Anwendung zu einer Reduzierung des Streulichts und damit der Lichtverschmutzung beitragen könne. In seinem eigenen Blog führt er dieses Thema weiter aus. Ich möchte Christians gute Absichten nicht in Abrede stellen, aber ich halte seine Einschätzung für ein bisschen zu blauäugig. Die Entwicklung geht längst in eine andere, sehr schlimme Richtung.

Blau ist das Stichwort. Der blaue Lichthorror, der seit ein paar Wochen im Raum Karlsruhe für Unruhe sorgt, könnte ein "Vorbild" sein für das, was uns die Lichtfanatiker als nächstes vorsetzen wollen. Hitzig wurde in diversen Astronomieforen darüber diskutiert. Mit eigenen Augen habe ich es bislang nicht sehen müssen, deshalb zitiere ich die Homepage der Astronomiefreunde Waghäusel e.V.:

Mit sprachlosem Entsetzen haben wir nach der Eröffnung des Standortes des oberderdinger Unternehmens BLANCO in Bruchsal zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Nachthimmel nie wieder dunkel sein würde. Mit einer Leistung von rund 40.000 Watt strahlen etwa 16.000 blaue LEDs an der Edelstahlfassade des Logistikzentrums entlang senkrecht in den Himmel. Myriarden von Staubteilchen Dampftröpfchen und Aerosole streuen die Lichtstrahlen – und die Unterseite von Wolken, so sie vorhanden sind, erstrahlen in tiefem Blau. Ein schrecklicher Lichtdom ungekannten Ausmaßes reckt sich wie ein drohender Finger kilometerweit in die Höhe und macht alle Versuche noch einigermaßen sinnvoll Astronomie zu betreiben zunichte.

Bild rechts: Lichtwerbung bizarr – der "Leuchtturm von Bruchsal". Diese Montage aus zwei Einzelbildern gibt den visuellen Eindruck gut wieder. (Rolf Kaiser)

Doch der Reihe nach: Bruchsal ist Sitz des Logistikzentrums der Firma Blanco, eines Herstellers für Spülen. Um das Gebäude "in Szene" zu setzen, hat man sich bei Blanco etwas ganz besonderes ausgedacht: Rund 16.000 blaue LEDs sollen die Halle erhellen – von außen, wohlgemerkt. Das allein wäre ja nichts Neues. Damit aber auch der Rest des Sonnensystems etwas von der Blancowerbung hat, schießt ein erheblicher Teil des Lichts am Gebäude vorbei in den Nachthimmel und dann ab in den Weltraum. Ergebnis: ein mehrere Kilometer hoher Lichtdom erhellt nun den kleinen Ort und die Landschaft drum herum, selbst aus 40 Kilometern Entfernung ist der "bruchsaler Bunsenbrenner" noch sichtbar. Pech für alle, die es nachts gerne dunkel hätten: Die Nacht war gestern – heute ist Blanco!

Während sich Firmenleitung und die örtliche Presse noch über den tollen Coup freuten, fanden ein paar Amateurastronomen, dass das Ende der Nacht gar kein Grund zum feiern sei. Die Spielverderber beschwerten sich und starteten eine ausgewachsene Pressekampagne. Mit Erfolg: Nach einigem Hin- und Her lenkte der Spülenhersteller ein und versprach, die Leuchten geeignet abzuschirmen und die Beleuchtung auf das Gebäude zu beschränken. So schön dieser Erfolg der Astronomen auch ist – den Worten müssen erst einmal Taten folgen. Und auch wenn sich Blanco an sein Wort hält, ist das kein Grund, das Thema zu den Akten zu legen.

Denn erstens ist Blanco ein Menetekel für die Beleuchtungskatastrophen, die uns durch die LED-Technik noch bevorstehen. Ein paar Dutzend Anlagen dieses Kalibers und die Nacht ist hierzulande endgültig Geschichte, Sterne gucken kann man dann vergessen. Zweitens kann man anhand der Vorkommnisse sehr schön studieren, wie künftige Konflikte ablaufen werden und worauf man sich einstellen muss, will man die Blancoisierung der Nacht nicht so ohne weiteres hinnehmen.

Links: Der neue Nordwesthorizont der Privatsternwarte Kaiser in Obergrombach. (Rolf Kaiser)

40.000 Watt – das sei ja fünfmal weniger als eine herkömmliche Beleuchtung verbraucht hätte, so jubelte die Geschäftsleitung der Spülenbauer. Damit sei die Werbeanlage besonders energiesparend – "grüne" Lichtverschmutzung sozusagen. Das ist das Problem: Weil LEDs bei gleicher Lichtausbeute tatsächlich deutlich weniger Strom verbrauchen als herkömmliche Lampen, wird zukünftig alles, was damit angestellt wird, unter dem Titel "energiesparend" verkauft – so sinnfrei die einzelne Anwendung auch sein mag. Wenn Milchmädchen rechnen oder Unternehmer plötzlich Umweltschutzkompetenzen entdecken, sollte man aber besser zweimal hinschauen. Denn das Argument hinkt, und zwar gewaltig: Licht, dass einfach zum Spaß in die Luft geschossen wird, ist immer verpulvert, egal wie hoch die Leistung der Lampen auch sein mag. LED-Technik macht Sinn bei notwendiger Beleuchtung, etwa im Straßenverkehr, nicht aber bei Anlagen, die überflüssig, maßlos und schädlich sind und nur der Werbung dienen. Das Pseudoargument "energiesparend" werden uns die Lichtverschmutzer in Zukunft verstärkt um die Ohren hauen und damit all die Sauereien rechtfertigen, die schon in ihren Schubladen liegen. Nein, die LED-Technik in der Beleuchtung ist zu begrüßen, weil sie Energie sparen kann und Lichtverschmutzung reduzieren kann, wenn man sie denn richtig einsetzt. Nur leider wird der Mensch, wie so oft, mit dieser Technologie auch eine Menge Unsinn anstellen.

Und ab ins All: Energiesparende Außenbeleuchtung 2008 – Innovation made by Holper in Austria. (Rolf Kaiser)

Umweltschutzgedanken sind den Lichtfreaks fern, der Sternenhimmel noch viel ferner. Ihre wirkliche Einstellung wird durch eine nette Anekdote der Blancostory offenbar. In einem Bericht über den Protest der Sternfreunde Waghäusel in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 2. August meldete sich auch Frank Straub zu Wort, geschäftsführender Gesellschafter des Spülenproduzenten. Ja, mit der Außenbeleuchtung habe man eine werbewirksame Präsentation des Unternehmens beabsichtigt. "Was wir nicht wussten, war, dass das Licht so hoch strahlt." Als man bei der Premiere die wahren Ausmaße der Anlage dann bemerkt hatte war die Reaktion darauf – Freude. "Ein angenehmer Nebeneffekt, der zunächst Begeisterung ausgelöst habe…"

Im Klartext: Der von Blanco engagierte "Beleuchtungskünstler", ein gewisser Walter Holper aus Haid in Österreich, hat den Auftrag sagenhaft dilettantisch realisiert. Was ihn auch immer zum Lichtdesigner qualifiziert, ist mir schleierhaft, offensichtlich ist er schon mit der Ausrichtung von Lampen auf ein Gebäude überfordert. Doch anstatt das Malheur zu erkennen und die Anlage nachzubessern, fand man das Resultat allenthalben so toll, dass man die Lichtsauerei hinterher auch noch besondere Innovation der Werbekunst präsentierte. Ein unglaublicher Vorgang. Eine solche Aussage wie die von Herrn Straub zeugt von einem ungekannten Ausmaß an Ignoranz. Was außerhalb des Unternehmens so passiert, wird nicht wahrgenommen. Und wenn Herr Straub dann im selben Artikel meint, er habe den Eindruck, dass "sich der öffentliche Verdruss über das Phänomen Lichtverschmutzung momentan auf die Firma Blanco konzentriert" möchte man ihm nur zurufen: "Vielleicht, weil die Firma Blanco einer der zur Zeit größten Lichtverschmutzer Deutschlands ist?"

Bild links: Der "bruchsaler Bunsenbrenner" aus 20(!) Kilometer Entfernung. (Wolfgang Stegmüller) 

Aber immerhin – die Firma hat sich bereit erklärt, auf die Kritik zu reagieren und einzulenken: Durch Abschirmbleche am oberen Gebäuderand soll die Abstrahlung des LED-Lichts in den Himmel wirksam verhindert werden. Außerdem wolle man prüfen, ob eine leichte Winkelveränderungen der Strahler notwendig sei. Im September soll darüber hinaus während des Vogelzugs und bis zum Abschluss der baulichen Maßnahmen die Anlage komplett abgeschaltet werden. Dies alles wird der Firma sicherlich Geld kosten, und man muss Blanco diese Einsicht hoch anrechnen. Es scheint, als wären die Umweltleitlinien der Firma doch mehr als hohle Worte auf der Homepage, wo es heißt: "Bewahrung und Schutz unserer Umwelt ist Bestandteil der Unternehmenspolitik." Richtig wäre indes auch, die Zeche für die Nachbesserungen denjenigen zahlen zu lassen, der sie erforderlich gemacht hat: den Beleuchtungsamateur aus Österreich.

Wie gesagt – Worte sind noch keine Taten. Ich rate den Astronomen in Waghäusel, weiter wachsam zu sein. Hoffentlich nimmt man bei Blanco die Sache ernst und wartet nicht nur, dass sich die Wogen glätten um dann von den Zusagen nichts mehr wissen zu wollen.


Pure Blanco-Werbung? Völlig kritiklose Berichterstattung in der Lokalpresse. Anklicken zum Vergrößern. (Badische Neueste Nachrichten)

Die Blancostory zeigt aber auch: Widerstand lohnt sich, ein paar Amateurastronomen können durchaus Erfolg haben, wenn sie sich nur richtig zu Wort melden und die Gegenseite mit sich reden lässt. Das sollte all jenen Mut machen, die sich mit ähnlichen Problemen herumschlagen. Auf Unterstützung von anderer Seite brauchen sie dabei indes nicht zu hoffen. Haben sich denn irgendwelche Umweltschutzverbände an der Anlage gestört? Wurde die Presse nicht erst aktiv, als sich der Widerstand von Seiten der Sterngucker regte? Die Frage, ob Blanco nicht ein  bisschen am Ziel vorbei geschossen hat, kam offenbar keinem der Redakteure bei den Badischen Neuesten Nachrichten – und wieso 40.000 in den Nachthimmel gestrahlte Watt energiesparend sein sollen, hat auch niemanden interessiert. Die erste Meldung der genannten Zeitung sprach von einer "Weltpremiere" mit einer "hervorragenden Fernwirkung bei gleichzeitig geringem Energieeinsatz" und klang wie aus einer Blanco-Werbebroschüre entnommen. Das ist Journalismus, auf den man gut verzichten kann.

Nein, es waren wieder einmal einzig ein paar Amateurastronomen, die das Maul aufbekommen haben. Dabei geht es hier gar nicht so sehr darum, ob ein paar Sternengucker ihr Hobby noch betreiben können. Auch nicht, ob Zugvögel vom Kurs abkommen, Insekten verbrennen oder Fledermäuse keine Nahrung mehr finden. Ob zuviel Licht den Menschen krank macht, gar Krebs auslöst, mag für die Medizin interessant sein, in anbetracht anderer Gesundheitsrisiken verliert die Frage aber schnell an Bedeutung. Nein, diese Dinge sind nicht zentral bei der Diskussion über Lichtverschmutzung wie in Bruchsal. Der tiefer liegende Punkt ist ein anderer.

Rechts: Vor Ort in Bruchsal. Was wird hier eigentlich beleuchtet? (Rolf Kaiser)

Es geht darum, welches Bedürfnis schwerer wiegt: Das des Unternehmers, für seinen wirtschaftlichen Erfolg einen möglichst großen Werbeerfolg zu erzielen – oder dass der Allgemeinheit auf eine ruhige und dunkle Nacht? Ich plädiere ganz klar für Letzteres, und nicht nur als Sterngucker. Eine Gesellschaft, die täglich von morgens bis abends von Werbemüll aus Nervradio, Deppenfernsehen und Blödzeitung bombardiert wird, hat Ruhephasen bitter nötig. Dazu gehört Stille, halbwegs saubere Luft, ein bisschen Rest-Natur und noch einiges mehr. Und – ja – auch die Dunkelheit. Ob Hobbyastronom oder nicht, die dunkle Nacht dient dem Menschen zur Erholung, physisch wie psychisch. Das Nervradio kann ich ausschalten, das Deppenfernsehen abmelden, die Blödzeitung am Kiosk liegen lassen – der Werbung am Nachthimmel bin ich ausgeliefert. Hier geht es darum, dass nicht alles sein muss, was sein kann: Ein Unternehmer darf und soll Werbung machen, aber bitte mit Rücksicht auf den Rest der Welt und bei Einhaltung gewisser Grenzen.

Es bleibt noch viel zu tun, für Resignation ist es zu früh. Erst wenige Länder kennen Gesetze gegen den Lichtwahn, in anderen gibt es zumindest Initiativen. In Deutschland kommt demnächst eine Petition vor den Ausschuss des Bundestages. Gerade ging in Wien das 8. Europäische Symposium zum Schutz des Nachthimmels zu Ende. Nächstes Jahr startet das internationale Jahr der Astronomie – sorgen wir, die Amateurastronomen dafür, dass das Problem Lichtverschmutzung nicht bloß am Rande auftaucht!

 

Oben: BNN am 2. August 2008. Anklicken zum Vergrößern.

Sicher, wir sind nicht viele. Weit mehr Menschen lassen sich lieber am Wochenende Plastikmusik in Großraumdiskos um die Ohren blasen, als sich mit einem Teleskop auf die Wiese zu stellen. Oder lieben es, sich Nacht für Nacht von der barbusigen Frau im Verarschfernsehen das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen, während sie sich abmühen, 8 Begriffe mit "doof" im Wort zu finden. Wir Amateurastronomen sind halt nicht normal. Aber auch für uns hoffnungslose Spinner muss es in unserer großen Gesellschaft ein Plätzchen geben – irgendwo auf einer dunklen Wiese. Lasst es uns, bitte!

Und wenn nicht, dann müssen wir halt etwas für Unruhe sorgen, wie in Bruchsal.

Ich danke Wolfgang Stegmüller und den Astronomiefreunden 2000 Waghäusel für ihren Einsatz um den dunklen Nachthimmel über Bruchsal und darüber hinaus sowie für die freundliche Genehmigung, ihre Bilder hier verwenden zu dürfen!

Jan Hattenbach

 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

38 Kommentare

  1. Kann man aufeinander zugehen?

    > Durch Abschirmbleche am oberen
    > Gebäuderand soll die Abstrahlung des
    > LED-Lichts in den Himmel wirksam
    > verhindert werden.

    Das klingt recht nett, aber ich glaube nicht so ganz daran. Der Vorteil bei LED-Leuchtkoerpern ist doch, dass sie so klein und kompakt sind, dass man ohne aufwaendige bauliche Aenderungen flexibel in der Lichtgestltung sein kann.

    Schutzblech ja, aber warum werden die LEDs nicht gleich so daran befestigt, dass sie von der Dachkante nach innen und unten strahlen? Dann haette der Unternehmer seine Werbung und wuerde allen anderen trotzdem den Nachthimmel lassen. Ein weiterer Vorteil: Es liesse sich damit bestimmt noch eine Menge Strom sparen. Auch 40 kW * 12 Stunden pro Nacht * 365 Tage im Jahr macht stolze 175200 kWh im Jahr, schlaegt also immer noch finanziell nicht unerheblich zu Buche.

    Somit existiert schon noch ein finanzieller Anreiz, nach einer besseren Loesung zu suchen.

    Ich denke, in der Diskussion mit solchen Verursachern sollte man versuchen, kooperativ zu sein. Wahrscheinlich existieren da erhebliche Vorurteile, die verhindern, dass die richtig zuhoeren.

    Es sollte erst einmal klargemacht werden, dass man gar nicht unbedingt denen ihr Licht nicht goennt. Die sollen es ja haben. Nur sollen sie es bitte schon auch fuer sich behalten und nicht ungefragt alle anderen damit begluecken.

  2. Das wird kein Einzelfall bleiben

    Diese “umweltfreundliche” Himmelsbeleuchtung wird sicher bald Nachahmer finden. Vielleicht tragen solch krasse Fälle dazu bei, daß eine gesetzliche Regelung doch schneller zu Stande kommt.

  3. Lichtverschmutzung durch die Fa.Blanco

    Hallo Jan,
    Deinen Artikel über die Lichtverschmutzung rund um Bruchsal musste ich gleich zwei mal lesen. Denn Du hast die treffende Worte geschrieben, die mir fehlen.
    Wenn ich auf meiner Sternwarte bin, empfinde ich seit Wochen nur noch Frust und Ärger. Ab 0 Uhr 30 wird es angenehm, denn dann schaltet Blanco in ca. 12 km Entfernung sein Flutlicht aus.
    Es wird Nacht!!!!!!!!!!!!!
    Doch da ich noch kein Rentner bin, muss ich meine Geräte um die Uhrzeit wieder einpacken.
    Vielen Dank für dein Schreiben.
    Gruß Roland Zimmermann

  4. Kooperation – ja!

    Ich stimme Michael Kahn zu, dass man den Leuten nicht “mit dem Allerwertesten ins G’sicht fahren sollte” wie es auf gut österreichisch heißt. Erst mal aufklären. Den meisten Menschen – ob sie nun zu den Verursachern gehören oder nicht – ist es nicht einmal bewusst, dass Licht in der Nacht ein Problem ist – und das nicht nur für Astronomen, sondern für ziemlich viele Spezies auf diesem Planeten, für manche existenzbedrohend.

    Das Beispiel Blanco wurde bei der Darksky 2008 in Wien vorgestellt, allerdings wurden wir auch informiert, dass es “hier bereits eine Lösung gebe”, unter anderem eine Hotline, bei der Astronomen einen dunklen Himmel bestellen können (sprich, dass die Beleuchtung abgeschaltet wird). Was ist da dran? Oder habe ich was falsch verstanden?

  5. Nachthimmel als Werbefläche – Nein!

    Hallo Maria,

    das mit der “hotline” stimmt, so weit ich das von Seiten der Waghäusler Astrofreunde weiss.

    Aber bitte: soll man jetzt jeden Unternehmer anrufen müssen, damit er mal sein exorbitantes Werbelicht abstellt? Das ist überhaupt nicht praktikabel. Im Falle Blanco kann es nur eine Übergangslösung sein.

    Kompromissbereitschaft ist wichtig – aber es gibt auch Ausnahmen. Entweder der Nachthimmel ist eine Werbefläche, oder nicht…

    Viele Grüße,

    Jan

  6. Noch verrücktere Projekte

    In den siebziger Jahren las man oft von Zukunftsvisionen, daß man doch überdimensionale Spiegel im Weltraum installieren könne, mit denen man das Sonnenlicht auf die Nachtseite der Erde lenken könne. Dadurch könne man z.b. die Straßenbeleuchtung einsparen und die Kriminalität wesentlich eindämmen. Vollkommen hirnrissig, aber man hörte das damals immer wieder. Ich vermute fast, das kam aus dem Umfeld der NASA, weil man einen Rechtfertigungsdruck spürte wegen der hohen Kosten. Man wollte wohl etwas leicht zu begreifendes, auf den ersten Blick nützliches anbieten. Das wäre natürlich das Ende des nächtlichen Sternhimmels gewesen.

  7. Weltraumspiegel

    Hallo Marco,

    1999 waren die Russen kurz davor, einen solchen Weltraumspiegel in Betrieb zu nehmen. Das Projekt scheiterte dann aben (aus meiner Sicht glücklicherweise) und der Spiegel verglühte beim Absturz in die Atmosphäre:

    “Ein mehrere Kilometer breiter Lichtkegel soll Donnerstag abend über die Erde hinwegziehen. Ursprung des Lichts ist der Weltraumspiegel des russischen Raumfahrtprojekts “Snamja” , zu deutsch: “Flagge”. Die Strahlen aus dem Weltraum sollen nach Angaben der Forscher in den Polarregionen das Leben angenehmer machen und Stromkosten sparen. Bei gutem Wetter wird der Lichtkegel laut russischer Raumfahrtagentur kurz vor 19.00 Uhr MEZ auch in Deutschland zu sehen sein. Das kreisförmige Aluminiumsegel ist am Versorgungsschiff Progress befestigt, das an der Raumstation Mir ankert. Kosmonauten an Bord der Mir richten das Segel in einer Höhe von 360 Kilometer per Hand aus. Dann soll der Spiegel das nächtliche Kasachstan mit der fünf- bis zehnfachen Stärke von vollem Mondlicht erhellen. Der bis zu acht Kilometer breite Lichtkegel soll, der Umlaufbahn von Progress folgend, über Rußland, Deutschland, Belgien, Kanada und gegen 2.00 Uhr Freitag früh über den USA aufleuchten. Bereits im Februar 1993 hatten die russischen Forscher ein fünf Stunden dauerndes Experiment mit einem kleineren Segel durchgeführt. Sie planen, im Jahr 2000 einen Aluminiumspiegel mit einem Durchmesser von 70 Metern längerfristig aufzuspannen. Negative Auswirkungen, wie sie etwa von Umweltschützern für den Biorythmus von Tieren im arktischen Norden befürchtet werden, seien nach Ansicht der Forscher nicht zu erwarten. Es sei auch nicht geplant, die Erdoberfläche zu erwärmen oder den Pflanzenanbau in der Polarregion zu ermöglichen. Quelle: AFP, 3.2.99 “

    “Moskau. – Der Weltraumspiegel, mit dem russische Wissenschaftler Sonnenstrahlen zur Erde umlenken wollten, ist nach dem Scheitern des Experiments in der Erdatmosphäre verglüht. In der Nacht zum Freitag war es der Besatzung der Raumstation Mir nicht gelungen, den auf einen Raumtransporter montierten Folienspiegel ganz aufzuspannen. Die hauchdünne Folie verfing sich in einer Antenne. (SDA) 6.2.1999”

    Auf dieser Seite wird das Experiment genauer dargestellt, und auch die Kritik daran wird nicht ausgespart: http://mic-ro.com/workspace/solararbeit.html

    Und hier noch eine – sehr kritische – Kommentierung aus astronomischer Sicht: http://www.astronomie.de/…umspiegel/spiegel5.htm

    10 Mal so hell wie der Vollmond – das ist immer noch 40000 mal schwächer als die Sonne. Das ist eher vergleichbar mit einem äußerst trüben, bedeckten Wintertag. Wer da nicht depressiv wird…

    Ich fürchte, dieses Thema wird früher oder später wieder hochgekocht werden!

    Jan

  8. Interessanter Hinweis

    Danke für den interessanten Hinweis. Daß diese Überlegungen noch vor ein paar Jahren so konkret verwirklicht werden sollten, wußte ich gar nicht. Zum Glück ist Raumfahrt ziemlich teuer. Und daß man sich plötzlich um die paar Leutchen in der Polarregion sorgt, kommt mir auch ein bißchen merkwürdig vor. Nur um ein fahles Leuchten, nicht richtig Tag, nicht Nacht, würde man doch nicht so viel Geld ausgeben. Gibt es gar militärische Hintergedanken ?

  9. Warum?

    Tja, da bin ich mir auch nicht so sicher. Ich gehe mal davon aus, dass die Leute in der Raumfahrt rechnen können und daher wissen, wie hell ein solcher Spiegel wirklich ist. Was die Russen vor 9 Jahren dazu getrieben hat, weiss ich nicht.

    Wenn die “normale” Lichtverschmutzung aber weiter so fortschreitet, fällt ein solcher Weltraumspiegel bald sowieso nicht mehr auf…ok, das ist jetzt wahrscheinlich zu pessimistisch!

  10. hi aus Berlin

    1. Die Idee Weltraumspiegel geht übrigens auf Raumfahrtpionier H. Oberth zurück – zumindest hat es in seiner Dissertationsschrift “Rakete zu den Planetenräumen” (1923) vorgeschlagen.

    2. obgleich es hier vor zehn Jahren auch merklich sternguckerisch-angenehmer war, so finde ich doch manche künstlerische Gebäudebeleuchtung ganz hübsch – so rein vom ästhetischen Standpunkt. Ich denke, es gibt unserer ‘jungen’ Stadt ein Erscheinungsbild, das zu ihrem Image passt, so rein vom Marketingkonzept her.

    Ich suche seit Jahren nach einer Lösung dieses Gewissenskonfliktes. Vorgeschlagen wird ja immer wieder energie- und lichtsparende Schummerbeleuchtungen von den Türmen abwärts gerichtet, statt Schlagscheinwerfern von unten an die Wände… aber auch das strahlt natürlich in die Landschaft: die Wand-Albedo ist geringer, aber nicht null (sonst ginge ja auch der Kunst-Effekt flöten).

    Schlimmer finde ich ja eher ‘auf dem Land’ die Lichtkugeln in den Gärten und LED-Galerien an den Garageneinfahrten (offenbar fühlen sich immer mehr Leute im Cockpit ihre PKWs zu lichtdesgnerisch-overkillenden Höhenflügen berufen)… Nun, aber irgendwie kann man es den Leuten auch nicht verbieten… Oder? Muss denn wirklich jeder Hauseigentümer einen so gewaltigen Lichtparkur aufbauen?

    Nun, jedenfalls ist das einer der Gründe, weshalb ich dankbar bin, dass ich mich mit der theoretischen Astronomie (in Gestalt von Geschichte, Philosophie, theoretischer Physik) beschäftigen durfte… und ich bete, dass ich es auch weiterhin darf, also bezahlt kriege.

    … und so lange man noch überhaupt ein paar dunkle Flecken auf der Welt hätte, wo man zum Sternegucken hin kann, ist es doch schön.

  11. Lichtverschmutzung

    Was in Slowenien im Gesetz verankert ist,nämlich der Schutz des Himmels, ist doch sicherlich auch bei uns möglich.
    Gibt denn unser Grundgesetz keine Handhabe dafür? Vielleicht kann da ein juristisch bewanderter Amateurastronom da mal nachhaken!

  12. riesen Sauerei – Lichtverschmutzung

    Ich bin selbst einer dieser “hoffnungslosen Spinner” und konnte mit meinem 10″ Teleskop vom Balkon aus (zumindest nach 02:00) den Nachthimmel genießen. Nachdem aber eine kleine Firma für Bäder u. Sanitäreinrichtungen seine Reklame reaktiviert hat, ist es damit entgültig vorbei. Es ist mir sogar unmöglich, die hellsten Sterne (z.B. Arcturus, Deneb) als Referenz-Sterne für die Teleskopsteuerung zu verwenden, weil ich sie schlicht nicht mehr sehe. Leider brennt diese Reklame von ca. 19:00 ab – die ganze Nacht. Ein Gespräch mir dem Ladeninhaber hat nur gebracht, dass er mir sagte, (Zitat) “dann musst Du halt woanders die Sterne zählen”.
    Dass seine Reklame sowieso kein Mensch sieht, weil in der Gegend sonst kein anderes Geschäft ist und auch des Nächtens keine Sau unterwegs ist, ließ er nicht gelten. So viel ignoranz u. überheblichkeit macht mich echt traurig u. zeigt einmal mehr, dass der Gesetzgeber gefragt ist.

  13. Sollte möglich sein

    Ja, ich denke auch, dass nur ein Gesetz gegen Lichtverschmutzung hilft. Freiwillig hat da keiner ein Einsehen.

    Vor allem braucht es eine Richtlinie.

    Ehrlich gesagt, mir genügt es nicht, wenn man irgendwo auf der Welt beobachten kann, weil ich kein Freund von Flugreisen bin (fliegen tu ich gern, das ist was anderes) Und ehrlich gesagt, das ist doch verrückt – auf die Südhalbkugel zu fliegen, um ein paar Sterne zu sehen. Oder? Man könnte das auch hier erledigen. Und: in spätestens 10-20 Jahren werden die Regionen auf der Südhalbkugel genauso lichtverschmutzt sein wie hier (auch wenn es zB in der Atacamawüste eine logistische Herausforderung ist…). Wenn wir kein Einsehen haben, wieso sollten dann die Afrikaner oder Südamerikaner eins haben? Wir wissen aus vielen anderen Beispielen, dass jedes Land, wenn es nur eine Gelegenheit dazu hat, unsere “Zivilisationssünden” wiederholt, egal welche Erfahrungen wir gemacht haben.

    @Susanne, ich finde auch, dass der künstlerische Aspekt nicht unwesentlich ist (danke für den Einwurf). Aber das muss ja nicht bedeuten, dass gnaden- und erbarmungslos 365 Tage im Jahr die ganze Nacht beleuchtet wird. So wie ein Stadtfest auch nur gelegentlich und nicht permanent stattfindet. Im Gegenteil: die Wirkung wäre viel größer, wenn das Aktionen wären und keine Permanenteinrichtung.

    Auch wir Himmelsfanatiker schalten abends das Licht an. Ich seh da keinen Widerspruch zum Lichtschutz.

  14. Leuchtpause….

    Am Samstag habe ich auf der AME aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass der Bruchsaler Bunsenbrenner tatsächlich seit Anfang September aus ist – vorläufig und bis zum Ende des Vogelzugs im November.

    Bis dahin soll für eine vernünftige Abschirmung gesorgt werden. Es bleibt spannend zu sehen, wie die Baumaßnahmen sich auswirken.

  15. Huch…

    …den Artikel lese ich ja jetzt erst – dabei werde ich sogar im Text erwähnt. Schande über mich! Von den blauen Scheusslichkeiten im Bild will ich mich mal ganz flink distanzieren, denn da gehen unsere Arbeiten bei HarzOptics wirklich in eine ganz andere Richtung. Inzwischen sind wir uns ziemlich sicher, eine optimale Lösung für das Problem gefunden zu haben – nun muss nur noch der Gesetzgeber mitspielen und diese auch zulassen. Wenn ich dazu komme, werde ich in den nächsten Tagen mal was zum Thema Lichtverschmutzung und LED in meinem Blog schreiben und unsere Lösung kurz umreißen (wofür ich mich allerdings mit meinen Kollegen absprechen muss…).

  16. Sorry…

    Hallo Christian,

    du bist mir hoffentlich nicht böse, dass ich dich in diesem Text genannt habe? Dass du bzw. HarzOptics mit der Geschichte in Bruchsal nichts zu tun haben, ist hoffentlich rübergekommen…

    Ich bin mal sehr gespannt auf eure Lösung und freue mich auf deinen nächsten Blogbeitrag!

  17. Kein Problem

    …denn schließlich gibt es keine schlechte PR. Ich habe Dir zu unseren Lampen mal eine E-Mail zukommen lassen und hoffe, die Ideen stoßen auf Wohlgefallen. Wenn es mit der Zulassung funktioniert, können wir möglicherweise bald ein Demo-Objekt aufbauen und fachlich-astronomisch begutachten lassen.

  18. Lösungsansatz

    Passend zur Diskussion von heute Morgen wagen wir uns heute mit unserem bereits fertig entwickelten Lösungsansatz aus der Deckung. Hauptziele unseres Vorhabens sind die Minimierung des Energieverbrauchs und der Anziehungskraft auf Insekten, wir haben uns aber bei der Entwicklung der LED-Straßenlampe den Luxus gegönnt, auch die Bedürfnisse der Astronomen (sowie der Vögel und Fledermäuse) so weit wie möglich zu berücksichtigen:

    http://www.scienceblogs.de/…tzung-verringern.php

  19. zum Lösungsansatz

    Hallo Christian,

    dein Artikel ist sehr interessant. Ich hhabe dir auch schon einen Kommentar dazu geschrieben. Die Diskussion sollte in deinen Blog verlagert werden, deshalb äußere ich mich hier nicht im Detail dazu!

    Gruß,

    Jan

  20. Lichtverschmutzung

    Mich macht diese Lichtverschmutzung einfach nur noch wütend! Dort und da ne Lichtglocke. Trotzdem fährt mann raus, baut auf. Nur um dann festzustellen, dass irgendwo wieder ein neuer SkyBeamer dazugekommen ist. Ich fühle mich dann einfach nur noch ohnmächtig. Kann mann gegen soviel Unfug nicht rechtlich vorgehen?

  21. Lichtverschmutzung und Gesetz

    Hallo Jan,

    ich möchte deiner Einschätzung, des Grundproblems: “Werbebedürfnis des Unternehmers vs Dunkelheitsbedürfnis der Allgemeinheit” noch etwas hinzufügen:
    Ich denke es geht auch darum, ob jeder umweltverschmutzende Substanzen einfach so emittieren darf. Es erscheint uns selbstverständlich, daß niemand Chemikalien zb. Öl einfach irgendwo auskippen darf. Das gilt Übrigens auch für Laser-Licht, also warum nicht für gewöhnliches Licht? Es gibt doch heute genug Hinweise, daß Licht zur Nacht Umwelt und Menschen gefährdet!

    Wie die Aussage des Unternehmers deutlich erkennen läßt, handelt es sich um ein Mentalitätsproblem. Die Verschmutzer sind sich ihres Unrechts gar nicht bewußt. Das zu ändern ist imho das größte Problem.

    p.s. es wäre interessant zu herauszufinden, ob das in anderen Ländern zb. England nicht bereits etwas anders ist. Bob Mizon erzählte in Wien auf dem Darksky-Symposion, daß Kinder auf die Frage was die Feinde der Astronomen sind, antworten: Clouds and Lightpollution.

  22. In der Schweiz…

    …sind solche Installationen und die “Sky-Dancer” schon seit einigen Jahren verboten.

    Ich bin am Sonntag an dem Lager vorbei gefahren und war recht angetan. Allerdings ist der Standort direkt neben der Autobahn und kann auch dort zu einer Gefahr werden.

    Gebäude sollen ruhig interessant beleuchtet werden, aber das geht mir auch zu weit.

  23. verwendung eines Fotos

    Hallo Jan Hattenbach,

    Ich weiß nicht, wie ich Sie anders kontaktieren kann. Ich möchte ein Foto aus diesem Blog für meine Seite verwenden…

  24. Wird es noch schlimmer kommen?

    Hallo,

    es ist kaum zu glauben, welche Horrorszenarien dabei sind, Realität zu werden. Man werfe einen Blick auf http://www.lichtkunst24.de
    Unter dem Deckmantel eines Kunstprojekts wird Werbung verkauft – geschickt verknüpft mit der Unterstützung sozialer Projekte. Der Nachthimmel als gigantische Werbefläche.

    Die Beispielbilder sprechen Bände. Man beachte auch die Bilder unter “Werbung” ( http://www.lasermacher.de/laserwerbung )

    Zitate aus der Website: “Ihr Logo auf einem Berg”
    “Lichtkunst fester DPSS-Laser 8 Watt
    Truss Haustechnik, Kassel
    Laserlänge 10 Kilometer. Werbe-Einzugsgebiet 200.000 Personen
    Lichtkünstler Oliver Bienkowski”

    Einmalige künstlerische Projekte mögen ja interessant sein.
    Aber dauerhaft installierte feste Laser? Mit Längen bis zu 70 km?
    Die “geringe Streuung” eines Lasers hilft dem nachtaktiven Tier wohl kaum, das in den Strahl geraten ist (oder sich zufällig im Firmenlogo befindet, das auf den Berg projeziert wurde).

    Soll man sich das künftig so vorstellen:
    “Ihr Sonnenuntergang mit XY-GmbH”?

    Da geht einem der Hut hoch – auch als Nicht-Astronom und “nur” naturbegeisterter Mensch.

    Walter

  25. Lichtexzesse

    Ich wohne auch nördlich von Karlsruhe und darf den Blanco-Lichtfinger bewundern (bis zu meinem seligen Absterben werde ich mir nix mehr von dieser Firma kaufen!!). “Die Freiheit Ihrer Faust endet dort, wo die Nase Ihres Nächsten anfängt”, so der allgemeine juristische Grundsatz. Beim Lärm gibt es die entsprechenden Gesetze und Verordnungen, die unsere Nachtruhe schützen, aber Licht darf jeder Depp emittieren, wie’s die Geldbörse hergibt. Ich glaube kaum, dass die LED-Revolution das bessern wird, die Risiken überwiegen deutlich. Realistischer ist anzunehmen, dass unsere Städte nochmal um etwa einen Faktor 5 heller werden. In diesem Sinne gute Nacht, Freunde der Astronomie!

  26. Anwohner..

    Ich wohne ca. 500 Meter daneben und bin Fotografin. Ich könnte jedes Mal weinen, wenn ich aus meinem Fenster z.B. Gewitter o.ä. fotografieren möchte – mit dieser Hintergrundbeleuchtung ein Ding der Unmöglichkeit.
    Die Aussage des Konzernchefes zum Thema (“Wir sind der Öffentlichkeit keine Rechenschaft über unseren Energieverbrauch schuldig.”)ist einfach nur ognorant und bringt mich zur Weißglut…

  27. @Michelle Weber

    Es ist traurig, dass das Ding wieder strahlt (wenn auch nicht mehr die ganze Nacht, stimmt das?). Vor allem, weil die Zusagen der Firma Blanco sich offenbar in Luft aufgelöst haben. Ich kann dich nur ermutigen, der Firma deinen Unmut mitzuteilen. Vielleicht sogar gemeinsam mit anderen Betroffenen.

    Und wenn ein Brief nicht beantwortet wird oder sich nichts bessert, ist ein Leserbrief an die Lokalpresse auch keine schlechte Idee. Oder an den Bürgermeister. Oder an den Petitionsausschuss des Landtages. Möglichkeiten gibt es, ob es nützt ist nicht sicher. Nur Schweigen nützt garantiert nicht.

    Mein Beileid zu euren “Nachbarn”.

  28. Lichter am Himmel

    Doof mit diesen Lichtern! Aber die Technik selbst finde ich toll.. nur man kann die kirche aucg mal im dorf lassen!

    Genau wie mit diesen Himmelslaternen, da mit diesen laternen aus asien die man im internet kaufen kann z.b. http://www.himmelslichter.com sind echt schön. aber mann muss es ja nicht übertreiben!

    mfg gustav

  29. Gestern auf der A5

    Gestern konnten wir – unterwegs auf der A5 – mit eigenen Augen sehen, wie unglaublich hell der Blanco-Lichtdom in den Nachthimmel strahlt. Das in der vergangenen Nacht durch mittelhohe Wolken reflektierte bläuliche Licht war schon etwa 20 Kilometer vor Bruchsal deutlich sichtbar.

    Das ist ein Skandal: Die Firma Blanco hat gewartet, bis sich die Wellen des Protestes wieder ein wenig geglättet haben und powert nun genau so weiter wie vor Beginn der Proteste durch die Astronomiefreunde Waghäusel e.V. im Sommer 2008.

  30. Rechtliches zu Blanco & Co

    Hallo allerseits,

    es gibt m.E. zwei rechtliche Handhaben gegen diesen (und weitere) Skybeamer, hier bezogen auf Baden-Württemberg: Die Landesbauordnung und das Landesnaturschutzgesetz BW. Gemäß LBO sind Skybeamer immer dann unzulässig, wenn die Lichtstrahlen über reine Wohngebiete, allgemeine Wohngebiete oder Kleinsiedlungsgebiete strahlen (§ 11 Abs. 4) – um das zu beurteilen, hilft ein Blick in den Flächennutzungsplan. Vor Ort muss dann geklärt werden, in welchem Winkel und in welcher Richtung die Skybeamer abstrahlen; dann kann beurteilt werden, ob solche Wohngebiete überstrichen werden (kann man mit etwas Schulmathematik errechnen).

    “Günstiger” scheint mir das Naturschutzrecht in Baden-Württemberg zu sein: Gemäß NatSchG BW sind Skybeamer grundsätzlich u.a. dann unzulässig, wenn sie “von der freien Landschaft aus in störender Weise in Erscheinung treten” (§ 25 Abs. 1). Bei der weitreichenden Wirkung des Blanco-Strahlers scheint mir das der Fall zu sein. Zuständig ist hier die Untere Naturschutzbehörde (bei der Kreisverwaltung). Nach § 25 Abs. 2 kann die UNB Skybeamer (ob auch solche von Abs. 1?) zulassen, dann aber nur außerhalb der Zeiten des Vogelzuges, die ebenfalls in § 25 genannt sind (15.2.-15.5. und 1.9.-30.11.).

    Den Flächennutzungsplan kann ich übers Internet nicht abrufen, aber gemäß map24 liegen in mehreren 100m Entfernung zu dem Gewerbegebiet offenkundig Wohngebiete in westlicher, nördlicher und östlicher Richtung. Die Frage bleibt also nach Abstrahlwinkel und -richtung. Von den Fotos her sieht es sehr nach senkrechter Abstrahlung aus, da wird mit Wohngebieten hier wenig zu machen sein. Also bleibt eher der Weg über das Naturschutzrecht.

    Wenn die örtlichen Behörden nicht zu träge oder gewerbefreundlich sind, bestehen m.E. durchaus Möglichkeiten, mit einer Anzeige gegen dieses Spektakel vorzugehen (auch die Genehmigungen nach § 25 Abs. 2 NatSchG BW sind widerruflich!). Wenn mir jemand die fehlenden Informationen gibt, kann ich das von NRW aus gern mal versuchen, aber es kommt sicherlich besser, wenn das jemand vor Ort tut…

    Viele Grüße, Heiko

  31. Lichter am Himmel

    Diese Lichter sind zwar in vielen Regionen nicht mehr erlaubt, jedoch werden Sie weiterhin verwendet.

    Rechtlich gesehen sicher fragwürdig.

  32. Langzeittrends mit SQM dokumentiert?

    Da dies der meistgelesene KosmoLogs-Artikel zur Lichtverschmutzung ist, erlaube ich mir, einen Link zu einem hochinteressanten Artikel über objektive Messreihen der Himmelshelligkeit mittels SQM über Jahre hinweg anzuhängen: In Neuengland – ähnlicher Industrialisierungsgrad aber stärkere Bevölkerungsballung als in Deutschland – ist es in den letzten 5 Jahren nicht heller geworden. Gibt’s entsprechend sorgfältige Messreihen auch aus deutschen Landen?

  33. SQM Langzeitmessungen

    Die Frage kann glaube ich am besten Andreas Hänel von der FG Dark Sky beantworten. An unserem Standort in der Eifel gibt es erst seit etwa einem Jahr regelmäßige SQM-Messungen.

    Meiner bescheidenen Meinung nach sind die im verlinkten Artikel genannten 5 Jahre nicht genug für eine sinnvolle Aussage. Neue Lampen werden ja nicht monatlich gepflanzt, sondern sehr sporadisch: Da kann sich in einer Region jahrelang nichts ändern, doch dann wird ein Neubaugebiet erschlossen, Leuchtmittel erneuert (was gleichbedeutend mit helleren Lampen ist), und so ergibt sich ein unstetiger Ansprung der Lichtverschmutzung an einem bestimmten Ort.

    Ich bin auch sehr skeptisch, was die Aussagefähigkeit des SQM gerade bei solchen Langzeitmessungen angeht, wenn man nicht extrem auf die Korrektur von Sekundäreffekten wie Luftfeuchtigkeit, jahreszeitlichen Schwankungen des Blattbewuchses oder Schnee berücksichtigt. Gerade das Wetter hat meiner Erfahrung nach einen extemen Einfluss auf die Himmelshelligkeit. Ich habe in diesem Monat in der Eifel bei Monschau den Gegenschein + Zodiakalband gesehen – das erste Mal seit ich dieses Hobby dort betreibe, immerhin schon 14 Jahre. (Und ja, ich weiss, wie der Gegenschein aussieht…) Ein SQM hatten wir natürlich nicht dabei…

    Bei den Kitt Peak-Messungen ist das alles etwas anders: Erstens berücksichtigten diese einen Zeitraum von 20 Jahren und zweitens kamen neben Breitbandmessungen auch spektroskopische Methoden zum Einsatz. Selbst die wechselnde Sonnenaktivität wurde berücksichtigt.

    Langzeitmessungen der Himmelshelligkeit sind keine einfache Sache…

  34. SQM-Messungen + Wetterverhältnisse

    Diesen Artikel wie auch die Antworten finde ich allesamt sehr interessant und möchte Jans letzten Beitrag nochmal unterstreichen.
    SQM-Messungen ohne Erfassung der Wetterbedingungen sind kaum sinnvoll. Luftfeuchtigkeit, (ggfs. geringfügige) Bewölkung usw. beeinflussen die Messergebnisse erheblich.
    Um die Lichtverschmutzung eines Standorts und deren Veränderung zu erfassen, lohnen sich übrigens auch Vergleiche bei völlig bedecktem Himmel:
    an einem schlechten Standort werden die Wolken kräftig angestrahlt und die SQM-Zahlen gehen deutlich nach unten.
    An einem Standort mit sehr geringer Lichtverschmutzung sind die Wolken schwarz und das SQM zeigt dann exorbitante Spitzenwerte an – jeder kann das übrigens live mitverfolgen:
    Dank des Engagements insbes. von Michael Möckel hat unser Verein auf der HTT-Nordwiese die Elsterland-Sternwarte errichtet:
    http://www.herzberger-teleskoptreffen.de/…tw.php
    In dieses Projekt integriert ist auch eine automatisch datenerfassende Wetter- und SQM-Station. Es gibt ja mittlerweile das SQM-LE, das “E” steht dabei für Ethernet, also ein Messgerät welches mit entspr. PC-Anschluss permanente + automatische SQM-L-Messungen vornimmt.
    Parallel dazu werden bei uns sämtliche Wetterdaten aller par Minuten erfasst und obendrein Allsky-Bilder aufgenommen. All das wird aufgezeichnet und die jeweils aktuellen Messwerte und Bilder sind rund um die Uhr im Web zu sehen:
    http://www.elsterland-sternwarte.de/wetter
    Bei “normalen” SQM-Messungen (also bei klarem Sternhimmel) konnten wir außerdem feststellen, dass sich nicht nur die Position der Milchstraße, sondern auch die Lage des Zodiakallichtbandes + Gegenscheins die SQM-Zahlen messbar beeinflussen, dieses Bild des Tschechischen HTT-Besuchers Petr Skala macht das vielleicht vorstellbar:
    http://www.herzberger-teleskoptreffen.de/…01.php

    Die tschechischen Sternfreunde betreiben übrigens im Netz die meines Erachtens beste SQM-Datenbank:
    http://www.skyquality.com
    Klickt bei den einzelnen Messungen mal augf “detail” – auch wenn es auf Tschechisch verfasst ist, kann man dank vieler international gebräuchlicher Fachwörter und Abkürzungen eigentlich alles nachvollziehen, was dort geschrieben steht.
    Auch Germanen dürfen dort gern ihre SQM-Messungen eintragen… 🙂

  35. Bemerkenswert

    Hallo Ralf,

    ich finde es bemerkenswert, was ihr da bei euch aufbaut! Danke für die hochinteressanten Links.

    Jan

  36. Pingback:“Nobelpreisträger” und Sorgenkind: die blaue LED › Himmelslichter › SciLogs - Wissenschaftsblogs

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